Autor Thema: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst  (Gelesen 6447 mal)

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wjassula

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[PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« am: 24.01.2007 | 10:55 »
Hier kommen die Spielberichte der leberwurstigsten Runde evah rein: "In 80 Wochen zu uns selbst", eine PtA - Serie über eine Gruppe Jugendlicher, die ihre Probleme mit sich selbst und den anderen (anfangs) nur über das gemeinsame DSA - Spielen ansprechen können.

Alles über die Charaktere usw. gibt es hier zu lesen.

Gestern haben wir bemerkt, dass die von uns angestrebte Technik, wirklich alles, was zwischen den realen Menschen passiert nur über das Spielgeschehen auszudrücken, echt schwierig umzusetzen ist. Viele von euch werden jetzt sagen: Ha! Haben wir gleich gewusst! - aber hey, wir wollten es wenigstens versuchen.

Dabei trat nach etwa drei Szenen das Problem auf, dass wir im Grunde immer bei dem gleichen Konflikt in jeweils unterschiedlichem Gewand gelandet sind: Können die Spielenden das Spiel druchbrechen, und auch mal das thematisieren, was sie gerade real bewegt, oder schafft es der SL als verkannter Künstler, sie weiter ins "ingame" zu zwingen?
 
In der ersten Szene etwa sollten alle SC einen Grund geliefert bekommen, nach Thorwal zu reisen, und die vorgescriptete Story des SL war nicht nach dem Gusto des Magiers/Walthers, und dann ging es um SL - Autorität vs. Walther, der Selbstbewusstsein aus der Autorität seines Magiers bezieht. Eine andere Szene kreiste um Jasmin, die wegen Volleyball zu spät kam, und deren Elfe dann plötzlich auf einer Waldlichtung aufpuffte. Ein unmotivierter reitender Bote erzählte was von göttergefälliger Wettfahrt, Jasmin sprach durch den Mund ihrer Elfe "Ja, Volleyball, blablubb" und der Bote dann natürlich: "Ihr sprechet seltsam, edles Waldgeschöpf, des Wortes Vo - lai - ball kennet man hier nicht, hei - ho!" ...also ähnliches Problem.

Es gab noch ein, zwei Szenen, die im Grunde genau das gleich machten, und dann unterbrachen wir, um mal zu gucken, wie es weitergehen sollte - so nämlich nicht. Es fehlten - klar - die Issues, und darum geht es ja schliesslich.
Auf Vorschlag von Caynreth hin haben wir den Prozess dann umgedreht, und ausgehend vvon den Issues überlegt, was real der Zündstoff in der Situation sein könnte, und dann erst (und zum Teil erst beim Auflösen des Konfliktes) das ganze in "aventurisch" verpackt.

Das lief dann viel besser, und wir konnten noch zwei, drei schicke Szenen spielen, in denen die Figuren auch mehr Kontur gewannen. Es ging dann im Kern um Jasmin und den Künstler - SL, in deren Beziehungsgebitche der arme Walther hineingezogen wurde. Jasmin fand sich unbeachtet, und begann, das Spiel zu sabotieren, Walther machte einen Schritt auf sie zu, und bekam die für mich schönste Szene des Abends, als er plötzlich Jasmins ingame - Monolog über die Trauer ihrer Elfe beim Tod der Grosseltern mit "Krass! Dein Opa is escht tot?" unterbrach, und also Spiel und Realität mal umgekehrt durcheinanderbrachte. Er war dann noch in der nächsten Szene nachhaltig verstört von der plötzlichen Erkenntnis, dass seine Mitspielerin ein reales Leben hat, und versaute dann aber gleich wieder alles durch *zu viel* Einsatz. Der war echt mein Liebling gestern abend, bin mal gespannt, wies mit dem weitergeht.

