Autor Thema: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens  (Gelesen 3487 mal)

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Offline Der Kunich

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[Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« am: 1.10.2007 | 21:55 »
Die Protagonisten:

Melanie Kaiser, 25, Privatdetektivin
Geboren in Hamburg, lebt seit 5 Jahren in einem Loft in Soho - nahe der Themse. Obgleich es nicht leicht ist, sich als "Kraut" im Empire zu integrieren, hat sie es mit Ehrgeiz und Beharrlichkeit geschafft und sich sogar der Anerkennung einiger "Tommys" gesichert.

Björn Henderson, Biker der Hells-Angels
Geboren in Göteborg, Schweden. Hält sich zzt. ebenfalls in London auf. Jobbt gelegentlich in der Detektei Kaiser, wenn der Auftrag dies erfordert. Björn ist ein waschechter Wikinger, ein harter Bursche der auch mal die Faust sprechen lässt, wenn Worte versagen.

„Liz“, Leadsängerin einer Death-Metal-Band - (Name aus Personenschutzgründen verfremdet)
Geboren in Arkham, Massachusetts (USA)
Pflegt eine lose Freundschaft mit Björn. Ihre Band tourt gerade durch Europa. Aufgrund Differenzen mit dem Veranstalter wurde der London-Termin jedoch gecancelt und zu einem späteren Zeitpunkt ausgesetzt.

Harry Peter Lindsay, Bibliothekar an der University of London
Geboren in London
Hilft Melanie Kaiser gelegentlich bei Recherchen, verfügt über fundierte Geschichtskenntnisse. Geht aber auch bei profaneren Dingen zur Hand, z. B. sich im Dschungel englischer Bürokratie zurechtzufinden oder dem Versuch der Andersartigkeit des Inselvolkes gegenüber dem Rest der Welt einen klaren Ausdruck zu geben.

London, 26. März 1984

Eine Schulklasse des Glasgower Sir-Walther-Scott-Gymnasiums wird seit 3 Tagen vermisst.
Die Klasse plante einen Ausflug nach Schottland, in die Highgrove Hills, einer Hügelkette im Westen von Loch Ness. Dort wollten sie 6 Tage in einem Landschulheim der Charles-Thomas-Manderley-Stiftung verbringen - ein exzentrischer Multimillionär, der in den 30ern verstarb. Die Highgroves gelten als Zentrum einer frühkeltischen Kultur. Hervorzuheben sind ein Steinkreis sowie ein Keltenfriedhof. Desweiteren findet man noch das beschauliche Touristen-Dorf Covengor, die normannische Burgruine Penbroke Castle sowie ein Besucherbergwerk, das einst der Silbergewinnung diente. Das Gebiet der Highgrove Hills besteht aus ausgedehnten Wälder und einem unzugänglichen Hochmoor. Das alles gehört zum Privatbesitz von C.T. Manderley, einem schottischen Milllionär und Kunstsammler, dessen Faible eindeutig den Kelten gehörte. Er kam in den 30ern bei einem tragischen Unfall während einer Inspektion in seiner eigenen Mine ums Leben.

Starke Regenfälle haben zahlreiche Straßen in den Highgroves unterspült und auch das Telefonnetz ist zusammengebrochen.

Am Morgen des 26ten März rief dann eine besorgte Mutter aus Hamburg bei Melanie Kaiser an. Ihre Tochter war Ausstauschschülerin am Sir-Walter-Scott-Gymnasium in Glasgow und am Ausflug beteiligt. Gegen einen größeren Geldbetrag willigte Mel Kaiser ein, ihre Tochter zu suchen.

Hierfür organisierte sie sich die Hilfe von Björn, der gerade in einem nahegelegenen Sohoer Pub abhing. Die Death-Metal-Sängerin Liz schloss sich an, nachdem ihr Manager ihr mitteilte, daß ein Teil des Konzertes aufgrund Probleme mit dem Veranstalter abgesagt wurde und sie in der Zeit ohnehin nichts besseres zu tun hätte. Zu guter Letzt rief Mel noch H. P. Lindsay an, da sie dessen Wissen schätzte und er sich gut mit der Keltenkultur auskannte.

