Autor Thema: Eine alternative Einführungsgeschichte.  (Gelesen 2474 mal)

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Offline Cycronos

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Eine alternative Einführungsgeschichte.
« am: 1.06.2007 | 00:22 »
Hallöchen.
Mich hat gerade die inspiration erschlagen, und aus meiner digitalen Feder floss eine Einführungsgeschichte für SR, die die Welt aus einem etwas anderen Winkel beleuchtet.

Ist erst halb fertig, aber ich dachte, ich poste sie mal hier.
Freigegeben zum Verris, oder zur konstruktiven Kritik, ganz nach Wunsch!




Der alte Mann hielt mit quietschenden Reifen und dem Gestank verbrannten Gummis an, und ließ den spotzenden Motor seiner Harley ersterben. Ein echtes Relikt aus der Zeit vor dem Erwachen, liebevoll restauriert und stets in so perfektem Zustand, dass sie sogar im fahlen Licht von Zombie 1 stets funkelte.
Die Stoßdämpfer gaben ein leichtes ächzen von sich, als er seine massige Gestalt vom Sitz hiefte und seinen Blick über die Gruppe kleiner Jungs und Mädels schweifen liess, die sich vor seinem bescheidenen Heim zusammengefunden hatten. Während er sie mit gutmütigen, in die Jahre gekommenen Augen musterte, steckte er sich eine fette Zigarre an. Eine echte Delectado, wenn man seinem nahezu vehementen Bestehen auf diesen Fakt glauben schenken durfte. Nur der Asphalt des Ruhr-Sprawls mochte wissen, warum der alte Kerl diesen ekelhaft säuerlich stinkenden Volado-Tabbak in seine Lungen zog (oder wo bei allen Hydrauliken er den her hatte!!), und warum er noch nicht an Lungenkrebs draufgegangen war. An seinem Körper lags jedenfalls nicht. Kein Chrom, kein Draht, keine Chemie, keine Gentech, keine Bioware.
Der Opa mit der Harley bestand aus 120 kilo 100% naturbelassenem Fleisch aus kontrolliertem biologischem Anbau.
Während er sich seinen grauen Rauschebart kraulte viel ihm auf, dass er viele Gesichter der kids, die ihn mit leuchtenden, erwartungsvollen Augen anstarrten oder fasziniert auf seinen Hobel glotzen nicht kannte. Die mussten neu in der Gegend sein. Wahrscheinlich so ein par arme Schweine, deren Leben bereits bei der Geburt verpfuscht war, da sie an extremer Sonnenallergie oder ähnlichem Drek litten.
Jedenfalls gab es sonst keinen Grund nach Zombie 1 zu kommen. Die unterste Ebene von dem, was man mal "Wuppertal" nannte, war zwar nicht besonders hübsch und auch nicht besonders sauber, aber sie war nahezu komplett ohne Tageslicht. Die einzige Metropole wo solche armen Würmchen hoffen konnten ein halbwegs normales Leben zu führen. Oder das, was man für "normal" hielt. Die gewaltigen Scheinwerfer-Batterien über ihm waren jedenfalls alles andere als normal. Ihr konstantes Summen und Knistern konnte eine halb verrückt machen, wen man zu gute Ohren hatte, und ihr Licht war selten mehr als ein fahles, kaltes Weiss.
Wenn sie überhaupt funktionierten. Zombie 1 war den Pinkeln und Konzern-Execs von Ebene vier total egal. Beinahe hermetisch von den oberen Ebenen abgeschirmt, war die Welt des alten Mannes in den letzten Jahrzenten schnell in einen nahezu gesetzlosen Zustand degeneriert. Hier herrschten Gangs und organisiertes Verbrechen. Ein Paradies für die Mafia und andere zwielichtige Organisationen.