Sehr schön dann auch die letzte Szene, als Sl/Phileasson mal zeigen muss, dass er sehr wohl romantisch und aufmerksam sein kann, aber natürlich nicht an seiner Freundin oder wenigstens an deren Charakter, sondern an irgend einem Firnelfenbabe, und Jasmin dann mit der ganzen Verachtung ihrer 15 1/2 Jahre mit gleicher Münze heimzahlt, bloss um dann den verwirrten Mitspileler wieder fallen zu lassen, und mit dem hochroten SL dann doch gemeinsam nach Hause zu fahren.

Also, man sieht an der Zusamenfassung, dass sich das Thema "Realwelt vs Spiel welt" natürlich immer noch durch die Serie zieht (wie auch sonst, ist ja der zentrale KOnflikt), aber wir mussten für uns als Spielende erst mal einen Zugang finden, wie man das so anpackt, dass auch eine Entwicklung stattfinden kann, und nicht immer nur same old, same old. Das ist durch die Maxime "issues zuerst" und die Lockerung des Ingame - Gebots gestern ganz gut gelungen, so dass wir alle zufrieden ins Bettchen gegangen sind.

Rückblickend würde ich übrigens sagen, dass wir wahrscheinlich besser jemandem ein Spotlight gegeben hätten, um thematischen Fokus zu haben. Mit diesen Scene Presences war halt alles gleich (un)wichtig. Ausserdem hat es auch mit der Fanmail nicht geklappt, ich habe ziemlich viel ausgegeben als Producer, aber bis zur vorletzten Szene lag da noch ein Riesenstapel rum.

Freu mich schon aufs nächste Mal!
 
« Letzte Änderung: 24.01.2007 | 12:16 von Jasper »

Offline Suro

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Re: [PtA-Skype]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #1 am: 24.01.2007 | 11:35 »
*räusper* Teamspeak ungleich Skype *hust*

Doch, ich hab ja gestern auch mit reingehört, aber ich fand auch dass es nach eurer Diskussion über die herangehensweise zumindest von außen interessanter wirkte.

"Ihr müsst jetzt aber nachhause gehen"  ;D
Suro janai, Katsuro da!

wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #2 am: 24.01.2007 | 12:16 »
Ja, danke nochmal fürs Rausschmeissen, Mutti  ;D.

TS wars natürlich, nicht Skype.

Offline Schwules Lesbenpony

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Re: [PtA-Skype]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #3 am: 24.01.2007 | 12:23 »
Ah, das war schön gestern.

So jetzt wirds voll erlebnisorientiert und ggf. unklar abgehoben:

Bei allem, was Jasper schon gepostet hat, fand ich die "Macht der Spielwelt" über die Spieler besonders spannend. Unsere Spieler haben sich die Spielwelt als Flucht erschaffen, werden von ihrem "Werk" aber jetzt eher terrorisiert.
Das ging uns als PTA-Spielern anfangs auch nicht anders: Wir sind immer wieder bei dem ingame-outgame-Problem gelandet. Für mich zwang die Struktur des DSA-Spiels, das wir da darstellen, uns ganz radikal in dieses Ingame-Erleben und machte den Zugriff auf die Issues der DSA-Spieler fast unmöglich.
Erst als wir den Ansatz veränderten und die Szenen ganz klar von den Issues ausgehend gestalteten, verschob sich die Gewichtung der Spielwelt. Sie wurde zu einer Metapher des Themas oder ggf. eher Color.

Sehr geil irgendwie.

 ;D und Danke an Mutti!
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wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #4 am: 24.01.2007 | 12:26 »
Nein, ich verstehe das, ich habs ja auch gestern schon verstanden. Dass es am Anfang so zäh war, das war schon voll thematisch richtig. Hab mich aber nicht getraut, das zu posten, weil ich dachte, Fredi kommt dann wieder an mit "Jeminehh, wir sind unser eigenes Kunstwerk, Gott ist das postmodern, labert doch nicht sone Scheisse"  :).

Aber wir ham recht.

