Autor Thema: Endlosthemen #442: Feuerwaffen in DSA und Mantel-und-Degen-Genreblubb (war: Fröhliche Blubberrunde DSA)  (Gelesen 23441 mal)

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Eulenspiegel

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Ich würde eher sagen: wie Shadowrun ohne Cyberware. Oder generell gesprochen: Cyberpunk ohne Cyberware macht genausoviel/wenig Sinn wie Mantel&Degen ohne Feuerwaffen.
1) Cyberpunk ohne Cyberware: BladeRunner, LodlanD

2) Cyberpunk ohne Cyberware wäre eher vergleichbar mit Mantel&Degen ohne Degen.

Da haben wir halt das Problem, dass man ein Namenselement aus der Genrebezeichnung entfernt. - Das Spiel, das dabei rauskommt, kann durchaus interessant sein (z.B. Blade Runner), aber ich würde hier durchaus dazu tendieren, dem neuen Kind einen neuen Genre-Namen zu verpassen.

Aber in einem muss ich Adanos zustimmen:
"Mantel&Degen ohne Feuerwaffen" ist wirklich eher mit "Cyberpunk mit Magie" zu vergleichen.

Im Momentanen Aventurien müssten alle Meuchler eigentlich Balsestrinas mit Bolzenmagazin nebst vergifteten Bolzen benutzen. Die machen vielleicht nicht einmal mehr Plong.
Ja, wenn sich der Meuchler auf Fernkampf spezialisiert hat, ist das sogar wahrscheinlich.

Zitat
Genau deswegen, habe ich die Magie ja bei Shadowrun gebracht. Wenn man die weglässt, hat man kein Shadowrun mehr, sondern CP 2020.
Ja. Und wenn man Im Frankreich zur Zeit der Musketiere die Musketen weglässt, hat man kein Frankreich mehr, sondern das Horasreich.

Der Unterschied zwischen Frankreich und dem Horasreich ist in etwa so groß wie der Unterschied zwischen Shadowrun und CP2020. (SR und CP2020 unterscheiden sich hauptsächlich in der Magie. Trotzdem ist beides Cyberpunk. Und Frankreich und Horasreich unterscheiden sich hauptsächlich in den Musketen. Trotzdem ist beides Mantel&Degen.)

Zitat
Offensichtlich haben wir einen unterschiedlichen Begriff von Duell. Normalerweise läuft das so ab, dass sich zwei Duellanten Rücken an Rücken stehen, jeder eine Duellpistole in der Hand, dann 10 Schritt auseinander und dann wird geschossen.
Allgemein ist ein Duell ein ehrenhafter Zweikampf, auf den sich beide Duellanten freiwillig geeinigt haben.
Den Ablauf eines Duelles stelle ich mir so vor.

Wie ich schon schrieb unterscheidet man zwischen Nahkampf und Fernkampfwaffen Duelle.
Mit welcher Waffe jetzt aber genau ein Fernkampfwaffenduell ausgeführt wird, ist egal.

Zitat
Das würde thematisch zum Horasreich passen.
Nein. Es würde zu Frankreich passen. Aber wie wir vorhin schon festgestellt haben: CP2020 ist nicht Shadowrun. - Und Horasreich ist nicht Frankreich.
Nicht alles, was zu Shadowrun passt, passt auch zu CP2020. - Und nicht alles, was zu Frankreich passt, passt auch zum Horasreich.

Zitat
Aber das elementare daran ist eben die Pistole, sonst ist es nicht stimmig, in einem Spiel, dass ich designen kann, wie ich will, würde ich dann die Zeit gar nicht so weit nach vorne drehen, dass wir uns anderen Barock erinnert fühlen. Es passt dann nicht.
Ja, und in einer Welt, in der ich Cyberpunk haben will, würde ich keine Magie einbauen. - Aber trotzdem lästere ich nicht über die Shadowrun-Spieler, weil die das doch getan haben. Und ich versuche auch nicht, die Shadowrunner vom "einzig wahren Cyberpunk"(tm) zu überzeugen.

