Hellfrost ist eines der in der Übersetzung sprachlich anspruchvollsten Savage Settings
Bei den Region Guides ist neben allen rechtlichen Fragen einfach allein schon die Übersetzung problematisch.
Hellfrost ist eines der sprachlich anspruchsvollsten Savage-Settings, das mir bekannt ist. (Nur Low-Life dürfte noch viel schwieriger gut genug zu übersetzen sein.)
Um einen Region Guide zu übersetzen, ist die Begriffsliste ALLER Grundbände - Spielerhandbuch, Bestiarium, Regionenband - die GRUNDVORAUSSETZUNG. Diese muß dem Übersetzer geradezu in Fleisch und Blut übergegangen sein, um einen Region Guide von 12 Seiten zügig übersetzen zu können.
Der Entwickler des GESAMTEN Hellfrost-Settings selbst, Wiggy, hat es da deutlich LEICHTER einfach die 12 Seiten runterzuschreiben. ER KENNT DIE WELT! ER KENNT DIE BEGRIFFE!
Man unterschätze nicht die Aufwände neben der Erstellung einer reinen TextübersetzungMeine Erfahrung mit Übersetzungsprojekten ist, daß es mit der ROH-Übersetzung eben NICHT getan ist.
Nach ca. 30% des Gesamtaufwandes ist der eigentliche Übersetzer mit seiner Tätigkeit fertig. DANN fängt der HARTE Teil an: Abgleich mit den Werten im Original, daß keine Zahlendreher oder sonstige Fehler reingekommen sind, Abgleich mit den Begriffslisten bei vorliegenden bestehenden Übersetzungen, auf die aufgesetzt wird (hier wäre das die SW-GE und das deutsche HF-Spielerhandbuch), Einarbeiten bekannter Errata, Prüfen der Übersetzung auf Verständlichkeit und DEUTSCHEN Ausdruck (ja, ich habe auch von professionellen (= nimmt Geld dafür) Übersetzern Texte erlebt, die sich lasen wie aus der Google-Übersetzungsmaschine - manche sogar nicht ganz so gut wie eine automatisch erstellte Übersetzung!).
Das macht ca. 30% des Gesamtaufwandes aus. Bei Regelwerken, bei denen also der inhaltliche Abgleich auf Fehlerlosigkeit besonders wichtig ist und bei denen es viele bekannte Errata gibt, kann das auch bei 35% oder höher liegen, bei reinen Fluff-Texten kann das auch nur bei 25% liegen. - Die Hellfrost Region Guides haben ca. ein Drittel Regelteil (inklusive Kreaturen mit Spielwerten, neuen Edges/Hindrances usw.). Daher eben die optimistische Schätzung auf 30% Gesamtaufwand für die Prüfschritte auf Basis der Rohübersetzung.
Nur die wenigsten Übersetzer können diese Qualitätssicherungsarbeit am übersetzten Text selbst vornehmen, weil dieses Aufgaben ganz anders gestrickt sind, eine tiefe Kenntnis der Regeltexte, der inhaltlichen Bezüge und der bekannten und in den Verlagsforen diskutierten Errata erfordert. Das ist eine ganz und gar nicht einfach geradlinig "runterzuarbeitende" Tätigkeit, sondern eine enorm aufwendige Sache. - Bei der SW-GE und bei Necropolis habe ich das gemacht. Für ein Frei-Exemplar des Buches. Der Aufwand: SW-GE 140 Stunden, Necropolis 160 Stunden. Diese Aufwände haben PG nichts gekostet, sind aber für ein Endprodukt, das qualitativ an die SW-GE oder Necropolis heranreichen können sollte, UNERLÄSSLICH!
Das Layout der Region Guides ist unproblematischKarten, Bilder usw. gibt es bei den Region Guides keine. Das Layout ist simpel, doch ist bereits im Original eine sehr kleine Schriftgröße im Einsatz. Diese noch mehr zu schrumpfen führte dazu, daß sich die Region Guides lesen wie die Fußnoten in den penetranten Telekom-Werbungen.