Ach, und NÄCHSTES Mal spielen wir doch, dass der Keller Walthers Gebärmutter ist. Und dann schläft er ingame mit seiner Mutter, weil man das am Rashtulswall so macht. Hihi, dann kotzt Fredi ins Mikro  :D.
« Letzte Änderung: 24.01.2007 | 12:31 von Jasper »

Offline Jens

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #5 am: 24.01.2007 | 12:40 »
OMG - wann nehmt ihr auf? Suro, schick mir mal nen Mitschnitt ;D

Offline Lord Verminaard

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #6 am: 24.01.2007 | 12:48 »
Ihr seid ja voll meta ey. ;D
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wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #7 am: 24.01.2007 | 13:20 »
Yo mama´s so meta, she opens up on many different levels at the same time  ;D.

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #8 am: 24.01.2007 | 13:40 »
Wenn Fredi meckert oder ggf. ins Mikro kotzt, dann kann ich nur sagen: PORNO!  >;D

... und Gebärmutterszenen sind echt überbewertet.
... und Walther schläft nicht mit seiner Mutter, weil das ist mein Char!  :korvin:
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Offline Alrik

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #9 am: 24.01.2007 | 19:56 »
Die ersten Szenen waren zwar lustig, aber mir fehlte der OC-Effekt! :) Irgendwie brauch ich doch mehr Beziehungs-Herzschmerz, als ich von mir gedacht hatte, was ist mir dann auch gestern nach den zwei, drei Szenen aufgefallen.

Die Diskussion hat da sehr geholfen. Dass wir nun erst die Issues der realen Welt betrachten und dann versuchen, es nach Aventurien zu transferieren, hat uns zum Schluss echt noch schöne Szenen beschert, die mich dann auch befriedigt haben! ;)

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir in den kommenden Folgen öfters mal in den Spielkeller schneiden können. Das Ganze "durch Aventurien" zu sagen ist nett. Aber auf Dauer könnte ich mir vorstellen, dass wir uns dadurch nur selber schaden, weil wir uns in unseren Möglichkeiten zu sehr einschränken würden. Aventurien ist nun mal nicht die Realität und IMO kann man einiges auch besser zeigen, wenn es direkt zwischen Menschen an einem realen Tisch geschieht.

Tja, aber ansonsten hat´s Spaß gemacht! Ich freu mich auf die Fortsetzung! :)
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Offline Fredi der Elch

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #10 am: 24.01.2007 | 21:10 »
Jasper, cooles Diary! Wenn wir jetzt nicht berühmt werden, weiß ich auch nicht. :D

Dass es am Anfang so zäh war, das war schon voll thematisch richtig. Hab mich aber nicht getraut, das zu posten, weil ich dachte, Fredi kommt dann wieder an mit "Jeminehh, wir sind unser eigenes Kunstwerk, Gott ist das postmodern, labert doch nicht sone Scheisse"  :).
Hinfort, Germanistenpack!! Rollenspiel ist doch keine Kunst!! ;D

Unter uns (und lasst das jetzt keinen hören), ich finde das endgeil! Bei uns ist Rollenspiel eben doch Kunst und diese superpostmoderne selbstreferenzierende Verschachtelung zeigt doch, um wieviele Klassen wir cooler sind als alle Hartwurst-Spackos dieser Welt! Leberwurst!(einself)! ;D };)  Blos, wenn ich das erzähle, halten mich doch alle für ein arrogantes Arschloch. ... hmmmmm, Moment mal...  >;D
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #11 am: 24.01.2007 | 21:12 »
Gott ist das postmodern, laber doch nicht sone Scheisse  :smash:

Offline Dirk

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #12 am: 27.01.2007 | 10:58 »
Tja, jetzt ist postmodern das neue Leberwurst!

Erdmännchen finde ich schon echt putzig!

Aber Koks ist einfach nicht meine Droge.

wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #13 am: 4.02.2007 | 18:45 »
Hallo Mitspieler und Mitspielerinnen, ich wollte hier gerade mal die letzte Session dokumentieren, und habe dabei gemerkt, dass ich diese umwerfende Szene mit Walthers totaler Vernichtung nicht mehr zusammenkriege. Das sollte aber der Nachwelt unbedingt erhalten bleiben! Kann das mal jemand von euch machen?