Mit einer Chartermaschine flogen sie am Abend des kommenden Tages nach Inverness. Kaum aus dem Terminal, machten sie Bekanntschaft mit einem offenbar geistig verwirrten Obdachlosen, der dem Biker ein in Lumpen verschnürtes Bündel zusteckte.

Bei einem kauzigen Autohändler am Stadtrand erwarb man einen Landrover, der mit Extras nur so gespickt war.

Die Fahrt ging entlang des Loch Ness bis Fort Augustus, von dort aus nach Osten in die Highgrove Hills. Das Vorankommen war mühsam; unablässig fiel Regen, die teilweise unbefestigten Wege forderten Mensch und Maschine bis zum äußersten. An einer Wegegabelung, inmitten der bewaldeten Berge, kam es zum Stopp. Der Wegweiser war scheinbar umgestürzt und die Straßenkarte brachte auch keine Hilfe. Lindsay beschloß, nach dem Schild zu sehen. Björn, der den Wagen fuhr, richtete die Scheinwerfer auf die Stelle aus. Als der Engländer ausgestiegen war, bemerkte er ein Schuh  hinter einem Stein. Kurz darauf erschien eine Gestalt im Wald. Schlurfenden Schrittes kam sie direkt auf Lindsay zu. Dieser hechtete zum Fahrzeug zurück. Björn wollte den Wagen starten und losbrausen, doch der Gang ließ sich nicht einlegen - ein möglicher Getriebedefekt. Dann klopfte es an die Seitenscheibe des Fahrers. Die unheimliche Gestalt erwies sich als ein wild aussehender Einheimischer. Er bedankte sich bei den Insassen für die Aufstellung des Hinweisschildes (das immer noch im Gras lag). Als sie ihm nach dem Weg fragten, konnte er ihnen immerhin Auskunft geben. Er schickte sie linker Hand zum Manderley-Landschulheim, der Weg rechts sollte nach Covengor führen.

Nach wenigen Meilen erreichten sie dann das Schulheim. Der zweistöckige, viktorianische Bau stand inmitten einer umzäunten Waldlichtung. Am Rande des Grundstückes befanden sich noch zwei weitere Gebäude, bei denen es sich vermutlich um Geräteschuppen oder etwas ähnliches handelte.

Ein großes schmiedeeisernes Tor führte auf das etwa 3000 qm große, zur Mitte hin leicht ansteigenden Grundstück. Vor der Veranda, die das gesamte Untergeschoss umlief, parkte der Schulbus. Alles war ruhig, nirgends brannte Licht.

Vorsichtig fuhren sie durch das offenstehende Tor. Björn parkte den Rover neben dem Bus, die Scheinwerfer auf den Hauseingang gerichtet.

Es fiel auf, daß einige der Fenster offen standen, die Haustüre schien auch nur angelehnt.

Die Veranda war voller Fußabdrücke von mehreren Personen, die in alle Richtungen führten. Mindestens eine der Spuren konnte nicht klar zugeordnet werden. Sie stammte möglicherweise von einem Tier und es war auch nur eine davon zu finden.

Im Bus fanden sich einige der Sachen der Schüler.

Man beschloß, ins Haus zu gehen. Die Eingangstüre stand offen, der Lichtschalter funktionierte jedoch nicht. Vermutlich eine defekte Sicherung. Man würde wohl nach dem Sicherungskasten sehen müssen, der sich im Keller befand...

« Letzte Änderung: 1.10.2007 | 21:59 von Der Kunich »
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Offline Der Kunich

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #1 am: 1.10.2007 | 22:03 »
Highgrove Hills, 27./28. März 1984

Durchsuchung des Anwesens: - in der Küche fand man eine riesige, tote Ratte im Kühlschrank, die eine abgerissene (?) Hand im Maul hatte. Verdächtig war auch ein zerborstenes Fenster im Foyer, an der rückwärtigen Seite des Hauses. Es war offenbar von außen eingeschlagen worden. Hier, wie auch sonst im Fast dem gesamten Haus, fanden sich Schlammspuren.

