Für Neueinsteiger mal die bisherigen Posts:
Äh... Wie bitte? Totalitäres Militärregime, Indoktrination in der Schule, Gewalt als moralischer Grundwert? Da reden wir doch von Dystopie in Reinform.
1) Totalitär? Die Bürger dort haben eigentlich recht viel Freiheit. Es gibt z.B. keine Wehrpflicht. Und man kann im privaten nicht-staatlichen Bereich sehr erfolgreich werden, ohne jemals beim Militär gewesen zu sein.
Jemand, der in einem Privat-Unternehmen erfolgreich ist, ist genau so angesehen, wie jemand, der in einem Staatsunternehmen erfolgreich ist.
Sexuell sind sie auch sehr freizügig. (Wenn man nach dem Film geht. - Im Buch ist es ja eher so, dass sie zumindest im Militär recht prüde sind. Wie es außerhalb des Militärs aussieht, erfährt man nicht.)
Das klingt alles nicht sehr totalitär.
2) Indoktrination findet überall statt. Sei es von Eltern, Lehrern oder älteren Freunden. Wer glaubt, er wurde nicht indoktriniert, hat entweder seine Kindheit auf einer einsamen Insel verbracht oder wurde so erfolgreich indoktriniert, dass er das nicht bemerkt hat.
Ansonsten schau dir mal an, welche Filme im deutschen Geschichtsunterricht gezeigt werden: Sie alle sind so beschaffen, dass sie dich in eine bestimmte Richtung beeinflussen. (Selbstverständlich eine Richtung, die wir als positiv ansehen, da wir durch solche Filme ja auch erolgreich indoktriniert wurden.)
Ach ja: Der Kerl, der die Bewerbungen zum Militärdienst im Empfang nimmt, hat ja gefakte Prothesen. Diese hat er nur an, um die Leute nochmal abzustrecken, damit sie sich wirklich überlegen, ob sie zum Militär wollen.
Und er sagt ihnen auch (im Buch) sehr direkt, dass sie jetzt 24 Stunden Zeit haben, ihre Entscheidung zu überdenken. Wenn sie nach 24 Stunden nicht auftauchen, passiert nichts. Dann wird ihre Militärbwerbung einfach rückgängig gemacht und sie haben mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen.
Das klingt auch nicht nach gezielter Indoktrination.
3) Gewalt als moralischer Grundwert?
Nur teilweise: Außerhalb des Militärs gibt es kaum Gewalt. Und innerhalb des Militärs kommt Gewalt als Disziplinarmaßnahme vor, die teilweise den heutigen Gefängnisaufenthalt ersetzt. (Ob Peitschenhiebe erfolgreicher und/oder humaner als Gefängnisaufenthalt ist, kann in einem anderen Thread gerne erörtert werden.)
Was dystopisch ist, sind die imperialistischen Bestrebungen der Regierung und der Versuch, die ganzen Alienrassen zu unterjochen.
Aber als Homo Sapiens hat man auf der Erde ein schönes (utopisches) Leben. (OK, wenn man sich freiwillig zur mobilen Infanterie meldet, hat man kein so schönes Leben. Aber es zwingt dich ja niemand zum Militärdienst.)
4) Utopisch würde ich auch den Zusammenhalt innerhalb der Einheit bezeichnen: "Wir lassen unsere Kameraden nicht im Stich, sondern holen sie alle raus."
Äh bei Starship Troopers sollte man IMMER dazuschreiben, ob man sich auf das Buch oder den Film bezieht.
Das Buch war nämlich globale Militärdiktatur und Dystopie in Reinkultur.
Im Film wurde das nur angedeutet. (Der Roman ist imho auch um Welten interessanter, als der Film...)
Aber auch im Film kam heraus, dass man Bürgerrechte nur durch Militärdienst erwerben kann und dass es eine Mehrklassengesellschaft (die, die gedient haben und die anderen) gibt. So ist das Recht auf Nachkommenschaft beispielsweise eingeschränkt (Im Film gibt es einen Dialog unter der Dusche wo nach der Intention gefragt wird, warum die einzelnen Protagonisten sich verpflichtet haben. Eine der Frauen antwortet, dass Sie damit das Recht auf "Babys" erwerben möchte).
Ja, wobei zwischen Menschen- und Bürgerrechten unterschieden wird.
Im Prinzip ist das ganze eine Dreiklassengesellschaft:
- Aliens haben keinerlei Rechte.
- Homo Sapiens haben Menschenrechte.
- Leute, die Militärdienst geleistet haben, haben zusätzlich noch Bürgerrechte.
