Hm, ich kann Ein da schon verstehen. Ging mir früher auch so. Wir haben uns tage-und nächtelang durch Dungeons gecrawlt und Monster geplättet. D&D in seiner Reinkultur, auch wenn wir damals DSA gespielt haben. Da gab es 0 Story. 0 Plott. 0 Intrigen. Eigentlich 0 Rollenspiel, aber dafür 100% Kämpfe. Wir hatten Spaß daran; und Hack n'Slay Vergleiche wie zwischen Gimli und Legolas im HdR wurden natürlich auch angestellt. Da konnte man seinen Egoismus noch voll ausleben
, und Teamplay war da teilweise ein Fremdwort.
Dann kam die Trennung der Gruppe und ein Bruch bei mir im Rollenspiel, auch durch eine lange Pause bedingt. Und ich bin dankbar dafür. Ich spiele jetzt seit etwa 5 Jahren wieder und habe mittlerweile festgestellt: Wenn ich heute so spielen würde wie damals würde mir das keinen Spaß mehr machen. Wenn ich heute so spielen will wie damals, dann spiele ich mit meinen Freunden und RPG-Kollegen eine gepflegte Runde des Brettspiels
Descent. Aber kein P&P-RPG.
So wie sich alles im Leben ändert
, ändert sich eben auch das Rollenspiel. Es ändert sich nicht nur das Rollenspiel, nein. Es ändern sich auch die eigenen Ansprüche, die man an das Rollenspiel hat. An seine Story, an die Regeln, an das Setting und zu guter Letzt nicht selten auch an die Art der Abenteuer die man spielen und erleben möchte. Und was sich leider auch ändert ist der Zeitfaktor. Denn immer mehr Leute haben immer weniger Zeit für das Rollenspiel, je älter sie werden. Aber das ist doch völlig normal. Viele studieren oder arbeiten, haben teilweise Familie. Das frisst einfach Zeit. Und so verändert sich auch die Einstellung zum Rollenspiel. Man spielt nicht mehr so sehr um des Spielens Willen, sondern um mal wieder mit seinen Freunden abzuhängen. Eigentlich könnte man das auch beim Schach oder pokern, aber da man früher schon beim Rollenspiel zusammen abgehangen ist, bietet sich das eben an. Ein Gutes hat diese Sache sicherlich: Alte Traditionen werden gepflegt.
Es ändern sich aber nicht nur die Ansprüche an das Rollenspiel, sondern oftmals auch an die Zeit, die man mit dem Rollenspiel verbringen will oder bereit ist dafür zu opfern. Denn man hat ja ohnehin schon so wenig Freizeit. Früher war es so, wenn es hiess "wir treffen uns zum Rollenspiel" dann traf man sich und spielte bis zum bitteren Ende. Und wenn es nicht einen wirklich eminent wichtigen Grund gab blieben auch alle bis zum Schluss. Heute sieht das leider anders aus. Da kommen Spieler dann plötzlich: " Ich kann heute aber nur bis ...Uhr", und teilweise muss man froh sein, wenn einem das nicht erst am Tag der Sitzung mitgeteilt wird. Früher wäre und ist das so gut wie nie vorgekommen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass das Rollenspiel von Vielen eben "nur noch" als Hobby angesehen wird, und nichts (mehr= womit man sich "ernsthaft" beschäftigt. Ist aber auch verständlich, wenn man nicht grade SL ist oder aber Arbeit/Familie gehen natürlich ganz klar vor und lassen eben nicht mehr Zeit um sich damit intensiver damit zu beschäftigen. Wie gesagt früher haben wir fast jede freie Minute zum Zocken benutzt. Heute ist das schlicht nicht mehr möglich. Aber der Grund ist ein völlig normaler und Thalamus hat da Recht: Wir werden eben nicht jünger und unsere Ansprüche verändern sich.
Für mich hat Alles in Allem das Rollenspiel eine paradoxe Entwicklung genommen. Die Art wie wir früher gespielt haben war aus heutiger Sicht betrachtet anspruchsloser, niveauloser, billiger aber auch irgendwie einfacher. Aber wir hatten Zeit. Viel Zeit. Die wir-muss ich heute leider so sagen- durch monotones Rollenspiel vermplempert haben. Böse ausgedrückt haben wir früher nix anderes gemacht als Schach gespielt. Heute gefällt mir die Art wie wir in den Runden viel besser. Da ist Character Play. Player Empowerment. Da gibt's Intrigen, die Story wird nicht nur vorgegaukelt sondern durch die Spieler mitbestimmt. Die Spieler nehmen mit ihren Charakteren und deren Handlungen teilweise nicht gerade geringen Einfluss auf den Lauf und das Ende der Story. Der Plot lebt. Die Charaktere leben und sind nicht billige Marionetten, die man auf einem Spielbrett hin-und herschiebt. Das ganze Spiel ist sehr viel intensiver geworden. Aber die Zeit, die man dafür zur Verfügung hat ist leider weniger geworden. So habe ich besseres und "mehr"(vom) Rollenspiel für allerdings weniger Zeit. Eine traurige Entwicklung, die aber wie gesagt normal ist und sich leider nicht verhindern lässt. Einen Hoffnungsfunken gibt's aber dennoch: Wer-wie schon weiter oben im Thread erwähnt- Rollenspiel zumindest noch etwas ernsthaft betreibt als Hobby, der wird sich die Zeit nehmen oder irgendwie freischaufeln, um mal wieder spielen zu können.
Und um noch etwas zum Essen/Kochen zu sagen: Tja, meist bleibt beim RPG nicht die Zeit um etwas Großartiges zu kochen. Da dann doch lieber zu Pizza/Döner greifen...weil die Zeit ja leider mal wieder knapp bemessen ist. Ich habe mit meinen Mitbewohnern auch gekocht(ja,ja Studentenwohnheim bzw. WG-Küche) und komisch...da haben meist mehrere Leute mitgegessen, und es hat allen immer geschmeckt. War teilweise erstaunlich, was wir mit relativ bescheidenen Mitteln und Zutaten am Herd gezaubert haben. Und alles selbst beigebracht, ohne jemals einen Kochkurs belegt zu haben. Vielleicht hätte Fredi einen besuchen sollen.
Und noch was zum Vergleich: Ich würde vermutlich heute auch eher zum 5-Gänge-Menü tendieren, aber so ganz will auch der Vergleich für mich nicht passen. Denn ich wähle meist Fast-Food zum heutigen, anspruchsvolleren Rollenspiel. Ein weiterer Beleg für die imho paradoxe Entwicklung, die das Rollenspiel genommen hat. So gesehen spiele ich lieber seltener, aber dafür dann umso länger und intensiver.
Eine Session/Sitzung muss für mich mindestens 5-6 Stunden dauern, was sie i.d.R. auch tut wenn wir unter der Woche spielen. 5-6 Stunden deswegen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass dies eine Zeitspanne ist, in der man ein Abenteuer mit Abwechslung unterbingen kann und die Charaktere selbst noch etwas reißen können, zudem ist da Zeit für einigermaßen Characterplay.