Und wenn ich in meinem Cyberpunk-Setting spiele und ein Shadowrunner daherkommt und mich davon überzeugen will, dass Magie doch viel cooler und stimmungsvoller ist und dass ich doch gefälligst Optional-Regeln für Magie einbauen soll, dann würde ich dem Shadowrunner das gleiche wie dir antworten.

Zitat
Zu Mantel und Degen gehören Feuerwaffen, wie Cyberware zu Cyberpunk.
OK, dann ist das Horasreich eben kein Mantel&Degen, sondern ein viel cooleres Setting. Damit kann ich auch leben.

Dann sollten wir uns nur noch einen neuen Namen für das Genre ausdenken. Was hälst du von "Horasreich-Genre" oder noch besser: Das "cooler als M&D-Genre".
Du kannst es auch ganz einfach "Plong statt Peng" nennen.

Der Name ist nun wirklich irrelevant und wie du das Setting letztendlich nennst, ist mir völlig egal.

Zitat
Entweder gibt es ein Setting ganz oder gar nicht. In Aventurien kann man derzeit Piraten der Karibik und Mantel und Degen nicht vollständig abbilden, sondern nur teilweise.
Widersprechen sich diese beiden Sätze nicht gegenseitig?
Wenn der erste Satz gelten würde, müsste für den zweiten Satz gelten: Entweder kann man in Aventurien Piraten und M&D ganz oder gar nicht abbilden.

Und wenn der zweite Satz richtig ist, dann müsste der erste Satz lauten: Es gibt ein Setting auch teilweise.

Zitat
Zum Setting gehören gewisse Elemente aber dazu, das kannst du nicht wegdiskutieren. Wenn du dich damit abfindest, dass sie fehlen, schön für dich. Hilft mir und anderen aber nicht.
Ja, es gehören die definierenden Elemente dazu. - Und wenn man ein definierendes Element weglässt, dann hat man ein neues Genre geschaffen.
Beispiele:
1) Zum Cowboy&Indianer Film gehörten nunmal Cowboys und Indianer. - Und als man sich mal überlegt hat, einen Cowboy Film ohne Indianer zu drehen, hat man damit das Genre des Italo-Western erfunden.
2) Zu Science-Fiction Filmen gehörte immer moderne Technik. - Und als man angefangen hat, die wegzulassen, hatte man plötzlich das Genre der Endzeitliteratur geschaffen.

Das ist praktisch die Grundlage um ein neues Genre zu erschaffen: Nehme ein Genre, das dir gefällt. Entferne die genretypischen Sachen, die dir nicht gefallen. Et voilà: Wir haben ein neues Genre.

Offline Feuersänger

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2) Cyberpunk ohne Cyberware wäre eher vergleichbar mit Mantel&Degen ohne Degen.

Das hat mit dem Namen nichts zu tun, bzw wenn dann nur am Rande. Meinetwegen also auch "Cyberpunk ohne Computer". Davon abgesehen (aber damit will ich mich wirklich nicht lang aufhalten) hat es auch in Bladerunner weit fortgeschrittene Biotechnologie, nur dass man in diesem Universum halt keine künstlichen Körperteile, sondern gleich komplett künstliche Körper erschaffen hat. Läuft vom CP-Faktor aufs selbe raus.

Der Kern der Sache ist vielmehr die innere Logik. Und wenn ich so drüber nachdenke, ist "Cyberpunk ohne Computer" vielleicht wirklich der beste Vergleich, da wir hier Ursache und Wirkung am besten gegenüberstellen können. Ich versuche mal zu generalisieren: das "Cyber" in Cyberpunk zeigt an, dass in diesem Setting irgendwie Lebewesen mit Tecnnologie manipuliert werden (z.B. Cyberware, Cloning, Androiden). Diese Entwicklung wäre undenkbar, wenn es keine Computer zur Berechnung und Steuerung gäbe ("Kybernetik" heisst ja in etwa "Kunst der Steuerung"). Setzt man es ohne Computer mit Ventilen und Transistoren um, landet man eher beim Steampunk.