Ich ergänze dann noch gerne ein paar Punkte, vor allem Beobachtungen zum Spiel selbst, aber den Inhalt der Fiktion hätte ich gern erstmal abgedeckt.

Offline Schwules Lesbenpony

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #14 am: 5.02.2007 | 08:30 »
Ich versuch jetzt mal zu posten, woran ich mich noch erinnern kann. Bitte korrigiert mich:

Die Szene
Der SL schickt Jasmins Figur, Galadriel, Träume, mit deren Hilfe sie irgendein, für den Plotverlauf total wichtiges Rätsel lösen soll. Jasmin selbst ist damit total überfordert und weiß nicht so recht, was sie machen soll. Walther will ihr helfen. Gleichzeitig drängt der SL die restlichen Spieler in einen belanglosen Kampf am Lagerfeuer.

Die Konflikte
Walther ist hin und her gerissen, ob er Jasmin helfen oder sich dem SL fügen soll.
Stakes: Kann Walther seine emotionale Situation sehen und erkennen, dass die ganze RPG-Geschichte für ihn wegen der sozialen Kontakte wichtig ist?

Andreas erkennt, dass sich die ganze Situation wegen des Konfliktes zwischen Stephan und Jasmin zuspitzt.
Stakes: Kann sich Andreas als verantwortungsvoller Erwachsener in dieser Gruppe sehen oder will er seine Interessen durchsetzten? (weiß leider nicht mehr Details)

Stephan versucht seinen Beziehungskonflikt in-game zu lösen, in dem er etwas Spezielles für Jasmin vorbereitet hat.
Stakes: Kann Stephan den Beziehungskonflikt sehen, oder lässt er seine Wut an Jasmin aus?

Konfliktausgang
Es verkacken alle!  ;)
Andreas macht Stephan total zur Sau, indem er ihm vorwirft, Würfelorgien statt Rollenspiel zu betreiben.
Stephan lässt seine Kränkung an Jasmin aus, indem er ihr vorwirft, sich nicht auf das Spiel und seine Ideen einzulassen.
Walther bleibt in seiner emotionalen Überforderung hängen und flüchtet sich in seine Regelwerke und die in-game-Probleme.

Denouement
Walther hatte am Anfang der Folge den Raum extra schön gestaltet und eine spezielle Figur für Jasmin rausgesucht. Am Ende wirft er die ganzen Sachen enttäuscht in seine Rollenspielkiste, die dann unter einem Regal verschwindet.
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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #15 am: 5.02.2007 | 10:03 »
Japp. Genauso hab ich das auch in Erinnerung! Was war das bitter... :'( ;)
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Offline Purzel

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #16 am: 5.02.2007 | 10:53 »
Konfliktausgang
Es verkacken alle!  ;)
Andreas macht Stephan total zur Sau, indem er ihm vorwirft, Würfelorgien statt Rollenspiel zu betreiben.
Stephan lässt seine Kränkung an Jasmin aus, indem er ihr vorwirft, sich nicht auf das Spiel und seine Ideen einzulassen.
Walther bleibt in seiner emotionalen Überforderung hängen und flüchtet sich in seine Regelwerke und die in-game-Probleme.

Denouement
Walther hatte am Anfang der Folge den Raum extra schön gestaltet und eine spezielle Figur für Jasmin rausgesucht. Am Ende wirft er die ganzen Sachen enttäuscht in seine Rollenspielkiste, die dann unter einem Regal verschwindet.

