Autor Thema: System und weiterführende Begriffe  (Gelesen 17006 mal)

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Offline Gaukelmeister

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #25 am: 2.01.2008 | 21:35 »
Vielen Dank für die Klarstellungen. Im Großen und Ganzen folge ich Dir. Allerdings habe ich mit Blick auf die Ausführungen zum Verhältnis von L-System und Regelwerk noch eine Nachfrage. Was ist das Argument dafür, dass das L-System prinzipiell umfassender ist als das Regelwerk? Hängt das mit Deiner Unterscheidung impliziter und expliziter Mittel zusammen? Dann wäre das Argument, dass es immer implizite MdE gibt, die nicht durchs Regelwerk eingeholt werden können. In diesem Fall wäre es allerdings möglich, dass das Regelwerk alle expliziten Mittel abdeckt. Was dann zum Regelwerk noch dazukommen muss, damit ich das L-System bekomme, sind die impliziten MdE. Habe ich mir das richtig zusammengereimt?

[...]
Ich möchte diese Auswirkungen solcher Werke nicht aus dem L-System ausschließen, weil sie in jedem Fall geltende Regeln sind und damit den Einigungsprozess steuern. Hier gilt zu beachten, dass ich das Werk als Grundlage für das Rollenspiel auch als entscheidenden Einfluss auf die Konventionen - also die impliziten Mittel - sehe. Das Werk ist nicht einfach nur eine Vorschlag für geltende Regeln der dann ganz oder teilweise 1 zu 1 übernommen wird, sondern grade in den mittelbaren (Meta-)Entscheidungen prägt das Werk auch Evidenz und Diskussion.

Diesen Abschnitt verstehe ich in mehrfacher Hinsicht nicht richtig. Der letzte Satz ist noch nicht ganz rund: Es ist möglich, dass das Werk nur ein Vorschlag für geltende Regeln ist und trotzdem (oder vielleicht auch: gerade dadurch) Evidenz und Diskussion prägt. Was genau willst Du hier sagen?

Im ersten Satz bezieht Du Dich auf Deine (von mir rausgekürzten) Beispiele. Wenn ich Dir folge, wäre es möglich, dass gleichzeitig widersprüchliche Regeln gelten. MMn ist das Nonsense (wenn ich einmal einen solchen Kraftausdruck gebrauchen darf  ;) ). Zwei sich widersprechende Regeln können nicht gleichzeitig in derselben Hinsicht gültig sein. Natürlich könnte man sagen, dass hier unter "Regel" einfach das verstanden wird, was im Regelwerk steht. Aber im Sinne von "MdE" funktioniert das IMHO nicht. Aber Du siehst das offensichtlich anders - deswegen bitte ich um eine Erklärung.

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Offline Dom

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #26 am: 2.01.2008 | 21:48 »
1. Du definierst das L-System als alles, was prinzipiell zur Anwendung kommen könnte. Also ist alles, was im Regelwerk steht, Teil des L-Systems. Und damit hätten die Leute Recht, die behaupten, dass das System keine Rolle spielt. Naja, wenigstens teilweise.
Denn jetzt kann Hansi-DSA-Spieler wieder behaupten, dass das System egal ist, so lange man die richtige Gruppe / den richtigen SL hat. Denn Hansi spielt ja DSA, denn das ist Teil des L-Systems. Definiert man (IMO sinnvollerweise) das L-System als die Menge der Methoden der Einigung, die tatächlich zur Anwendung kommt, kann man bei den Quasi-Freeform-Story-DSA-Spielern immer sagen: "Ihr spielt kein DSA. Die Regeln werden nicht angewandt und sind damit kein Teil des L-Systems. Und das System meinen wir, nicht das tote zwischen den Buchdeckeln."
Kurz: Die praktische Definition des L-Systems halte ich für sehr viel besser als die extensive.

Hm, die Begründung kann ich erstmal nachvollziehen. Allerdings find ich das auch schwierig: Reicht die einmalige Anwendung einer Technik, um in das System aufgenommen werden? Was ist mit einer Sitzung, bei der man am Anfang die Regel anwendet und für den Rest der Kampagne die Regel aber ignoriert?

Wenn man dann sagt: System sind nur die Techniken, die regelmäßig angewendet werden, wie ist es dann mit einer Regel, von der alle wissen, dass sie gilt, aber nur einmal angewendet wird, weil die entsprechende Situation im Spiel nur einmal auftaucht?

Daher halte ich trotz deines Einwandes die extensive Definition für besser. Den DSA-Spielern im Beispiel kann man immer noch vorwerfen, dass sie nur vorgeben, die Regeln zu verwenden, es aber tatsächlich nicht tun, denn man kann ja nachweisen, dass sie die Regeln brechen.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #27 am: 2.01.2008 | 21:59 »
Daher halte ich trotz deines Einwandes die extensive Definition für besser.
Ich halte die extensive Definition für genauer definiert und für einfacher definierbar. Und trotzdem für schlechter, weil sie am Kern des für die Praxis nutzbaren Systembegriffs vorbeigeht. Was genau nutzt uns ein Systembegriff, der keine Praxisrelevanz hat? Da halte ich einen etwas schwammigeren Begriff für deutlich sinnvoller (Sozialwissenschaftler lernen eben mit "schwammig" zu leben ;) ). Aber wenn ihr mir jetzt eine total coole Anwendungsmöglichkeit liefert, lasse ich mich auch gerne umstimmen. :)
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Offline Dom

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #28 am: 2.01.2008 | 22:12 »
Naja, die total coole Anwendungsmöglichkeit(TM) sehe ich darin, dass eine Regel zum System gehört, wenn man sich drauf einigt, sie zu benutzen, auch ohne dass sie zur Anwendung kommt. D.h. wenn zwei Gruppen sagen: "Wir spielen D&D3.5 SRD by book", dann benutzen diese zwei Gruppen (zumindest was die geschriebenen Regeln angeht) dasselbe System, auch wenn in der einen Gruppe ein Mönch vorkommt und in der anderen nicht. Der Begriff somit näher am umgangssprachlichen System-Begriff.

Die Frage, die ich mir gerade stelle: Gibt es überhaupt einen relevanten Unterschied?

EDIT: Darüberhinaus wären die geschriebenen Regeln immer Teil des Systems (wenn die Leute by book spielen), was cool ist, da dann der Autor tatsächlich das Spiel beeinflussen kann ;)
« Letzte Änderung: 2.01.2008 | 22:16 von Dom »

Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #29 am: 2.01.2008 | 23:09 »
Dann wäre das Argument, dass es immer implizite MdE gibt, die nicht durchs Regelwerk eingeholt werden können. In diesem Fall wäre es allerdings möglich, dass das Regelwerk alle expliziten Mittel abdeckt. Was dann zum Regelwerk noch dazukommen muss, damit ich das L-System bekomme, sind die impliziten MdE. Habe ich mir das richtig zusammengereimt?
Ja, richtig.
Darüber hinaus können natürlich auch Vorschläge für explizite MdE aus dem Werk wegfallen oder der Gruppe eigene hinzu kommen (Hausregeln).