Beim Mantel & Degen ist es zwar nicht ganz analog, aber einigermaßen: es beschreibt ein Setting, in dem Zweikämpfe nicht mehr in schwerer Rüstung, sondern ungerüstet und mit sehr leichten Stichwaffen geführt werden. Diese Entwicklung wäre undenkbar, wenn es keine gravierenden Argumente gegen die Verwendung einer Rüstung gäbe. Und dieses gravierende Argument im M&D ist eben, dass schwere Rüstungen nutzlos gegen Feuerwaffen sind, deren Geschoßenergie die einer Armbrust um ein Vielfaches übertrifft.

Wir haben also in beiden Genres eine Vorbedinung, die erfüllt sein muss, damit dieses Genre überhaupt entstehen kann. Hier Computer zur Entwicklung des Cyberkrams, dort Feuerwaffen für den Niedergang der Rüstungen.

Natürlich könnte man diese Bedingung für M&D auch anderweitig erfüllen, so wie es DSA eben mit Torsionswaffen versucht. Aber wie ich schonmal auf Seite 1 oder so schrieb, es ist einfach völlig hanebüchener, unglaubwürdiger, unplausibler und nicht durchdachter Mumpitz, wenn behauptet wird, dass ein etwa armbrustgroßer Mechanismus, der von einem einzelnen Menschen nur mit Muskelkraft bedient wird, in armbrustähnlicher Kadenz auf wundersame Weise viel mehr Energie speichern soll als eben eine Armbrust. "Dieses blöde Perpetuum Mobile funktioniert auch nicht richtig, es läuft immer schneller!"
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Zitat von: ErikErikson
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"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Samael

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Da haben wir halt das Problem, dass man ein Namenselement aus der Genrebezeichnung entfernt. - Das Spiel, das dabei rauskommt, kann durchaus interessant sein (z.B. Blade Runner),

Blade Runner (der Film) ist doch eigentlich prä-Cyberpunk, und kann schon daher kein "Cyberpunk ohne Cyber" sein. Trotzdem wird er oft zum Genre gezählt.

EDIT:
Außerdem gibt es künstliche Intelligenz, und das ist für den Cyberpunk fast so wichtig wie Cyberware.
« Letzte Änderung: 19.01.2008 | 22:22 von Samael »

Eulenspiegel

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Das hat mit dem Namen nichts zu tun, bzw wenn dann nur am Rande. Meinetwegen also auch "Cyberpunk ohne Computer". Davon abgesehen (aber damit will ich mich wirklich nicht lang aufhalten) hat es auch in Bladerunner weit fortgeschrittene Biotechnologie, nur dass man in diesem Universum halt keine künstlichen Körperteile, sondern gleich komplett künstliche Körper erschaffen hat. Läuft vom CP-Faktor aufs selbe raus.
1) Und beim Horasreich hat man keine Peng-Waffen, sondern Plong-Waffen. Läuft vom MD-Faktor aufs selbe raus.

2) Und bei Blade Runner wird die fortgeschrittene Biotechnologie ja entweder zur Heilung oder zur Erschaffung von Replikanten verwendet. - Aber die Menschen selber haben keinerlei biotechnologische Verbesserungen, die mit Cyberware vergleichbar wäre.

Zitat
Ich versuche mal zu generalisieren: das "Cyber" in Cyberpunk zeigt an, dass in diesem Setting irgendwie Lebewesen mit Tecnnologie manipuliert werden (z.B. Cyberware, Cloning, Androiden). Diese Entwicklung wäre undenkbar, wenn es keine Computer zur Berechnung und Steuerung gäbe ("Kybernetik" heisst ja in etwa "Kunst der Steuerung").
OK, du vergleichst M&D ohne Feuerwaffen also mit Cyberpunk ohne Computer.
Und du sagst Cyberpunk ohne Computer nennt sich Steampunk.

