Autor Thema: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich  (Gelesen 3701 mal)

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Ludovico

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SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« am: 14.05.2008 | 14:37 »
Vor einiger Zeit hab ich im Blutschwerter-Forum aus Langeweile mal meinen Leitstil zur Diskussion gestellt. Mal sehen, wie die Diskussion hier ausfällt.

Wißt ihr, was mich bei Spielern richtig nervt?
Sie schalten nicht das Hirn ein.

Wie anders läßt es sich erklären, daß sie frohen Mutes gegen eine Übermacht antreten ("Hey, wir sind Level 1 und da ist ein roter Drache. Machen wir ihn platt!") und Rückzug...? Was ist das denn?
Kommt das vielleicht aus dem Denken heraus, daß der SL es schon regeln wird?

Tja, ich hab in einem Jahr mal etwas über meine bisherigen Runden nachdenken können (wenig RPG in SA und am Loch Ness) und kam zu dem Schluß, daß meine Spieler sich in Zukunft selber den Schwierigkeitsgrad bestimmen sollen.
Was heißt das?
Na ja, wenn eine Gruppe strohdummer aber superstarker Barbaren Probleme mit Gewalt löst, dann kommen sie relativ einfach durch (erzeugen aber natürlich gewisse Reaktionen). Aber wenn sie es mit Köpfchen versuchen, dann haben sie ein Problem.
Ich will damit sagen, daß die Spieler den Weg, den sie zur Problemlösung wählen, sich selber aussuchen. Klar, können die Barbaren es auch mit Intelligenz und sozialen Skills versuchen, aber der Schwierigkeitsgrad ist für sie dann, bedingt durch die schlechteren Werte, auch wesentlich höher.

Als SL lehnt man sich hierbei einfach zurück und genießt die Show. Man mischt sich nicht großartig ein und paßt nur den Plot etwas an die Aktionen der Spieler an.

Hiermit meine ich, daß die Ausgangssituation, die man hat, an die Taten der SCs angepaßt wird.
Beispiel: Wenn die SCs die Prinzessin aus den Klauen des bösen Grafen befreien, dann wird dieser seine Pläne entsprechend ändern.

Aber Gegner, Schwierigkeitsgrade, etc. anpassen? Nö! Warum?
Wenn Die Spieler ihre Hausaufgaben nicht machen und ein paar böse Überraschungen erleben, dann müssen sie halt damit klarkommen.
Da wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Man korrigiert nichts nach unten oder nach oben. Wenn sie auf die Fresse fliegen, dann ist das ihre eigene Schuld.

Was erfordert das von dem SL?
Im Endeffekt vor allem Flexibilität und ein gutes Gedächtnis!
Man muß nur die Entwicklung halbwegs logisch anpassen und sich die Stärke der Opposition merken.

Man kann auch zusammenfassend sagen, daß es einem als SL egal sein soll, ob die Spieler Spaß haben oder nicht, ob sie aktiv mitmachen oder nicht.
Man hat als SL genug um die Ohren und alleine durch die eigene Tätigkeit erzeugt man schon mit den Spaß der Spieler. Aber sie extra zu animieren, mitzumachen,... Warum? Das betrachte ich als Bringeschuld.
Wer in einer Runde sitzt, ist da zum Spielen und nicht zum OT-Schnack. Als SL muß man doch auch nicht extra aufgefordert werden, seinem Job nachzukommen, also wieso inaktiven Spielern hinterherlaufen?

Nein, als SL handhabe ich es so, daß mir die Wünsche der Spieler wurscht sind. Wenn jemand möchte, daß man mehr auf seinen Hintergrund eingeht, dann soll er das doch bitte erst anzeigen.

Als SL reagiert man ja meist auf die Spieler und ihre SC-Aktionen.
Ok, wieso auch nicht hier?
Das Stichwort lautet Player Empowerement.

Der Spieler hat einen tollen Hintergrund, den er eingebracht haben will? Ok, dann initiere soll ihn und zeigen, daß er ihn eingebracht haben will.

Man könnte auch zusammenfassend sagen:
Der SL soll es nicht den Spielern geben, sondern sie sollen es sich nehmen.


Offline Bitpicker

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #1 am: 14.05.2008 | 14:53 »
Meinst du, dass Spieler, die schon ihre Handlungen nicht vernünftig abwägen, in der Lage sind, mit Player Empowerment umzugehen? Meine Spieler neigen nämlich z.B. dazu, darauf zu warten, dass ich ihnen einen Grund für Aktivität gebe, sie reagieren also vor allem. Wenn ich ihnen einfach freie Hand lasse, tun sie nichts. Selbst wenn man ihnen explizit sagt, dass sie freie Hand haben, tun sie nichts ohne Auftrag. Ja, es sind Beamte dabei... ;)

Robin
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Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #2 am: 14.05.2008 | 14:59 »
Meinst du, dass Spieler, die schon ihre Handlungen nicht vernünftig abwägen, in der Lage sind, mit Player Empowerment umzugehen? Meine Spieler neigen nämlich z.B. dazu, darauf zu warten, dass ich ihnen einen Grund für Aktivität gebe, sie reagieren also vor allem. Wenn ich ihnen einfach freie Hand lasse, tun sie nichts. Selbst wenn man ihnen explizit sagt, dass sie freie Hand haben, tun sie nichts ohne Auftrag. Ja, es sind Beamte dabei... ;)

Robin

Na ja, man sollte ihnen schon erstmal sagen, wie der Hase läuft vor der Runde.
Ok, und ich arbeite im Moment mit einem Boss, der ihnen feste Missionen gibt.