Es ist möglich, dass das Werk nur ein Vorschlag für geltende Regeln ist und trotzdem (oder vielleicht auch: gerade dadurch) Evidenz und Diskussion prägt.
Das Werk ist nur ein Vorschlag bzw. kann es nur sein. Trotzdem ist es auf irgend einer Ebene die für das Spiel relevant ist ein MdE.
Das Werk prägt die Evidenz z.B. indem etwas nicht vorgeschrieben, sondern nur beschrieben wird, oder indem etwas angedeutet wird. Dadurch können Schlüsse und Assoziationen als Konventionen ins Spiel kommen.
Man kann z.B. so weit gehen und sagen Hintergrund prägt größtenteils Konvention oder speziell Evidenz, wenn nirgendwo steht was er für das Spiel bedeutet. Gibt "Elfen haben Ohren" eine Kompetenz oder Mechanik vor? Mechanik wohl kaum. Am ehesten könnte man sagen es ist Teil der Kompetenz: Irgendwer wird ermächtigt Elfen mit Ohren einzuführen. Aber auch da kann man sich täuschen. Würde durch diese Hintergrundbeschreibung vermieden dass Elfen ohne Ohren auftauchen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das ist Frage der Konvention der Gruppe. Ist allen Spielern "offensichtlich" dass man Elfen ihre Ohren auch abschneiden kann, dann können plötzlich ohne weiteres verkrüppelte Elfen ohne Ohren auftauchen. Evident. Oder es wird halt ausdiskutiert. Dann kann man die Texte des Werks als Argumente heranziehen (Was der Autor gemeint hat. Was am besten gemeint sein sollte usw.).

Wenn ich Dir folge, wäre es möglich, dass gleichzeitig widersprüchliche Regeln gelten. MMn ist das Nonsense (wenn ich einmal einen solchen Kraftausdruck gebrauchen darf  ;) ).
Nonsense ist ein Kraftausdruck...? :o ;D
Es ist die Frage wie man das "Gelten" von Regeln meint. Gelten tut eine Regel im Sinne des L-Systems auf unterschiedliche Weisen. Diese bringen uns wieder direkt zur Frage der Auslegung (extensiv, praktisch, eng). Jede dieser Auslegungen könnte man als das "Gelten" einer Regel oder allgemein eines MdE ansehen. Gilt ein MdE wenn es als solches verfügbar ist, wenn es benutzt wird, oder nur wenn auch eine Einigung zustande kommt? Das hat wie gesagt alles was für sich.
Alle Auslegungen außer der engen erlauben das Gelten von widersprüchlichen MdE. Für sich genommen sind sie MdE, aber zusammen gerät der Prozess der Einigung eventuell in der Praxis ins Stocken. Widersprüche müssen aufgelöst werden, entweder mit den MdE selbst oder mit höher liegenden MdE aus umfassenderen Systemen. In jedem Fall bleiben die MdE aber solche, weil sie den Einigungsprozess beeinflussen.


@ Fredi
Was die Sache mit dem direkten und dem indirekten Bezug angeht. Da stellt sich mir die Frage: Wie indirekt hätten wir's denn gern? ;D
Es ist auch noch etwas diffus was "direkt" denn da eigentlich heißt, aber direkter Bezug ergibt wenigstens eine beschränkte Menge. Bei indirektem Bezug haben wir plötzlich prinzipiell alles drin. Wo würdest du die Grenze ziehen wollen. Benenn mal den Punkt.

oliof

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #30 am: 2.01.2008 | 23:49 »
Ist L-System kontinuierlich oder diskret? Mit anderen Worten: Ist es wichtig, festzustellen, welche MdE letzte Woche noch benutzt wurden, wenn sie diese Woche inhaltlich keine Rolle spielen, um L-System jeweils korrekt zu definieren? Oder reicht es, die Menge aller MdE zu betrachten, die zu einem gegebenen Zeitpunkt/eng umrissenen Zeitraum im Einsatz sind.

Meta-MdEs sind nach meinem Dafürhalten extrem wichtig und definitiv Bestandteil des L-Systems. Später (morgen?) mehr dazu.

Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #31 am: 3.01.2008 | 00:04 »
Ah, du meinst in der zeitlichen Veränderung kontinuierlich oder diskret(!?)

Da würde ich sagen eher diskret. Ein Schritt ist ein Wechsel von MdE (Wegfall, Hinzufügung, Tausch, Änderung o.ä)

Jetzt hängt es wieder von der Auslegung ab, wie häufig und leicht sich das System tatsächlich ändert. Das extensive L-System muss sich eher selten ändern (bis auf den Knaller den ich später noch rein bringe ;D), während das praktische sich sehr schnell wandelt.

Da fällt mir auf wenn man die zeitliche Betrachtung hinzu nimmt, dann ist das praktische L-System sogar immer nur ein MdE groß und wandelt sich dann, es sei denn man legt willkürliche Umfänge wie eine Sitzung o.ä. fest.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #32 am: 3.01.2008 | 12:43 »
Naja, die total coole Anwendungsmöglichkeit(TM) sehe ich darin, dass eine Regel zum System gehört, wenn man sich drauf einigt, sie zu benutzen, auch ohne dass sie zur Anwendung kommt.
Äh, unter "Anwendung" verstehe ich echt was anderes... ;) Das ist Definitions-Kram, keine Anwendung...

Zitat
Der Begriff somit näher am umgangssprachlichen System-Begriff.
Und wir können damit nicht mehr sagen "System matters". Was ich für einen Nachteil halte.

EDIT: Hm, das war ja nicht besonders klar, was ich da geschrieben habe...  :-\  Also, was ich mit "Anwendung" meine, ist folgendes: Über welches konkrete Rollenspielphänomen oder -problem können wir dank dieses Systembegriffs besser reden als vorher mit dem alten?


Was die Sache mit dem direkten und dem indirekten Bezug angeht. Da stellt sich mir die Frage: Wie indirekt hätten wir's denn gern? ;D
Ziemlich. ;D Und ich muss keinen genauen Punkt benennen können. Das ist so eine furchtbare Informatiker-Eigenschaft, die in den Sozialwissenschaften ziemlich hinderlich ist. Alles ganz exakt definieren zu können, ist einfach sehr störend, da es den Anwendungsbezug kaputt macht. Sachen gehören einfach zum System, wenn sie ziemlich deutlichen Einfluss auf den Spielablauf und damit auf die Fiktion haben. So undeutlich und doch so praxisrelevant. :)
« Letzte Änderung: 3.01.2008 | 12:58 von Fredi der Elch »
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Zitat von: 1of3
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Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #33 am: 3.01.2008 | 18:17 »
Sachen gehören einfach zum System, wenn sie ziemlich deutlichen Einfluss auf den Spielablauf und damit auf die Fiktion haben.

Es geht mir nicht um mathematische Definitionen, nur um irgendwie brauchbare. Ich möchte dass wir den "ziemlich deutlichen Einfluss", der so eher lasch und deklarativ da rum steht, ein bisschen operationaliseren können.
Du als Psychologe machst jetzt ein Experiment in dem du den unterschiedliche starken Einfluss von Regeln auf ein Spielgeschehen bestimmen musst. Was guckst du dir da an?
Das ist keine rhetorische Frage. Ich würde ja auch gerne zu so einer Definition kommen. Wir streiten an diesem Punkt ja ohnehin eher darüber was wir nun L-System nennen können, dürfen, sollen, und nicht darüber was man sich alles sinnvollerweise angucken kann.

Und nun nochmal zur extensiven Definition:
Dinge die in eine Runde eingeführt wurden, können das Spiel potentiell als MdE beeinflussen. Es ist in allen Definition der Fall, dass man Teile des Systems überhaupt erst während des Spielverlaufes als solche identifizieren kann. Auch in der extensiven Definition ist das so, deswegen verstehe ich auch deinen Einwand bezüglich "System Matters" nicht wirklich. Wenn in der extensiven Definition ein MdE im Spielverlauf nicht benutzt wurde, heißt das nicht dass es unbedeutend ist, sondern nur dass es nicht gebraucht wurde, weil es zu keiner passenden Situation kam.
In der praktischen Definition fällt ein unbenutztes aber eventuell bedeutendes MdE raus. Bedeutend finde ich unbenutzte MdE insofern, als das sie Einfluss genommen hätten, wären sie nötig gewesen. Alle Spieler wären bereit dazu gewesen.