1) OK, lassen wir das mal als Arbeitshypothese so stehen.
Dann gilt also im Umkehrschluss:
Wenn man in einem "MD ohne Feuerwaffen Setting" plötzlich Feuerwaffen fordert, wäre es das gleiche, als ob man in einem Cyberpunk ohne Computer" Setting plötzlich Computer verlangen würde. Und das wäre das gleiche, als ob man in einem Steampunk Setting plötzlich Computer verlangen würde.

2) Wenn du Cyberpunk ohne Computer als Steampunk bezeichnest, wie nennst du dann MD ohne Feuerwaffen.

3) Cyberware ohne Computer muss nicht unbedingt Steampunk sein: Für kybernetische Implantate braucht man ja nur eine Schnittstelle zwischen organischen Nervenzellen und künstlichen Stromkreisen. - Das ist theoretisch auch auf sehr primitive Art und Weise auf elektronische (aber nicht digitaler) Basis möglich.
Wenn es jetzt einen Computervirus gibt oder etwas ähnliches, dass alle digitalen Sachen ausfallen lässt, dann würden die elektronischen Implantate immer noch funktionieren.

Zitat
Beim Mantel & Degen ist es zwar nicht ganz analog, aber einigermaßen: es beschreibt ein Setting, in dem Zweikämpfe nicht mehr in schwerer Rüstung, sondern ungerüstet und mit sehr leichten Stichwaffen geführt werden. Diese Entwicklung wäre undenkbar, wenn es keine gravierenden Argumente gegen die Verwendung einer Rüstung gäbe. Und dieses gravierende Argument im M&D ist eben, dass schwere Rüstungen nutzlos gegen Feuerwaffen sind, deren Geschoßenergie die einer Armbrust um ein Vielfaches übertrifft.
1) Auch Langbögen und Armbrüste waren panzerbrechend gegen Rüstungen. Wenn man also vermehrt auf Langbögen setzt, würde dies die Rüstungen im militärischen Bereich verdrängen.

2) Es ist ja eigentlich egal, was die horasischen Soldaten im militärischen Bereich tragen. Wie schon mehrmals angegeben, spielt man bei DSA selten militärische Gefechte, sondern höchstens zivile Kämpfe.
Und im zivilen Leben war es schon recht lange so, dass man keine Rüstungen trägt. (Wir tragen ja auch heutzutage nicht andauern Kevlar_Westen. Das geht sogar so weit, dass einige Polizei-Einheiten keine Kevlar-Westen tragen.)

Und daher ist es auch durchaus verständlich, dass die Gardisten, die für die innere Sicherheit verantwortlich sind, sich mit Fechtwaffen ausrüsten. (Und auch adlige Zivilisten tragen lieber Fechtwaffen, da diese nicht so schwer sind wie Schwerter. - Bei vielen war die Fechtwaffe nur noch ein Statussymbol und nur noch in Notfällen zur Selbstverteidigung gedacht.)

Das zeigt, dass sich Fechtwaffen durchaus entwickeln können, ohne dass es vorher Feuerwaffen gab.

Zitat
unplausibler und nicht durchdachter Mumpitz, wenn behauptet wird, dass ein etwa armbrustgroßer Mechanismus, der von einem einzelnen Menschen nur mit Muskelkraft bedient wird, in armbrustähnlicher Kadenz auf wundersame Weise viel mehr Energie speichern soll als eben eine Armbrust.
1) Also mehr Energie speichern kann man mit Umlenkrollen erreichen.
2) Und die Torsionswaffen müssen auch nicht mehr Energie als Armbrüste speichern. Die Energie eines Armbrustbolzen reicht vollkommen aus, um eine Rüstung zu durchschlagen:
"In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrüsten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten, da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten." (Quelle: Die gute alte Wikipedia.)

@ Samael
1) Wieso kann Prä-Cyberpunk nicht "Cybeprunk ohne Cyberware" sein?
2) Was denn nun: Ist Blade Runner nun Cyberpunk oder nicht? (Bezieht sich auf dein Edit.)
« Letzte Änderung: 19.01.2008 | 22:33 von Eulenspiegel »

Offline Feuersänger

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OK, du vergleichst M&D ohne Feuerwaffen also mit Cyberpunk ohne Computer.
Und du sagst Cyberpunk ohne Computer nennt sich Steampunk.

