Moin Moin,
Realismus und ARS schließen sich meiner Meinung nach überhaupt nicht aus.
ARS stellt ja (zumindest wie ich es verstehe) die Herausforderung an die Spieler (nicht die Charaktere) in Vordergrund. Natürlich kommt es auch auf die Werte der Charaktere an, aber im großen und ganzen kommt es darauf an, dass die Spieler ihre fiktiven Resourcen (Ausrüstung, Werte, Manöver und Handlungen der Charaktere) so planen, dass sie die fiktiven Herausforderungen und Probleme lösen können. Das erfordert strategisches (Was will ich spielen? Soll mein Dieb auch gut kämpfen können oder spezialisiert er sich auf Diebesfertigkeiten?) und taktisches (Was mach ich in dieser Situation? Schleiche ich an den Orks vorbei oder erlege sie mit einem Bogen aus den Hinterhalt?) Denken.
Lese grade "The Riddle of Steel". Dort muss man sich entscheiden, ob man eine offensive oder defensive Grundstellung einnimmt, ob man angreifen oder verteidigen will, ob man Finten schlägt, ob man die Waffe des Gegners zur Seite schlagen will um ihn dann mit dem nächsten Angriff zu treffen, ob man pariert, mit dem Schild abblockt oder ausweicht, ob man beim Ausweichen zurückweichen will oder sich offensiv unter den Schlag hindurch duckt und zum Konter ansetzt (was schwieriger ist)...
Der taktische Anteil ist also (zumindest im Kampf) sehr hoch, somit auch die Herausforderung an den Spieler, seine Ressourcen zu planen und in bestimmten Situationen korrekt einzusetzen.
Es ist für das ARS meiner Meinung nach völlig irrelevant, ob die Regeln realistisch/plausibel sind oder nicht. Es ist nur wichtig, das es sie gibt, das ich genau weiß, welche Auswirkungen sie haben und das ich damit planen kann...
Beispiel:
"realistisch": Ich verbessere mich in der Fertigkeit "Taschendiebstahl", weil ich sie anwende und trainiere. Training im Selbststudium ist langwierig, findet man einen Mentor, macht man schneller Fortschritte, muss wahrscheinlich aber auch zahlen.
"unrealistisch": Ich bekomme durch das töten von Riesenerdmännchen 50 XP, bringe 20 davon um, steige eine Stufe auf und steigere dann "Taschendiebstahl" (was ich zuvor trainieren konnte, wie ich wollte: Ich konnte mich nicht verbessern, weil das nur nach Stufenaufstiegen geht).
Beide "Regeln" können ARS sein. Bei der "realistischen" muss man Geld verdienen, Kontakt zu einer Diebesgilde suchen oder öfters mal was klauen, was durchaus Herausforderungen sind. Bei der "unrealistischen" überlege ich mir, für was und wie ich XP bekomme... ...meist bekomme ich diese für Herausforderungen.