In dem Fall in dem man den geistigen Zustand der Spieler zu jedem Zeitpunkt kennt (also rein hypothetisch) sind sogar das extensive und das praktische System gleich, wenn man einen festen Zeitraum annimmt (und wenn ich das richtig sehe ;)). Hier auch der Unterschied der mit oben schon aufgefallen ist: Das extensive System ist für beliebige Situationen, also Punkte, brauchbar, die anderen nur für Zeiträume. Oft wollen wir aber nur einen Punkt annehmen (z.B. Spielbeginn) und von da extrapolieren.
Man betrachtet mit dem extensiven System also Möglichkeiten und kann so hypothetische Situationen durchgehen und ähnliches, was nützlich ist weil wir hier ja selten Experimente machen können.
Das praktische System macht eben nur Sinn wenn man es auch praktisch bestimmt hat. Dann ist wieder das extensive System wenig sinnvoll, weil es nur Annahmen erlaubt die man praktisch nicht für den beobachteten Zeitraum prüfen kann.

Wie gesagt. Eigentlich halte ich diese Definitionen beide für sinnvoll, weswegen ich vorschlage sie auch beide zu verwenden.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #34 am: 4.01.2008 | 13:40 »
Du als Psychologe machst jetzt ein Experiment in dem du den unterschiedliche starken Einfluss von Regeln auf ein Spielgeschehen bestimmen musst. Was guckst du dir da an?
Das hängt davon ab, was ich wissen will. Und dazu müsste ich erst einmal "unterschiedlich starken EInfluss" operationalisieren. Heißt das "Wie oft wird die Regel verwendet"? Oder heit das "wie anders wird das Spiel dadurch"? Und was heißt dann "anders"? Ist alles nicht so einfach...

Zitat
Wir streiten an diesem Punkt ja ohnehin eher darüber was wir nun L-System nennen können, dürfen, sollen, und nicht darüber was man sich alles sinnvollerweise angucken kann.
Hm, vielleicht sollten wir lieber letzteres tun, oder...?

Zitat
In dem Fall in dem man den geistigen Zustand der Spieler zu jedem Zeitpunkt kennt (also rein hypothetisch)
[...]
Das praktische System macht eben nur Sinn wenn man es auch praktisch bestimmt hat.
Genau. Das extensive System ist ausschließlich für hypothetische, völlig unfundierte Dinge "nützlich" (will sage: es nutzt nichts, da es keinen Anwendungsfall hat). Das praktische geht nur, wenn man es praktisch bestimmt hat - was die einzige Möglichkeit ist, das System zu bestimmen. Da irgendwas hypothetisch auf einen Zeitpunkt zu begrenzen ist doch Unsinn, wenn man sowieso einen Zeitraum braucht, um was damit anfangen zu können. Das ist wie mit GNS an einem Zeitpunkt - das geht einfach nicht.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #35 am: 4.01.2008 | 14:25 »
Das hängt davon ab, was ich wissen will. Und dazu müsste ich erst einmal "unterschiedlich starken EInfluss" operationalisieren. Heißt das "Wie oft wird die Regel verwendet"? Oder heit das "wie anders wird das Spiel dadurch"? Und was heißt dann "anders"? Ist alles nicht so einfach...
Ich weiß dass das nicht so einfach ist, deswegen habe ich dich gefragt und es nicht selbst beantwortet. ;)
Und die Frage wäre für mich eher "Wie anders wird die Fiktion dadurch?", es soll ja um Direktheit oder Indirektheit bezüglich der Fiktion gehen. Unsere Frage ist ja was sinnvollerweise als fiktionsnahes MdE zu gelten hat, was eine Frage der Mittelbarkeit ist.
Was dabei "anders" bedeutet ist dann der Knackpunkt. Ich denke es sollte im Hinblick auf unsere Frage eine Art Hierarchie herauskommen, in der die direkten Teile häufig Fiktion bestimmen und die indirekten seltener, diese sollten dann aber irgendwie wichtiger sein, also die Anwendung direkterer Teile prägen.


Das extensive System ist ausschließlich für hypothetische, völlig unfundierte Dinge "nützlich" (will sage: es nutzt nichts, da es keinen Anwendungsfall hat).
Naja, das kann man anders sehen. Gedankenexperimente sind für mich in diesem Sinne für uns hier auch Anwendungsfälle.
Es hat keinen Anwendungsfall der dich interessiert (Bist du in der Experimentalpsychologie? ;)).
Lassen wir das so stehen. Behalten wir beide im Hinterkopf dass diese Differenzierung dennoch möglich ist (und von manchen das ein oder andere benutzt wird) und alles sollte klar gehen.
« Letzte Änderung: 4.01.2008 | 14:29 von Dr.Boomslang »

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #36 am: 4.01.2008 | 16:18 »
Und die Frage wäre für mich eher "Wie anders wird die Fiktion dadurch?", es soll ja um Direktheit oder Indirektheit bezüglich der Fiktion gehen. Unsere Frage ist ja was sinnvollerweise als fiktionsnahes MdE zu gelten hat, was eine Frage der Mittelbarkeit ist.
Ok, für mich ist das überhaupt keine relevante Frage. Mich interessiert die Fiktion erst einmal nicht so besonders (und damit die "fiktionsnähe" von MdEs auch nicht). Mich interessiert der Spielprozess zwischen den echten Menschen am Tisch. Denn der kann auch bei ähnlicher Fiktion sehr unterschiedlich aussehen. Wenn du dich allgemein eher über die Fiktion unterhalten willst, dann würde ich sagen, du bist in die "Story-Falle" getappt. Das sollten wir eigentlich seit GNS besser wissen.

Zitat
Was dabei "anders" bedeutet ist dann der Knackpunkt. Ich denke es sollte im Hinblick auf unsere Frage eine Art Hierarchie herauskommen, in der die direkten Teile häufig Fiktion bestimmen und die indirekten seltener, diese sollten dann aber irgendwie wichtiger sein, also die Anwendung direkterer Teile prägen.
Das alles kann man sich IMO sparen, wenn man sich nicht auf die Fiktion versteift. Wenn MdEs den Spielprozess prägen, dann fällt das ganze Problem weg.

Zitat
Naja, das kann man anders sehen. Gedankenexperimente sind für mich in diesem Sinne für uns hier auch Anwendungsfälle.
So lange keine Übertragbarkeit auf das tatsächliche Rollenspiel besteht (und durchgeführt wird!), halte ich das für ziemlich dämlich, sich mit Gedankenexperimenten aufzuhalten. Das Theorie-Forum auf der Forge ist nicht umsonst zu. Lasst uns nicht die gleichen Fehler machen. Wie gesagt: wir sollten das inzwischen besser wissen.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #37 am: 4.01.2008 | 16:34 »
Mich interessiert der Spielprozess zwischen den echten Menschen am Tisch. Denn der kann auch bei ähnlicher Fiktion sehr unterschiedlich aussehen.
Ne, ne, so einfach kommst du mir nicht davon ;D
Das L-System bezieht sich nicht ohne Grund auf Fiktion. Dass in der Tat die Beziehung der Spieler zur Fiktion interessant ist und nicht die Fiktion an sich, ist mir voll bewusst, da brauchst du mich nicht belehren. Die Fiktion raus zu lassen ist genauso falsch, weil sie Kommunikationsmedium der Spieler ist, die deren Interaktion erst so ermöglicht wie sie stattfindet. Es ist also interessant welches Medium Spieler grade zur Kommunikation nutzen, oder "eher" nutzen (daher Fiktionsnähe).