Boah!  :o Ich spüre den Frust der Spieler bis hier drüben. Am liebsten würde ich deeskalierend einschreiten, dann aber würden sie sich beim nächsten Mal nicht so herrlich gegenseitig das Leben schwer machen ;)

Weiter so!

wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #17 am: 5.02.2007 | 11:14 »
Diese knappe Zusammenfassung bringt den emotionalen Gehalt der Szene natürlich nicht ganz rüber. Es war wirklich einer der bewegensten Momente, die ich im Rollenspiel je erlebt habe. Ich schwöre, ich habe beinahe geweint vor dem Rechner.

Wir haben vorher immer wieder Stakes geändert, weil wir fanden, dass Walther sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen würde. Wir haben ihm nie gestattet, einfach mal normal mit anderen zu reden, sondern uns darauf beschränkt, ihn minimale Vorstösse unternehmen zu lassen.

Und dann wird der so bitter bestraft! Dazu dann noch dieser Rolloladenbesitzer, der mit seinem Alter kämpft, und dann komplett versagt, indem er nicht helfend eingreift, sondern seine Stellung so beschissen ausnutzt...Übel.

Ich wollte zum Spiel noch ergänzen, dass es diesmal schon viel flüssiger lief. Den Wechsel zwischen Keller und Aventueien haben wir diesmal als selbstverständlich hingenommen, und auch nicht mehr wirklich drauf geachtet, wie das denn auf dem Bildschirm aussehen würde. Da haben wir flott mal auf dieser, mal auf jener Ebene diskutiert, und eine mögliche bildhafte Umsetzung etwas im Dunkel gelassen, oder? Hat aber gar nicht gestört, ich zumindest habe mit das dann auch abwechselnd vorgestellt, also z.B. die Diskussion, ob Rosenohren mit zum Elfenkönig dürfen ingame und am Kellertisch (mit den Kommentaren zum Innenleben der Figuren) abwechselnd.

Zweitens ist uns noch mal aufgefallen, was die Serie erzählerisch für ein seltsames Setup hat. Alles speilt sich wirklich ausnahmslos in diesem Keller ab, und auch immer nur zwischen diesen Charakteren...und halt in Aventurien. Im Gegensatz zu "Erbgut" bspw. sind wir so viel mehr gezwungen, alle Szenen ganz eng an die Charaktere und ihre Issues zu binden, und Aventurien kommt als sehnsüchtig - quälender Fluchtort ganz von selbst in Spiel. Neuer Schauplatz, mal ein Gast - NSC, Zeitsprünge usw. sind eher nicht drin, oder würden uns jedenfalls unpassend vorkommen. Das sind echt harte Beschränkungen, die das Spielgefühl sehr stark prägen.

Ohne darüber nachzudenken (vermutlich) haben wir das sehr geschickt angelegt - wir können gar nicht anders, als die Charaktere auf engstem Raum in die Mangel zu nehmen, und den scheinbaren Fluchtraum immer unangenehmer werden zu lassen. Das Wort vom "Kammerspiel" machte die Runde...wirklich sehr schön, das wäre als reale Serie sicher auch ziemlich ungewöhnlich, aber...wie man so schön sagt: Ich würd's gucken  :D.

Wiederum unbewusst haben wir am Ende der letzten Folge konsequent auch das Stilmittel eingesetzt, alles was ausserhalb des Kellers passiert, nur IM Keller für die Zuschauer anzudeuten, aber nicht zu zeigen. In der letzten Szene haben Jasmin und der Rolloladenbesitzer Telefonnummern getauscht, damit Jasmin mal in seiner anderen Runde mitspielen kann...und nächste Woche ist das schon geschehen. Wir sehen wieder nur den Keller, aber der Zuschauer weiss, dass etwas anders ist. Boah, sind wir gut :).

Ach ja, und nochmal als PS: Wir haben uns sooooo nicht über DSA - Spieler lustig gemacht *kopfschüttel*. Die Atmosphäre beim letzten Mal war kein bisschen hämisch, sondern dramatisch aufgeladen, spannend und unendlich traurig.