- ein Teil des Kellers war scheinbar verschüttet - Schlammmassen hatten sich hinter einer Türe gesammelt. Mit einem benzingetriebenen Generator wurde der Strom wiederhergestellt. Kurz darauf schreckte Björn und H. P. Lindsay, die den Keller observierten, eine menschliche (?) Gestalt auf, daß von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt war. Die Gestalt, die sich offenbar im Keller versteckt hielt, flüchtete in Panik an Björn und H. P. vorbei aus dem Haus und verschwand im Wald. Mel schoß reflexartig ein Foto - die Entwicklung des Filmes würde vielleicht mehr Informationen preisgeben.

- aus den Wasserhähnen kam nur brackiges Moorwasser, auch ein wurmartiger Parasit wurde aus der Leitung gespült.

- in einer Art Büro fand man Aufzeichnungen der Lehrer über das Ausflugsprogramm. Die Namen von Örtlichkeiten waren darauf vermerkt, welche man offenbar vorhatte aufzusuchen. Leider war nicht ersichtlich, welche der Lokalitäten bereits besucht waren und welche nicht.

- während einer kurzen Zeit, da alle im Haus waren, machte sich jemand am Geländewagen zu schaffen. Eine Seitenscheibe war zerschlagen, Schlamm auf dem Beifahrersitz, doch es schien nichts zu fehlen.
Die Gruppe entdeckte weitere Aufzeichnungen, unter anderem konnten sie endlich in Erfahrung bringen, wo die Schulklasse schon überall gewesen war.

- auch am Rande des Grundstückes glaubte die Gruppe Bewegungen im Schatten zu sehen.

- im Obergeschoss fand man die Schlafzimmer der Schüler. Eine Inspektion brachte ein Tagebuch ans Licht, das wenig Konkretes aber doch einige Hinweise enthielt.

- auf dem Dachboden fand man ein Mädchen, daß unter schwerem Schock stand und sich in einer Art Schrank versteckt hielt. Es konnte als eines der Schülerinnen der verschwundenen Klasse identifiziert werden. Das Mädchen war katatonisch und offenbar krank, sie bedurfte dringend ärztlicher Hilfe. Die Gruppe beschloß sogleich nach Covengor aufzubrechen, das am nächsten lag.

- Zwei Stunden später kam die Gruppe in Covengor an. Sie suchten sogleich eine Ärztin und die Polizei auf. Die Polizeibeamten reagierten sogleich hilfsbereit, jedoch auch wenig professionell - man hatte jedoch den Anschein, daß sie sich mit derlei Vorgängen nur äußerst selten konfrontiert sahen. Da das Telefonnetz ausgefallen war, schickte der Polizeichef seinen Helfer mit dem Wagen nach Fort Augustus los, um einen Krankentransport zu organisieren.

-Auch die Ärztin war sogleich zur Stelle und begann sich um das katatonische Mädchen zu kümmern, bis der Krankenwagen eintreffen würde.

-Björn, der im laufenden Wagen wartete, beobachtete im Rückspiegel einen humpelnden Mann, der scheinbar beobachtend mitten auf der Straße stand. Als er mit dem Wagen auf ihn zufuhr, verschwand er jedoch im Schatten der Häuser.

-Die Gruppe wurde zwecks Nachtquartier in das einzige Gasthaus Covengors verwiesen, die freundliche Wirtin versorgte ihre nächtlichen Gäste sogleich mit Essen und warmen Decken und gab  ihnen ein Zimmer.

-Auf dem Zimmer packte Björn endlich das Geschenk des Obdachlosen aus Inverness aus - es war ein in Handarbeit gefertigtes Amulett.