So lange keine Übertragbarkeit auf das tatsächliche Rollenspiel besteht (und durchgeführt wird!), halte ich das für ziemlich dämlich, sich mit Gedankenexperimenten aufzuhalten.
Die Übertragbarkeit besteht! Und zwar für hypothetische Spielsituationen. Was für eine Relevanz Hypothesen für die Praxis haben muss ich dir jetzt nicht erklären, oder? Oder wollen wir uns hier grade missverstehen?
Das extensive L-System gibt z.B. eine Hypothese darüber wie sich Spieler verhalten könnten. Man kann mit diesen MdE dann nachsehen ob man sie in praktischen L-System finden kann und in welchem Zeitraum. Hat man keine Hypothese weiß man eventuell nicht wonach man sucht, oder wie lange man dies tun muss.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #38 am: 4.01.2008 | 20:23 »
Das L-System bezieht sich nicht ohne Grund auf Fiktion. Dass in der Tat die Beziehung der Spieler zur Fiktion interessant ist und nicht die Fiktion an sich, ist mir voll bewusst, da brauchst du mich nicht belehren. Die Fiktion raus zu lassen ist genauso falsch, weil sie Kommunikationsmedium der Spieler ist, die deren Interaktion erst so ermöglicht wie sie stattfindet.
Das stimmt so nicht ganz. Die Fiktion ist keine Kommunikationsmedium, sondern das Endergebnis des Kommunikationsprozesses. Das Kommunikationsmedium sind Sprache und nonverbale Kanäle. Und genau so verstehe ich das L-System auch: wie wird die Kommunikation (Sprache und Rest) strukturiert, um zur Fiktion zu gelangen. Das System ist für mich die Gesamtheit der Elemente, die den kommunikativen Prozess steuern, der dann zur Fiktion führt. Regeln (implizit und explizit), Konventionene, Mindsets, Rollen, Erwartungen... lauter solche Dinge.

Zitat
Die Übertragbarkeit besteht! Und zwar für hypothetische Spielsituationen.
Ok, da würde ich gerne mal eine praktische Hypothese sehen, denn die hier:
Zitat
Das extensive L-System gibt z.B. eine Hypothese darüber wie sich Spieler verhalten könnten. Man kann mit diesen MdE dann nachsehen ob man sie in praktischen L-System finden kann und in welchem Zeitraum.
reicht mir nicht, um das extra als "extensives L-System" zu definieren. Warum so umständlich? Die Hypothese "X steht im Regelwerk. Wir schauen mal, ob X auch verwendet wird." ist doch super und jeder kann sie verstehen. Warum definierst du also so kompliziert? Oder (wie ich schon mal fragte): was können wir mit der Definition leichter erklären als ohne sie?
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Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #39 am: 4.01.2008 | 21:53 »
Die Hypothese "X steht im Regelwerk. Wir schauen mal, ob X auch verwendet wird." ist doch super und jeder kann sie verstehen. Warum definierst du also so kompliziert?
Mit einer Definition kann man nichts leichter erklären, sondern erstmal etwas leichter bezeichnen. Ich kann natürlich auch das L-System paraphrasieren und dann erklären was ich mit extensiv meine und dann kann ich sagen dies ist der Raum unserer Erwartungen die wir ohne weiteres zu wissen an eine hypothetische Gruppe stellen. Aber dazu habe ich eben nicht immer Lust. Auch wenn ich es jetzt schon ein paar Posts lang versuche zu erklären.

Wenn ich mehr Annahmen treffe z.B. Welche Rollen die Spieler gewählt haben, dann kann ich das System beschränken auf das was mit dieser Konstellation unnötig ist usw. Ich kann mich aber über das extensive System immer auf die Gesamtheit der zu irgend einem Zeitpunkt in dieser Situation anwendbaren Regeln beziehen.
In der praktischen Definition beziehe ich mich streng genommen ja immer nur auf ein Mittel das grade angewandt wird, oder etwas das sich in einem Zeitraum an Mitteln angesammelt hat die verwendet wurden. Das lässt keinerlei Ausblick zu.
Ich glaube wir sollten hier aber auch aufhören und sei es mit einem "Agree to Disagree", ich sehe nämlich nicht dass wir hier was erreichen, der andere Punkt ist ohnehin interessanter, weil es da nicht nur um Definitionen geht.


Die Fiktion ist keine Kommunikationsmedium, sondern das Endergebnis des Kommunikationsprozesses.
Das stimmt aber auch nicht so ganz.  ;) Ok, die eigentlichen Medien sind Signale der Spieler, soweit völlig klar. Aber die Fiktion ist nicht einfach ein Endergebnis zumindest nicht der SIS! Was mir da nicht gefällt ist das Ende. Im SIS endet nicht nur der Kommunikationsprozess er baut darauf auch auf, das ist ein Paradebeispiel für einen speziellen Common Ground.

Das System ist für mich die Gesamtheit der Elemente, die den kommunikativen Prozess steuern, der dann zur Fiktion führt.
Aber das ist mir zu weit weg. Dieser Raum ist unbeschränkt. Die Verabredung zum Spiel führt auch zur Fiktion und was diese Verabredung steuert interessiert mich vielleicht nicht.
Schaffen von gemeinsamer Fiktion (SIS) ist ein definierendes Merkmal des Rollenspiels. Kommunikation ist dazu eine notwendige aber eben nicht hinreichende Bedingung. Wenn man also nur Kommunikation betrachtet kann man immer einen Zusammenhang herstellen, der einem aber eventuell nicht viel sagt.
Ich will aber einen Maßstab für die Nähe zu dem Kern des Spiels (SIS) haben, mit dem ich diese Kommunikationsprozesse bezeichnen kann. Diesen Maßstab brauche ich, um eine Aussage über die Strukturen machen zu können, mit denen letztlich über den Weg der Fiktionsbildung kommuniziert wird und warum es einmal über die Fiktion gehen muss und ein anderes mal nicht und was die Fiktion dabei vielleicht für eine Rolle spielt

Die für mich offensichtlichste Abgrenzung habe ich ganz zu Anfang genannt: Direkter Bezug. Das heißt ein MdE muss selbst den Bezug zur Fiktion enthalten um als direkt zu gelten. Lässt man indirekte und mittelbare Bezüge zu ist man auf den Maßstab angewiesen, der irgendwie über die Nähe quantifiziert.
Ich will gar nicht sagen, dass mittelbare Bezüge alle uninteressant sind, ganz im Gegenteil, einige davon sind sehr interessant. Ab hier ist es nur noch eine Frage was davon man noch L-System nennen will. Das ist mir eigentlich egal, aber nennt man alles gleich habe ich die Differenzierung nicht.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #40 am: 4.01.2008 | 22:09 »
Whatever. Ich sehe einfach nicht, wie du mit den Definitionen irgendwie weiterkommst. Also werde ich einfach warten, bis du damit irgendeinen praktischen Bezug herstellst, den du ja mit den Definitionen scheinbar einfacher herstellen kannst. Macht ihr mal, ich warte auf die nützlichen Ergebnisse.

Hm, und das habe ich bisher schon oft in Theoriediskussionen gesagt. Und ich warte immer noch darauf, dass mir mal jemand Ergebnisse liefert. Bisher warte ich vergebens. Mein Tipp ist: Es wird auch diesmal wieder so sein. ;)
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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #41 am: 5.01.2008 | 02:26 »
Ok, dann mal weiter im Text mit einer kurzen Anmerkung, über die sich Forge-Versteher nochmal Gedanken machen dürfen:

Meine MdE sind bei Forge "Techniques". Die konkreten Anwendungen also der Einigungsvorgang im Spiel, sind "Ephemera". Ich finde meine Definitionen natürlich viel toller und überhaupt viel verständlicher und weniger verwirrend, aber eigentlich sage ich genau das gleiche ;D

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #42 am: 5.01.2008 | 14:09 »
Ich habe noch einige begriffliche Nachfragen und Klärungsversuche zum L-System. Zur besseren Übersichtlichkeit zitiere ich vorneweg:

Ist das L-System die Menge der MdE die man nutzen könnte um sich auf Fiktion zu einigen, weil alle Spieler sie teilen? (extensive Auslegung)
Ist es nur die Menge die auch tatsächlich zur Anwendung kommt, aber nicht zwingend zu einer Einigung führt? (praktische Auslegung)

(i) Unter welchen Bedingungen führt ein MdE nicht zur Einigung? Ich kann mir spontan nur zwei Situationen vorstellen: entweder gibt es ein konfligierendes MdE oder das MdE wird nicht angewendet. Beide Fälle sind aber Sonderfälle, in denen man mMn darüber streiten könnte, dass das MdE tatsächlich gilt. Gibt es noch andere Fälle, in denen ein MdE nicht zur E führt?