Man kann bei Englisch auf Deutsch mit ca. 30% Zuwachs an Textvolumen rechnen. Ein 6 Seiten Region Guide hätte dann bei gleicher Schriftgröße 8 Seiten, ein 8 Seiten Region Guide hätte 10-11 Seiten, ein 12 Seiten Region Guide (das sind die meisten) hätte dann 16 Seiten. - Das dürfte bei einem NUR-PDF-Produkt aber hinsichtlich des Layouts KEINE PROBLEME bereiten. Es ist ein schlichtes zweispaltiges Layout, bei dem man problemlos noch mal eine oder mehrere Seiten anhängen kann, ohne daß das Gesamtprodukt deutlich teurer würde.
Beim Layout hätte man es also beim Region-Guide-NUR-PDF-Produkt einfacher als bei einer Übersetzung für ein illustriertes, mit Karten, Index und Inhaltsverzeichnis versehendes Buchprodukt.
Aber alle Textarbeiten sind genauso aufwendig (halt anteilig pro Seite) wie die Übersetzung des Spielerhandbuchs!
Was würde ein Region Guide auf Deutsch kosten (dürfen)?Das deutsche Spielerhandbuch kostet im Endverkaufspreis ca. 35 Euro für 150 Seiten. Ein Region Guide auf deutsch mit - der einfacheren Rechnung wegen - 15 Seiten wäre in ähnlicher Qualität produziert bei 3,50 Euro ABZÜGLICH eines Abschlags dafür, daß es ja eine NUR-PDF-Publikation ist.
OB es solch einen Abschlag geben wird? Wo doch Triple Ace Games für die NUR-PDF Region Guides sogar einen HÖHEREN Seitenpreis verlangt als für den Players Guide Hardcover!
Die PDFs der Region Guides von TAG sind SAUTEUER! - Ob man diese Preise auf dem deutschen, PDF-unwilligen Markt überhaupt realisieren kann? Ich glaube nicht.
Mal 3,50 Euro Endverkaufspreis angenommen. Wir reden hier von ca. 1,50 Euro Selbstkosten. Da bei einer NUR-PDF-Publikation die Kalkulation NICHT über die Auflage erfolgen kann (also nicht 1,50 Euro mal 500 Stück = 750 Euro Budget für die Herstellung dieses PDFs), weil man bei den virtuellen Produkten nie wirklich weiß, wie viele man davon via bestehender (ganz zu schweigen von den NOCH VIRTUELLEREN dauerangekündigten Prometheus-Games-)PDF-Shops verkaufen können wird, würde ich eine 500er Auflage als Berechnungsgrundlage eher als ZU HOCH annehmen.
Ich schätze mal, daß vom Hellfrost Spielerhandbuch eine 1000er Auflage erstellt wurde. Da es ja ein für sich stehend nicht zum Spielen taugliches Produkt ist, das zumindest einmal pro Spielgruppe den Erwerb DREIER Bücher erfordert (meist vom Spielleiter), werden wohl Gazetteer und Bestiary mit geringerer Auflage - ich würde hier bestenfalls ein Drittel der Spielerhandbuch-Auflage veranschlagen - produziert werden.
Wer wären denn überhaupt die KUNDEN für die Region Guides?Die Kundschaft für die Region Guides sind die SPIELLEITER, denen in dem Gazetteer (merke: GERINGERE Auflage als das Spielerhandbuch!) noch nicht genug Informationen über die Welt enthalten sind. Das betrifft nicht alle Spielleiter, sondern - optimistisch geschätzt - die Hälfte.
Hätte man also für den Gazetteer-Hardcover auf Deutsch eine - hoch angesetzte - 500er Auflage, so wären die Region Guides mit einer maximal 250er Auflage für die wirklich GUT gehenden Region Guides anzusetzen. Konservativer würde ich eher von einer 100er Auflage als Berechnungsgrundlage ausgehen.
Eine 100er Auflage als Berechnungsgrundlage für das Budget der Übersetzung bedeutet 150 Euro für einen 15 Seiten Region Guide. - Oder 10 Euro pro Seite Endprodukt. Und das ist das GESAMT-Budget für Organisation, Rechtliches, Rohübersetzung, Korrektorat, Lektorat, Layout, Produktion (Vorbereitung für einen DRM-PDF-Shop wie One-Book-Shelf (RPGnow, DTRPG, usw.)).
