Hmm.
Mal provokant: Man soll also die Regeln so schreiben, dass
nur die Leute, die versuchen, maximalen Gewinn aus ihnen zu ziehen (die also ihren Spielspaß über z.B. die Kompetenz ihres Rollenspielcharakters in bestimmten Situationen beziehen), die Regeln richtig nutzen d.h. so nutzen, wie es der Rollenspielautor auch gewollt hat. Interessanter Ansatz.
Warum schreibt eigentlich keiner mehr ein Rollenspiel für die 08/15-Rollenspieler dieser Welt, die ihren Spielspaß aus einer durchschnittlichen Synthese aus Kompetenz, Story und Charakterspiel beziehen? Sollte man wirklich meinen, dass es nur noch Gruppen gibt, in denen sich entweder Hardcore-Erzählspieler oder Hardcore-Powergamer befinden?
Woher kam eigentlich früher die Einstellung, dass Powergaming etwas schlechtes ist, wo doch die Konkurrenz innerhalb der Gruppe durch sie gefördert wird (bzw. was gefördert wird, ist Regelkenntnis, Kenntnis der Schwachstellen der Regeln und der Mitspieler)? Ich vertrete eher die Einstellung das Powergaming deswegen nichts schlechtes ist, weil sich diese eifrigen Gesellen nach allen Kräften abmühen, einem Autoren noch Schwachstellen und Regellücken aufzuzeigen. Theoretisch ist ein perfektes Powergaming-Regelwerk dann eine einzige optimal ausnutzbare Regellücke...
Powergamer seien Spieler, die sich durch intelligenten Einsatz der Spielmechanik Vorteile verschaffen wollen, wobei sie sich an die vereinbarten Reglen halten.
Villeicht sollte man noch überlegen, welcher Art diese Vorteile sind (geht es dem durchschnittlichen Powergamer eher um Erzählrechte, einen kompetenten Charakter [wie von mir angedeutet], den Sieg in bestimmten Situationen oder um was ganz anderes?).
Sollte die Frage nicht viel eher lauten: wie muss ich die Regeln bei einem Spiel anpacken bzw. wie muss ich das gesamte Spiel angehen, damit ich durch das Ausreizen der Regeln eine Fiktion erschaffe, die ansprechend und packend ist? Kurz: wie powergame ich richtig, so dass dem Spiel geholfen wird, statt es zu trockenen Regelsport zu verdammen?
Diese Frage sitzt imho einem Fehler auf: Der Powergamer müsste dazu ja einen Beitrag zur Fiktion leisten wollen. Eigentlich geht es dem guten aber doch per Definition nur um die Vorteile gegenüber den anderen Spielern (sein Charakter muss ja nicht nur gut sein, er muss ja
besser sein), aus denen er seinen Spielspaß zieht, und eben nicht um die Fiktion. Ist Fiktion und ein optimales Ausreizen der Regeln denn vereinbar oder wäre das nicht eher ein (sicherlich vielgehegter) Wunschtraum der Rollenspielautoren, der leider viel zu selten auftritt?
Die Frage ist wohl weniger, wie man als Powergamer die Regeln zur besseren Unterstützung der Fiktion nutzen kann, sondern wie man als Autor den PG dazu zwingt, seine Vorteile über eine bessere Unterstützung der Fiktion zu beziehen (da wäre man wohl wieder bei Belohnungen für stimmige Beschreibungen, coole Stunts und RP-EXP...)