Autor Thema: Autoren und Regeln  (Gelesen 31171 mal)

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Plansch-Ente

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #25 am: 23.05.2007 | 12:43 »
Ok...fassen wir zusammen: Ihr findet zwar auch, das alle Regeln Gruppenintern zu biegen und zu beugen sind (auch in Brett- und Kartenspielen so möglich - sehe ich ein), wie man lustig ist...aber ihr findet es absolut nicht in Ordnung (siehe Posts weiter oben), wenn ein Autor nochmal darauf hinweist, für Spieler, die mit der ganzen Materie noch nicht so vertraut sind (Anfänger zum Beispiel) - alles klar ::)

Offline Boba Fett

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #26 am: 23.05.2007 | 12:44 »
Es ist nicht tot was ewig liegt, bis das der Tod die Zeit besiegt...
*snord*
Herjeh, das ewige alte Thema...
Wie oft hatten wir das schon?

Meine 23,47 Cents:
Die in vielen Regelsystemen existierende Textpassage, die ausdrücklich das Erstellen von Hausregeln erlaubt, ist doch wohl für die unerfahrenen Rollenspieler gedacht, um zu zeigen, dass Spielregeln Richtlinien sind, die man aber, wenn man sich darüber einig ist, auch abändern kann.
Die erfahrenen Spieler machen doch sowieso, was sie wollen.
Und wenn ich mir anschaue, wieviele pubertierende Nerds mit Rollenspiel anfingen, und wo groß die Chance bei denen das schmollende "na gut, dann spielen wir es eben gar nicht." ist, finde ich es gut, dass man gleich darauf hinweist, dass man nicht alles, was geschrieben steht für unverrückbar erachtet.
Das fördert den Nachwuchs, liebe Jungens und Mädels...
Bockige Teens sind nicht sonderlich flexibel und da ist ein Passus, auf den man mit "da steht aber, dass man doofe Regeln auch ändern kann" doch ein kluger Hinweis auf mögliche notwendige Kompromissbereitschaft. Denn ansonsten kommt "das steht da aber so in den Regeln, deswegen und darum, so, ätschbätsch!"

Außerdem gibt es unendliche viele Erwartungen, wie das ideale Rollenspiel sein soll, aber nur eine endliche Menge an existenten Rollenspielsystemen. Dementsprechend wird jeder Rollenspiel nur für einen sehr kleinen Teil der Spieler ideal sein.
Den meisten wird irgendwann irgendwas stören. Und da ist doch der Hinweis "man muss nicht alles so spielen, wie es im Buche steht" doch nett gemeint.

Denn was wäre der Umkehrschluss: Wenn ich das Spiel nur exakt so spielen dürfte, wie es im Buch steht, würde ich gar keines spielen wollen.
Denn es gibt kein Regelsystem, dass exakt meinen Vorstellungen entspricht. Ich muss mich also immer auf Kompromisse einlassen.
Ich für meinen Teil habe meistens den Wunsch "ich hätte gern ein spiel wie XXX nur mit den kleinen Änderungen XYZ. Ich weiss, diesbezüglich bin ich wählerischer als Meg Ryan in "Harry & Sally" beim Essen bestellen...
Und da finde ich den Gedanken, dass sich die Autoren auch auf Kompromisse einlassen, ziemlich gut.

Die Implikation, dass die Aussage "ihr dürft die Regeln auch ändern" gleich der Einstellung "ich vertraue den Spielregeln, die ich schuf auch nicht" entspricht, finde ich ziemlich albern. Ich möchte mal sehen, was die Leute, die das aussagen, wohl über ein Rollenspiel sagen würden, wo drinsteht "entweder spielt Ihr das Spiel exakt so, wie es hier steht, denn die Regeln sind perfekt. Oder ihr schmeisst das Buch lieber gleich weg". Wahrscheinlich käme da sofort (imho zu recht) der Vorwurf der selbstherrlichen Arroganz und der Selbstüberschätzung.

