Ich möchte nur ergründen, warum keiner das einst drittbedeutendste System des US-Marktes übersetzt hat, während etwa "Little Fears" oder "Castle Falkenstein" den Weg ins Deutsche gefunden haben.
Ich könnte mir vorstellen dass einer oder mehrere Gründe dafür verantwortlich sein könnten:
- Rifts ist Anfang der 90er herausgekommen. Es gab in Deutschland deutlich weniger RPG-Verlage als heute und die großen RPG-Verlage hatten jeweils ihre RPG-Steckenpferde.
- Rifts Bücher sind eher selten nach Deutschland gelangt, so dass man den Bekanntheitsgrad von Rifts durch die englischsprachigen Büchern in Deutschland als sehr gering einzuschätzen kann (im Gegensatz zu der Fanbase der englischsprachigen AD&D-Büchern). Da nur wenige das System überhaupt kennen, können diese wenigen auch nicht die Verlagsszene dazu anstossen dieses System zu übersetzen.
- Kevin Siembieda gibt Dinge ungern aus der Hand. Eine Übersetzung könnte er nicht kontrollieren.
- Rifts als System lässt sich in kein Genre pressen. Es ist kein Universal-Rollenspiel. Wie sollen die Marketing Personen dieses RPG vermarkten? Rifts lässt sich nicht so einfach mit prägnanten Schlagwörtern zusammenfassen. Warum sollte ein RPG-Shop oder gar ein Kaufhaus sich genau dieses System in den Laden holen?
- Die Coalition Problematik sowie das eher langeweilige Deutschland sind auch nicht gerade verkaufsfördernd.
- Die Welt von Rifts ist einzigartig, aber das System hat einige Fehler. Stellvertretend nenne ich mal die Diskussion S.D.C. vs. M.D.C., die man schon IIRC ´96 in entsprechenden Foren oder Mailinglisten lesen konnten. Dieses spricht nicht gerade für ein balanziertes System.
- Rifts durchbrach das traditionelle Publikationsschema von damaligen Rollenspielbüchern. Statt Monsterkompendien und Abenteuer herauszubringen, enthalten die Rifts Bücher nur Hintergrundsinformationen zur Welt, ein paar NPCs und sowie neue Klassen, Rassen und Monstern
Satt ein GRW mit einer umfassenden Weltbeschreibung, ist die Weltbeschreibung regional auf mehrere Bücher verteilt worden und überlässt einem GM die Entscheidung nur die Bücher zu kaufen, die er auch interessant findet.
- Die Rifts Bücher sind alle Softcover (Ausnahme die Sammler-Edition des Rule Books). Übersetzungen ins Deutsche sind umfangreicher als die englischen Originale. Ob sich dann für die umfangreicheren Übersetzungen noch die Softcoverbindung eignet, weis ich nicht genau.