Im übrigen bin ich der Ansicht, dass alle Spieler für den Spielspaß, sowohl den eigenen als auch den der Gruppe mitverantwortlich sind, nicht nur der SL.
Klar sind alle Leute für den Spielspaß verantwortlich.
Aber in einem durchschnittlichen Spiel wollen die Spieler Herausforderung. - Und wenn sie sich die Regeln so zurechtbiegen, wie sie wollen, haben sie keine Herausforderung. Wenn sich der Spieler sagt, sein SC hat so viel LE, wie er will, dann ist zum Beispiel die Spannung des Kampfes dahin. Wenn der Spieler sich sagt, dass seine Probe automatisch gelungen ist, dann ist die Spannung der Würfelprobe dahin.
Desweiteren kommt ncoh hinzu, dass der Spieler für gewöhnlcih viel stärker intime denkt als der SL: Der Spieler wird am Ende sagen:
"Ich bin in die Höhle des Löwen gegangen. Und ich habe den Drachen besiegt. Und anschließend habe ich mir den Schatz des Drachen geschnappt."Der SL sagt dagegen kaum:
"Die Heldengruppe ist in meine Höhle eingedrungen. Anschließend haben sie mich angegriffen und besiegt. Und danach haben sie mir dann meinen Schatz weggenommen."Das würde ein SL niemals sagen, weil er sich nicht so stark mit den NSCs identifiziert, wie es die Spieler mit den SCs tun.
Stattdessen würde der SL sagen:
"Die Heldengruppe ist in die Höhle meines Drachen eingedrungen. Anschließend haben sie ihn angegriffen und besiegt. Und danach haben sie ihm dann seinen Schatz weggenommen."Wenn ich als Spieler also einen Wert verändere, der meinem SC einen Vorteil verschafft, dann ist es instinktiv auch eine Sache, die mir selber einen Vorteil verschafft. (Weil ich mich mit meinem SC identifiziere.)
Wenn ich als SL dagegen meinem NSC einen Vorteil verschaffe, ist es nicht instinktiv auch eine Sache, die mir selber einen Vorteil verschafft. (Weil ich mich nicht mit meinen NSCs identifiziere.)
Der SL ist also objektiver dazu in der Lage, eine Regeländerung zu beurteilen.
Aber bedeutet das, dass der Spaß der Spieler wirklich steigt, wenn man ihnen immer gibt, was sie wollen?
Nein. Deswegen funktioniert es auch nicht, wenn die Spieler sich selber immer die Regeln aussuchen. Der Job des SLs ist es halt, auch mal fies zu sein. Dann bekommen die Spieler kurzfristig zwar nicht, was sie wollen, aber langfristig bekommen sie es eben trotzdem: Mehr Spielspaß. (Disclaimer: Klar darf man das auch nicht übertreiben und die Spieler damit frustrieren.)
Würde der SL jetzt, dank seiner empathischen Fähigkeiten und gestützt durch die in DSA-Regeln mittlerweile obligatorische Passage "lassen Sie einen Charakter nicht durch Würfelpech sterben!" darauf kommen, er täte mir einen Gefallen damit, zu verkünden, dass ich gerade noch genug Lebenspunkte übrig habe, um vom Gruppenheiler stabilisiert zu werden, wäre er doch arg im Irrtum.
Tja, wenn er im Irrtum war, dann waren seine empathischen Fähigkeiten wohl doch nicht so gut. Da hilft es dann, dem SL zu sagen, dass man ernsthafte Herausforderungen will und keine Lust hat, dass der SC jeden Kampf überlebt.
Aber ich mag es zum Beispiel nicht, wenn mein Charakter im Kampf stirbt. - Was also tun, wenn wir beide mal zusammen RPG spielen? Die einfache Lösung liegt in der goldenen Regel:
Wenn die LE deines Chars tief genug ist, dann stirbt er. Und meine LE (bzw. die LE meines SCs) kann ruhig sinken, er wird bloß kampfunfähig.
Damit wurde dir dein Wunsch und mir mein Wunsch erfüllt und wir beide sind zufrieden.
Natürlich müssen dabei Kompromisse eingegangen werden und sicher wird es die ein oder andere Regelstelle geben die Spieler A oder B nicht gefällt, aber es wird sich trotzdem dran gehalten.
Und mit der goldenen Regel ist das nicht notwendig.
Dann wird die eine Regelstelle für Spieler A so ausgelegt, dass sie Spieler A gefällt und die gleiche Regelstelle wird für Spieler B so ausgelegt, dass sie ihm gefällt.
Das ist ein Luxus, den man aber nicht als gegeben ansehen kann. Wer schon öfters auf öffentlichen "Spielplätzen" gespielt hat oder auf Cons, denke ich sein Liedchen singen und auch wenn man bei einem msitigen SL nur einmal spielt, ist das ein versauter Tag.
Genau. Und aus diesem Gründen schaue ich mir auf Cons nicht das Regelwerk an, sondern den SL:
- Ich kann stundenlang vorher das Regelwerk wälzen und dann beim Spielen auf die Schnauze fallen, weil der SL schlecht ist, obwohl mir das Regelwerk gefällt.
- Ich kann vorher 5Minuten mit dem SL quatschen. - Wenn ich merke, dass ich mit dem Sl auf einer Wellenlänge bin, dann wird mir das Spiel wahrscheinlich auch Spaß machen unabhängig von den Regeln.
Daher gehe ich vermehrt dazu über, mir auf Cons die Runden nicht nur nach den Regeln, sondern auch nach den SLs auszusuchen.
Je nach Art der Positionierung dieser Hausregeln sind auch sie wertlos, wenn sie einer willkürlich ändern kann.
Nein, denn in 90% der Fälle hat die Hausregel ja noch weiterhin bestand und sie wird nur in 10% der Fälle geändert. (Wenn der SL die Hausregel regelmäßig ändert, hat man de facto eine neue Hausregel.)
Wenn eine Neuregelung Sinn macht und das so auch von allen Mitspielern gesehen wird, hat es noch nie einer goldenen Regel bedurft.
Wiegesagt, während des klassischen Spieles, fällt es vielen Spielern schwer, "Vorteile für SC" von "Vorteile für Spieler" zu unterscheiden. - Das ist ja auch nicht schlimm, im Gegenteil: Ich versetze mich in die Rolle meines SCs und will das beste für meinen SC. (Was aber nicht das Beste für mich als Spieler ist.)
Während des Spieles versuche ich, das Abenteuer so schnell wie möglich zu beenden, damit ich (mein SC) wieder in das gemütliche Schloss kann und diesen üblen Sumpf hinter mir zu lassen. Ich (also mein SC) hat keine Lust auf dieses blöde Abenteuer.
Die Aufgabe des SLs ist es nun, mir Steine in den Weg zu legen.
Während des Spiels werde ich natürlich über die im Weg liegenden Steine fluchen. - Nach dem Spiel bin ich aber ganz froh, dass ich den Weg nicht problemlos entlanggehen konnte, sondern lauter Steine im Weg lagen. - Ich wäre sehr enttäuscht, wenn der SL meinem Wunsch nachgeben würde, und es mir im Spiel gelingen würde, das AB sofort zu lösen und nach Hause zurückzukehren.
Wenn der SL irgendetwas neues während des Spiels einführt, frage ich mich doch zuerst: "Schadet es mir?" (Und gemeint ist damit eigentlich: "Schadet es meinem SC?" Ob es mir als Spieler schadet, bedenke ich erst vor oder nach dem Spiel. Und das will ich auch gar nicht während des Spieles bedenken.)