Zum ersten Ja, zum zweiten Nein. Ich habe eine bestimmte Idee, nämlich künstliche Körpermodifikationen mittels Ventilen oder ähnlich "primitiven" Mitteln steuern zu lassen, in die Steampunk-Richtung geschoben. Diese "Cyberware" sähe ganz anders aus und würde sich ganz anders anfühlen als solche, wie sie in z.B. Shadowrun beschrieben wird.
Worauf es mir ankommt ist, dass ohne die Rechenleistung von Computern so etwas komplexes wie "chrom" Cyberware überhaupt nicht entwickelt werden könnte. The proof is in the pudding: wenn man Cyberware ohne Computer herstellen könnte, dann gäbe es sie bereits. Tatsächlich macht man heutzutage noch ein riesen Hallo um jeden künstlichen Arm, der einen Becher greifen kann.

Zitat
1) Auch Langbögen und Armbrüste waren panzerbrechend gegen Rüstungen. Wenn man also vermehrt auf Langbögen setzt, würde dies die Rüstungen im militärischen Bereich verdrängen.

Falsch, wie uns die Geschichte lehrt. Bogenschützen waren im HMA/SMA gang und gäbe, aber konnten schwer gepanzerte Ritter nur unter sehr günstigen Umständen besiegen - wie 1346 bei Crécy, da haben die Franzen aber auch wirklich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Doch genau aus solchen Stoffen entstehen Legenden wie die vom panzerbrechenden Langbogen.

Zitat
1) Also mehr Energie speichern kann man mit Umlenkrollen erreichen.

Trotzdem muss die Energie erstmal aufgebracht werden. Wenn du mit einer Armbewegung 100 Joule aufbringen kannst (zu den Zahlen siehe unten), musst du selbst bei 100% Wirkungsgrad (die man in der Praxis bekanntlich niemals erreicht) 20mal "pumpen", um 2000 Joule zu speichern; da macht keine Umlenkrolle auf magische Weise 500 Joule draus.

Zitat
"In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrüsten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten, da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten." (Quelle: Die gute alte Wikipedia.)

Genau. Schau mal aufs Datum. Im 12. Jahrhundert, also Hochmittelalter, war "Rüstung" nichts anderes als ein Kettenpanzer. Und weil sich kein Schwein an den Bann gehalten hat, wurden die Rüstungen seither immer schwerer und massiver, um in der Form des Plattenpanzers eben doch Armbrustschüssen standhalten zu können. Zwischen Armbrüsten und Rüstungen stellte sich alsbald wieder ein Gleichgewicht ein, welches dann mit den verbesserten Feuerwaffen der Renaissance endgültig und unwiderruflich zuungunsten der Rüstungen gekippt wurde.

Noch ein paar Zahlen zum Vergleich:
Ein moderner (glasbelegter), hochwertiger Bogen (60 lbs@29") benötigt ~130J zum Ziehen, und erreicht eine Geschoßenergie von ~90J. Macht knapp 70% Wirkungsgrad. Langbogen etwas weniger, Jagdrecurve etwas mehr, gute Qualität vorausgesetzt.
Eine Armbrust packt deutlich mehr, mit Spannhilfe kommt man da auf ca. 250lbs Zuggewicht. Da liegen mir zwar keine eigenen Zahlen vor, aber lass die Geschoßenergie meinetwegen 400J sein (beim Abschuss natürlich). Da dürfte aber das Spannen auch schon ein paar Sekündchen (hüstel) dauern.
Eine Muskete des 16. Jahrhunderts hingegen kam bereits auf eine Mündungsenergie um 3000 Joule, was vergleichbar mit heutigen Gewehren ist (z.B. 7.62mm Nato) - natürlich bei viel rapiderem Energieverlust aufgrund des großen Kalibers, der aber bei allen Projektilwaffen eintritt.

