Autor Thema: Knicker und Schundnickel  (Gelesen 28356 mal)

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Offline Feuersänger

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #50 am: 9.04.2008 | 17:46 »
Dazu:

1. GERADE wenn ich in hochriskante Operationen verwickelt bin, will ich auch, dass dabei was für mich rumkommt. Ein Idiot ist nicht, wer trotz Million auf dem Konto noch einen Run macht, sondern eher, wer einen brandgefährlichen Run macht, obwohl er mit Regale einräumen das doppelte verdienen würde.

2. du berufst auf das übliche - falsche!! - Dilemma, wonach es nur "darbend" oder "stinkereich" gäbe. Das stimmt nicht. Es gibt ein weites, breites Mittelfeld, in dem man nicht jeden Pfennig zweimal umdrehen muss, aber nicht jede Woche eine neue Luxuslimousine kauft. IRL gibt es ja auch nicht nur Hartz-IV Empfänger und Millionäre, sondern auch Leute die z.B. 2000, 3000 oder 5000 Euro im Monat verdienen, auch morgen noch zur Arbeit gehen und nicht auf einmal in die Südsee auswandern.

3. Fixkosten und individuelles wirtschaften werden praktisch nie berücksichtigt? Also, bei uns schon, je nachdem angepasst ans Setting. In SR hast du einen Lebensstil, in dem sämtliche Ausgaben des Alltags abgedeckt sind. In Fantasysettings wird meistens detaillierter abgerechnet. Bist du auf Durchreise in einer Stadt, kostet die Übernachtung soundsoviel und die Verpflegung soundsoviel pro Tag. Bist du in der Wildnis unterwegs, hast du entweder soundsoviele Tagesrationen eingekauft oder musst dich unterwegs von den Gaben der Mutter Natur ernähren. Wildnischars haben da freilich nen Vorteil, weil sie Selbstversorger sind.

Übrigens gibt es z.B. bei Conan eine Regel für hartnäckige Fälle, genannt "High Living": solange du reich bist, und keine bestimmten Investitionen planst, wirst du pro Woche die Hälfte deines momentanen Vermögens versaufen, verfressen, verhuren, kurz: sinnlos verprassen. Solange, bis deine Barschaft wieder auf ca. 50sp zusammengeschrumpft ist.
Diese Regel wird meiner Kenntnis nach nur von den wenigsten Gruppen angewandt, und stellt nur die Notbremse für Fälle dar, in denen ein Spieler meint, ein gewaltiges Vermögen ansparen zu müssen, ohne das es einem bestimmten Zweck dienen würde. Wichtig ist halt nur, dass speziell in diesem Setting die Spieler ihren Charakteren eine "Easy come, easy go" Einstellung zum Mammon verpassen möchten.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline Hr. Rabe

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #51 am: 9.04.2008 | 18:06 »
2) Schwierige Probleme kann mit Geld oft wesentlich einfacher und eleganter lösen, man denke ans Bestechen, Einschalten und Anheuern gewisser Instanzen und Organisationen, der Erwerb massgeschneiderter Ausrüstung, Informationsbeschaffung etc.

Und gerade das ist der Grund, warum ich (abseits von vollkommener Setting-Unlogik) es absolut nicht verstehen kann, warum gerade in SR geknausert wird.
Zum einen gehören solche Dinge dazu und meine SR Gruppe hat schon einige Actionreiche Spielabende mit dieser Art Beinarbeit verbracht, denn blöderweise gibt es werde ein Internet-Bestechungsportal, noch werden auf amazon die heißen Waffen angeboten, die für den Einsatz sinnvoll wären.
Zum anderen entwickelt sich heirraus ganz selbstverständlich ein Geflecht aus Beziehungen, von denen die meisten dem Char an's Leder wollen, sprich auf Dauer wird genau dadurch das Spiel spannender.

SR lebt meiner Meinung nach genau davon, daß die anfängliche Motivation 'Geld' mehr und mehr umgebogen wird in die Motivation 'Am Leben bleiben'.

Und ja, in Anbetracht des Settings kann es eigendlich nicht sein, daß ein Runner für 'n Appel und n Ei' abgespeist wird, denn dann wird er lieber Gebrauchtwagenverkäufer oder Schieber.