- In der Frühe des darauffolgenden Tages beobachtete die Gruppe eine Versammlung in der Wirtsstube des Pubs - offenbar war das halbe Dorf zusammengekommen - wie es sich im Flüsterton unterhielt. Auch der hinkende Mann war darunter.
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Offline Tom

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #2 am: 13.10.2007 | 12:43 »
Ah endlich wieder eine Cthulhu Runde, wenn auch zu einer für mich ungewöhnlichen Zeit. Aber dennoch schön zu lesen und ich bin neugierig wie es weitergeht.
It almost seems like the old spirit of the night, from my childhood has gone missing.

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #3 am: 14.10.2007 | 18:30 »
@Tom: Erstmal Danke fürs Lob! ;D. Hier gibt es auch wieder neuen Stoff... beim gewählten Zeitraum sind die technischen Innovationen noch überschaubarer Natur (Handy und Internet waren mir spieltechnisch ein Dorn im Auge  ;D). Aber es gibt noch mehr Überraschungen (siehe Text >;D :ctlu:)

...

Am anderen Morgen gingen Björn und Liz zum Gemischtwarenhändler (und Herausgeber der "Celtic Rumors") Angus O’Flaggerty und kauften für die geplante Tour zu den Minen diverse Ausrüstungsgegenstände ein. Indes statteten Mel und Harry der Ärztin Becky Weisz einen Besuch ab, um sich nach dem Zustand des 15jährigen Mädchens zu erkundigen. Dieses befand sich nach wie vor in geistiger Paralyse. Mel versuchte Zugang zu ihr zu gelangen, was mißlang - sie war allein mit ihr im Zimmer, Harry lenkte derweil die Ärztin mit vorgetäuschten Beschwerden ab, im Smalltalk erfuhr er z. B. daß sie nicht von hier stammte und in der Vergangenheit offenbar keine besonders positive Erfahrung mit der Ärztekammer gemacht hatte. Urplötzlich erlitt das Mädchen während Mels Zureden einen Schreikrampf und schlug wild um sich. Zu dritt beruhigten sie das rasende Kind.

Kurz darauf klopfte es an der Türe. Es war der Reverend Hamish Silverstein, er war gekommen, um ebenfalls nach der Kleinen zu sehen. Als er sich über ihren Körper beugte um ein paar christliche Worte zu sprechen - dabei bemerkte Harry eine seltsame Tätowierung auf dem Handrücken des Geistlichen. Er prägte sich das offenbar keltische Muster ein und fand es später auf den Türrahmen einiger der Häuser Covengors wieder (Das Haus der Ärtzin hatte keines).

Der Krankenwagen aus Fort Augustus ließ noch auf sich warten, und da sie nichts tun konnten, gingen Mel und Harry wieder (Silverstein war noch im Haus). Kaum auf der Straße, begegnete den Beiden ein mißgestalteter und offenbar zurückgebliebener Hühne, er ging auf sie zu wobei er undeutliche Wortfetzen brabbelte. Der Reverend kam zur Türe herausgeeilt und warf ihm ein paar strafende Worte zu, woraufhin sich der Riese fluchtartig zurückzog.
Wie der Reverend erklärte, handelte es sich um den stadtbekannten aber lammfrommen buckligen Norris. Er empfahl sich und lud zu einem Besuch der Dorfkirche auf dem Kalvarienhügel ein.

...

Als man sich am Wagen traf und die neugekaufte Ausrüstung verlud, kam ein dreckverschmierter Pickup in die Stadt gerast. Darin saßen vier mit Gewehren bewaffnete Einheimische. Der Kleidung nach Wald- oder Farmarbeiter. Der Wagen  hielt vor der Polizeistation, Polizeichef Roy O’Flaggerty kam herausgestürmt, wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer und stieg auf den Wagen, bevor dieser wieder die Stadt verließ.