Vielleicht lässt sich das Thema ja endlich mal erschöpfend zu Grabe tragen, damit es in 3 Monaten wieder durch "raise the dead" auferstehen kann... ::)
« Letzte Änderung: 23.05.2007 | 12:51 von Boba Fett »
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BoltWing

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Re: Wie erstellt ihr eure Charaktere?
« Antwort #27 am: 23.05.2007 | 12:46 »
Es gibt objektiv gute und schlechte Rollenspiel-Regelwerke. Oder bestreitest du das?

Du weisst schon, dass er über einzelne Regeln redet, welche er lieber etwas abgewandelt hätte, als ein Rollenspielsystem (nicht Setting!) das überhaupt nicht funktioniert und unsinnig ist?  ::)

Offline bandit

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #28 am: 23.05.2007 | 12:47 »
Ich habe auch noch kein Rollenspiel gesehen, in dem der Autor schreibt: "Ändert die Regeln, wenn sie nicht funktionieren". Meist steht da "...wenn sie euch nicht gefallen"... Gelle  ;) Und das finde ich einfach Nett vom Autor, daß er mir nicht vorschreibt wie ich seine geistigen Ergüsse zu behandeln habe. Und nichts anderes heisst ein solcher Kommentar.
Wenn man Regeln eines Rollenspiels in ALLEN möglichen Varianten spielbar abbilden will, hat man immer ein mehrere tausend Seiten umfassendes Machwerk.
Hat schonmal jemand Manuals zu SAP oder Oracle E-Business Suite gesehen? "Tolle" Software-Produkte aber unendlich konfigurierbar nud daher kompliziert.
Zeigt mir einen, der das für ein Rollenspiel haben will.
Und um eben so ein Monstrum gar nicht erst schaffen zu müssen so ein Kommentar.

Offline Purzel

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #29 am: 23.05.2007 | 12:48 »
@ Prime:

Es gibt Rollenspiele, die werden unsinnig und funktionieren nicht mehr, wenn man eine einzelne Regel ändert. z.B. werf mal bei DSA den Spielleiter raus.

BoltWing

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #30 am: 23.05.2007 | 12:48 »
@ Prime:

Es gibt Rollenspiele, die werden unsinnig und funktionieren nicht mehr, wenn man eine einzelne Regel ändert. z.B. werf mal bei DSA den Spielleiter raus.
Dieses Beispiel war jetzt nicht dein ernst, oder?  ::)

Offline Thalamus Grondak

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #31 am: 23.05.2007 | 12:49 »
@Purzel
Wenn man es als Kriterium anbringt, das die relativierung der Regeln ein schlechtes Merkmal wären, dann muss man das aber aus dieser Sicht betrachten.
Man kann auch sagen, das ein Auto mit eckigen Reifen vom Design her viel besser aussehen würde, aber das hilft doch keinem weiter.
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Offline Purzel

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #32 am: 23.05.2007 | 12:52 »
Es ist doch von Euch aber auch ernst gemeint, wenn ihr behauptet, dass natürlich jede Regel optional ist, oder nicht?

Oder was meint ihr eigentlich, wenn ihr von "Regel ändern" sprecht?

Offline Boba Fett

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #33 am: 23.05.2007 | 12:54 »
@ Prime:
Es gibt Rollenspiele, die werden unsinnig und funktionieren nicht mehr, wenn man eine einzelne Regel ändert. z.B. werf mal bei DSA den Spielleiter raus.
Haben wir schon, damals Leipzig/Einundleipzig, nach dem unsere Spielerrunde wegen zu bescheuerter Abenteuer den kollektiven Charakterselbstmord ausgeführt haben... Danach hat dann wer den Job übernommen, der was davon verstand..
Ach so, Du meinst Spielleiterlos spielen... ::)
Naja, was solls. Man kann Regelwerke auch ad absurdum führen ohne eine Regel zu verändern - Zünd die Regelwerke einfach mal an.
Klar - das war jetzt albern. War Deine Aussage aber doch auch, oder?