Aber es funktionierte. Wenn auch weit jenseits des Gesetztes, so hatten die Gangs und "Familien" doch eine gewisse art von Struktur und "Staat" geschaffen, die halbwegs für Ruhe und Ordnung sorgte. Es war nicht schön. Aber es klappte. Meistens jedenfalls. Wenigstens brauchte man keine Angst zu haben auf der Straße erschossen zu werden, wenn man nicht gerade den Fehler machte die Schwester eines der Gangbosse zu vögeln oder es sich mit einem der Dons zu verscherzen. Wie gesagt, es war nicht schön, aber es klappte. Irgendwie.
Nachdem er sich zufrieden den Bart gekrault hatte, nahm der gutmütige Opa, den man, hätte er rote Kleidung getragen, glatt für den Coca-Cola Weihnachtsmann hätte halten können, seine Biker-Mütze ab, rückte kurz das zurecht, was von seinem zunehmend lichter werdenden, wallenden weissen Haar übrig war, und spuckte einen kleinen Fetzen Tabbak auf die Straße.
"Ja meine Fresse, was seit denn ihr für ein Haufen zerlumpter kleiner Biester?"
Sein verschmitztes Lächeln und gutmütiger Tonfall strafte seine harschen Worte Lügen, als er seine standart-Begrüßung von sich gab.
Die Kids, die ihn kannten, fingen an zu grinsen und der Rest war lediglich ein wenig verdattert.
"Da hat der ominöse Johnny mir mal wieder ne ganze Riege Bälger auf den Hals geschickt, wa?"
Der ominöse Johnny. Der Kerl war in Zombie 1 bekannter als der Papst. Der Anführer der Steel-Rider, der größten Gang in Zombie 1, war so gar nicht das, was man sich unter einem Gangboss vorstellte. Viel zu nett und stets darum bemüht die Ebene halbwegs in Stand und am laufen zu halten. Ein regelrechter Humanist. Seinen Spitznamen hatte er sich eingefangen, weil ihn kaum jemand je zu Gesicht bekam. Und wenn, dann verbarg er sich meist hinter einer dicken Sonnenbrille (als wenn die in Zombie 1 nötig gewesen wäre!) oder gar ner Sturmhaube. Der Kerl war ein einziges Rätsel. Aber irgendwie machte er immer von sich reden. Wenn mal wieder irgendwo ne leckende Gasleitung ein Haus in die Luft gejagt hatte, fand die Familie, so sie überlebt hatte, meist kruze Zeit später ne mächtig dicke Überweisung auf ihrem Konto. Mit dem Vermerk "Ich hoffe das reicht aus. Beste Grüße. Johnny". Und man munkelte, eine ebensolche Notiz würde sich an den Überresten eines mächtig teuren Wagens eines dieser Sesselpupser von Ebene 4 finden, die sich einen Dreck um die Leute "ganz unten" scherten. Tja, das war Johnnys Art Leuten klarzumachen, dass hier unten noch wer existierte.
"Na los Kids, rinn inne gute Stube! Getz gibbet ersma warmen Kakao! Ihr seids ja schon ganz verfroren!"
Das war der Nachteil an Ebene 1. Ohne Sonnenlicht war es hier im Herbst und Winter stets Arschkalt, und im Sommer kam man sich vor wie in nem Backofen.
"Ja, Big Daddy!" erscholl es wie im Chor.
Big Daddy. Das war sein Name hier unten. Die kids liebten ihnen, und jeder Einwohner respektierte ihn. Nichtmal die Dons oder rivalisierende Gangs wagten es ihm ein Haar zu krümmen. Und wer es doch tat, der hatte alsbald die ganze verdammte Shadowrunner-Gemeinde von Zombie 1 an den Hacken. Das war hier unten ungeschriebenes Gesetz. Niemand, dem sein Leben lieb war, legte Hand an den Opa von Zombie 1. Der alte Weihnachstman auf Urlaub war einfach zu wichtig. Ein Symbol der Hoffnung und des Beistandes, ein Beweis, dass hier unten nicht jeder jedem egal war.
Wo immer Hilfe nötig war: Big Daddy war vor Ort. Johnny lieferte die Knete, Big Daddy den Beistand. Er kümmerte sich um Squatter, heimlose Familien, verwaiste Kinder und generell alles, was die arroganten Execs gerne als den "bodensatz" bezeichneten. Eine männliche Mutter Theresa, mit dem Charme eines Asphalt-gegerbten Bikers der alten Schule. Der Mann hatte halt noch Ideale.