Die Gefährten folgten dem Pickup, welcher in Richtung Küste fuhr. Auf dem Weg dorthin erspähten sie einen alten, verfallenen Leuchtturm auf einer kleinen, der Küste vorgelagerten Felseninsel, dem Pillar Rock. Der Pritschenwagen fuhr immer weiter den Coastway entlang, doch die Gefährten hielten an der nächsten Abzweigung an und beschlossen, den Wagen nicht weiter zu Verfolgen. Nahe der Abzweigung, am Rande der Steilküste, befanden sich ein paar alte Gebäude, die ebenso alt und verfallen wirkten wie der Leuchtturm im Hintergrund. Ein großes Schild warnte vor dem Betreten des Grundstücks, "Coven Mill", das sich in Privatbesitz befand.
Dobermänner wachten hinter dem hohen Stracheldrahtzaun, der die Handvoll Gebäude umgab. Man beobachtete, wie sich hinter den Zugehängten Fenstern etwas bewegte.

Die Gruppe beschloss umzudrehen und wie geplant der Manderley Hall und der Silbermine einen Besuch abzustatten. Zunächst machte man an dem alten viktorianischen Wohnhaus des Charles Thomas Manderley halt, das nun ein Museum war und das dummerweise am heutigen Tage geschlossen war. Trotzdem klingelte man und eine Frau erschien hinter verschlossener Türe. Sie konnte sich erinnern, daß die Schulklasse das Anwesen besucht hatte, etwa gut eine Stunde blieben und danach wieder mit dem Bus wegfuhren. Die Dame war hilfsbereit und so konnte die Gruppe zwar einige neue aber nicht wirklich relevante Details erfahren.

Wohl oder übel fuhr die Gruppe zum Bergwerk zurück. Unterwegs kamen sie an einem kleinen Farmgebäude vorbei, in dem die Ärztin Becky Weisz wohnte - das Gebäude war dereinst die Telegrafenstation der Minengesellschaft. Die Ärztin, die sich für derlei Technik zu begeistern weiß, hat die abgelegene Station gekauft um dort zu wohnen.

Am Bergwerk: die gesamte Anlage wirkte, als hätte man sie am Unglückstag (1930) erst stillgelegt. Zwar standen zwei Wagen, ein schmutziger Pickup und ein schwarzer Lieferwagen auf dem Gelände, doch es war niemand zusehen.

In dem Verwaltungsgeäude, eine Blockhaushütte, weckten die Gefährten den kauzigen alten Pit, der schon seit Ewigkeiten Touristengruppen durch den Besuchertrakt der Mine führte. Der Alte hatte zwar zunächst Probleme, sich an eine Schulklasse zu erinnern, doch gutes Zureden (und harte Deutsche Mark) halfem seinem spröden Gedächtnis auf die Sprünge - unter dem Lehrerduo hatte es offenbar eine Meinungsverschiedenheit gegeben. Dies endete damit, daß ein Teil der Schüler zu Fuß zum Landschulheim aufbrach und der andere Teil die Führung machte. Da Pit an jenem Tage einen schweren Kater hatte, gestattete er der Lehrerin ihre Schützlinge auf eigene Faust die Mine zu erkunden. Obwohl dies eine fahrlässige Verletzung der Aufsichtspflicht darstellte, spielte der alte Pit den Besuch der Mine herunter. Er warnte lediglich davor, den alten Teil der Mine - der aber ohnehin für Besucher gesperrt war - zu betreten. Bernie, Pits Aushilfskollege, habe an jenem Tag die Schüler/innen wohlbehalten aus der Mine kommen sehen.

Die Gefährten machten zunächst den offiziellen Teil der Führung mit, befanden jedoch recht schnell, daß ein Erkunden des geschlossenen Teil womöglch Antwort auf einen Teil ihrer Fragen brächte. Dafür sprachen Fußspuren, die eine Art floureszierendes Leuchten von sich gaben und offenbar von großen Stiefelabdrücken stammten, die unmittelbar in der Nähe der verschlossenen Türe zu finden waren.