(ii) Nur um das noch einmal zu betonen: „nutzen könnte“ in der ersten Bestimmung bedeutet, dass das extensive L-System genau die MdE enthält, deren Geltung alle Spieler implizit oder explizit akzeptiert haben. Daraus folgt, dass für alle MdE des extensiven L-Systems gilt: sie kommen zur Anwendung (werden also Element des praktischen L-Systems), sobald ihre Anwendungsbedingungen vorliegen. Es ist nicht ohne neuen Abstimmungsprozess möglich, dass ein MdE zum extensiven L-System gehört, aber in relevanten Situationen nicht angewendet wird (natürlich müsste man hier noch ein wenig genauer formulieren). Wenn ein Element des extensiven L-Systems in relevanten Situationen nicht angewendet werden soll, muss eine Diskussion erfolgen, weil es bisher als gültig akzeptiert worden ist.

(iii) Das extensive L-System ist die relevante Orientierungsgröße für die Planungen der Spieler, die sich auf die Gestaltung der Fiktion beziehen. Wenn ein Spieler sich die bestehenden Möglichkeiten der Gestaltung des SIS (oder Fiktion) vergegenwärtigen will, muss er sich das extensive L-System und nicht das praktische L-System beziehen. Für eine ganze Menge von Entscheidungen ist diese Orientierungsgröße bedeutsam (bspw. für das Erschaffen von Charakteren, das Abwägen von Handlungen, das Vorbereiten von Abenteuern etc.). Deswegen ist das extensive L-System von enormer praktischer Bedeutung. Weil ich das offensichtlich finde, bin ich nicht ganz sicher, ob ich die kritischen Anfragen von Fredi richtig verstehe: Stimmst Du mir zwar zu, dass das extensive L-System den Plänen der Spieler zugrunde liegt, findest diese Funktion aber nicht wichtig? Oder kommt dem extensiven L-System diese Funktion nicht zu? Oder geht es irgendwie um ganz was anderes? (hier kann natürlich gerne auch jemand anderes als Fredi antworten)

(iv) Für Zwischendurch: Was genau ist die "Story-Falle"? Ich kenne die Anmerkung von Ron Edwards im Zusammenhang seiner Überlegungen zu GNS, dass man GNS nicht mit Story verwechseln sollte oder genauer: dass Storyorientierung kein Parameter ist, mittels dessen sich Creative Agendas unterscheiden lassen. Aber wird irgendwo gesagt, dass man sich über die Fiktion bzw. die Story keine Gedanken mehr machen sollte?

(v) Ich habe mit dem Begriff der direkten Beeinflussung kein Problem. Ein MdE, dass unmittelbar die Fiktion beeinflusst, ist dadurch definiert, dass es, sobald es angewandt wird, unmittelbar die Fiktion beeinflusst. Weniger tautologisch: Gegenstand der Einigung sind Aspekte der Fiktion. Im Unterschied dazu gibt es MdE, deren Gegenstand kein Aspekt/Element/Bereich der Fiktion ist, sondern bspw. der Spielprozess. Findet Ihr nicht, dass man über den Gegenstand, auf den sich das MdE bezieht, entscheiden kann, ob es nun direkt oder indirekt ist?
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Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #43 am: 5.01.2008 | 19:31 »
Alles sehr gute Anmerkungen, zuerst mal die einfachen Sachen:

Dein Verständnis des extensiven L-Systems ist absolut korrekt. Alle Aussagen in (ii) sind richtig. Auch (iii) ist ein sehr gutes Beispiel für den Sinn dieser Definition  :d
Ich brauche immer jemanden der die Beispiele für mich macht. In Beispielen war ich schon immer schlecht :-\
Fredi moniert am extensiven System, dass man es nicht praktisch bestimmen kann, was richtig sein mag, was für mich aber kein Grund ist es als Begriff zu verwerfen.

Hier noch eine Anmerkung von mir: Das enge L-System, mit dessen Namen ich noch nicht ganz glücklich bin, weswegen ich es jetzt mal positives L-System nenne, scheint keinen zu interessieren oder es ist weniger kontrovers. Aber auch dieses System spielt grade in der praktischen Überlegung der Spieler eine enorme Rolle. Der einzelne Spieler muss sich ständig Gedanken machen welche MdE des extensiven Systems er in seinem Sinne zu einer Einigung nutzen kann, welche also davon im positiven System liegen und ihm gleichzeitig helfen können sein Ziel zu erreichen.


Zu (iv): Die Story-Falle ist soweit ich weiß, das was du sagst, sich nur auf eine entstehende Fiktion zu konzentrieren. Manche gehen jetzt in die andere Richtung soweit zu sagen das sei "nur" ein Endprodukt (wie Fredi). Ich sehe das wie schon oben gesagt ein wenig anders. Niemand hat aber gesagt man darf die Fiktion weglassen.

Zu (v): Fredis Problem ist hier nicht die Unterscheidung, sondern die Bedeutung dieser Unterscheidung. Er möchte halt alles betrachten womit sich die Spieler einigen (rund um das Spiel), und dabei erstmal keine Einschränkungen vornehmen.
Die andere Frage ist halt auch was davon man nun als dem L-System zugehörig definiert. Ich kann verstehen, dass jemand der das L-System als zentral für das Rollenspiel ansieht gerne hätte dass da alle MdE reinkommen die ihn interessieren, in Fredis Sinne wäre das alles was mit dem Spiel zu tun hat.
Ich selbst würde das L-System nach einiger Überlegung auch nicht nur auf die direkten MdE beschränken wollen, vor allem weil das dem Jargon-Begriff des Systems zu stark widerspricht. Trotzdem denke ich weiterhin dass diese Unterscheidung Sinn macht, ich greife das später nochmal auf.


Jetzt zu den Fragen:
Unter welchen Bedingungen führt ein MdE nicht zur Einigung? Ich kann mir spontan nur zwei Situationen vorstellen: entweder gibt es ein konfligierendes MdE oder das MdE wird nicht angewendet. Beide Fälle sind aber Sonderfälle, in denen man mMn darüber streiten könnte, dass das MdE tatsächlich gilt. Gibt es noch andere Fälle, in denen ein MdE nicht zur E führt?
Das sind sehr interessante Fragen, die auch noch nicht geklärt sind. Ich versuche mal eine Antwort.

Die zwei genannten Fälle, Konflikt und Nichtverwendung, sind die Möglichkeiten die ich auch sehe.

Konflikte unter MdE gibt es immer. Wir reden hier nicht von rein formalen Systemen und selbst da lassen sich solche Konflikte nicht vermeiden, oder auch solche System können die Möglichkeit haben sich von Konflikten zu erholen, wenn man es prozessual betrachtet. In logischem Sinne ist ein (L-)System daher praktisch nie konsistent. Für die Konsistenz sind die Spieler verantwortlich, dafür müssen eventuell Einzelfallentscheidungen getroffen werden die Widersprüche auflösen, deshalb ist die Einigung auch ein Prozess den das MdE nur begünstigt und nicht logisch folgen lässt.
Aus diesem Grund können auch während des Spiel aus Einzelfällen MdE abgeleitet und hinzugefügt werden (erstmal zum extensiven System). Es ist nicht sicher ob so ein MdE wieder gebraucht wird. Es ist aber durchaus möglich, dass es tatsächlich die ganze Gruppe als MdE betrachtet, und dass es so verwendet wird, sollte es nötig sein. Es kann aber auch sein, dass der Einzelfall kein MdE erzeugt, außer dass eine Einzelfallentscheidung zumindest in jeder folgenden Diskussion heranzuziehen sein wird.

