Na ja, für die Erzählspieler können sie ja ordentlich Setting-Material und Stimmungstexte reinpacken und dann sollen die halt die Regeln, wie bisher auch, ignorieren. Mit etwas Glück kommt es da zu einer „Freiform-Transzendenz“, d.h. die Spieler lassen sich von den „fantastisch-realistischen“ Regeln beeinflussen, wenden diese aber immer weniger an, bis sie am Ende im Wesentlichen Freiform spielen. Ist ja in vielen Systemen so.
Was bleibt, ist der Spagat zwischen Realismus und taktischer Ausgewogenheit. Für ein interessantes taktisches Spiel braucht man Spielbalance. Der beste Kompromiss wäre aus meiner Sicht: Bei den wirklich effektiven Beruf-Kultur-Rasse-Kombinationen und den Optional-Kampfregeln knallhart den Taktik-Spieler im Auge behalten.
Also: Der Krieger, der Söldner, der Schwertgeselle, der Gladiator, der Irgendwas-Stammeskrieger, der elfische Irgendwas-Läufer, der Bethanische Kampfmagier, der Rondra-Geweihte und vielleicht auch noch der Streuner/Dieb und der Druide/Geode sollten Balancing-technisch optimiert werden. Jeder bekommt Zugang zu bestimmten Sonderfertigkeiten und Techniken, und seien es bei den Stammeskriegern auch irgendwelche schamanistischen Magie-Sachen, um sie ausgewogen zu gestalten. Um den „Realismus“ nicht zu gefährden, muss das halt in der Spielwelt verankert werden, das erfordert mutiges
Retconning, d.h. man müsste in die aventurische Kontinuität eingreifen. Ich glaube, das trauen sich die Redakteure nicht, und ohne geht es eben nicht.
Für die Realos, Stimmis und Erzählonkel gibt es dann die offensichtlich ineffektiven Berufe wie Gaukler, Hexe, Hesinde-Geweihte, Sharizad, Kurtisane etc. obendrauf. Die lassen sich ohne Probleme neben den effektiven Sachen zur Verfügung stellen, der Powergamer nimmt die dann eben einfach nicht. Nebenbei würde ich das Punktekauf-System radikal vereinfachen, aber das ist nicht so zwingend. Die ganzen Doppel-Laufbahnen usw. kann man ja auch einkalkulieren, das erfordert natürlich extensives Testen, inklusive Open Beta, auch das ist wohl utopisch.
Und natürlich bleibt es dabei: Wenn Regelanwendung wieder Spaß machen soll, müssen die heiligen Kühe 3W20-Probe und PA geschlachtet werden. Gleiches gilt für das AsP-System, das Magieanwender für den taktischen Spieler uninteressant macht. Das wäre dann wohl das dritte K.O.-Kriterium.
Edit: P.S.: Der einfachste Ansatzpunkt wäre natürlich außerdem die AP-Vergabe und Steigerung. Die Steigerungskostentabelle ist ja der letzte Schrott. Alternative Systeme etwa so: Learning by Doing für die Realismus-Fraktion, AP für Erfolg für die Taktiker-Fraktion, AP für "gutes Rollenspiel" (was immer das ist) für die Erzählspieler. Aber auf keinen Fall fakultativ (Einheitsbrei), sondern alternativ (klare Weichenstellung).