Pit ließ sich recht schnell dazu überreden, die Fremden sich selbst zu überlassen. So öffneten sie die Gittertür zum verschlossenen alten Minentrakt mit Pits Schlüssel. Eine 15 m tiefe Grube führte in einen tiefer liegenden Minenabschnitt. Die hölzerne Verschalung des Schachtes war jedoch alles andere als Vertrauenerweckend, die eingelassenen Trittsprossen ebenso. Also nahm man ein mitgebrachtes Seil und ließ es in die Tiefe. Unten angelangt zweigten Gänge nach Norden und Süden ab, eine verschlossene Metalltür blockierte einen weiteren Gang im Osten. An diesem prangte ein modernes Vorhängeschloß, zu dem Pits uralter Schlüssel nicht passte. Der Gang im Süden war zudem großteilig verschüttet, nur ein Kriechgang in Bodennähe erlaubte ein Weiterkommen. Allerdings strömte knöcheltief Wasser aus dem südlichen Teil und floß in den nördlichen Gang ab. Bemerkenswert war jedoch ein schwaches, grünliches Leuchten des Wassers. Auch fanden sich silbrige Partikel darin. Nur der Weg in den Osten schien einigermaßen Trocken.

Björn packte die Brechstange aus und öffnete so das Abus-Schloß. Hinter der Tür ersteckte sich erneut ein Gang. Die Stützelemente an Wänden und Decke wirkten morsch und brüchig, doch die Gänge selbst waren intakt. Nach einigen Metern zweigte der kerzengerade Gang widerum in den Osten ab. Nach ca. 30 m endete dieser in einer großen, natürlich geformten Grotte, welche sich auch als Ursprung eines grünen Leuchtens entpuppte. Dieses strahlte recht stark aus einer Grube in der Mitte der Grotte. Doch das war nicht die einzige Besonderheit. Der Gang endete auf einer balkonartigen, steinernen Erhebung, eine Art natürlich geformter Podest. Im Halbkreis um das Podium waren in den Boden gepflanzte Holzpfähle eingeschlagen. Auf einer natürlich gewachsenen Steinsäule auf dem Podium lag ein mit obskuren Schriftzeichen bekritzeltes Stück Tierfell. Liz kannte einiger dieser Zeichen aus ihrer Heimatstadt Arkham - eine Handvoll jugendlicher Okkultisten verwendeten diese Zeichen, die offenbar zum Alphabet einer uralten Sprache gehörten. Dabei ging es um die Widererweckung seit Äonen im Meer schlafender Entitäten, deren Führer Cthulhu genannt ward. Nach ihrer Erweckung sollen sie die Herrschaft über die Erde anstreben, die sie vor Urzeiten bereits schon einmal innehatten. Derlei abstruse Phantastereien konnten natürlich nur aus den von diversen Rauschmitteln herbeigerufenen Wahnvorstellungen entsprungen sein. Der Hang zu derlei düster-obskurem Pseudokultismus waren ja bekanntermaßen vor allem bei Jugendlichen, die in einem wirtschaftlichen und sozial schwachen Umfeld vegetierten geradezu in Mode gekommen. (Schuld an der gesellschaftlichen Degeneration haben natürlich (neben dem Drogenkonsum) in der Hauptsache Hardcore-, Horrorfilme und Heavy-Metal-Musik  >;D)

Die Gefährten nahmen das beschriftete Tierfell und untersuchten hernach die geheimnisvoll illuminierte Grube. Kaum das sie über den Rand geblickt hatten und den großen, grünlich leuchtenden Stein darin sahen, wurden sie von Schwindel und großer Übelkeit erfasst. Mel und Liz fielen gleich ganz in Ohnmacht, Harry und Björn gelang es ihre ohnmächtigen Körper aus der Höhle zurück in den Gang zu zerren, wobei sie sich mehrmals heftig erbrachen. Nach ca. 15 min endete die Ohnmacht der Frauen und auch sie begannen ihre Mageninhalte zu entleeren. Kurz darauf setzte ein Kribbeln der Nervenbahnen ein, gefolgt von einem unerträglichen Schmerz gleich heftigen Stromstößen, der in jede Faser ihres Körpers kroch. Auch diese Tortur ging vorüber und die vier begannen sich allmählich wieder normal zu fühlen, nur um kurz darauf in einen euphorischen Rauschzustand zu verfallen.