Zur Nichtverwendung: Ein MdE zu haben dass man nicht verwendet ist einfach eine Art Redundanz. Man kann vorher eventuell nicht wissen was man braucht und will auf Nummer sicher gehen.
Außerdem gibt es im grade impliziten Bereich einen Haufen MdE die man mitbringt ohne es zu wollen. Da man aber das Spiel nicht vorhersehen kann, kann es durchaus sein dass sie überraschend zur Anwendung kommen, oder eben, wie erwartet, nicht.

Im praktischen System werden sich eventuell weniger MdE finden die nicht zu einer Einigung führen, da ein vorausgesehener Konflikt von MdE Spieler dazu veranlassen wird diese MdE nicht zu verwenden.
Trotzdem können sich Spieler den MdE verpflichtet sehen grade wenn es explizit ist. Diesen Punkt greife ich auch auf jeden Fall nochmal auf.

Das positive System enthält dann weder Widersprüche (Konflikte) noch nicht Verwendetes. So kann man auch die 3 Stufen der L-System Definition, anhand der Merkmale des Konfliktes und der Nichtverwendung fest machen.
Im praktischen System fallen alle heraus die nicht verwendet werden (aus welchen Gründen auch immer), im positiven System Fallen dann noch alle raus die zu Konflikten geführt haben.
Man darf hier nicht den Fehler machen das positive System als eine Art Zielzustand zu sehen, das ist nur eine Betrachtung eines Ergebnisses.

Sowohl Konflikt als auch Nichtverwendung sind für mich kein Grund einem MdE die Gültigkeit abzusprechen. Es kommt darauf an ob die Gruppe die MdE teilt. Nichtverwendung kann unterschiedliche Gründe haben und was einmal nicht verwendet wurde kann ein anderes mal sehr wichtig sein. Für Konflikte gilt ähnliches.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #44 am: 5.01.2008 | 20:18 »
Deswegen ist das extensive L-System von enormer praktischer Bedeutung. Weil ich das offensichtlich finde, bin ich nicht ganz sicher, ob ich die kritischen Anfragen von Fredi richtig verstehe: Stimmst Du mir zwar zu, dass das extensive L-System den Plänen der Spieler zugrunde liegt, findest diese Funktion aber nicht wichtig? Oder kommt dem extensiven L-System diese Funktion nicht zu?
Aha! Da haben wir doch endlich mal ein Beispiel dafür, wozu man die Definition brauchen könnte. Und ich red' mir hier den Mund fusselig... ;D Gaukelmeister, ich finde die Idee sehr gut und wäre da jetzt nicht drauf gekommen. :)

Nun zum Punkt. Nein, die Funktion kommt dem extensiven System nicht zu.  >;D  Bzw. nicht so, wie man das nach der Definition von Boomslang annehmen würde. Die Planung der Spieler basiert auf dem, was der Spieler annimmt, was später in der Praxis vorkommen wird. Im Optimalfall wäre das das extensive System. Praktisch gesehen hat jeder Spieler aber eine eigene Version dieses "prädizierten Systems" im Kopf, auf der er seine Planung basiert. Dieses "prädizierte System" basiert dabei auf den Absprachen der Spieler (incl. des geschriebenen Systems) modifiziert durch individuelle Prozesse (Vorannahmen, Aufmerksamkeit, Verständnis, Erfahrung usw.). Was dazu führt, dass jeder Spieler ein eigenes prädiziertes System im Kopf hat, auf dem er seine Planungen aufbaut.

Im Spielverlauf entsteht aus den prädizierten Systemen der Spieler (wiederum modifiziert durch Einfluss der einzelnen Spieler, Rollenverteilung, Spielablauf usw.) das praktische System. Probleme entstehen, wenn die prädizierten Systeme stark voneinander abweichen und/oder stark vom praktischen System abweichen.

So, und das Ganze kommt völlig ohne dieses merkwürdige "extensive System" aus. ;D Aber ich muss zugeben, dass die Grundidee doch nicht schlecht war (auch wenn meine Definition natürlich vieeeeel besser ist ;D ). Und das wäre alles viel einfacher gewesen, wenn man mit der praktischen Anwendung (womit planen die Spieler, wie läuft der Abstimmungsprozess zu Beginn des Spiels) angefangen hätte und nicht mit der reinen Definition. ;)

Fredi moniert am extensiven System, dass man es nicht praktisch bestimmen kann, was richtig sein mag, was für mich aber kein Grund ist es als Begriff zu verwerfen.
Ok, das meine ich weiterhin. ;)

Zitat
Der einzelne Spieler muss sich ständig Gedanken machen welche MdE des extensiven Systems er in seinem Sinne zu einer Einigung nutzen kann, welche also davon im positiven System liegen und ihm gleichzeitig helfen können sein Ziel zu erreichen.
Das finde ich nun sehr merkwürdig. Das unterstellt ja, dass sich da wirklich irgendwer Gedanken machen würde... Glaube ich nicht (wobei ich auch niemandem in den Kopf gucken kann).

Zitat
Ich selbst würde das L-System nach einiger Überlegung auch nicht nur auf die direkten MdE beschränken wollen, vor allem weil das dem Jargon-Begriff des Systems zu stark widerspricht. Trotzdem denke ich weiterhin dass diese Unterscheidung Sinn macht, ich greife das später nochmal auf.
Die Unterscheidung zwischen direkt und indirekt auf die Fiktion wirkenden MdE stört mich auch nicht. Ich halte die indirekten bloß für so zentral, dass sie zum System gehören. :)

Zitat
Im praktischen System werden sich eventuell weniger MdE finden die nicht zu einer Einigung führen, da ein vorausgesehener Konflikt von MdE Spieler dazu veranlassen wird diese MdE nicht zu verwenden.
Trotzdem können sich Spieler den MdE verpflichtet sehen grade wenn es explizit ist. Diesen Punkt greife ich auch auf jeden Fall nochmal auf.
Das wäre schön, denn das verstehe ich immer noch nicht so richtig...  :-\
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Offline Gaukelmeister

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #45 am: 6.01.2008 | 09:50 »
Aus Zeitgründen gehe ich jetzt mal nur auf die Punkte von Fredi ein. Entschuldige bitte, Dr. Boomslang.

Die Planung der Spieler basiert auf dem, was der Spieler annimmt, was später in der Praxis vorkommen wird. Im Optimalfall wäre das das extensive System. Praktisch gesehen hat jeder Spieler aber eine eigene Version dieses "prädizierten Systems" im Kopf, auf der er seine Planung basiert. Dieses "prädizierte System" basiert dabei auf den Absprachen der Spieler (incl. des geschriebenen Systems) modifiziert durch individuelle Prozesse (Vorannahmen, Aufmerksamkeit, Verständnis, Erfahrung usw.). Was dazu führt, dass jeder Spieler ein eigenes prädiziertes System im Kopf hat, auf dem er seine Planungen aufbaut.
[...]
Und das wäre alles viel einfacher gewesen, wenn man mit der praktischen Anwendung (womit planen die Spieler, wie läuft der Abstimmungsprozess zu Beginn des Spiels) angefangen hätte und nicht mit der reinen Definition. ;)