Das setzt eine 100er Auflage voraus, die konservativER geschätzt ist.
Eventuell weiß Kardohan mehr über die tatsächlichen Verkaufszahlen der Region Guides im anglo-amerikanisch geprägten Kundensegment. Aber ich vermute hier auch nur bestenfalls einen Anteil von 30% der Käufer des Gazetteers, die sich zusätzlich einige, und noch geringeren Anteil der Käufer, die sich zusätzlich alle Region Guides holen.
Hierzulande kommt noch dazu, daß deutsche Rollenspielkunden sich wie die Jungfrau vor dem ersten Verkehr zieren NUR-PDF-Produkte zu erwerben. Eingefleischte PDF-Kunden gibt es durchaus, aber das sind auch die, welche bereits die englischen Produkt haben und kennen. Und somit kann man hier eh Abstriche beim potentiellen Absatz machen, denn nur wenige werden sich diese Region Guides zu dem nicht ganz geringen Preis pro PDF-Seite plus eigener Druckkosten DOPPELT zulegen wollen. (Und wenn die Übersetzungsqualität nicht sprunghaft ansteigt, dann bleiben die sowieso bei den englischen Originalen.)
Wie gut muß sich Hellfrost denn hierzulande verkaufen, um Region Guides als Zusatzprodukte verkaufen zu können?Hellfrost als Setting mit - verglichen mit Sundered Skies - hohen Investitionskosten pro Spielgruppe und problematischer, schwieriger Übersetzungslage hat es meiner Ansicht nach hierzulande sowieso schon schwer Kunden zu finden.
Nicht etwa überhaupt, aber sicher nicht in dem Maße wie ein Ein-Buch-Settingband - das Problem ist auch beim englischen Original dasselbe. Nur erscheint zum englischen Original beständig neues Material, was die "Kauftemperatur" der Kundschaft beständig HOCH hält. Hierzulande ist nicht absehbar, wann wirklich die fehlenden drei (eigentlich vier) weiteren Grundbände (Bestiary, Gazetter, Rassilon Expansion, Encounterbook 1) erscheinen werden.
Daher schätze ich hierzulande den BEDARF an übersetzten Region Guides noch für 2011 als SEHR SEHR GERING ein. - Solange nicht der Gazetteer FERTIG und IM VERKAUF ist und solange nicht schon einige der HF-Abenteuer im Verkauf sind, solange wird es KEINEN BEDARF an übersetzten Region Guides hierzulande geben.
Man bedenke: Die Region Guides sind OHNE Gazetteer und OHNE Bestiary NUTZLOS! Sie setzen als direkte ERWEITERUNGEN auf diesen beiden (und dem Spielerhandbuch) auf.
Merke:
Bedarf für ERWEITERUNGEN gibt es normalerweise erst, wenn die GRUNDBÜCHER verfügbar sind. Voraussetzungen für deutsche Region Guide ProdukteSomit sind Überlegungen zu NUR-PDF-Produkten einerseits davon abhängig, wie PG nun mit ihrem eigenen oder mit einem externen PDF-Shop klar kommen möchte.
One-Book-Shelf hat eine DEUTSCHE Oberfläche und Moritz verkauft z.B. darüber auch seine Labyrinth Lord Produkte ohne einen eigenen Shop dafür hochziehen zu müssen.
Andererseits läuft ja der gesamte Vertrieb von PG nunmehr über Ulisses. Ulisses hat einen eigenen PDF-Shop. Daher könnten PG-Produkte eventuell auch über den Ulisses-PDF-Shop vertrieben werden.
Oder PG macht das doch irgendwann mal selbst. Nur wann?
Andererseits sind solche Überlegungen zu deutschen Region Guides wegen deren NACHGESCHALTETER Bedarfslage hinter den Grundbüchern jetzt NICHT SINNVOLL anzustellen.