Wir haben uns einmal selbst einen Auftrag gegeben, da wir einen Konzern (deutsche Areas-Abteilung) schädigen wollten, der uns verarscht hat. Ende eines extrem spannenden Runs war ein geschrottetes Waffenlager und 3 scharfe Wasserstoffbomben in unserem Besitz, die wir meistbietend verscheuert haben. >;D

Gruß,
Hr. Rabe
#define EVER ( ; ; )


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Eulenspiegel

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #52 am: 9.04.2008 | 18:10 »
1. GERADE wenn ich in hochriskante Operationen verwickelt bin, will ich auch, dass dabei was für mich rumkommt. Ein Idiot ist nicht, wer trotz Million auf dem Konto noch einen Run macht, sondern eher, wer einen brandgefährlichen Run macht, obwohl er mit Regale einräumen das doppelte verdienen würde.
Also ich würde beide Leute als Idioten bezeichnen.
Sowohl der Millionär, der auf Runs geht, als auch der Kerl, der einen besseren sicheren Job als Alternative hat und trotzdem auf Runs geht.

Es gibt imho zwei vernünftige Gründe, auf Runs zu gehen:
1) Die Verlockung nach dem schnellen Geld treibt einen dazu.
2) Man findet keinen anderen Job und braucht das Geld unbedingt.

BTW:
Blackwater Söldner bekommen 300 - 800 US $ pro Tag. (Quelle)
Das finde ich auch durchaus einen angemessenen Betrag für Runner, da sich ihre Qualifikation und die Gefährdung ähnlich hoch befinden.

Offline Heinzelgaenger

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #53 am: 9.04.2008 | 19:16 »
Na ja, es ist ja nicht wie im Sozialstaat ("ich hab ausgerechnet, mit Hartz 4 krieg ich mehr als mit dem Run") .

Eulenspiegel hat Recht, beide wären Deppen. Für mich gibt es nicht nur die Extreme, wobei in der Regel die Armut fürs Herumabenteuern interessanter und leichter zu spielen ist, n'est-ce pas?

Fixkosten:
Es gibt wenige Gruppen, die das so, wenn überhaupt auch nur selten, durchziehen.
Ich behaupte trotzdem: wie oft habt ihr euch neue Stiefel, eine neue Schippe oder einen hübsch verzierten Flachmann, der euch schlicht gefiel aber nutzlios ist, geholt? Wie oft habt ihr einem Weibsbild nachgejagt und Unsummen für Geschenke/ Theater/ Spenden an Liebesgötter und später für Ziegendarmkondome oder eben Abtreibungen investiert etc. etc.
 
Der Trugschluss ist nicht nur der, das man wirtschaften nicht akkurat simuliert oder überhaupt simulieren möchte. Das Geld bekommt man präzise ausgezahlt aber das Ausgeben spielt doch niemand konkret durch.

Ferner, die DSA Anektdoten sind zum Brüllen! Vielleicht sind die Goldmünzen billige Legierungen?

Samael

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #54 am: 9.04.2008 | 19:24 »
, sich für diese lausige Summe wochenlang diverser Unbill und Gefahren auszusetzen: 14 Kreuzer pro Tag.
Zum Vergleich für nicht-DSAler: der Lohn von 6 Wochen würde gerade mal für einen Nachmittag im Badehaus reichen (der nach 6 Wochen Wüstenritt wohl auch dringend nötig wäre), nämlich 6 Silbertaler.

Ähm, haben die bei DSA das Währungssystem geändert? 6 Wochen a 14 Kreuzer/Tag sind nämlich fast 6 Dukaten. 1 ST = 10 Kreuzer.

Preacher

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #55 am: 9.04.2008 | 19:26 »
Ähm, haben die bei DSA das Währungssystem geändert? 6 Wochen a 14 Kreuzer/Tag sind nämlich fast 6 Dukaten. 1 ST = 10 Kreuzer.
Nein, dazwischen gibt's (oder gab's früher) noch den Heller.