Du hast natürlich Recht damit, dass es zwischen Spielern zu Unstimmigkeiten darüber kommen kann, welche MdE Bestandteile des extensiven L-Systems sind. Aber Du würdest das Kind dann gleich mit dem Bade ausschütten, wenn Du Dich deswegen ganz aufs praktische L-System konzentrieren würdest. Konkret:
(i) Es stimmt, dass die Planung eines Spielers auf dem basiert, was er „im Kopf hat“.
(ii) Aber das System, woran sich der Spieler de facto orientiert, ist keinesfalls das praktische L-System. Deswegen verstehe ich nicht ganz, was es heißt, „mit der praktischen Anwendung anzufangen“. Was wird hier praktisch angewendet?
(iii) Eine Frage wäre dann: Woran orientiert sich der Spieler? Diese Frage könnte man natürlich zu verantworten versuchen, indem man den Spieler beobachtet und dann auf die dem Verhalten zugrunde liegenden Erwartungen und Überzeugungen schließt. (Diese Beobachterperspektive scheint mir die einzige zu sein, für die sich Fredi interessiert.)
(iv) Aus der Perspektive des Spielers läuft die ganze Sache aber anders ab. Der Spieler handelt aufgrund seiner Annahmen über das extensive L-System.
(v) Was Du als Optimalfall bezeichnest, ist nicht belanglos. Denn sobald ein Konflikt zwischen den Annahmen über das extensive L-System offenbar wird, geht es unter anderem darum zu klären, welcher Spieler hier gerechtfertigter Weise welche Annahmen zugrunde gelegt hat. Bei den expliziten MdEs ist dies nicht weiter schwierig. Bei den impliziten ist dies naturgemäß schwieriger. Probleme entstehen aber wahrscheinlich weniger auf Geltungs- als vielmehr auf Auslegungsebene.
(vi) Wenn man keine Probleme damit hat, dass sich Spieler über das extensive L-System irren können, dann verschwindet das Problem abweichender Meinungen.

Das finde ich nun sehr merkwürdig. Das unterstellt ja, dass sich da wirklich irgendwer Gedanken machen würde... Glaube ich nicht (wobei ich auch niemandem in den Kopf gucken kann).

Wenn Du etwas weniger epistemische Skrupel hättest, könntest Du es ja mit Introspektion oder Nachfragen versuchen  ;)
Auch wenn man nicht reingucken kann, gibt es mMn gute Gründe dafür anzunehmen, dass Spieler sich am extensiven L-System orientieren. Wenn ich bspw. eine Fähigkeit zum ersten Mal einsetzen will, schaue ich im Regelwerk nach, wie das genau funktioniert, welche Hürden ich überwinden muss, was die genauen Effekte sind etc. Diese Informationen sind mir alle nur deswegen klar, weil ich aufs extensive L-System zugreifen kann. Ohne die Unterstellung, dass Spieler (hin und wieder) auf diese Weise abwägen und entscheiden, ist es mMn nicht möglich, ihr Verhalten angemessen zu erklären.

O.K., das Problem mit der Fiktionsnähe hatte ich dann wohl falsch verstanden. Da ich begrifflich nicht vorbelastet bin, ist es mir wurscht, welchen Namen wir dem Kind geben. Hauptsache wir beschreiben die Phänomene richtig.
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Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #46 am: 6.01.2008 | 17:01 »
Hi Gaukelmeister,

coole Antwort! :) Das sind wirklich Dinge, die mich zum Nachdenken (und damit weiter) bringen. Ich hoffe also, dass du meine (Wider-)Worte jetzt nicht als Totalopposition verstehst, sondern als lebhafte, aber dennoch konstruktive Diskussion. So sind sie wenigstens gemeint. :)

(i) Es stimmt, dass die Planung eines Spielers auf dem basiert, was er „im Kopf hat“.
(ii) Aber das System, woran sich der Spieler de facto orientiert, ist keinesfalls das praktische L-System.
Das ist korrekt. Der Spieler orientiert sich daran, was er meint, wie das praktische System aussehen wird. Der Spieler gibt eine Prognose über das in der Zukunft liegende praktische System ab, deswegen hatte ich es mal testweise "prädiziertes System" genannt. Konkret habe ich als Spieler z.B. meine Skill-Auswahl immer sehr stark darauf gestützt, was ich meinte, wie oft ich sie würde einsetzen können . Und wenn ich der Meinung war, soziale Interaktionen würden "ausgespielt" (die Regeln würden also vermutlich nicht im praktischen System vorkommen), dann habe ich dort keine Punkte investiert. Meine Überlegungen basierten also nicht auf einem "extensiven System", sondern auf einem prädizierten System. (Wie du hier siehst, bin ich Introspektion ganz und gar nicht abgeneigt. Aber "In den Kopf gucken und eine Momentaufnahme des Systems machen" ist was ganz anderes als Introspektion ;) ).

Zitat
Deswegen verstehe ich nicht ganz, was es heißt, „mit der praktischen Anwendung anzufangen“. Was wird hier praktisch angewendet?
Es ging mir darum, dass wir hier im Channel (also wir Theoretiker) gleich mit praktischen, anwendungsorientierten Fragen anfangen sollten. Boomslang definiert gerne mal wild drauflos. ;) Das halte ich für sehr ungünstig. Hätten wir mit der Frage angefangen: "Worauf basieren die Spieler ihre Planung", wäre wir schon schneller hier und hätten nicht ewig gebraucht, hier hinzukommen. ;) Das ist der Grund, weswegen man immer mit Actual Play und tatsächlichen Fragen anfangen sollte und nicht mit "Ich definier euch hier mal einen"...

Zitat
(vi) Wenn man keine Probleme damit hat, dass sich Spieler über das extensive L-System irren können, dann verschwindet das Problem abweichender Meinungen.
Ok, das ist aber für mich der Fall, den ich untersuchen will, und dann nutzt mir ein Begriff "extensives System" nichts. Abweichende Meinungen sind der Fall, wo "es knallt" und deswegen gerade der Betrachtung würdig. Und dieser Fall ist besser modelliert, wenn man davon ausgeht, dass jeder Spieler ein eigenes prädiziertes System im Kopf hat.

Zitat
Auch wenn man nicht reingucken kann, gibt es mMn gute Gründe dafür anzunehmen, dass Spieler sich am extensiven L-System orientieren. Wenn ich bspw. eine Fähigkeit zum ersten Mal einsetzen will, schaue ich im Regelwerk nach, wie das genau funktioniert, welche Hürden ich überwinden muss, was die genauen Effekte sind etc. Diese Informationen sind mir alle nur deswegen klar, weil ich aufs extensive L-System zugreifen kann. Ohne die Unterstellung, dass Spieler (hin und wieder) auf diese Weise abwägen und entscheiden, ist es mMn nicht möglich, ihr Verhalten angemessen zu erklären.
So, und jetzt ersetze die zwei Mal "extensives System" durch "Regelwerk". Das macht genau des gleichen Sinn (denn in den impliziten Teilen des extensiven Systems kann ich nicht nachgucken, oder? ;) ) und ist deutlich verständlicher. Das will ich nämlich die ganze Zeit sagen: Warum so komplexe Begriffe definieren, wenn man die praktischen Fragen so viel einfacher klären kann. Denn dann kommt folgender Satz raus: "Die Spieler basieren ihre Planung auf dem Regelwerk." Hmmmmm... ;)
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Offline Dr.Boomslang

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #47 am: 6.01.2008 | 20:35 »
Och, Fredi "prädiziertes System"?! Warum denn sooooo kompliziert? Warum sagst du es nicht einfach "Das was der Spieler denkt was das System ist was er benutzen kann, weil die anderen es auch benutzen würden", ist doch viel einfacher! >;D

Ne... mal im Ernst. Ich finde das sehr gut wie die Diskussion sich entwickelt. Ich glaube eure Argumente gehen genau in die Richtung die ich anstrebe.
Allerdings bitte ich darum nicht meine Methodik zu diskutieren. Diese ganze Sache mit Actual Play ist eine ganz andere Sache, das ist hier nicht das Thema. Nur weil du, Fredi, das als bessere Methode siehst, muss ich das nicht genauso machen. Es ist mir klar dass die einen es besser so und die anderen besser so verstehen und selbst wenn die meisten es anders machen würden, mache ich es so wie ich es mache. Punkt. Außerdem hast jetzt ja sogar du es auf diesem Wege verstanden ;)
Ansonsten dazu gerne einen eigenen Thread, meinetwegen auch "Warum Theorie mit Actual Play besser ist" oder sowas, ich habe dazu nämlich auch meine eigene Theorie, die hier aber genauso wenig hin gehört.