Dass bei einer Regeländerung der gesunde Menschenverstand gefragt sein sollte, versteht sich von selbst...
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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #34 am: 23.05.2007 | 12:56 »
Die Implikation, dass die Aussage "ihr dürft die Regeln auch ändern" gleich der Einstellung "ich vertraue den Spielregeln, die ich schuf auch nicht" entspricht, finde ich ziemlich albern.
Aber leider ist sie wahr. Ich habe schon in einigen Regelbüchern unausgegohrenen Mist an Regeln gelesen, die dann eben mit dieser Aussage "Ihr dürft die Regeln auch ändern" oder "Flair ist wichtiger als Regeln" oder sowas gerechtfertigt wurden.
Zitat
Ich möchte mal sehen, was die Leute, die das aussagen, wohl über ein Rollenspiel sagen würden, wo drinsteht "entweder spielt Ihr das Spiel exakt so, wie es hier steht, denn die Regeln sind perfekt. Oder ihr schmeisst das Buch lieber gleich weg".
Davon redet hier Keiner. Wie wäre es einfach keine der beiden Textpassagen ins Regelwerk schreiben? :)
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Offline Purzel

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #35 am: 23.05.2007 | 12:58 »
Dass bei einer Regeländerung der gesunde Menschenverstand gefragt sein sollte, versteht sich von selbst...

AHA!  ;D Das ist so ein Knackunkt.

Ist der gesunde Menschenverstand denn wirklich so eine verlässliche Sache?

Offline Thalamus Grondak

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #36 am: 23.05.2007 | 13:00 »
Ich sehe einen unterschied zwischen Optionalen Regeln und festen Regeln die durch diesen Absatz der Änderung preisgegeben werden.
Keine Gruppe ändert alle Regeln, dann bräuchten sie sich das System nicht zu kaufen, aber jede Gruppe ändert andere Regeln, deshalb macht es nicht viel Sinn diesen Merksatz auf bestimmte Regeln zu beschränken.
Es macht durchaus Sinn, wie bei D&D darauf hinzuweisen, das die meisten Regeln dem Balancing dienen und man beim ändern vorsichtig vorgehen sollte, aber diesen Merksatz auch nur irgendwie als Bewertungskriterium anzuführen, ist, wie Boba schon schrieb, albern.
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Offline 1of3

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #37 am: 23.05.2007 | 13:00 »
Bei Rollenspielen ist das anders. Kein Regelwerk der Welt kann so komplett sein, um mir in jeder im Rollenspiel auftauchenden Situation die passende Regel zu liefern, deshalb ist es für mich ein Qualitätsmerkmal von Regelsystemen, wenn die Autoren ihre eigenen grenzen anerkennen, statt in irgendeiner Rollenspieltheorie herumzuphilosophieren, warum ihre Regeln so etwas nicht nötig hätten.

Das ist ja auch genau falsch rum. Es ist nicht so das fiktionale Situationen Regeln erforderten, sondern das Regeln fiktionale Situationen provozieren.

Du meinst hier wahrscheinlich wieder nicht Regel, sondern Mechanismus. Und zwar meinst du wahrscheinlich Mechanismen, die Dinge modellieren. Und dann meinst du diesen gewissen Situationen, dass es nun vorkommen kann, dass aus Gründen der Plausibilität oder der Dramturgie ein Effekt eintreten müsse, den der modellierende Mechanismus nicht liefern kann.

Die Lösung wäre in diesem Fall gewesen, die Entität gar nicht erst zu mechanisch zu modellieren.

Offline Thalamus Grondak

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #38 am: 23.05.2007 | 13:02 »
AHA!  ;D Das ist so ein Knackunkt.