1Dukat = 10 Silbertaler = 100 Heller = 1000 Kreuzer

Online Quaint

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #56 am: 9.04.2008 | 19:33 »
Also bei der einen Kampagne in der die SC zu Adelstitel, Geld und Ruhm gekommen sind gab es schon ein paar lustige Sachen die explizit durch Geld entstanden und eben auch durch das haben von Geld. z.B. haben wir uns von einer der ersten größeren Einnahmen unseres Gutes allerlei Viehzeugs gekauft (Schweine unter anderem). Ja und dann war das Gegreine groß als wir Schwierigkeiten mit unseren besseres gewohnten Dienern bekamen - die hatten ein ernstes Problem damit solche Dinge zu tun wie z.B. den Schweinestall auszumisten. Führte auf jeden Fall zu interessantem Rollenspiel...

Wenn ich so überlege ist das hier genannte Motivierungsmodell aber doch eigentlich eine Frustfabrik. Da soll der SC schön arm sein, damit man ihn mit Geld locken kann. Gut, er stürzt sich also in Abenteuer, bringt womöglich sein Leben in Gefahr und/oder muss großes Leid ertragen und wenn alles überstanden ist darf er dann doch nicht wesentlich wohlhabender sein als vorher, weil man ihn ja weiterhin mit Geld locken will.
Wie bei einem Esel dem man die Möhre mit ner Angel vor die Schnauze hält. Nur dass der Spieler des SC vermutlich intelligenter ist und sich sacht, dass das ein Scheißspiel ist.
Besucht meine Spielkiste - Allerlei buntes RPG Material, eigene Systeme (Q-Sys, FAF) und vieles mehr
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Offline Robert

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #57 am: 9.04.2008 | 19:38 »
Fixkosten:
Es gibt wenige Gruppen, die das so, wenn überhaupt auch nur selten, durchziehen.
Ich behaupte trotzdem: wie oft habt ihr euch neue Stiefel, eine neue Schippe oder einen hübsch verzierten Flachmann, der euch schlicht gefiel aber nutzlios ist, geholt? Wie oft habt ihr einem Weibsbild nachgejagt und Unsummen für Geschenke/ Theater/ Spenden an Liebesgötter und später für Ziegendarmkondome oder eben Abtreibungen investiert etc. etc.

Irgendwie funktioniert das mit dem Lebensstil in Shadowrun besser, als in irgendeinem anderen System, das ich kenne.
Komischerweise mögen manche Spieler auch die MadMax-Variante:
Du beginnst eine Session mit X Würfen auf einer Zufallstabelle, das wird deine Ausrüstung.
Oder die Conan-Variante:
Wenn du keine materiellen Gelüste hast, feier von deinem Geld!
Auch schon gesehen:
Du hast mit XP ein Attribut/Talent/Edge gekauft, was Geld beschafft.
(Beispiele: Star Wars D20, Klassenfeature des Noble. Babylon 5 Feat: Independetly Wealthy.)

Präzise Buchhaltung dagegen mögen nur BWL-Studenten(hab ich mir sagen lassen >;D) und DSA-Veteranen(hab ich selbst erlebt, als ich mal Verpflegung & Unterkunft pauschal abrechnen wollte ::))
Wer Rechtschreib- oder Grammatikfehler findet, darf sie behalten!

Das ist nicht die Signatur, aber mir ist noch nichts Besseres eingefallen^^

Boni

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #58 am: 9.04.2008 | 20:28 »
Ich sehe allerdings nicht ganz, warum ein großes Vermögen davon abhalten sollte, auf Abenteuer u gehen (oder auch Runs)?

Das Problem löst sich von alleine, wenn man nicht ständig auf In-Time-Logik herumreitet. Denn, mal ehrlich, die gibt es so oder so nicht. Spielinhalt ist das erleben von Abenteuern. Wenn ich sage "Das würde mein Charakter nicht tun, der ist zu reich" brauche ich auch nicht mitspielen. Oder ich konstruiere mir einen anderen Grund dafür. Aber ich höre nicht auf, das Spiel zu spielen.

Offline Feuersänger

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #59 am: 9.04.2008 | 21:03 »
Wenn ich so überlege ist das hier genannte Motivierungsmodell aber doch eigentlich eine Frustfabrik. Da soll der SC schön arm sein, damit man ihn mit Geld locken kann. Gut, er stürzt sich also in Abenteuer, bringt womöglich sein Leben in Gefahr und/oder muss großes Leid ertragen und wenn alles überstanden ist darf er dann doch nicht wesentlich wohlhabender sein als vorher, weil man ihn ja weiterhin mit Geld locken will.