Bürgerrechte umfassen im wesentlichen drei Sachen:
Wahlrecht, Recht auf Nachkommen und Möglichkeit auf gehobenen Positionen im Staatsdienst.
Und vergleichen wir mal die Situation bei Starship Troopers mit der Situation in Deutschland:
Hierzulande wirst du zu 9 Monaten Wehrdienst gezwungen. (Als das Buch entstanden ist, wurde man in der BRD sogar noch zu mind. 1 Jahr Wehrdienst gezwungen.)
Dafür gibt es dann auch die Bürgerrechte in Deutschland automatisch. (Zumindest, wenn deine Eltern deutsche Staatsbürger sind. Sonst wird das ganze auch hier in Deutschland etwas kompliziert.)
In StarshipTroopers dagegen ist das alles auf freiwilliger Basis: Es wird erwartet, dass du der Wherpflicht nachkommst. Sie ist sozusagen Quasi-Verpflichtend. Du hast aber die Möglichkeit, dich von deiner Wehrpflicht zu befreien, wenn du auf deine Bürgerrechte verzichtest.
Das ist aber nur ein zusätzliches Angebot. Quasi wie in Deutschland: Du musst eine gewisse Zeit lang Wehrdienst machen.
Aber mit einer Zusatzoption: Falls du partout Kriegsdienstverweigerer bist und die Wehrpflicht hasst, hast du die Möglichkeit, auf deine Bürgerrechte zu verzichten, und damit auch auf die Wehrpflicht. (Aber niemand wird gezwungen, diese Zusatzoption zu benutzen. Jeder Homo Sapiens hat die Möglichkeit, auf diese Zusatzoption zu verzichten und wird dann wie in der BRD behandelt.)
zu star troopers: ich habe das buch leider auch nicht gelesen aber rezensionen angeschaut und bei einem satz wie: "Die Bürgerrechte werden auf der Erde nur jenem zugesprochen, der seinen Militärdienst geleistet hat. Auch die Soldaten an Bord der Rodger Young müssen in den Kampf zeihen". ... das kann nur eine militärdikatur sein.
und bei einer miltärdiktatur ist es üblich, dass nicht alle soldaten werden sollen (man schaue sich spanien unter franco an) militärdikatur heißt einfach nur, dass das militär herrscht!
1) Das könnte auch eine einfache Demokratie sein, die gesagt hat: Wir wollen die Wehrpflicht nicht komplett abschaffen, aber den Kriegsdienstverweigeren eine Möglichkeit geben, trotzdem keine Wehrpflicht zu leisten. Also müssen wir uns etwas einfallen lassen, das richtig schmerzt, so dass die meisten Leute doch noch den Wehrdienst leisten.
2) Ob es eine Militärdiktatur ist oder das Militär nur viel zu sagen hat, ist auch im Buch unklar. Aber auf alle Fälle ist das Militär dort sehr angesehen und hat viel Einfluss. (Das wird aber aus anderen textstellen ersichtlich.)
Ob alle Soldaten werden sollen, ist zweifelhaft:
Einerseits macht das Militär Propaganda und versucht möglichst viele Leute zu rekrutieren, und andererseits versucht es die Leute auch abzuschrecken, so dass sie nicht vorschnell dem Militär beitreten.
Aber Tasache ist, dass jeder Homo Sapiens bei Starship Troopers die Möglichkeit hat, zum Militär zu gehen.
Ansonsten bezweifle ich, dass die Weltregierung aus Starship Troopers der Regierung unter Franco sehr ähnelt: Robert Heinlein hat sich große Mühe gemacht, eine Gesellschaft zu entwerfen, die keiner der irdischen ähnelt. Wann immer man zu einem Punkt kommt und sagt: "Hmm die Weltregierung erinnert abers ehr stark an die reale Regierung von xyz.", stellt man nach ein paar weiteren Seiten fest: "Nein, doch nicht. Da gibt es doch einige gravierende Unterschiede."
Die Weltregierung aus Starship Troopers ist: Weder kommunistisch noch faschistisch. Weder typisch kapitalistisch noch sozialistisch. Weder abendländisch noch orientalisch noch fernöstlich. Nicht 100% sakulär aber auch nicht fundamentalistisch. Einerseits militaristisch, andererseits kann man auch in zivilen Privatunternehmen Karriere machen.
Ich habe ein Zeit lang gedacht, man könnte die Weltregierung mit dem antiken Rom vergleichen. (Und die Aliens übernehmen die Rolle der unterjochten Völker.) Aber auch das stimmt nicht wirklich.