Offline Alrik

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #18 am: 5.02.2007 | 11:26 »
Alles speilt sich wirklich ausnahmslos in diesem Keller ab, und auch immer nur zwischen diesen Charakteren...und halt in Aventurien. Im Gegensatz zu "Erbgut" bspw. sind wir so viel mehr gezwungen, alle Szenen ganz eng an die Charaktere und ihre Issues zu binden

... was zur Folge hatte, dass in jedem Konflikt mehrere Protagonisten involviert waren. Ich kann mich an keine Szene erinnern, in der wirklich nur ein einziger Protagonist Stakes hatte. Meist waren sogar alle drei Protagonisten beteiligt. So krass hab ich das auch noch nicht erlebt!
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wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #19 am: 5.02.2007 | 11:29 »
Oh ja, guter Punkt! Das macht das ganze sehr dicht, sehr verworren. Oft beeinflussen sich die Stakes auch noch gegenseitig irgendwie. Halt ein echter fieser Beziehungsdschungel in diesem Keller.

Offline Jens

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #20 am: 5.02.2007 | 12:09 »
Boah!  :o Ich spüre den Frust der Spieler bis hier drüben. Am liebsten würde ich deeskalierend einschreiten, dann aber würden sie sich beim nächsten Mal nicht so herrlich gegenseitig das Leben schwer machen ;)
Irgendwie pervers aber über dieses Spiel muss das Diary diesmal besonders detailliert ausfallen! :)

Offline Tantalos

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #21 am: 5.02.2007 | 12:36 »
Irgendwie pervers aber über dieses Spiel muss das Diary diesmal besonders detailliert ausfallen! :)

Vielleicht ists eben besonders wichtig...
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Offline Schwules Lesbenpony

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #22 am: 6.02.2007 | 15:25 »
Jasper hat natürlich Recht. Meine sehr kurze und knappe Zusammenfassung zeigt nicht im Geringsten das emotionale Potential dieser Serie und der letzten Folge. Daher lasse ich mich jetzt hier dazu aus.

Walther ist ein Stellvertreter für alle die 'sozial Unvermögenden' ja sogar 'emotional Behinderten', die mir so in meinem Leben begegnet sind. Er sublimiert aber auch Probleme und Ängste, die ich schonmal irgendwie hatte. Angst vor Ausgrenzung, davor sozial nicht anzukommen, nicht dazu zu gehören. Aber auch Angst davor, sich nicht mitteilen zu können, meine Gefühle und Sorgen mit niemandem teilen zu können, nicht verstanden zu werden.
Wie jede künstlerisch bewegende Figur - wie in Filmen, Romanen, Dramen, Serien, etc. - bringt Walther diese Ängste auf einen Punkt. Er ist in seiner Isolation und Unfähigkeit zum emotionalen Austausch so übertrieben und extrem, wie das im wirklichen Leben eher nicht vorkommt. An ihm werden die Konflikte seines Themas ausgetragen und ich kann an ihm leiden, ohne selbst durch sein Leid zu müssen. Ja, das ist für mich tatsächlich Kunst!

