Angerissen. Die grossen Details müssen stimmen und die "historischen Grenzwerte" müssen wie Leonie schon sagt eingehalten werden. Das gilt für mich auch bei Dingen wie Geschlechterrollen, Religion und die Tatsache das "andere Hautfarbe" nun mal oft hiess "Mensch 2. Klasse". Wer das nicht will sollte IMHO keine historischen Settings spielen bzw. sich auf bestimmte Zeiten/Gebiete beschränken.
Kleine Änderungen sind in Ordnung aber wenn Wallenstein eine schwarze, protestantische Frau ist und König Adolf die Sache der Katholiken verteidigt ist die Änderung definitiv zu gross. Aber ob nun der Obrist des 2. Gewalthaufens von links "Otto von Hauihnplatt" oder "Claus Charakter" heist stört keinen. Ein Scout der feststellt wie viele Indianer wirklich am Little Bighorn lagern ist okay, solange er es nicht schaft Custer rechtzeitig zu warnen bzw. dieser ihm nicht glaubt. Die Offiziere eines Schiffes bei Traffalgar zu ersetzen ist in Ordnung - solange es nicht die Victory und der Admiral sind.
Weibliche Charaktere sind etwas was in historischen Szenarien oft eingeschränkt ist. Es gab weibliche Piraten aber das waren Exoten, weniger als 10 sind verbürgt. Es gab auf der HMS Victory Frauen - 7 Stück weil so viele durften die Royal Marines mitnehmen. Und alles Ehefrauen. Da ist Platz für einen Spielercharakter aber wenn unter den Piraten die Frauenquote eingeführt wird geht das IMHO zu weit für "historisch" (1). Auch ein weiblicher Sherrif im wilden Westen ist nicht mehr historisch sondern ein Witz wer in einem "historischen" Western-RPG unabhängige Frauen spielen will ist auf Dinge wie Lehrerin, Witwe des Ladenbesitzers, Ärztin(spät) und Puffmutter beschränkt(2)
Religion und Kirche gehören zu historischen Settings oft dazu und haben dort einen hohen Stellenwert und Macht. Ablehung anderer Religionen gehört auch dazu, sei es massiv wie in Teilen des Christentums, sei es subtiler wie bei den Osmanen. Wer das nicht möchte sollte zumindest diese Zeiten nicht bespielen.
Gute Beispiele für ein historisches RPG sind die Romane um Hornblower, Bolito, Aubrey(3) und Sharps. Die Helden interagieren mit den grossen der Weltgeschichte und/oder sind an wichtigen Stellen dabei. Aber sie sind weit genug "unten" in der Hierachie um das Geschehen nur lokal zu beeinflussen aber weit genug "oben" damit de Spieler ihren Spass haben.
Schlechte Beispiele sind Xena, die aus der selben Schmiede stammende "Robin Hood" Version oder Pearl Harbour. Nichts gegen die eine oder andere Amazonenprinzessin in historisch korrektem Gewand aber wer Odysseus UND Cäsar kennt ist alternate Reality.
Grenzwertig sind "d'Artagnans Tochter" und "Robin Hoods Tochter"(4). Einzelne Personen dieser Art hat es gegeben. Solange sie nicht im Rudel auftauchen, den richtigen Hintergrund haben(5) und/oder akzeptieren das Teile der Gesellschaft sie schneiden ist das akzeptabel.
(1) Für Piraten wie Maureen O'Hara und Geena Davis machen wir ausnahmen. Ggf. auch für Governeurstöchter
(2) In Gunsmoke (dt. Rauchende Colts) war das eine der vier Hauptrollen - Ms. Kitty war die Saloon "Madam"
(3) U.a Master and Commander. Der FILM zu dem Buch ist ein gutes Beispiel wie man es NICHT macht.
(4) Es gab eine weibliche Schwertkämpferin zu Zeiten der Musketiere und eine Dame begleitete ihren Gemahl auf die Kreuzzüge wobei sie Waffen und Rüstung führte
(5) Herzogin von Aquitanien und Dowager-Queen of England etwa