Big Daddy hielt die Leute zusammen, und sein ewiges "Immer Mensch bleiben!" war legendär. Wer es wagte ihn drauf hinzuweisen, dass der Satz rein von der Wortwahl her Orks, Elfen, Trolle und Zwerge, die allgemein als Meta-Menschen galten ausschloss, der hatte einen Sekundenbruchteil später 120 Kilo immens wütendes Kampfgewicht vor sich. Bei Big Daddy gab es keine Unterschiede. Für ihn waren alle Menschen. Alle steckten hier im selben Drek.
Nachdem die Horde lärmender Bälger es sich in Big Daddys großem, aber spartanisch eingerichteten Wohnzimmer bequem gemacht hatte, fröhlich ihren Kakao schlürfte (ECHTER Kakao!) und auf die Ladung Soy-Pommes wartete, die in Big Daddys Fritöse vor sich hinbrutschelte, nahm der alte Mann in seinem Sessel platz, paffte genüsslich an seiner Zigarre, und genoss für einen Moment still die erwartungsvollen Gesichter der kids. Big Daddy war berühmt für seine Geschichten. Ein richtiger Märchenonkel. Und der alte Mann hatte einiges zu erzählen. Ende der Neunziger des letzten Jahrhunderts geboren, hatte er so ziemlich alles miterlebt, was die moderne Welt des Jahres 2050 geformt hatte. Den Aufstieg der Megakons, das Erwachen 2011, als die Magie zurückgekehrt war, den Matrix-Absturz von ´29, den großen Jihad von 30-35, und all die kleinen Dinge, die das Ruhrgebiet in ein groteskes Mosaik aus hochmodernen Metropolen und toxischen Industriebrachen verwandelt hatte. Das alles war allerdings nichts im Vergleich zu dem, was Big D über die Shadowrunner wusste. Jene Helden und gleichzeitigen Anti-Helden der 6ten Welt, die für harte Währung nahezu jeden Job übernahmen. Die Gesetzlosen, deren Existenz toleriert wurde, weil die Megakons jemanden brauchten, der ihre Drecksarbeit machte. Ziemlich miese Typen eigentich, aber Big D sah selbst in denen stets den Menschen. Die versuchten auch nur zu überleben. Und die Kids fanden sie cool. Jedenfalls hier unten. Im Megaplex des zentralen Ruhrpotts, wo alles sauber und ordentlich war, sah das wohl ganz anders aus. Aber das war dem alten Mann egal. Was die Kids brauchten waren Hoffnungen und Träume, irgendwelche Idole, an die sie sich klammern konnten. Und wenn die in der 6ten Welt nunmal in Gestalt von verchromten Messerklauen, waffenstarrenden Kampdrohnen und Geisterbeschwörenden Magiern daherkamen, dann war das, was den Megakons recht war Big D nur bilig. Der alte Biker hatte stets ein Händchen dafür aus allem etwas Gutes zu machen.
"Na, lasst mich raten, ihr seid ganz versessen auf ein par neue Geschichten, wa?"
Der alte Mann liebte es mit diesem oder ähnlichen Sätzen die Spannung der Kids nur noch zu erhöhen.
"Jaaaaaaaaaa" schallte es ihm mit der unbändigen Freude, zu der nur Kinder fähig sind entgegen.
"Soso, na, dann will ich ma nich so sein!"
Noch so ein standard-Satz von Big D.
"Aber ich sehe hier heute so viele neue Gesichter, dass ich am Besten erstmal ganz von Vorne anfange!"
Das war den Kids, die den alten Mann schon länger kannten völlig Schnuppe. "Ganz von Vorne anfangen" hiess bei Big D, dass er zuerst von den wirklich legendären Runnern erzählen würde, und diese Stories konnten die Kids gar nicht oft genug hören. Umso mehr, da der alte Mann sie stets am Ende mit ein par neuen Fakten würzte.
Und Big D begann immer mit dem Einen. Mit DER Legende des gesamten Rhein-Rhur Megaplexes, der sogar in Übersee bekannt war, mit einem der wenigen Runner, die es geschafft hatten mehreren Megakons so richtig in den Arsch zu treten und noch atmeten: Starfall.