Jawoll! Das ist genau das, was ich mit meinem Eingangsposting (und evtl anderen) zum Ausdruck bringen wollte. Daher qft.

Ich sehe allerdings nicht ganz, warum ein großes Vermögen davon abhalten sollte, auf Abenteuer u gehen (oder auch Runs)?

Dass ein großes Vermögen einen Menschen nicht davon abhält, immer noch mehr ranzuschaffen, zeigen uns ja die ganzen Topmanager vom Schlage eines Ackermann und wie sie alle heißen. Oder wie neulich der Typ da von der Post. Der hat sogar Straftaten begangen, um noch mehr Kohle zu bekommen, obwohl er auch ohne diese schon mehr hatte, als er jemals hätte ausgeben können.
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Samael

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #60 am: 9.04.2008 | 21:12 »
Nein, dazwischen gibt's (oder gab's früher) noch den Heller.

1Dukat = 10 Silbertaler = 100 Heller = 1000 Kreuzer

Ach, du hast recht. Na dann ist das mal echt nen Hungerlohn.

Offline Heinzelgaenger

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #61 am: 9.04.2008 | 21:22 »
Einspruch!

Niemand will oder sollte mit Armut motivieren. Die meisten Charaktere sind nicht arm. Plattenrüstung, Streitross, Waffen etc. kosten mehr als ein grosses Dorf im Jahr abschmeisst.
Ist es zu viel verlangt, das Charaktere eine sinnvolle Motivation für eine Kampagne brauchen? Ist der Charakter reich, muss man sich andere Karottenangeln für ihn basteln, oder akzeptieren das gewisse Plots nicht mehr funktionieren.

Feuersänger, Ackermann telefonierte einmal hier, manipulierte vielleicht dort ein wenig die Geschäftsunterlagen und besiegelte dann irgendwelche krummen Dinger im örtlichen Nobelbordell.
Wenn deine Runs so aussehen, dann wisse das wir vermutlich niemals zusammen SR spielen können...

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #62 am: 9.04.2008 | 21:49 »
1) In praktisch allen RPGs sind die SCs in hochriskante Operationen verwickelt. Die aller, allerwenigsten Menschen mögen diese Dinge so sehr aus ganzem Herzen, so dass sie auch als Millionäre Türsteher, Kommandosoldaten, etc bleiben würden.
Werden sie reich, hören sie damit auf.

Warum sollten sie damit aufhören? Vielleicht ist Geld nicht die Hauptmotivation? Und wer spielt schon gerne Türsteher???

2) Schwierige Probleme kann mit Geld oft wesentlich einfacher und eleganter lösen, man denke ans Bestechen, Einschalten und Anheuern gewisser Instanzen und Organisationen, der Erwerb massgeschneiderter Ausrüstung, Informationsbeschaffung etc.

Stimmt, warum sollte man Spieler Probleme elegant, abwechslungsreich und kreativ lösen lassen, wenn es doch viel mehr Spaß macht, ihre Charaktere immer wieder wie die letzten Deppen in die Scheiße treten zu lassen.  ::)

solange ich keine Waffen und Rüstungen kaufe, ists bleibts auf dem Sheet.

Conan(Geld wird hemmungslos verprasst, wie sich das für Abenteurer gehört)? Reign(Wealth wird zu Treasure und damit von der taktischen zur strategischen Ressource)? Shadowrun (Lebensstil)? DSA (da haben selbst die Grashalme Preisschilder, oder nicht)? D&D (jeder gute D&D-Charakter ist ständig pleite, weil er sein investiert, um mehr leisten zu können)? Ach, wurd' ja schon zur Genüge widerlegt, das Argument.  :)

4) Mit Geld ändert sich alles: Charakter (pun intended) , Connections, Einfluss, Bekanntheit, und zwar in exponentiell.
Ein Charakter, der viel zu verlieren hat, wäre wesentlich vorsichtiger. Er würde auch viel mehr Zeit verstreichen lassen, um seine Ressourcen planvoll und sinnvoll einzusetzen.