Man kann solche Energien einfach nicht mit Muskelkraft herbringen; nicht in dem Zeitrahmen, den wir benötigen würden. Es geht nicht. Genau deswegen haben sich Feuerwaffen durchgesetzt. Chemie gegen Mechanik, eins zu null.
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Eulenspiegel

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OK, du hast mich überzeugt, dass die Geschossenergie bei Pfeilen und Armbrüsten nicht ausreicht, um Plattenrüstungen zu durchdringen. (Ein Pfeil ist zwar wesentlich spitzer als eine Kugel, aber das macht zugegebenermaßen nicht die zehnfache Energie eines Geschosses wett.)

Bleibt also, dass im militärischen Sektor noch immer das Ritterheer (oder eine andere schwer gepanzerte Spezialeinheit) die Vormachtstellung innehat.
Innerhalb von Städten oder auf dem Landsitz ist es aber nicht nötig, Rüstungen zu tragen, da das Gebiet relativ sicher ist. - Hier kann man es sich also leisten, eine leichte, schnelle Waffe zu tragen, die gar nicht durch Rüstungen durch muss. - Und auch die Gardisten, die eher Polizeiaufgaben wahrnehmen, können sich mit leichten, schnellen Waffen ausrüsten, falls die Sicherheitslage es zulässt. (Bei uns ist die Polizei ja auch leichter gerüstet als das Militär.)

Etwa OT, aber noch eine letzte Anmerkung zur Entwicklung von Cyberware in der Gegenwart:
Worauf es mir ankommt ist, dass ohne die Rechenleistung von Computern so etwas komplexes wie "chrom" Cyberware überhaupt nicht entwickelt werden könnte. The proof is in the pudding: wenn man Cyberware ohne Computer herstellen könnte, dann gäbe es sie bereits. Tatsächlich macht man heutzutage noch ein riesen Hallo um jeden künstlichen Arm, der einen Becher greifen kann.
Nein, nicht unbedingt. Bei heutigen Cyberprothesen ist das Problem, dass die Geräte nicht genau die Nervenimpulse lesen können. Daher ist ein kleiner Computer notwendig, der die Signale aus den Nervenbahnen empfängt und interpretiert. (Wenn er genau wüsste, welcher Nervenimpuls aus welcher Nervenbahn kommt, müsste er nichts interpretieren, sondern könnte es einfach so weiterleiten.)
Muskeln brauchen auch keinen Computer, um die Nervenimpulse zu interpretieren. Das liegt daran, dass jeder Nervenbahn quasi zu genau einem Muskel führt.

Wenn man es also medizinisch schaffen würde, die einzelnen Nervenbahnen direkt mit den einzelne Cybergelenken (bzw. den dortigen Motoren zu verbinden), dann bräuchte man keinerlei digitale Auswertung. Dann würde es rein elektronisch funktionieren. Aber man geht halt davon aus, dass es mit dem heutigen technischen Standard einfacher ist, die Computertechnologie weiterzuentwickeln als die Nerven alle einzeln mit den Motoren zu verknüpfen. Deswegen forscht man in diese Richtung. - Aber die andere Richtung ist auch möglich. (Bloß würde es halt wesentlich länger brauchen, bis sich dort Erfolge einstellen.)

Offline Feuersänger

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Hmjaaaaa okay genehmigt, ist zwar immer nach wie vor etwas kritisch, weil in solchem "befriedeten Gebiet" ein Typ mit einer gescheiten Rüstung ordentlich aufräumen könnte, aber najut... die Differenzierung zwischen ziviler und militärischer Ausstattung scheint ja auch inzwischen gemacht zu werden, bei DSA3 war das noch nicht wirklich der Fall.
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Offline Settembrini

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Torsionswaffen sind neumodischer Kram. Früher, da war das "Horasiat" auch kein Drei-Musketiere-(Frank)Reich.

Sondern ein auf Hochkulturruinen gebautes Norditalien der frühen Rennaissance.