Offline Cycronos

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #1 am: 1.06.2007 | 00:22 »
"Tja, der Starfall, dat isn ganz n ausgekochtn Hund, wisster? Der kam hier eins Tags so mir nix dir nix einfach in Plex geschneit und sachte, er brauche n job oder sowat. Ihr wisst ja, wattn Schattenläufer meint, wenner sowat sacht, ne?"
Noch so eine Eigenart von Big D. Wenn er Geschichten erzählte, so tat er das im übelsten Ruhr-Sprech, dass er sich zurechtlege konnte. Und die Kids liebten ihn noch mehr....
"Klar hammse den alle ersma nich ersnt genommn, weil hatten ja halt keiner gekannt, un n Ausländer warer ja auch noch. Kam angeblich irgendwo aussn tiefsten Atzlan, dat is dat, wat früher mal Mexico war, hier her. Da warn se türlich alle recht mistrauisch, ne. Ich mein, wat will son Sombrero-Freak hier auffe andere Seite vonne welt? Den hamse halt für ne Spitzel odern Flüchtling oder sowat gehalten. Weil, müsst er wissen, dat Atzlan da drüben, überm großen Teich dat isn ganz n fiesen Staat. Komplett inne Hand von son Megakonzern namens "Atzechnology" und dat sin so ziemlich die dreckigsten Hunde die de unter den Megakons finden wirs. Dat Land da drüben is sowat von dicht, da kommse fast schwerer raus als früher ausse DDR. Hat mein Fadder mir zumindest ma erzählt, weil als ich noch son junger Hüpper wie ihr war, da gab et die DDR schon nicht mehr.......
Naja, und da stand halt dieser Elf aus Atzlan hier rum und wollte n Job. Naja gut ham sich die anderen Runner gedacht, wenner schon ma hier iss, dann kanner ja auch gleich ma zeigen, wat die drüben in Atzlan so drauf ham. Und da hamse ihm natürlich gleich den fiesesten Job angeboten, den se so hatten. Un dat war wirklich ziemlich fies von denen. Weil, müsster wissen, damals lief hier son Toxic frei rum, dem et in seiner Giftmüll-Brache irgendwie zu langweilig geworden war. Und wie dat halt bei den toxischen Elementargeistern so is, da schlotterten selbst den härtesten Säcken, die bis untern Rand mit Cyberware voll sind die hydraulischen Knie. Meine Fresse, wat ham sich die Messerklauen inne Buchse gepinkelt als bekannt wurde, datt dat Viech hier frei rumläuft. Aber wat sollten se tun? Die Riggers mit ihre ferngesteuerten Maschinen konnten nix machen, weil son Geist nunmal gegen Blei un sowat immun is, die Deckers, die inne Matrix mit ihre Daten-Klötzgen spielen wahn sowieso aussem Rennen, und die Ki-Adepten, datt sind sowat wie magische Sportler, trauten sich einfach nich an dat Biest ran, auch wennse die Einzigen gewesen wären, die gut genuch mitn Schwert umgehen können um dat Viehch kleinzumachen.
Warum dat mitn Schwert geht, aber mit ner Knarre nich? Frach mich nich, dat weiß ich auch nich so genau, aber irgendwie hat dat wat mitn Willen zu tun, und dat man den dem Geist direkt inne hässliche Fresse schlagen muss, damit dat wat bringt. Naja, alle hattense Schiss und die Magiers und Schamanen warn ma wieder zu uneins, um dat Viehch richtich zu bannen.
Da dachten se halt alle: Soll der Neue sich doch den Schädel einschlahng lassen, vielleicht gibt der Toxic dann Ruhe. Klar hammse gedacht, dat der neue den Schwanz einzieht, aber wat macht der Wahnsinnige? Führt n par Telefonate, schmeisst n par Euro raus, und zooch mir nix dir nix mitn ganzen Team aus Ki-Adeptens, die er mitgebracht hatte gegen den Toxic. Un die Jungs ham dem Viech gezeicht wo der Hammer kreist, dat könnt er aber glauben, kinners! Na, un den andern Runners, die wo zu feige gewesen waren, hing die Kauleiste natürlich so weit unten, datte nen ganzen Zug hättes durchfahrn lassn könn. Mei du, die ham geglotzt! Als wenn Weinachten un Ostern auf ihrn Geburtstag gefallen wärn!
Aber et kam noch besser! Nachdem se den Toxic ohne größere Schwierigkeiten flachgemacht hattn, zogen der Starfall un seine Jungs nochma los und schnappten sich den toxischen Schamanen, der dat Monstrum beschworen hatte. Erst hammsen windelweich geprügelt, und dann hammsen in irgendne runner-Kneipe im Plex geschleift und ihm vor versammelter Mannschaft die Rübe runtergesemmelt. Tjaaaaa, da war mal ganz fix klar, dat der Starfall un seine Jungs nich lange fackeln, wenn et um so richtich derben Drek geht. Weil, müsster wissen, Toxics sin echt nich cool. Die sin anders als normale Elementargeister. Viel gefährlicher un einfach nur böse.
Tja, danach war der Starfall halt in kürzester Zeit bekannt wien bunter Hund, weil, war ja auch ziemlich beeindruckend, wat der Jung da gemacht hat. 