Ist der gesunde Menschenverstand denn wirklich so eine verlässliche Sache?
Nicht mehr oder Weniger als der GMV des Autoren.
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Ludovico

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #39 am: 23.05.2007 | 13:03 »
Also wenn ich ein Rollenspiel schreiben würde und das von mir entwickelte System in meinen Testrunden gut funktioniert, ich aber anerkenne, daß die Regeln für mich und meinen Spielstil gut funktionieren, dann traue ich diesen Regeln also nicht, wenn ich in das Regelwerk schreibe, daß diverse Dinge optional gehandelt werden sollten.

Interessant!

Offline Boba Fett

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #40 am: 23.05.2007 | 13:04 »
Es ist doch von Euch aber auch ernst gemeint, wenn ihr behauptet, dass natürlich jede Regel optional ist, oder nicht?

Oder was meint ihr eigentlich, wenn ihr von "Regel ändern" sprecht?
Ich denke, dass Spielregeln, die stören, geändert werden und zwar meistens durch Hausregeln ersetzt werden, die einem besser gefallen.
Und vor allem, das bei der Hausregel ein wenig Vernunft und gesunder Menschenverstand mitbringt.
Man sollte immer die Fragen "Welchen Vorteil bringt die Änderung der Regel?" und "Was macht die neue Regelung besser?" beantworten können.
Deine "DSA ohne Spielleiter" Regelung kann ich da nicht wirklich beantworten. Deswegen ist sie imho unsinnig.

Den Spielleiter ersatzlos zu streichen wird da wohl kaum gelten, denn das Resultat wird keinem gefallen.
Aber, als vergleichbare Geschichte: Wir haben mal den Spielleiter durch zwei Spielleiter ersetzt.
Das Resultat fand durchaus gefallen.

Aktuell spielen wir Robotech (Palladium Quark) und da gibt es eine Menge, was mir nicht gefällt.
Aber wir mögen das Setting eben sehr. Als Hausregel gibt es da beispielsweise:
EPs werden nicht verteilt, es wird aufgestiegen (Stufensystem), wenn der Spielleiter sagt, dass aufgestiegen wird.
Funktioniert hervorragend - bei uns... Andere Runden wären damit kaum einverstanden.

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Offline Cyberdance

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #41 am: 23.05.2007 | 13:05 »
Es gibt objektiv gute und schlechte Rollenspiel-Regelwerke. Oder bestreitest du das?
Das sollte *jeder* halbwegs intelligente Mensch bestreiten. Da gibt es keine objektive Meinung zu.

Ich habe auch noch kein Rollenspiel gesehen, in dem der Autor schreibt: "Ändert die Regeln, wenn sie nicht funktionieren". Meist steht da "...wenn sie euch nicht gefallen"... Gelle  ;) Und das finde ich einfach Nett vom Autor, daß er mir nicht vorschreibt wie ich seine geistigen Ergüsse zu behandeln habe. Und nichts anderes heisst ein solcher Kommentar.
Sehr richtig.

Dieses verstockte auf den Regeln beharren finde ich im höchsten Maße befremdlich, wirkt aber irgendwie sehr deutsch. Ich finde es bizarr, wie viele sich in diesem Thema, das so harmlos begann, als totale Regel-Nazis geoutet haben. Natürlich müssen die Regeln unmodifiziert funktionieren aber deswegen kann man doch trotzdem anbieten, sie zu ändern, sollten Sie einem nicht gefallen. Das ist einfach nur höflich und ein Denkanstoß für unsichere Spieler. Da gegen anzugehen grenzt IMHO an geistige Verwirrung.

Es gibt Rollenspiele, die werden unsinnig und funktionieren nicht mehr, wenn man eine einzelne Regel ändert. z.B. werf mal bei DSA den Spielleiter raus.
Da musst Du schon mit einem besseren Vergleich kommen, denn das trifft ja auf fast jedes Rollenspiel zu. Mit Ausnahme von Rune - das übrigens einigen Schreibern hier sehr gut gefallen sollte. Ich hab das Gefühl, hier sammeln sich vor allem Leute, denen es nur ums Recht haben geht - wider Sinn und Verstand.