Solange man nicht weiß, wieviele Gazetteers sich WIRKLICH verkaufen, kann NIEMAND abschätzen, ob und wie gut PDF-Produkte wie die Region Guides gehen werden.Probleme der strategischen Entscheidung von PG in die Hellfrost-Produktreihe einzusteigenMeinem Gefühl nach hat sich PG mit dem Einstieg in die Produktreihe "Hellfrost" deutlich übernommen. Diese Produktreihe ist für sich genommen ZU MÄCHTIG, als daß auf Deutsch auch nur ein angemessener Teil an Übersetzungen in einer erträglichen Zeit erscheinen könnte. Das erforderte eine ENORME Man-Power im Übersetzer-Team, die an Geschwindigkeit den großen Output von Wiggy erst einmal aufholen müßte. (Vergleiche mit Pathfinder liegen hier nahe. Die dortige Man-Power müßte PG ALLEIN für Hellfrost aufstellen können.)
Hätte sich PG zu einer klaren PDF-Produkt-Strategie entschlossen, dann wäre das Veröffentlichen der sechs umfangreichen Sundered Skies Einzel-Abenteuer (darunter die zwei ersten Teile einer NEUEN Plot-Point-Kampagne!) sowie des Sundered Skies Companions ein geschickterer Weg gewesen auf der Investition in das Sundered Skies Settingbuch aufzusetzen. Hier wäre die "Bibel" für die Übersetzer bereits vorhanden und die Produkte könnten sowohl als PDF-Produkte wie auch als Druck-Produkte erscheinen (das erste Sundered-Skies-Abenteuer-Kompendium ist ja auch schon verfügbar).
Mit dem Sundered Skies Companion hätte man dann noch ein kleinformatiges Hard- oder Softcover nachlegen können, bei dem man die Kaufwilligkeit der Zielgruppe aufgrund der Verkaufszahlen des Settingbuches besser einschätzen könnte.
Die Hellfrost-Produktreihe ist nach VIEL ZU LANGER "Sendepause" nun nicht wie "warme Semmeln" angenommen worden, habe ich den Eindruck. - Abschreckend ist hier sicher die Aussicht erst noch länger warten zu müssen, bis man mit Bestiarium und Gazetteer die Grundbücher zum Spielen im Hellfrost-Setting beisammen hat, und die notwendige höhere Ausgabe bei der Anschaffung. Drei Bücher für Hellfrost zu 35 Euro sind gute 100 Euro zum Spielen OHNE Abenteuer oder Kampagne. Bei Sundered Skies gab es für ca. 30 Euro ALLES, Welt, Kreaturen und Abenteuer und Kampagne im Rundum-Sorglos-Paket.
Vielen Hellfrost-Interessierten ist auch die absehbar lange Wartezeit auf die nächsten deutschen Publikationen zu lange. Und viele wollen einfach bei den NEUEN Produkten "am Ball" bleiben. Was bei Pathfinder mit einem GROSSEN Übersetzungs-Team klappt, traut man Prometheus Games für Hellfrost nicht zu. Und daher kaufen viele Hellfrost-Interessierte eben die englischen Bücher, die zudem verglichen mit den deutschen Ausgaben recht günstig zu erwerben sind.
Wie gesagt: Die Hellfrost-Produktlinie auf Deutsch und so langsam und in der mit dem vorgelegten Spielerhandbuch demonstrierten Qualität herauszubringen, halte ich für einen strategischen Fehler von PG.
Und nachdem sich Hellfrost hierzulande noch lange nicht auf Deutsch etabliert hat, und nachdem es für deutsche PDF-Produkte für Savage Worlds KEINE absehbare Publikationsstrategie gibt, ist es leider zu diesem Zeitpunkt SINNLOS sich über Übersetzungen der Region Guides detailliert Gedanken zu machen.
- Hellfrost ist auf Deutsch noch nicht "angekommen".
- Hellfrost ist hierzulande noch nicht als Savage-Setting etabliert.
- Es gibt keine PDF-Produktstrategie von PG.
- Es gibt durch das Fehlen der komplett verfügbaren HF-Grundbücher noch KEINEN BEDARF an Region Guides.
- Eine belastbare Kalkulation zur Erstellung deutscher Region Guides ist ohne die Absatzzahlen des deutschen (noch nicht erschienenen) Gazetteers UNMÖGLICH zu erstellen.
Damit ist dieses Gedankenspiel hier im Thread auch schon am Ende.