Als nächstes hatter dafür gesorgt, dat die Policlubs, dat is sowat wie der moderne Ku-Klux-Clan, nur halt nich mehr gegen Schwatte, sondern gegen allet wo nich homo sapines draufsteht, hier verschwinden. Konnt ma schon verstehen, weil der Starfall, der war haltn Elf und konnte die Jungs deswegen nich wirklich leiden. Is wohl früher auch schonma mit denen aneinandergerasselt, drüben übern großen Teich. Da hatter wohl sowat wie ne Rechnung zu begleichen gehabt. Und da de Bullerei mit die Clubs nich fertich wurde hatter halt dat Gesetz selbst inne Hand genommen. Dat gab einen Aufstand sach ich euch! Die ganzen Elfens und Zwergens und Trolle und Orks fanden dat richtich cool, aber de Regierung hat natürlich am Rad gedreht. Weil geht ja nich, dat da son Gesetzloser einfach beigeht und mal eben ohne Rücksicht auf Verluste dat tut, wat de Bullerei nicht hinkrichte.
Der Starfall war aber auch ein verschlagener Hund sach ich euch. Irgendwie hat der die ganzen Rassisten noch inne hintersten Löcher aufgespürt un rausgetrieben. Nich einer is ihm entkommen.
Der hat ganz klar gesacht: Hört auf mit den Scheiss, verpisst euch, oder et gibt mächtich Haue! Naja, un wer halt nich gehen wollte, der hat halt Haue bezogen....
Aber kinners, dat dürfter nich nachmachen, klar? Der Starfall isn Shadowrunner un n verdammt guter, der kann sich sowat erlauben wei er genuch magischen Saft hat um sich vore Rache zu schützen, aber für euch gilt dat nich, kapito?
Naja, nachdem dat Gemetzel beendet war, hatt sich der Jung ersma n Bißchen zurückgezogen. Hat ja auch wirklich genuch erledigt gehabt.
Lange hat man nix vonnem gehört, bis vor zwei Jahren..... Ihr wisst ja, wat da war, ne? Genau! Da gabet den großen Skandal um diesen Jörg Neurich, den se den Schlächter von Köln getauft hahm. Irgendwie gabet da in köln auf eima so viele Morde inne U-Bahn. Un wo immer dat passierte, da lief diesen Jörg Neurich rum. Klar hammse gedacht, der is den Killer! Geschnappt ham sen aber nie. Weil irgendwann kam den Starfall wieder an und hat aufgeräumt. Danach war den Neurich vonne Bildfläche verschwunden un et war wieder Ruhe. Tja, aber wisster, wat keiner weiß?
Den Neurich, dat war gar nich den Killer! Der war einfach nur n anderer Runner, der den Auftrach bekommen hatte irgendso n monstrum, wat so bescheurtes Labor rangezüchtet hatte, und wat ausgebüchst war, wieder einzufangn oder umzubringn. Leider war dat für den Neurich un sein Team ne ziemlich harte Nuss, weil inne U-Bahn von Köln tummeln sich so ne Menge arme Gestalten, die wat von den Vampir-Virus abgekricht hahm. Und wo dat Monster da rumlief dachten se sich halt: Jau, super, jetzt verteibt dat Biest mal schön alle Menschen ausse U-Bahn und dann gehörn die Tunnel uns, un wir müssen uns nich mehr verstecken. Weil, auch wenns Vampire sind, irgendwo warn dat auch mal Menschen, und die wolln einfach genau wie wir nurn Zuhause für sich. Naja, un da kam ihnen dat Monster halt recht gelegen, weil, hat ja die ganze Drecksarbeit gemacht und ging nur anne Menschen ran. Also ham sem dem Neurich nur Knüppel zwischen ne Beine geschmissn, so dat der seinen Auftrach nich erledigen konnte. Und dann hamse dafür gesorgt, datt de Bullen ihn immer irgendwie "in flagranti" erwischen. Weil wo dat monster war, da war der Neurich nich weit, weil er wolltet ja wieder einfangen. Tja, der arme Kerl der.
Un als der Starfall dat michtkrichte hatter halt wieder mal gesacht: So nich, Jungens, un hat dem Neurich da rausgeholfen! Leider waret da schon zu spät, un der Neurich hatte seinen schlechten Ruf wech, aber naja, is halt n Shadowrunner, der kam schon irgendwie klar. Aber dat war noch nich alles. Nachdem dat Monster schln in Scheibchen geschnitten un gebraten war...wat? Ja, der Starfall hat dat flach gemacht, wollte nich, dat die bekloppten Wissenschaftler dat wieder inne Hände kriegen....naja, als dat Biest wech war, da hat der Starfall mitte Blutsaugers geredet. Warum? Naja, nu, dat weiss ich auch nich so genau, aber man munkelt so rum, dat einer seiner besten Kumpels ach son Vampir, aber eigentlich n recht lieber un ganz umgänglicher Mensch is. Wisster ja: Immer Mensch bleiben.
Also sabbelte der Starfall halt mitte Vampire und hat die da ausse U-Bahn rausgeholt. Wo er die hingebracht hat? Auch dat weiß ich nich so genau, aber man munkelt et gäbe irgendwo in irgendso ne Brache ne riesiges Lokal, wo die sich getz niedergelassen und ihre Ruhe hahm.
Aber kommt mir nich auf die Idee danach zu suchen, klar?! Weil, die Brachen die sin voller Giftmüll und so. Dat macht die Blutsaugers nix aus, aber uns, die wir nich von den Virus infiziert sind schon. Also bleibt da wech, kapito?
Naja, so ist dat halt mit den Starfall un seine Truppe: Sin fiese Shadowrunners, die auch ne Menge Drek am Stecken hahm, vergesst dat bloß nich, aber wennet irgndwo so richtich am dampfen is mit die Kacke, dann sinn se da un rettn den Tach.
Oh ich glaub die Pommes sin feddich!"