Je mehr sich der Charakter aufbaut, desto mehr Angriffspunkte bietet er. Der Charakter verändert sich, dass, was er durchmacht (durchmachen muss) ändert sich. Das bringt Entwicklung und Abwechslung ins Spiel. Wenn Du auf Stasis stehst, bitte sehr, viele tun das aber nicht.

Die materielle D&D Progression stinkt ja auch gewaltig und die wenigsten spielen sie buchgetreu aus.

...und wundern sich dann, warum das Spiel nicht richtig funktioniert. Die materielle Progression in D&D passt perfekt zum Rest des Spiels.
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Eulenspiegel

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #63 am: 9.04.2008 | 23:38 »
Wenn ich so überlege ist das hier genannte Motivierungsmodell aber doch eigentlich eine Frustfabrik. Da soll der SC schön arm sein, damit man ihn mit Geld locken kann. Gut, er stürzt sich also in Abenteuer, bringt womöglich sein Leben in Gefahr und/oder muss großes Leid ertragen und wenn alles überstanden ist darf er dann doch nicht wesentlich wohlhabender sein als vorher, weil man ihn ja weiterhin mit Geld locken will.
Naja, man muss zwischen Spieler und SC Motivation unterscheiden.

"Geld locken" ist ja erstmal eine Motivation für den SC. Und "kein Geld bekommen" sorgt dafür, dass der SC gefrustet ist.
Das sagt noch nichts darüber aus, ob der Spieler motiviert oder gefrustet ist.

Da ist halt die Frage, womit man den Spieler motivieren kann und was er spielen will:
- Will er die Trostlosigkeit eines Hartz VII Empfängers nachspielen?
- Will er spannende Runs erleben? (Dann ist es ihm auch egal, ob sein SC nun reicher oder ärmer wird.)
- Will er langsam aufsteigen und seinen SC mächtiger machen? (Dann ist es wichtig, dass er mehr Geld bekommt.)

Offline Feuersänger

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #64 am: 10.04.2008 | 12:26 »
Da denke ich erstens, dass wohl die meisten Spieler sich soweit mit ihrem Charakter identifizieren, dass sie auch gefrustet sind, wenn diese regelmäßig um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden, bzw. ewig auf der Stelle treten. Vor allem drängt sich da einem Spieler irgendwann der Verdacht auf, dass nicht die Welt ihren Charakteren übel mitspielt, sondern der Spielleiter den Spielern eins reinwürgen will.

Generell stimmt es schon, muss man Spieler- und Charaktermotivation voneinander trennen können. Wenn ich in Conan den zehnten Schatz von tausenden Goldmünzen gewonnen und wieder verplempert habe, ist längst klar, dass das Zeug zu nix nütze ist (was die Charaktermacht betrifft). Trotzdem soll sich der Charakter auch beim elften Mal wieder in den finstersten Dungeon stürzen, um wieder ein paar Wochen in Saus und Braus leben zu können.
Es muss natürlich nicht immer nur um Reichtümer gehen, aber es ist halt ein wiederkehrendes Motiv, das, ob erfolgreich oder nicht, für den Spieler eine andere Bedeutung haben kann als für den Char.
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Eulenspiegel

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #65 am: 10.04.2008 | 12:41 »
Vor allem drängt sich da einem Spieler irgendwann der Verdacht auf, dass nicht die Welt ihren Charakteren übel mitspielt, sondern der Spielleiter den Spielern eins reinwürgen will.
OK, wenn die Spieler nicht in der Lage sind, zwischen Spieler und Char zu trennen, dann gibt es wohl ein Problem.

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #66 am: 10.04.2008 | 13:21 »
Vor allem drängt sich da einem Spieler irgendwann der Verdacht auf, dass nicht die Welt ihren Charakteren übel mitspielt, sondern der Spielleiter den Spielern eins reinwürgen will.
OK, wenn die Spieler nicht in der Lage sind, zwischen Spieler und Char zu trennen, dann gibt es wohl ein Problem.
Was hat das denn damit zu tun?
Scheinbar hat der Spielleiter doch ein mentales Problem, nicht die Spieler...
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Offline Feuersänger

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #67 am: 10.04.2008 | 16:46 »
Speziell was DSA angeht, habe ich mal im entsprechenden Board nen neuen Thread angefangen:
http://tanelorn.net/index.php/topic,40659.0.html
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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #68 am: 10.04.2008 | 17:36 »
Was hat das denn damit zu tun?
Scheinbar hat der Spielleiter doch ein mentales Problem, nicht die Spieler...
Ich habe nie gesagt, wer jetzt ein Problem hat. Ich habe nur gesagt, dass es ein Problem gibt.
Und wenn der SL ein mentales Problem hat, dann haben die Spieler auch ein Problem: Nämlich den SL.