@Boba: Wie üblich gut auf den Punkt gebracht. ;)

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Offline Bad Horse

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #42 am: 23.05.2007 | 13:18 »
@Cyberdance: Ich glaube, es geht den "Regel-Nazis" hier nicht in erster Linie um die Spieler - die dürfen ja anpassen. Es geht darum, daß Autoren sich Gedanken darüber machen sollten, wie ihr System funktioniert und ein zusammenhängendes, ineinander greifendes System vorstellen sollen, statt sich mit Aussagen wie "Ihr könnt´s ja ändern, wenn´s euch nicht passt" aus der Affäre zu ziehen.

Da haben sie auch nicht ganz unrecht. Wer sich schon beim Schreiben denkt "das ist zwar nicht so toll, aber die Spieler können´s ja ändern", der sollte vielleicht noch mal über seinen Mechanismus nachsinnen (oder in einem Forum seines Vertrauens um Hilfe bitten).

Andererseits hat Boba mit seinem Argument, daß der Gummiparagraph für Neulinge ganz hilfreich ist, gar nicht schlecht. Stetiges Gereite auf Regeln, die keinem Spaß machen, ist ja auch doof.

Und es gibt durchaus Kartenspiele, die mit einer Unmenge an Hausregeln funktionieren (ich hab noch keine Runde Doppelkopf gesehen, in der alle der gleichen Meinung waren).  ;) Wir mußten uns als Kinder beim Spielen auch immer erst auf die Regeln einigen - wann hat wer gewonnen, was darf man, usw. Insofern gehört das Modifizieren der Regeln schon ein bißchen dazu.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Boba Fett

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #43 am: 23.05.2007 | 13:23 »
Die Implikation, dass die Aussage "ihr dürft die Regeln auch ändern" gleich der Einstellung "ich vertraue den Spielregeln, die ich schuf auch nicht" entspricht, finde ich ziemlich albern.
Aber leider ist sie wahr.
nö... Das ist eine Interpretation und keine automatische Implikation... *klugscheiss*
Wir reden hier ständig in unserem ewigen Toleranzwahn darüber dass es so unheimlich viele unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen davon gibt, wie Rollenspiel zu funktionieren hat.
Wieso kann ein Autor dieser Tatsache nicht gerecht werden, in dem er sagt: "wenn ihr eine andere Vorstellung vom Rollenspiel habt, in der einige Regeln (oder für 1o3: Mechanismen) anders funktionieren, dann ändert meine Vorgaben ab, damit Ihr Eure Vorstellungen verwirklichen könnt".
Das impliziert doch nicht, dass er seinen Regelungen, die für seine Vorstellungen optimal sind, mißtraut. Er ist doch nur so realistisch, dass er ihnen keine universelle Gültigkeit zurechnet.
Zitat
Ich habe schon in einigen Regelbüchern unausgegohrenen Mist an Regeln gelesen, die dann eben mit dieser Aussage "Ihr dürft die Regeln auch ändern" oder "Flair ist wichtiger als Regeln" oder sowas gerechtfertigt wurden.
Blöd gesagt: ja, aber das sind einzelschicksale.
Wenn ich die DSA Redax höre, die sagt: "Wenn ihr Spaß an DSA haben wollt, dürft Ihr nicht nach den Regeln spielen." dann kommt mir auch das Grausen. Das ist aber doch nicht das gleiche.

Ein Regelwerk, das Hausregeln explizit erwähnt, ist deswegen doch nicht automatisch schlecht.
Ein Regelwerk, dass sich darauf verlässt, dass durch Hausregeln die eigenen Unzulänglichkeiten ausgebessert werden, das ist schlecht!
Das ist aber nicht das gleiche.