Während Big D in die Küche ging um sich um das Essen zu kümmern, diskutierten die Kids eifrig seine Geschichte. Nachdem der alte Mann mit einer gigantischen Schüssel voller Soy-Pommes zurückgekommen war welche die Kids hungrig leerputzen, war es Zeit für die wirkliche Überraschung. Big D hatte es sich zu eigen gemacht immer noch einen Joker in der Hinterhand zu haben. Und heute war ein ganz besonderer Abend, denn es waren viele Neulinge dabei. Da pflegte der alte Kerl stets noch einen mehr draufzusetzen. Er musste schmunzeln bei dem Gedanken, wie sich die anderen Kids um die letzten "freien Plätze" bei Big D gezofft haben mussten, als bekannt geworden war, dass wieder ein ganzer Schwung neuer Gesichter vom ominösen Johnny zu Big D geschickt worden war. Aber das war ok. Wer hier unten überleben wollte, der musste früh lernen sich durchzusetzen, und ein wenig Konkurrenz untereinander tat den Kids bestimmt nicht schlecht. Auch wenn er es gerne vermieden hätte, so wusste Big  D doch, dass man die Kids nicht verhätscheln durfte. In einer Welt, in der das kalte Geld im Licht, und Cyberware in den Schatten regierte wäre es nahezu ein Akt der Grausamkeit gewesen, die Kids NICHT so früh wie möglich darauf vorzubereiten. Selbst wenn diese Art der Vorbereitung nicht gerade nett war und sicher oft zu Tränen führte.
Aber bei Big D kam irgendwann jeder an die Reihe. Wer zu schwach war, um sich gegen die Andere durchzusetzen, um den kümmerte Big D sich so lange persöhnlich, bis sich das geändert hatte. Dann nahm er sich den Rest der Truppe vor und redete ihnen solange ins Gewissen, bis sie begriffen hatten, dass es einfach nicht angehen konnte, einen Schwächeren so links liegen zu lassen oder nicht zu beachten.
Und das funktionierte unterm Strich ziemlich gut. Mitlerweile munkelte man sogar, dass die Kids angefangen hatten einen "Stundenplan" aufzustellen, wer wann zu Big D durfte. Kommunen-Organisation im Mini-Maßstab. Das erfüllte den alten Mann mit Stolz. Wenn er auch nie etwas wirklich weltbewegendes geleistet hatte, so war er sich doch sicher, dass in ein par Jahrzehnten ein völlig neue, andersdenkende Generation von jngen Männern und Frauen aus Zombi 1 hervorgehen würde. Eine Generation so dermaßen zusammengeschweisst, dass es den Pinkeln von Ebene vier lange nicht mehr so leicht fallen würde Zombie 1 zu ignorieren. Big D lieferte die "Erziehung", Johnny, der gewitze Kerl würde die Kohle liefern, und Starfall.....tja, Starfall war das Symbol. Der "leuchtende Stern" wenn man so wollte. Und der Elf würde definitiv noch lange genug leben, um das auch weiterhin zu sein.
Zombietown würde sich ändern. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen. Aber vielleicht über-übermorgen.
Gottes Mühlen mahlten auch in der 6ten Welt noch langsam. Aber sie mahlten.