Aber nichtsdestotrotz: Wenn die Spieler nicht so an ihren SCs klammern würden und in der Lage wären, zwischen Spieler und Char zu trennen, dann gäbe es kein Problem. Dann könnte der SL knausern und die Spieler hätten trotzdem ihren Spaß.

Offline Arkam

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #69 am: 10.04.2008 | 18:32 »
Hallo zusammen,

ich denke das Problem ist vor allen bei fertigen Abenteuern und Kampagnen die Faulheit der Autoren und bei selbstgemachten Sachen die Faulheit der Spielleiter.

Denn Geld ist ist ja schön universell und man muß sich keine Gedanken zu anderen Motivationen oder Einstiegen der Charaktere machen. Wenn ja wenn dieser Faktor knapp gehalten wird.

Denn ansonsten fangen die Probleme erst richtig an.

Wenn die Charaktere sich erst Mal Burgen, Heere und Angestellte leisten können kommt das ins Abenteuer. Solche Abenteuer erfordern dann nicht nur einen recht intensiven Regelteil sondern auch eine ganz andere Art von Abenteuer. Werden die Charaktere erst Mal zu Landbesitzern wird es noch komplizierter.
Vor allen Dingen haben solche Abenteuer dann auch Konsequenzen in der Spielwelt die ich nicht einfach mit dem nächsten Quellenbuch wieder aus der Welt schaffen kann oder im nächsten Abenteuer ignorieren kann.

Hinzu kommt das die Regeln für Geld und den Umgang mit Geld allerbestenfalls vereinfachend sind wenn sie überhaupt eine Rolle spielen.
Ich habe es bei Cyberpunk 2020 bemerkt. Ich habe einen gesuchten Terroristen gespielt der antürlich großen Wert darauf legte sein geld zu waschen. Da war natürlich nicht der leiseste Hinweis zu finden.
Nun ist Cyberpunk ja ein system aus dem letzten Jahrhundert sieht es inzwischen besser aus?
Kann ich Geld waschen?, Geld anlegen?, Kredit aufnehmen? oder sind zumindestens Preise und Gehälter so angepaßt das man den Eindruck einer funktionierenden Wirtschaft hat?

Ich würde vermuten das man den damit verbundenen Verwaltungsaufwand scheut. Das finde ich traurig denn erst wenn man heraus gefunden hat was die Spieler trotz Verwaltungsaufwand nutzen kann man die genutzten Dinge in einfache Regeln oder Fausregeln fassen und ins Spiel bringen.

Gruß Jochen
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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #70 am: 10.04.2008 | 18:43 »
@Arkam:
ich stelle mir gerade eine entsprechende Gruppe vor, die "Das Jahr des Greifen" spielen soll. "Öh ja wie, wir sollen als Milizionäre zu den Plänklern? Wär's nicht gescheiter, wir würden unsere eigenen Gardekompanien in die Schlacht führen?"

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #71 am: 10.04.2008 | 18:56 »
Hallo Feuersänger,

ich habe solches schon durchaus erlebt.
Die Spieler haben in zwei sehr unterschiedlichen Gruppen gespielt.
In der einen war Geld eher etwas zum protzen und ausgeben.
In der anderen war Geld hartes Kapital das in Häuser, Geheimgänge, Flotten und Soldaten umgesetzt wurde.

Hatte man in der zweiten Gruppe ein Abenteuer mit einer größeren herausforderung konnte einem durchaus passieren das man sich mit diesen Recourcen konfrontiert sah oder gar noch Mal kurz eben ein anderer Spieler angerufen wurde damit man auch auf seine Recourcen zurückgreifen konnte.

