Ich sehe das also richtig? Du vergleichst gerade eine Finanzierung über Privat mit Bankenrettung und der Überlegung der Atomversorger eine staatliche Stiftung zu gründen?
Ich will gar nicht näher auf Fanfinanzierungen en detail eingehen. Dazu kann natürlich jeder seine Meinung haben, aber dieser Vergleich ist einfach Frech, denn du ignorierst hier einen großen Unterschied, die "privat" Finanzierung von Bankenrettung und Atomrückbau (sofern das passiert) trifft alle ohne, dass man eine Chance dem zu entgehen, außer man emigriert aus der EU aus.
Ich möchte einfach durch den (etwas) überzogenen Vergleich klar worum es geht: Risiko-Überwälzung! Ich sehe das rein aus der Sicht von Risiko-Management. Mir ist es egal, ob es um Fan-Finanzierung, Atomstrom oder Banken geht. Denn es geht um die Überwälzung unternehmerischer Risiken auf den Verbraucher.
Und eine Fan-Finanzierung ist
mitnichten privat. Ein Verlag ist ein Unternehmen. Zum unternehmerischen Risiko gehört das Scheitern. Dieses Risiko wird nun per Fan-Finanzierung oder Kickstarter auf den Verbraucher abgewälzt. Dazu kommt: in den meisten Fällen liegt das Produkt noch nicht fertig vor. Der Verlag hat also Geld auf der Kante, dass erstmal nicht benötigt wird. Damit kann man Zinsgewinne einfahren (okay, im konkreten Fall mitten in der Euro-Krise eher nicht). Umgekehrt müsste der Verlag Zinsen zahlen, wenn er sich das Geld nicht beim Kunden sondern bei der Bank besorgt. Im Gegenzug verzichtet der Kunde zusätzlich noch auf mögliche Zinserträge, weil er das Geld ja bereits weggeben hat. Das ist alles ziemlich einfach zu begreifen.
Und ja. Ich ziehe den Vergleich trotzdem. Denn wir sind alle Strom- und Bankkunden. Auch hier ist die Privatwirtschaft Risiken eingegangen, die sie letztlich nicht tragen konnten. Und jetzt sollen die Kunden ran. Der einzige Unterschied: bei Kickstarter trage ich das Risiko vorher, bei Strom und Bank bekomme ich es nachher aufgebürdet. Geisteshaltung ist aber gleich: unternehmerisch handeln, ohne unternehmerisches Risiko zu tragen.
Noch weiter ausgeholt: Normalerweise reichen die Kickstarter/Fan-Finanzierungs-Gelder, um mehr als nur die Produkte zur Erfüllung des Kickstarters/der Fan-Finanzierung zu produzieren (jedenfalls wenn wirtschaftlich gerechnet wurde bei den Stretchgoals). Das heißt, nicht nur trage ich das Risiko des Scheiterns, sondern der Verlag wälzt seine Produktionskosten zusätzlich ab auf die Teilnehmer ab, und alles was er am Ende über den Kickstarter hinaus verkauft sind Gewinne.
Sorry, wenn ich hier etwas ausschweife, aber ich bemerke einfach das diese Geisteshaltung der Sozialisierung von Verlusten und Privatisierung von Gewinnen immer mehr um sich greift. Auch im Kleinen, was Du hier so niedlich "privat" nennst. Die Bezeichnung "privat" dient hier zur Verschleierung von Geschäftsinteressen.
Anmerkung: Es geht mir hier nicht um Prometheus im Speziellen, sondern durch aus auch um die amerikanischen Verlage, die ebenso handeln: Onyx Path, Evil Hat, Studio 7 mit Shadows of Esteren, Adamant... Daher wäre es evtl. sinnvoll, die Diskussion aus dem Small Talk auszulagern Richtung RPG Allgemein.