Offline 8t88

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #2 am: 1.06.2007 | 00:37 »
Sehr cool!
Gefällt mir! :D :d
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Offline Feuersänger

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #3 am: 1.06.2007 | 02:14 »
Sehr herzerfrischend. Warm fuzzy feeling in a cold world. ^^
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline Imion

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #4 am: 9.06.2007 | 14:53 »
Da capo! Da capo!
Wirklich sehr nett.

Besonders:
(...) In einer Welt, in der das kalte Geld im Licht, und Cyberware in den Schatten regierte (...)
If the internet has shown us anything... anything... it has shown us that there is no such thing as "too batshit crazy to operate a computer."

Everybody's a book of blood. Wherever we're opened, we're red.

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Offline Edorian

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #5 am: 29.06.2007 | 15:42 »
Liest sich sehr nett! Allerdings gefällt mir Opa "Big Daddy" wesentlich besser als die "Heldenstory" um Starfall... ::) Ist aber wohl stark geschmacksabhängig  :)
Hm, ich glaube, den großen Papa klau ich mir  ;D
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Offline Cycronos

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #6 am: 29.06.2007 | 16:14 »
Liest sich sehr nett! Allerdings gefällt mir Opa "Big Daddy" wesentlich besser als die "Heldenstory" um Starfall... ::) Ist aber wohl stark geschmacksabhängig  :)
Hm, ich glaube, den großen Papa klau ich mir  ;D

Big D. ist auch mein Lieblings-NSC.

Mitlerweilen hat sich diese kleine Story zu einer Hintergrund-Beschreibung meines persöhnlichen Wuppertals ausgeweitet.
Ist noch nicht ganz fertig, daher gibts dazu noch keinen Download.