Ganz im Gegenteil...
Ich denke, gerade solche Antibeispiele, wie DSA zeugen davon, dass da irgendwelche Deppen mit dem "so und nicht anders wird gespielt" Wahn rangingen und drauflos konstruierten. Und irgendwann kam dann die Realität und sagte "das funktioniert vorn und hinten nicht".
Und anstatt dann das ganze zu überarbeiten wurde die "na dann basteln die, die das stört eben Hausregeln" Lösung geboren.
Und hier wurde auch nicht die "Hausregeln sind okay" Passus erfunden, sondern hier wurde dieser Passus ausgenutzt und ausgebeutet.
Das sind beides Auswirkungen, die die Einstellung "Ich weiss am besten, wie gutes Rollenspiel funktioniert" zur Ursache haben.
Zitat
Zitat
Ich möchte mal sehen, was die Leute, die das aussagen, wohl über ein Rollenspiel sagen würden, wo drinsteht "entweder spielt Ihr das Spiel exakt so, wie es hier steht, denn die Regeln sind perfekt. Oder ihr schmeisst das Buch lieber gleich weg".
Davon redet hier Keiner. Wie wäre es einfach keine der beiden Textpassagen ins Regelwerk schreiben? :)
Für mich würde es keinen Unterschied machen.
Für Dich vermutlich auch nicht.
Denn wir würden das anpassen, was wir für nötig halten, oder by-the-book spielen.
Aber ich bräuchte auch gar kein Regelwerk, denn wenn ich keines hätte, würde ich mir eines schaffen,
denn dazu bin ich erfahren und leidenschaftlich (-er Rollenspieler) genug.
Es gibt aber unzähliche Kiddies dadraussen, die wegen sowas in Streit geraten.
(okay, zunehmend weniger, denn Rollenspiel ist auf dem absteigenden Ast)
Und ich kann mich daran erinnern auch mal so gewesen zu sein.
Und da sind solche Dinge durchaus eine Hilfe.
Denn da gab es immer den dickköpfigen Spielleiter mit der "das steht da aber so und deswegen machen wir das so" einstellung.
Der brachte sonst gute Ideen, nur da war er echt fanatisch.

Damals haben wir ihn immer mit den Aktenordnern unserer selbstgeschriebenen Regelwerke verhauen, bis er nachgab.
Heute werden die Kiddies ja gewaltfrei erzogen, deswegen braucht es so einen Passus. ;D
« Letzte Änderung: 23.05.2007 | 13:35 von Boba Fett »
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Offline Ingo

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #44 am: 23.05.2007 | 13:30 »
@Cyberdance: Ich glaube, es geht den "Regel-Nazis" hier nicht in erster Linie um die Spieler - die dürfen ja anpassen.

Jemanden (der nichts böses getan hat) mit einer Gruppe von Unmenschen gleichzusetzen, die Millionen von Menschen getötet, mißhandelt, mißbraucht, gefoltert und was weiß ich nicht noch haben ist ein ganz schön starkes Stück. Das gehört sich einfach nicht.

Ich finde die Regelung "wenn Ihr es ändern wollt ändert es" gut. Steht die Aussage nicht drin sagt jeder, daß die Autoren ihr System starr und engstirnig umsetzen, steht es drin meint man, es wäre unausgegoren.
Ich finde Regelideen vorzugeben und Leuten dann die Wahl zu lassen nicht schlecht. Und als Autor muß man ja auch mehr berücksichtigen. Manchmal ist eine gute Umsetzung mit höherem Aufwand für die Spieler verbunden, eine schlechtere dagegen ohne Aufwand für die Spieler. Da kann man die schlechte ruhig vorschlagen und die mit dem größeren Aufwand zur Wahl stellen.
Ich finde Regeln toll, vor allen Dingen dann, wenn sie das Spiel nicht unterbrechen. Was für den einen ein Gummiparagraph ist, ist für den anderen das Salz in der Suppe.

Viele Grüße,
Ingo
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Offline Purzel

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #45 am: 23.05.2007 | 13:33 »
Da musst Du schon mit einem besseren Vergleich kommen, denn das trifft ja auf fast jedes Rollenspiel zu.

Okay, hmm .. Dogs in the Vineyard. Werf die Regel raus, wie die Stakes verhandelt werden, ersetze sie mit der Regel, dass der Stake der Konflikte ganz klassisch vom SL entschieden wird.