Björn sah zwei funkelnde, rote Augen vor sich im Gang. Sie gehörten zu einer ausgemergelten humanoiden Kreatur mit einem Hundeschädel. Die Haut der nach Fäulnis riechenden Kreatur fehlte oder war nur in Fragmenten vorhanden. Lange, scharfe Krallen schliffen über den Stein. Das lähmende Entsetzen über diesen Anblick, der sich unwiderruflich in die Gehirne einbrannte, wich jedoch dem Überlebensinstinkt. Die Gruppe griff zu ihren (Schuss)Waffen und streckte damit die angreifende Bestie quasi im Affekt nieder. Sekunden später kamen jedoch gleich mehrere dieser Monstren von Seitens der großen Höhle auf die Gefährten zugerannt. Aus allen Rohren in den Gang feuernd, stoppten sie die sich rasch nähernde Meute.

Neugier überwog den Schock über die Angreifer, die weder Mensch noch Tier zu sein schien. Offenbar unterdrückte die noch immer anhaltende Euphorie in ihren Köpfen den geistigen Kollaps über das gerade gesehene und erlebte.

Vorsichtig tasteten sie sich weiter in der Höhle voran, die sich zu einem regelrechten Labyrinth weitete. Mehrer der Abzweigungen erwiesen sich jedoch als Sackgassen, so daß man immer wieder umdrehen musste.

Harry stellte derweil erstaunt (und eher durch Zufall) fest, daß er hinter einer Felswand eine Silberader sehen konnte!
Liz begann plötzlich das Geräusch von Fledermäusen zu hören, (obwohl die anderen dies nicht taten - sie waren nämlich weit entfernt).
Björn lief ohne es zu merken so schnell, daß er die anderen fast zurückließ.

Liz hörte schließlich die Schritte und Stimmen von Männern, die offenbar nach ihnen suchten. Sie hatten Waffen dabei und trugen Nachtsichtgeräte. Es war klar, daß sie gekommen waren, um zu töten.

Man beschloß sich ihnen zu entgegenzustellen. Obwohl die Unbekannten flüsterten, konnte Liz ihre Stimmen hören und so ihre Taktik erfahren. Björn rannte voraus und in einem geeigneten Moment schoß er und streckte einen der überraschten Unbekannten nieder, als dieser gerade um die Ecke kam. Björn zerrte die Leiche zu sich, so daß sie nicht im Blick der übrigen war. Dann wartete er auf die beiden verbliebenen Killer. Indes rückten Mel, Harry und Liz zu Björn nach.

Es kam zum Showdown: Mel, Harry und Liz suchten Deckung hinter von der Decke gefallenen Trümmern (ein Querschläger hatte kurz zuvor den Einsturz verursacht).

Björn wurde von einem der Schützen von einer Ladung Schrot in den Brustkorb getroffen (erstaunlicherweise fiel der ihm zugefügte Schaden weit geringer aus, als er es hätte tun müssen). Die Überraschung, das sein Gegenüber nicht in Stücke geschossen zu seinen Füßen lag, nutzte Björn zum Gegenangriff und streckte ihn mit Geschossen aus seiner 45er nieder.

Auch Harry und Liz setzten sich mit ihren Gewehren zur Wehr und es gelang ihnen zumindest den dritten Angreifer zu Verwunden.

Mel setzte den dritten Angreifer unbewußt mit einem Feuerstrahl, der sich plötzlich aus ihrer Fackel löste, in Brand. Dieser flüchtete schreiend, brach jedoch wenige Schritte später tot zusammen, während die Flammen weiter loderten.

Entsetzt erkannten die Gefährten in den Angreifern jene Männer, die sie Stunden zuvor im Pickup sahen. 

... (to be continued)
« Letzte Änderung: 14.10.2007 | 20:16 von Der Kunich »
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Offline Germon

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #4 am: 15.10.2007 | 15:09 »


Was lernen wir daraus ?