Und klar ist Starfall übertrieben. Das soll er auch sein. Denn wie das in der 6ten Welt so ist:
Das was immer so schön hell glänzt hat meistens mächtig Dreck am Stecken.
Starfall dient mir eigentlich eher als "grauer" Antagonist, von dem man nicht weiß, wo er wirklich steht.
Das kommt in der kurzen Story natürlich noch nicht raus. Da sieht man nur, wie Big D. und Johnny ihn "benutzen" um eine Art Idol zu schaffen.

Ein

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #7 am: 29.06.2007 | 21:43 »
Naja, ich fands immer uninteressant in D zu spielen, daher naja, nett, aber haut mich nicht vom Hocker.

Offline Edorian

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #8 am: 30.06.2007 | 16:39 »
Hm, Propaganda also... Joa, warum eigentlich nicht? Quasi eine reine Märchenfigur. Dann kann man natürlich so dick auftragen, wie man will  :D
@ Ein: Woran liegt's bei dir? Ich habe Schwierigkeiten, mich "hier" (ADL) so zu verhalten wie in Seattle. Einfach weil's schwer fällt, eine ähnliche Atmosphäre zugrunde zu legen.
Die Figur von B.D. lässt sich aber leicht übertragen.
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Offline Cycronos

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #9 am: 30.06.2007 | 16:47 »
Hm, Propaganda also... Joa, warum eigentlich nicht? Quasi eine reine Märchenfigur. Dann kann man natürlich so dick auftragen, wie man will  :D

Ist mein persöhnlicher Stinkefinger an die Con-Propaganda.
Wenn die sich immer wieder auf Hochglanz polieren können, dann sollten die Schatten hin und wieder auch in der Lage sein sowas abzuziehen.

ADL an sich fand ich auch nie sonderlich prickelnd. Das "Land" besteht einfach aus zuvielen unterschiedlichen Gegenden. Da verliert man fix den Überblick.

Die Schichten-Bauweise von W-Tal hats mir allerdings angetan. Das erlaubt ein par Dinge und Konzepte, die sonst nicht so ohne Weiteres möglich sind.

Ein

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #10 am: 1.07.2007 | 10:53 »
@Edorian
Ich glaube es liegt daran, dass man merkt, dass die ADL nicht aus einem Guss ist, sondern aus verschiedenen Quellen und recht stümperhaft mit sehr viel Klischeeextrapolation zusammengehauen wurde. Bei FASA merkt man, dass sie sich echt Mühe gegeben haben ein interessantes, anderes Amerika zu bauen, FanPros Versuche wirken dagegen einfach nur amateurhaft. Mag aber auch daran liegen, dass FanPro nie echte Designer hatte, anders als FASA.

Offline Cycronos

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #11 am: 1.07.2007 | 12:23 »
@Edorian
Ich glaube es liegt daran, dass man merkt, dass die ADL nicht aus einem Guss ist, sondern aus verschiedenen Quellen und recht stümperhaft mit sehr viel Klischeeextrapolation zusammengehauen wurde. Bei FASA merkt man, dass sie sich echt Mühe gegeben haben ein interessantes, anderes Amerika zu bauen, FanPros Versuche wirken dagegen einfach nur amateurhaft. Mag aber auch daran liegen, dass FanPro nie echte Designer hatte, anders als FASA.

Seattle ist interessant.
Der Rest von Amiland wirkt genauso zusammengestückelt.
Allein diese gewaltigen Indianer-Staaten....
Es fällt nur nicht so auf, weil Amerika weit mehr Fläche als die ADL hat.
Aber ja, die ADL sind wirklich ziemlich Klischeehaft. Unten Trolle, oben Elfen, Kirchenstaat mit Inquisition neben Weltmetroplole...

Ein

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #12 am: 1.07.2007 | 23:50 »
Nee, das mit den Indianerstaaten hat mM eher was mit dem Indianer-Hype v.a. seit den 80ern in den USA zu tun.

Offline Cycronos

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Re: Eine alternative Einführungsgeschichte.
« Antwort #13 am: 2.07.2007 | 15:44 »
Mag sein, aber stell dir die SR-USA mal auf eine Fläche von Deutschland zusammengedrückt vor.

Das ergibt dasselbe, "zusammengewürfelte" und irgendwie verwirrende Bild.