Zum Thema: Ich finde das prädizierte System ein sehr sinnvolles Konzept um den einzelnen Spieler mit den Systembegriffen in Verbindung zu setzen. Wir müssen bedenken wir sprechen ansonsten immer über die Gruppe als Gesamtheit.
Wie ich oben schon sagte nutzt der Spieler sicher sowas wie das prädizierte System um zu Planen. Mit "Gedanken machen" meinte ich einfach nur eine Intelligenzleistung, nicht zwingen einen bewussten Vorgang.

Ich behaupte alle drei Stufen des L-Systems sind im Zusammenhang mit dem prädizierten System von belang. Das extensive System ist alles womit der Spieler beim Planen rechnen muss, gewissermaßen der Suchraum. Eine Vermutung über das praktische System erlaubt ihm eine Vermutung darüber welche MdE gewählt werden. Dabei geht es eigentlich nur um das Verhalten der anderen Spieler, denn was er selbst wählt beruht auf seiner Annahme des extensiven Systems. Das positive System ist dann der Raum in dem Lösungen liegen müssen, das ist also eine Abwägung darüber wie erfolgreich ein MdE in seinem Sinne sein kann das er aus dem extensiven System wählt.

Das extensive System ist nicht das Regelwerk. Das Regelwerk ist weniger. Jeder Spieler weiß das intuitiv oder bewusst. Das Regelwerk spielt nur insofern eine Rolle als das es (ganz oder teilweise) im extensiven System wieder auftaucht.
Ein Spieler wird z.B. nach der Wahl der Charaktere nicht voraussetzen dass plötzlich für irgend einen Spieler Regeln einer SC-Klasse relevant werden die kein Spieler gewählt hat, er streicht diese Regeln, die im Regelwerk vorkommen, daher aus seiner Annahme über das extensive System. Gleichzeitig wird er weiterhin annehmen dass Gegenstände in der Welt auf den Boden fallen und er das ohne weiteres erzählen darf, selbst wenn keine Regel ihn ausdrücklich dazu ermächtigt (Schwerkraft als evidentes MdE).

Ich hoffe das alles beruht nicht auf dem Missverständnis das extensive System sei alles was irgendwie von irgendwem herangezogen werden kann. Es gilt schließlich immer noch die Aussage des L-Prinzips, dass es nur um das geht was die Gruppe nutzten kann, also das was auch wirklich alle teilen.

Offline Fredi der Elch

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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #48 am: 6.01.2008 | 20:56 »
Och, Fredi "prädiziertes System"?! Warum denn sooooo kompliziert? Warum sagst du es nicht einfach "Das was der Spieler denkt was das System ist was er benutzen kann, weil die anderen es auch benutzen würden", ist doch viel einfacher! >;D
Weil mein Begriff eine echte Vereinfachung ist, die einen praktischen Nutzen hat (nämlich als Basis der Planung der Spieler) und kein völlig unnützer Begriff ist wie das extensive System.  >;D

Zitat
Außerdem hast jetzt ja sogar du es auf diesem Wege verstanden ;)
Nein. Ich habe es verstanden, weil Gaukelmeister ein praktisches Beispiel gebracht hat. Ohne diesen Bezug zur Praxis würden wir uns immer noch im Kreis drehen bzw. wären mit der Diskussion nicht weitergekommen.

Zitat
Allerdings bitte ich darum nicht meine Methodik zu diskutieren.
Bin ja schon ruhig. ;)

Zitat
Wie ich oben schon sagte nutzt der Spieler sicher sowas wie das prädizierte System um zu Planen. Mit "Gedanken machen" meinte ich einfach nur eine Intelligenzleistung, nicht zwingen einen bewussten Vorgang.
Ah, ok. Das hatte ich falsch verstanden.

Zitat
Das extensive System ist alles womit der Spieler beim Planen rechnen muss, gewissermaßen der Suchraum.
Eben nicht. Der Spieler kennt ja das extensive System gar nicht. Dazu müsste er wissen, was alle anderen Spieler denken, das weiß er aber nicht. Er kennt nur das Regelwerk (und eventuell Hausregeln und andere explizite Regeln). Weswegen man den Begriff des extensiven Systems nicht braucht, um über die Planung zu sprechen.

Zitat
Das extensive System ist nicht das Regelwerk.
[...]
Ein Spieler wird z.B. nach der Wahl der Charaktere nicht voraussetzen dass plötzlich für irgend einen Spieler Regeln einer SC-Klasse relevant werden die kein Spieler gewählt hat, er streicht diese Regeln, die im Regelwerk vorkommen, daher aus seiner Annahme über das extensive System. Gleichzeitig wird er weiterhin annehmen dass Gegenstände in der Welt auf den Boden fallen und er das ohne weiteres erzählen darf, selbst wenn keine Regel ihn ausdrücklich dazu ermächtigt (Schwerkraft als evidentes MdE).
Damit machst du das komplette Weltwissen der Spieler zu MdE. Und das ist ja nun wirklich völliger Quatsch. Damit wäre alles, was ein Spieler jemals gelernt hat eine MdE und damit Teil dieses ominösen extensiven Systems. Damit wird der Begriff ja noch unnützer, als ich bisher gedacht habe...

Zitat
Es gilt schließlich immer noch die Aussage des L-Prinzips, dass es nur um das geht was die Gruppe nutzten kann, also das was auch wirklich alle teilen.
Was der Spieler eben nie weiß. Er weiß nur, welches Regelwerk alle nutzen, nicht mehr. Und damit brauchen wir den Begriff "extensives System" nicht.
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Re: System und weiterführende Begriffe
« Antwort #49 am: 7.01.2008 | 00:48 »
Der Spieler kennt ja das extensive System gar nicht. Dazu müsste er wissen, was alle anderen Spieler denken, das weiß er aber nicht.
Ok, das stimmt. Ich berichtige also: Der Spieler nutzt zum Planen seine Annahme über das extensive System.
Mein Punkt ist aber, das praktische braucht er dazu nicht direkt, auch nicht als Annahme. Denn wenn der Spieler ein MdE des extensiven Systems wählt (seine Annahme darüber was in diesem System liegt also richtig ist), dann wird es damit automatisch zum Teil des praktischen (das praktische setzt keine Einigung voraus, nur die Anwendung des Mittels!). Das praktische System ist ein reines Produkt gemeinsamer Aktion, es ist emergent, damit kann kein Spieler wirklich planen.


Damit machst du das komplette Weltwissen der Spieler zu MdE. Und das ist ja nun wirklich völliger Quatsch. Damit wäre alles, was ein Spieler jemals gelernt hat eine MdE und damit Teil dieses ominösen extensiven Systems.
Es gilt auch hier zu beachten dass ein großer Teil des Weltwissens der Spieler auch ausgeschlossen ist, nämlich jener der nicht von allen Spielern geteilt wird, und auch das was alle teilen muss immer noch den Anspruch an ein MdE erfüllen.
Ansonsten dachte ich das wäre klar. Warum wohl gibt es keinen Computer der Rollenspiel machen kann? Rollenspiel ist ein Kommunikationsspiel das auf den vollen Umfang der Kommunikationsmöglichkeiten und das dahinter stehende Wissen angewiesen ist.
Jetzt verstehst du vielleicht auch warum mir die Nähe zum Fiktion schaffenden Prozess so wichtig war.