Was passiert? Der Ablauf der Konflikte kann so oder so laufen, der SL ist frei am Ende zu erzählen, was tatsächlich erreicht wurde, unabhängig davon, was die Spieler eigentlich mit dem Konflikt bezwecken wollten. Dieses passt aber überhaupt nicht mehr dazu, wie die Settings gebaut werden sollen (Town Generation Rules). Was während der Konflikte erzählt wird, und das was die Spieler denken, worum es gerade geht, hat so u.U. nichts mehr mit dem zu tun, was der SL tatsächlich macht. Das führt dazu, dass die Spieler falsche Entscheidungen treffen, weil der SL nicht mit dem rausrückt, was eigentlich Sache ist.

Genau so bin ich mit meiner Runde bei Dogs beim allerersten Testspiel auf die Fresse gefallen: Wo wir dachten, dieses sei nur ein Nebenkonflikt, machte der SL plötzlich den Endkampf draus. Folge: die SCs wurden übel verletzt, mein SC starb. Das Spiel war recht frustrierend und schlicht falsch und deckte sich überhaupt nicht mit den Erwartungen.

EDIT:

MLWM, wirf die Regel raus, wann der Endkampf stattfinden darf und erlaube den Spielern frei zu wählen, wann sie den Master töten. Dann zerbricht einer der Spieler garantiert den Master mitten durch, sobald er auch nur annähernd eine Chance dazu bekommt. Wirf die Regel raus, dass überhaupt dafür gewürfelt wird, ob sich der Knecht seinem Meister fügen muss und spiel es stattdessen aus. Folge: wahrscheinlich wird der Konflikt schlicht totgequatscht, oder der SC ist trotzdem ungehorsam und weigert sich die furchtbaren Dinge zu tun, die dem Spiel ja eigentlich ihre Stimmung geben. Statt MLWM spielt man "Klein Trotzkopf geht seinen Welt in der Welt"
« Letzte Änderung: 23.05.2007 | 13:41 von Purzel »

Pyromancer

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #46 am: 23.05.2007 | 13:39 »
Ich finde die Regelung "wenn Ihr es ändern wollt ändert es" gut. Steht die Aussage nicht drin sagt jeder, daß die Autoren ihr System starr und engstirnig umsetzen,
Ich nicht!

Zitat
Ich finde Regelideen vorzugeben und Leuten dann die Wahl zu lassen nicht schlecht. Und als Autor muß man ja auch mehr berücksichtigen. Manchmal ist eine gute Umsetzung mit höherem Aufwand für die Spieler verbunden, eine schlechtere dagegen ohne Aufwand für die Spieler. Da kann man die schlechte ruhig vorschlagen und die mit dem größeren Aufwand zur Wahl stellen.

Dagegen hab ich auch nichts. Wenn es gut gemacht ist. Es gibt in "With Great Power..." ein ganzes Kapitel mit optionalen Regeln. Und zu jeder Regel steht dabei, was sich dadurch im Vergleich zum normalen Spiel ändert, warum es die Regel nicht ins normale Spiel geschafft hat, und warum man als Gruppe diese Regel vielleicht trotzdem einsetzen wollte.
Bei so etwas sehe ich ganz genau: Der Autor hat sich Mühe gegeben. Der Autor weiß, was seine Regeln bewirken. Der Autor hat andere Regelvarianten ausprobiert und dann diejenige genommen, die am besten funktioniert. Sprich: Der Autor hat Schweiß und Gehirnschmalz investiert, um mir, dem zahlenden Leser, Arbeit abzunehmen.
Und das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was ein Autor tut, der schreibt: "Wenn euch irgend etwas nicht gefällt, dann ändert das halt."
Das ist einfach nur faul.

