Aim war schon immer keine typische Aktion sondern eine Full Round "Action" mit besonderen Beschränkungen, hier dem Verbot der Bewegung.
Solche Extrawürste gibt es ja noch mehr, allen voran Defend und Full Defense.
Übermäßig speziell ist Aim da also auch wieder nicht.
Unterm Strich erkauft man sich mit einer Aktion in dieser Runde einen Bonus von +2 für die nächste.
Das würde eigentlich auch sauber mit dem MAP zusammenpassen, weil man zwar auch in einer Runde zielen und schießen
könnte, aber es dann ein Nullsummenspiel wäre.
Aim ist ja aber ohnehin eine exklusive Aktion, d.h. keine Mehrfachhandlungen zulässig.
Das ist doch "teuer" genug.
Es wäre da ohne Weiteres möglich, die Bewegungseinschränkung komplett wegzulassen - das wäre, wie ich oben schon schrieb, noch einfacher und man hätte diesen Plausibilitätsbruch nicht (dazu unten mehr).
Dann müsste man nur Marksman anpassen.
Da wurde nix umdefiniert, nur bisher nicht so deutlich dargelegt. Ja, es ist grenzwertig plausibel , aber so steht es seit Ed1 im Text und es geht flott von der Hand. Diese Ablauf ist einfacher als eine Ausnahme im Falle eines Zielens einzuführen.
Umdefiniert wurde nichts, nein.
Aber man hat diese Regel ja irgendwann geschrieben, und damals hat man sich gedacht, dass es eine sinnvolle Abhandlungsweise ist, wenn der Schütze sich beim Zielen nicht bewegt.
Das ist offensichtlich so gedacht, dass der Schütze sich zwischen Beginn des Zielens und Abgabe des Schusses nicht bewegt - anders ist es einfach Quatsch.
Steht aber RAW nicht da, und genau diese mangelhafte* Formulierung wird nun in wörtlicher Lesart herangezogen, um einen ziemlich unplausiblen Vorgang zu rechtfertigen.
Wie gesagt: Es geht zugleich einfacher
und plausibler.
Unter solchen Umständen steht Clints Interpretation ziemlich blöd da.
Und dass eine Regel X schon immer so drin stand, ist ja wohl kein Argument für irgendwas.
Es gibt gerade bei SW Kleinigkeiten, die seit der ersten Edition durchgeschleppt werden und die eben nicht mit "aber so ist es schnell und einfach!" begründet werden können, weil es noch schneller und/oder einfacher geht, ohne dabei irgendwas zu verlieren.
*Ursprünglich hat es mir an SW gut gefallen, dass die Regeln an vielen Stellen sehr eingängig und nachvollziehbar sind.
Das Regelwerk verfiel nicht wie andere in ausufernde Definitionen und Erläuterungen, sondern präsentierte einfache, elegante Lösungen.
Aber es haben sich im Laufe der Zeit einige Spitzfindigkeiten und Sonderfälle herauskristallisiert, bei denen von offizieller Seite eben nicht gesagt wird "GMV einschalten - ist doch klar, wie es gemeint ist", sondern vielmehr der Winkelzug explizit bestätigt wird.
Da habe ich grundsätzlich schon keinen Bock drauf, und gleich noch viel weniger, wenn das Regelwerk dann an den für die Regeladvokaten-Lesart entscheidenden Stellen extrem unsauber formuliert ist.
Übrigens wie plausibel ist es den +2 Bonus auf die nächste Aktion durch einen Test of Will durch den gesamten Kampf behalten zu dürfen, solange man nicht gegen das "beeindruckte" Ziel handelt?
Auch das ist so eine Stelle, wo ich gar nicht auf die Idee käme, das anders gelten zu lassen als ausschließlich für die folgende Aktion.
Wie das Manöver in den heimischen Runden ausgelegt wird, ist eure Sache - Clint stellt als Brand Manager und Rules Guru die offizielle Auslegung von Pinnacle dar. Lebt damit...
Damit leben heißt dann im Zweifelsfall, SW nur noch als Bastelgrundlage zu nutzen und nicht mehr im Originalzustand.
Das ärgert mich, weil ich von der ersten Edition sehr angetan war, aber man mMn seither nicht nur die Kinderkrankheiten nicht beseitigt, sondern ab einem gewissen Punkt auch noch immer mehr Unfug hinzugefügt hat.