Die Implikation, dass die Aussage "ihr dürft die Regeln auch ändern" gleich der Einstellung "ich vertraue den Spielregeln, die ich schuf auch nicht" entspricht, finde ich ziemlich albern.
Aber leider ist sie wahr.
nö... Das ist eine Interpretation und keine automatische Implikation... *klugscheiss*
Wir reden hier ständig in unserem ewigen Toleranzwahn darüber dass es so unheimlich viele unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen davon gibt, wie Rollenspiel zu funktionieren hat.
Wieso kann ein Autor dieser Tatsache nicht gerecht werden, in dem er sagt: "wenn ihr eine andere Vorstellung vom Rollenspiel habt, in der einige Regeln (oder für 1o3: Mechanismen) anders funktionieren, dann ändert meine Vorgaben ab, damit Ihr Eure Vorstellungen verwirklichen könnt".
Das impliziert doch nicht, dass er seinen Regelungen, die für seine Vorstellungen optimal sind, mißtraut. Er ist doch nur so realistisch, dass er ihnen keine universelle Gültigkeit zurechnet.
Ich habe schon in einigen Regelbüchern unausgegohrenen Mist an Regeln gelesen, die dann eben mit dieser Aussage "Ihr dürft die Regeln auch ändern" oder "Flair ist wichtiger als Regeln" oder sowas gerechtfertigt wurden.
Blöd gesagt: ja, aber das sind einzelschicksale.
Wenn ich die DSA Redax höre, die sagt: "Wenn ihr Spaß an DSA haben wollt, dürft Ihr nicht nach den Regeln spielen." dann kommt mir auch das Grausen. Das ist aber doch nicht das gleiche.
Ein Regelwerk, das Hausregeln explizit erwähnt, ist deswegen doch nicht automatisch schlecht.
Ein Regelwerk, dass sich darauf verlässt, dass durch Hausregeln die eigenen Unzulänglichkeiten ausgebessert werden,
das ist schlecht!
Das ist aber nicht das gleiche.
Ganz im Gegenteil...
Ich denke, gerade solche Antibeispiele, wie DSA zeugen davon, dass da irgendwelche Deppen mit dem "so und nicht anders wird gespielt" Wahn rangingen und drauflos konstruierten. Und irgendwann kam dann die Realität und sagte "das funktioniert vorn und hinten nicht".
Und anstatt dann das ganze zu überarbeiten wurde die "na dann basteln die, die das stört eben Hausregeln" Lösung geboren.
Und hier wurde auch nicht die "Hausregeln sind okay" Passus erfunden, sondern hier wurde dieser Passus ausgenutzt und ausgebeutet.
Das sind beides Auswirkungen, die die Einstellung "Ich weiss am besten, wie gutes Rollenspiel funktioniert" zur Ursache haben.
Ich möchte mal sehen, was die Leute, die das aussagen, wohl über ein Rollenspiel sagen würden, wo drinsteht "entweder spielt Ihr das Spiel exakt so, wie es hier steht, denn die Regeln sind perfekt. Oder ihr schmeisst das Buch lieber gleich weg".
Davon redet hier Keiner. Wie wäre es einfach keine der beiden Textpassagen ins Regelwerk schreiben?
Für mich würde es keinen Unterschied machen.
Für Dich vermutlich auch nicht.
Denn wir würden das anpassen, was wir für nötig halten, oder by-the-book spielen.
Aber ich bräuchte auch gar kein Regelwerk, denn wenn ich keines hätte, würde ich mir eines schaffen,
denn dazu bin ich erfahren und leidenschaftlich (-er Rollenspieler) genug.
Es gibt aber unzähliche Kiddies dadraussen, die wegen sowas in Streit geraten.
(okay, zunehmend weniger, denn Rollenspiel ist auf dem absteigenden Ast)
Und ich kann mich daran erinnern auch mal so gewesen zu sein.
Und da sind solche Dinge durchaus eine Hilfe.
Denn da gab es immer den dickköpfigen Spielleiter mit der "das steht da aber so und deswegen machen wir das so" einstellung.
Der brachte sonst gute Ideen, nur da war er echt fanatisch.
Damals haben wir ihn immer mit den Aktenordnern unserer selbstgeschriebenen Regelwerke verhauen, bis er nachgab.
Heute werden die Kiddies ja gewaltfrei erzogen, deswegen braucht es so einen Passus.