So schön es auch ist, dass Linux inzwischen auch als Plattform für komplexe und umfangreiche Spiele-Produktionen anerkannt wird, sollte man sich als Ein- und noch mehr als Umsteiger darüber im Klaren sein, dass noch Jahre ins Land gehen werden, bevor man jeden neuen, interessanten Titel so spielen kann wie unter Windows. Wenn es denn überhaupt passiert, denn dahinter steckt eine umfassende Maschinerie verschiedenster Hersteller, deren Kooperation die für Windows-Systeme bekannte Vielfalt erst ermöglichen.
Das soll jetzt kein Mäkeln oder gar Linux-Bashing sein, sondern lediglich ein - wie ich finde - nötiger Hinweis, wenn man schon über dieses Thema spricht. Sozusagen eine Aufklärung, damit keine falschen Hoffnungen und damit einhergehende Enttäuschungen aufkommen:
1.) Exklusiv für Linux entstehen keine oder nur wenige komplexe Spiele, weil der Kreis der potentiellen Kundschaft zu klein ist, um die Produktionskosten und den erforderlichen Gewinn hereinzubekommen. Gleiches gilt für die raren, wenn auch häufiger werdenden offiziellen Portierungen. Linux müsste sich sehr viel schneller verbreiten und viel stärker mit den verzahnten Industrien kurzschließen, um das kurz- oder auch nur mittelfristig sicherzustellen. Der liberale Gedanke hinter GNU und OpenSource ist da paradoxerweise im Weg, weil der Wille zum Profit und zum Ausschluss der Konkurrenz ein viel stärkerer Motor ist, um so etwas schnell auf die Beine zu stellen.
2.) Inoffizielle Portierungen, Emulatoren, virtuelle Maschinen etc. haben eine mehr oder weniger große Verzögerung, die darauf beruht, dass aktuelle Spiele bereits die Grenzen der Leistung aktueller Rechner mehr oder weniger stark ausloten, für die sie explizit produziert wurden. Sie auf eine andere Plattform zu hieven, bedarf zumeist zusätzlicher Ressourcen, die erst in der nächsten Hardware-Generation für die letzte oder gar vorletzte Spiele-Generation zur Verfügung stehen. Von speziellen Software-Erwartungen (Stichwort: DirectX 10, nur für Vista) wollen wir gar nicht reden.
Auf gut deutsch: Aktuelle Spiele kann man unter Linux häufig erst in ein, zwei Jahren spielen, wenn Linux auf einem Rechner läuft, der genug Ressourcen für das Spiel und die Emulation hat (dabei ist bereits berücksichtigt, dass Linux die verfügbaren Ressourcen des Rechners viel besser verwaltet). Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass manche bereits jetzt existierende Windows-Spiele niemals unter Linux zum Laufen gebracht werden können.
Fazit: Leidenschaftliche PC-Spieler und Linux als (alleinige) Plattform werden in absehbarer Zeit nicht zusammenkommen, denn Linux war nicht dabei, als die an der Spiele-Industrie Beteiligten den Kuchen gebacken und verteilt haben.