Nun gut waren jung und wußten nicht was wir unserem Spielspaß oder dem Spielleiter antuen aber die Regeln dafür waren bei DSA ja durchaus vorhanden.
Ich erlebe es durchaus das Spieler durch Computerrollenspiele geprägt sind und eben auch nach allen Recourcen suchen und diese dann auch nutzen.
Beim alten D&D gab es ja auch Regeln für den Aufstieg vom Burgbesitzer bis zum Gott.

Gruß Jochen
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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #72 am: 10.04.2008 | 19:31 »
@Arkam:
D&D(3.5) hat diese Regeln immer noch, werden wohl auch in die 4.0 übernommen werden.

@Topic:
Grade in Shadowrun wurde ich auch schon mal in Aktien bezahlt. Braucht man keine Spielregeln(höchstens eine Zufallstabelle, falls man ohne SL-Willkür Marktschwankungen simulieren will), kann man aus Allgemeinwissen im RL ableiten(es hilft, einen BWL-Studenten als Meister zu haben^^).

Bei Fantasy muss man sich eigentlich nur von den Anweisungen der DSA-Redax bzw. der Verwendung von Geld als Balancingelement(D&D) verabschieden und schon funktioniert der Vergleich "pi mal Daumen" mit Mittelalter/Renaissance bei uns auf der Erde.

Für die "Neuzeit" gibt sogar irgendwo im Netz einen Rechner, der die relative Kaufkraft von US$ und Englischen Pfund heute und in einem beliebigen Jahr ca. 300 Jahre in der Vergangenheit extrapolieren kann.
Wer Rechtschreib- oder Grammatikfehler findet, darf sie behalten!

Das ist nicht die Signatur, aber mir ist noch nichts Besseres eingefallen^^

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #73 am: 10.04.2008 | 20:30 »
Zitat
Dann könnte der SL knausern und die Spieler hätten trotzdem ihren Spaß.
Monotonie begeistert nur Autisten. Zum 20ten mal meinen Charakter riskieren, damit dieser sich wieder mal ein neues paar Stiefel kaufen kann? Zwei-, dreimal sicherlich amüsant, aber ab einem bestimmten Punkt muss man schon ein rechter Masochist sein, um da Spaß dran zu haben.

Zitat
Wär's nicht gescheiter, wir würden unsere eigenen Gardekompanien in die Schlacht führen?
Klingt cool, klingt richtig. Ebenö warum müssen Abenteurer denn auch immer alles alleine machen? Chef sein kann auch lustig sein. Z.B. als Söldnerkapitän oder Räuberhauptmann.

Eulenspiegel

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Re: Knicker und Schundnickel
« Antwort #74 am: 10.04.2008 | 20:53 »
Monotonie begeistert nur Autisten. Zum 20ten mal meinen Charakter riskieren, damit dieser sich wieder mal ein neues paar Stiefel kaufen kann?
Habe ich von Monotonie gesprochen?
Natürlich müssen Abenteuer abwechslungsreich sein. Zum 20. mal die Prinzessin aus den Klauen des Drachen zu befreien, ist immer langweilig. - Egal ob man anschließend zum 20. Mal den Drachenhort bekommt oder zum 20. Mal doch nicht den Drachenhort bekommt.

Aber es geht hier ja nicht darum, ob Abenteuer abwechslungsreich sein sollen, sondern um die Frage, ob die Chars (nicht die Spieler) belohnt werden sollten oder nicht.

Zitat
Klingt cool, klingt richtig. Eben warum müssen Abenteurer denn auch immer alles alleine machen? Chef sein kann auch lustig sein. Z.B. als Söldnerkapitän oder Räuberhauptmann.
Klar kann das auch mal lustig sein.
Ebenso wie es lustig sein kann, bei Ars Magica ein ganzes Coven zu leiten. Oder auch mal ein Intrigenspiel um die Thronnachfolge.
Oder Cäsar und Verbündete in den gallischen Kriegen nachzuspielen.
Oder bei Shadowrun mal einen Konzernchef zu spielen. Das kann alles lustig sein.

Aber ebenso kann es lustig sein, einen Squatter zu spielen. Oder einen Leprakranken, der verstoßen wurde. Oder einen armen Mönch der ein Armutsgelübde geleistet hat. Oder einen Aktionär am schwarzen Freitag am 25.10.1929.

Reiche Chars zu spielen kann genau so viel Spaß machen, wie arme Schweine zu spielen.