Hier kommt einer der wichtigsten Punkte an PTA und allen 'narr'-Spielen: die Identifikation mit dem Charakter. Oft wird den 'narr'-Spielen mit ihrer starken Meta-Ebene genau diese Qualität abgesprochen. Das ist mir völlig unklar, weil genau das Gegenteil hier der Fall ist. Ich habe mich noch nie mit meinen immersions-sim-figuren so identifiziert, wie mit Walther. Durch die Meta-Ebene kann ich noch mehr: ich kann mit ihm fühlen.
Wie er in seinem Keller sitzt und die Rollenspielgruppe und deren Termine der Mittelpunkt seines Lebens sind, weil er sonst völlig vereinsamt. Ich sehe dann vor meinem inneren Auge, wie er mit viel Mühe den Raum gestaltet. Mit Kerzen vielleicht und der besonderen Figur für Jasmin. Das ist fast schon possierlich, wenn es nicht so anrührend wäre.
Wie er sich absolut nicht mitteilen kann, und sich daher in eine Figur flüchtet, durch die er sprechen kann. Ganz kleinschrittig, wie bei einem Kind, haben wir da seine Stakes und Aktionen gestaltet, mit denen er seine ersten Gehversuche macht. Diese schöne Szene, in der er Realität und Spiel 'falschrum' durcheinander bringt, und Jasmin nach ihrem toten Großvater fragt, ist fast schon zu viel des Guten.
Wie er dann irgendwann richtig wütend wird, als seine Vorbereitungen für den Abend (Walther hatte Aventurische Boten mit Informationen über Elfen für Jasmin zusammengestellt) ignoriert werden. Hier nimmt ihm der Konflikt zwischen Jasmin und Stephan seine Handlungsfähigkeit. Dabei hatte er ihn empathisch schon wahrgenommen und mit seinem beschränkten Repertoir versucht, die Dinge besser zu machen.
Und schließlich die große, böse Höhepunktszene, in der alles eskaliert. In der alle Issues aufs Übelste zuschlagen und wir nur noch im Keller geschnitten hatten, weil die Flucht in die fiktive Welt nicht mehr möglich war. Wieder hat Walther keinen Konflikt bekommen, in dem eine Entscheidung zwischen verschiedenen Handlungen möglich gewesen wäre. Sein Thema kann sich nicht mehr verstecken und es geht ganz direkt um seine Emotionen. Mann, hätte ich da in die Tischkante beißen können!

Ich habe die Stakes an dieser Stelle relativ lange herumgedreht und daran gefeilt und rumgebastelt, weil mir irgendwie nichts richtig auf den Punkt kam. Erst beim Herumfeilen wurde mir klar, dass es hier gar nix groß zu entscheiden gibt: Walther kann nichts mehr tun. Er hat alles ihm Mögliche versucht, um Kontakt aufzunehmen und den Konflikt zu schlichten. Jetzt ging es um die Wurst: Erkenntnis oder Untergang. Kann er seine Situation und seine Bedürfnisse hier sehen?
Und natürlich hab ich scheiße gewürfelt, und natürlich hat Walther verkackt. Er hatte sich vorher Jasmin zugewandt. Jetzt rückte er wieder in seine Ecke der Couch, versank richtig darin. Mit seinen Regelwerken und Errata und Charakterbögen und Würfeln. Er hat schön brav seinen Flammenstrahl mit allen Modifikationen ausgewürfelt und errechnet.
Und dann hat er abends seine Kiste und seinen Mut weggepackt.

Gott, fand ich das scheiße! Walther hat so viel gewagt, hat so einen großen Schritt versucht und ist dabei jämmerlichst auf die Fresse gefallen. Ernsthaft, das ist die erste Rollenspielfigur derenwegen ich geweint habe. Das ist mir noch lange so nachgegangen. So wie bei guten Filmen oder Büchern oder Dramen oder Serien. Kunst halt. :D
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wjassula

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #23 am: 6.02.2007 | 17:17 »
Mir ist mal die Definiton über den Weg gelaufen, Kunst bedeute, Alternativen zur Realität sinnlich fassbar zu machen. Das finde ich mit dieser Art, Rollenspiel zu betreiben, ganz schön umgesetzt, weil Dinge, die anders beschrieben wahnsinnig kompliziert klingen, unmittelbarer durch das Spiel zu erleben sind. Wir treffen uns ja nicht zu einem Pädagogikzirkel, wo wir endlos über Vereinsamung und Kommunikation debattieren, sondern es ist und bleibt ein Spiel mit Spaß und Spannung. Nur, dass es so relativ komplexe Inhalte aufnehmen kann und erlebbar macht, dass ist dann schon...na, ich sag jetzt nicht das "K-Wort"  ;).

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Re: [PtA-TS]In 80 Wochen zu uns selbst
« Antwort #24 am: 6.02.2007 | 17:23 »
Kunst bedeute, Alternativen zur Realität sinnlich fassbar zu machen
Das ist wirklich gut... :)
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