Offline Boba Fett

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #47 am: 23.05.2007 | 13:41 »
@Purzel: dogs Beispiel:
Dafür war es doch wohl ein teststpiel und noch dazu das "allererste".
Will sagen:
Du konntest die Frage "Welchen Vorteil bringt die Änderung der Regel?" und "Was macht die neue Regelung besser?" mangels Erfahrung bei Dogs nicht beantworten. Das sollte man aber, wenn man sich zur Einführung einer Hausregel entschliesst.
Und um so etwas zu beantworten, kann man auch Testspiele machen, oder die Regel "vorläufig" einführen.
Oder man muss die Regeln schon sehr gut kennen und sehr große Übersicht über die Auswirkungen haben.
Hattest Du beides nicht...
Damit ist das kein adäquates Beispiel dafür, dass Du die Hausregeln an sich für schlecht erklärst.
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Offline Purzel

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Re: Autoren und Regeln
« Antwort #48 am: 23.05.2007 | 13:43 »
@ Boba:

Verstehe. Was sagst du zu dem MLWM Beispiel?

Teclador

  • Gast
Re: Autoren und Regeln
« Antwort #49 am: 23.05.2007 | 13:48 »
Das sollte *jeder* halbwegs intelligente Mensch bestreiten. Da gibt es keine objektive Meinung zu.

Doch. Wenn ein Autor sein System mit einer bestimmten Prämisse schreibt (Bsp. Die Charaktere kämpfen in diesem Spiel ums nackte Überleben und sind die meiste Zeit auf der FLucht vor ihren Vefolgern) dann kann ich schon mit einem vernünftigen Maß an Objektivität bewerten, ob das Regelwerk das er benutzt auch zu diesem Ergebnis führt.

Wenn man allerdings einfach auf sowas verzichtet und zig verschiedene Regelbauteile einfügt die sich teilweise im Wege stehn kommt eben eine Soße wie DSA bei raus, die man nur schwer objektiv bewerten kann, da überhaupt keine Zielsetzung seitens der Autoren zu erkennen ist.

Ach halt doch: "Phantastischer Realismus" natürlich. ;)



Zitat
Dieses verstockte auf den Regeln beharren finde ich im höchsten Maße befremdlich, wirkt aber irgendwie sehr deutsch. Ich finde es bizarr, wie viele sich in diesem Thema, das so harmlos begann, als totale Regel-Nazis geoutet haben. Natürlich müssen die Regeln unmodifiziert funktionieren aber deswegen kann man doch trotzdem anbieten, sie zu ändern, sollten Sie einem nicht gefallen. Das ist einfach nur höflich und ein Denkanstoß für unsichere Spieler. Da gegen anzugehen grenzt IMHO an geistige Verwirrung.

Natürlich darf man auch Regeln verändern, das hat ja keiner hier verboten (oder überlese ich hier was). Nur zeigt ein Freifahrschein im Regelwerk ohne den Hinweis das die (evtl. vorhande) Spielbalance dadurch so und so beeinflusst wird von der Schlampigkeit des Autors.

 
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Da musst Du schon mit einem besseren Vergleich kommen, denn das trifft ja auf fast jedes Rollenspiel zu. Mit Ausnahme von Rune - das übrigens einigen Schreibern hier sehr gut gefallen sollte. Ich hab das Gefühl, hier sammeln sich vor allem Leute, denen es nur ums Recht haben geht - wider Sinn und Verstand.

Scheinbar fehlt es hier vorallem dem an "Sinn und Verstand" der selbst nach 4-5 erklärenden Posts von Purzel oder 1of3 noch nicht versteht worum es den beiden geht... ::)

Jemanden (der nichts böses getan hat) mit einer Gruppe von Unmenschen gleichzusetzen, die Millionen von Menschen getötet, mißhandelt, mißbraucht, gefoltert und was weiß ich nicht noch haben ist ein ganz schön starkes Stück. Das gehört sich einfach nicht.

Alles Quatsch. Die gab es garnicht. Wir waren in Polen eingeladen, es gab Kuchen und es wurde Punsch serviert. Alles andere sind alliierte Lügen.