Die Würfel bestätigen die Regel: Nur Frauen werden ohnmächtig

und

Heavy Metal ist böse


 ;D
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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #5 am: 15.10.2007 | 15:17 »
Nette Runde! Gute Idee zurück in die 80er zu gehen - die ganze neue Elektronik kann schon nerven. Mich selber würde mal ein Sprung zurück in die 70er interessieren.
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Offline sindar

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #6 am: 16.10.2007 | 10:23 »
Wie Bjoern wohl eine Ladung Schrot in den Brustkrob ueberlebt hat? Waren das WIRKLICH nur die Wuerfel? :verschwoer: :ctlu:
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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #7 am: 16.10.2007 | 11:10 »
Ach was, das war bestimmt völlig unauffälliges Schummeln!
 ~;D
Der Optimist denkt, dass wir in der bestmöglichen Welt leben.
Der Pessimist befürchtet, dass das stimmt.

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #8 am: 16.10.2007 | 12:04 »
Liest sich interessant, Kompliment.  :ctlu:
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Offline Bitpicker

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #9 am: 16.10.2007 | 14:07 »
Gefällt mir.

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Offline Der Kunich

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #10 am: 16.10.2007 | 19:58 »
:ctlu: ;D

@sindar: Ich will hier nicht verheimlichen, das Björn autoreaktiv eine gerade neuentwickelte Fähigkeit zum Einsatz gebracht hat. Doch auch im "Normalfall" hätte er das sogar gerade so überlebt (als einziger der Runde - und in echt vermutlich ohnehin niemand) 
« Letzte Änderung: 16.10.2007 | 20:05 von Der Kunich »
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Offline Chaosdada

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #11 am: 16.10.2007 | 20:20 »
Grüne Strahlung die Superkräfte verleiht? Falsches Genre Kunich.  ;D
Ne, find ich klasse. Bei dem Titel dachte ich erst an Cthulhu im Überwachungsstaat.

Offline Der Kunich

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #12 am: 16.10.2007 | 21:41 »
@Chaosdada: Überwachungsstaat... hmmm... hat natürlich auch was für sich. Aber dann müsst ich ja in der Gegenwart in den USA spielen  >;D

Es wird jedenfalls definitiv kein Marvel-Cthulhu mit in quietschbunten Outfits Häuserschluchten durchfliegenden und mit Lkws um sich werfenden Halbgöttern! Die Sache mit den Kräften ist eher dezenter Natur und soll den Spielern ein wenig das Gefühl geben, ein klitzekleinwenig Mächtiger zu sein als erlaubt...  8]

...


Ich stelle mal etwas Info-Material zum Abenteuer zur Verfügung: eine Mappe mit Zeitungsartikeln, gefunden im Landschulheim sowie eine Fotografie des besagten Heimes!

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« Letzte Änderung: 16.10.2007 | 23:43 von Der Kunich »
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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #13 am: 19.10.2007 | 13:01 »
Ja, als Spieler dieser Runde kann ich bestätigen: Das macht schon Spaß, ist schön atmosphärisch und auch die gerade erweckten "Kräfte" der Helden sind stimmungsvoll eingebettet.

Es war (natürlich) im Voraus abgesprochen, daß es keine "normale" Cthulhu Runde wird.




Harry Peter Lindsay würde sagen: Well Done und grüß mir Himmler, Darling !
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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #14 am: 19.10.2007 | 15:24 »
Harry Peter Lindsay würde sagen: Well Done und grüß mir Himmler, Darling !

Es sei nochmal darauf hingewiesen, daß H. P. Lindsay Brite ist - vor allem Erkennbar an seinem herzerfrischenden Humor  >;D
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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #15 am: 15.11.2007 | 15:31 »
Wann geht es weiter?
It almost seems like the old spirit of the night, from my childhood has gone missing.

"Play the spirit of the game, not the rules"  
-Robin D. Laws

Offline Der Kunich

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Re: [Cthulhu 1984] - Pfade des Erwachens
« Antwort #16 am: 18.11.2007 | 02:00 »
Für dieses Jahr sehe ich schwarz für die Cthulhu-Runde... aber vielleicht ergibt sich ja was kurzfristig.
Ich peile einen Spieltermin im Januar an!  :d
Vergib deinen Feinden - aber vergiß niemals ihre Namen!
(John F. Kennedy)