Gestern abend endlich gesehen. Wir hatten so lange gewartet, weil wir gehofft hatten, dass ihn doch noch ein Kino in der OV zeigt, aber keine Chance. Also mussten wir grummelnderweise doch in die deutsche Synchro.
Fazit: Extrem gute Umsetzung der Buchvorlage. Natürlich ist der Comic tiefer und dichter, weil etliche Sachen aus dem Buch einfach nicht in den Film genommen werden konnten.
Der Vorspann (also nicht die erste Szene mit Kampf und Fenstersturz, sondern die Reise durch 40 Jahre alternative US-Geschichte) ist absolut brilliant gedreht, ebenso die Rückblende, die zeigt, wie Jon Osterman zu Dr. Manhattan wurde.
Apropos Dr. Manhattan: Billy Crudup bringt dessen Welt-Entfremdung wunderbar rüber, und auch Rorschach und der Comedian sind in ihren Rollen genial. Dan Dreiberg und Laurie wirken ein wenig steif, und Ozymandias ein klein wenig zu jung für den Multi-Milliardär und Großindustriellen.
Aber ich fand spannend, dass sie es im Film tatsächlich wie im Comic geschafft haben, dass Nite Owl im Kostüm deutlich jünger wirkt als ohne.
Interessant auch die Andeutung zu Veidts potentieller Homosexualität, die im Film weiter geht als im Buch. Im Buch ist es nur der erzkonservative Rorschach, der etwas grummelt von wegen "Veidt ist weich ... eventuell homosexuell?" oder sowas in der Art, auf diese Vermutung seitens Rorschach wird im Comic nie weiter eingegangen. Der Film jedoch deutet es im Vorspann klar an, als Veidt auf diese Party voller YMCA-gekleideter Männer geht und es, ehe die Kamera wegblendet, so aussieht, als wolle er einen davon liebevoll bei der Hand nehmen und in den Club begleiten.
Das war eine der wenigen "Eigeninterpretationen", die sich der Film erlaubt, von daher erwähnenswert. Passt aber durchaus, fand ich.
Ebenso passend fand ich das geänderte Ende. Im Grunde ändert es nämlich an der Grundhaltung und dem Ende des Comics
gar nichts, nur die Art und Weise, wie dieses Ende herbeigeführt wird, ist im Film eben eine ein wenig andere.
Das "echte" Ende aus dem Comic zu verwenden, hätte deutlich mehr Aufwand bedeutet, weil dann weitere Orte und Charaktere und Erklärungen nötig gewesen wären, die den Film noch weiter aufgeblasen hätten. Mit dem statt dessen gewählten Ende blieb der Film dem Geist des Comics weitgehend treu, beschränkte sich aber auf bereits eingeführte Charaktere und Umstände etc.
Nur eins ist mir in dem Zusammenhang ein wenig aufgefallen, um nicht zu sagen aufgestoßen.
Das neue Ende ist, dass Veidt es so aussehen lässt, als habe Dr. Manhattan die Katastrophen ausgelöst statt wie im Comic ein von ihm konstruierter "Alien". Also tut sich die ganze Menschheit gegen diesen gemeinsamen Feind Dr. M. zusammen, der Krieg wird verhindert und Frieden bricht aus. Soweit so gut.
Aber: Am Ende, als Dan und Laurie zusammen ihre Mutter besuchen, fragt Laurie, ob Dan glaube, dass es jetzt so bleiben werde, also ob er meine, dass der Frieden dauerhaft sei. Und Dan antwortet: "Das glaube ich schon, solange die Menschheit denkt, dass Jon weiterhin über sie wacht."
Ääääääh. Wacht?? Die Menschheit denkt doch jetzt, Dr. Manhattan sei der Feind!
Haben da vielleicht die werten Kollegen bei der Übersetzung Mist gebaut? Oder meint Dreiberg, dass Dr. M. als Feindbild/Abschreckung funktioniert? Das könnte ich mir noch am ehesten vorstellen. Hat den Film zufällig jemand im Original gesehen und weiß noch, wie der Satz in der OV ging?