In diesem Aventurien beliebe ich auch zu spielen.
Die Peinlichkeiten mit Ballerinas, nun gut.
Das sind Feuerwaffen das geringere Übel.

Dennoch: Das Königreich am Yaquir war nicht immer Barock. Das ist neumodischer Schweinkram.
caveat lusor, sie befinden sich in einer Gelben Zone - Der PESA RHD warnt!

Abenteuerpunkt. das fanzine des autorenkollektivs.
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Eulenspiegel

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Hmjaaaaa okay genehmigt, ist zwar immer nach wie vor etwas kritisch, weil in solchem "befriedeten Gebiet" ein Typ mit einer gescheiten Rüstung ordentlich aufräumen könnte, aber najut...
Nein nicht wirklich. Denn die Bewaffnungd er Polizei passt sich ja an:
Als Beispiel nehmen wir mal good old Great Britain:
Einerseits haben wir London, wo die Polizei lange Zeit nur mit Schlagstöcken bewaffnet patroullierte und auf der anderen Seite haben wir Nordirland, wo man mit Panzern patroulliert.

Klar könnte ein IRA-Terrorist auf die Idee kommen und mit Panzerfäusten und Sprengstoff in London so richtig aufzuräumen. - Das würde aber sicherlich dazu führen, dass man in Lodnon auch militärisches Gerät für die innere Sicherheit einsetzen würde.
Andererseits aber auch: Wenn die Terroristen in Nordirland ihre Waffen abgeben, würde sich das Militär aus Nordirland zurückziehen und Bobbys würden für die innere Sicherheit sorgen.

Das heißt, England ist flexibel und passt die Ausrüstung der Polizei immer den örtlichen Verhältnissen an. - Und genau so würde ich es auch im Horasreich sehen: Wenn in einer Gegend jemand in fetter Rüstung Stunk macht, dann gilt dieses Gebiet als nichtbefriedetes Gebiet bzw. Kriegsschauplatz und das Militär rückt dort ein. - Wenn man jedoch ein Gebiet hat, in dem die Kriminellen nur eine sehr leichte Bewaffnung haben (z.B. wie in London), dann zieht man sein Militär ab und bezahlt lieber billigere einfacher bewaffnetere Leute (wie z.B. Bobbys oder Fechter).

Offline Lichtschwerttänzer

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So effektiv waren Schusswaffen gegen gute Harnische auch nicht, Helmbarten sind aber fast perfekte Dosenöffner.
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Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Adanos

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Zitat von: Feuersänger
Beim Mantel & Degen ist es zwar nicht ganz analog, aber einigermaßen: es beschreibt ein Setting, in dem Zweikämpfe nicht mehr in schwerer Rüstung, sondern ungerüstet und mit sehr leichten Stichwaffen geführt werden. Diese Entwicklung wäre undenkbar, wenn es keine gravierenden Argumente gegen die Verwendung einer Rüstung gäbe. Und dieses gravierende Argument im M&D ist eben, dass schwere Rüstungen nutzlos gegen Feuerwaffen sind, deren Geschoßenergie die einer Armbrust um ein Vielfaches übertrifft.

Sehr gut Feuersänger! Und genau das haben wir doch auch hintergrundtechnisch in DSA langsam aber sicher: Die Ritter sterben aus. Im Horasreich ist das ja schon mehr ein Ehrentitel ein "Cavaliero" zu sein. Der sogenannte Kavalierstil ist ein reiner Fechtstil mit leichter Rüstung, ich glaube es war eine Tuchrüstung.
Deine Analyse, aufbauend auf Computern und Cyberware verdient Respekt, soweit habe ich bei meiner These nicht einmal gedacht.

Regeltechnisch weiss ich nicht so genau wie es aussieht, aber ich denke die Arbaletten und wie sei heissen (also das was einer Muskete entspräche) könnten das schon leisten.
Zumindest mit Rotzen (=Kanonen) lässt sich ein Ritterregiment leicht wegputzen.  >;D