Offline Bitpicker

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #3 am: 14.05.2008 | 15:02 »
Vorher ankündigen reicht nicht unbedingt. Bei meinen Spielern hat es nicht gereicht. Manche Spieler sind vor allem Konsumenten und möchten lieber Tiefkühlpizza als frische Zutaten, aus denen sie selbsst erst den Teig anrühren und ihn dann belegen müssen.

Robin
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Offline Merlin Emrys

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #4 am: 14.05.2008 | 15:23 »
Nein, als SL handhabe ich es so, daß mir die Wünsche der Spieler wurscht sind.
Vermutlich ist genau das das einzige Problem... aber das kann keiner für Dich lösen :-).

Nur eins noch: Hör auf, zu generalisieren.
Wißt ihr, was mich bei Spielern richtig nervt?
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Das ist einfach nicht wahr. Ich habe Spieler, die mitdenken. (Vielleicht, weil sie wissen, daß sie mir nicht wurscht sind, aber davon mal ab: Ich habe sie und mag es einfach nicht, wenn man sie beleidigt. Ich finde, Du solltest Dich entschuldigen :-o ...)

Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #5 am: 14.05.2008 | 15:41 »
Vorher ankündigen reicht nicht unbedingt. Bei meinen Spielern hat es nicht gereicht. Manche Spieler sind vor allem Konsumenten und möchten lieber Tiefkühlpizza als frische Zutaten, aus denen sie selbsst erst den Teig anrühren und ihn dann belegen müssen.

Robin

Na ja, ich war eben etwas kurz angebunden. Der Stil, den ich derzeit praktiziere, muß man halt einen Anstoß geben und dann nur noch reagieren.

Allerdings braucht man schon die richtigen Spieler dafür. Wenn ich jetzt solche Spieler, wie Du sie mir beschreibst, hätte, würde der Stil nicht klappen. Aber ich würde dann auch nicht leiten.  ;D

@Merlin
Nichts gegen Deine Spieler, aber diese Generalisierung nehm ich nicht zurück.
Gerade die beiden Beispiele "Spieler kennen Rückzug nicht" und "Spieler gehen gegen zu starke Gegner bewußt vor" scheinen schon im Allgemeinen zuzutreffen.

Offline Roland

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #6 am: 14.05.2008 | 15:48 »
Man kann auch zusammenfassend sagen, daß es einem als SL egal sein soll, ob die Spieler Spaß haben oder nicht, ob sie aktiv mitmachen oder nicht.

Das halte ich für keine gute Einstellung. Wenn die Spieler ähnlich gestrickt sind, sitzen einfach ein paar Egoisten um den Tisch herum und fragen sich, warum ihnen die Sache keinen Spass macht. Oder schlimmer noch, sie haben Freude am Mißvergnügen ihrer Mitspieler.

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Jeder ist für den Spass aller verantwortlich und will zu diesem Zweck möglichst viel beitragen. Das garantiert zwar keine guten Runden, ist aber schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.
« Letzte Änderung: 14.05.2008 | 15:50 von Roland »
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Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #7 am: 14.05.2008 | 15:52 »
Das halte ich für keine gute Einstellung. Wenn die Spieler ähnlich gestrickt sind, sitzen einfach ein paar Egoisten um den Tisch herum und fragen sich, warum ihnen die Sache keinen Spass macht. Oder schlimmer noch, sie haben Freude am Mißvergnügen ihrer Mitspieler.

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Jeder ist für den Spass aller verantwortlich und will zu diesem Zewck möglichst viel beitragen. Das garantiert zwar keine guten Runden, ist aber schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.

Ich denke, ich hab es nicht richtig deutlich gemacht, was auch daran lag, daß mir nicht die richtigen Worte einfielen.

Man kann es nämlich auch folgendermaßen sagen:
Spaß zu erzeugen, ist nicht Aufgabe des Spielleiters und der Spieler.

Die Spieler spielen ihre Charaktere und der SL stellt halt die Umwelt dar, kümmert sich um die Regeln,... was immer der Gruppenvertrag festlegt.

Das heißt im Endeffekt und das wollte ich auch ursprünglich sagen:
Die Spieler versuchen nicht dem SL zu gefallen und der SL versucht nicht den Spielern zu gefallen.

Aber was den Punkt angeht, inaktive Spieler aktiv mit einzubringen, weiche ich nicht vom Ursprünglich gesagten ab. Das Spielen des SCs ist eine Bringeschuld der Spieler, ebenso wie das Darstellen der Umgebung eine Bringeschuld des SL ist.

Offline Roland

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #8 am: 14.05.2008 | 15:55 »
Man kann es nämlich auch folgendermaßen sagen:
Spaß zu erzeugen, ist nicht Aufgabe des Spielleiters und der Spieler.

Das sagt genau das aus, was ich oben zitiert und abgelehnt habe. Nicht keiner hilft keinem, sondern jeder hillft jedem, ist der bessere Weg.
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Pyromancer

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #9 am: 14.05.2008 | 15:59 »
Man kann es nämlich auch folgendermaßen sagen:
Spaß zu erzeugen, ist nicht Aufgabe des Spielleiters und der Spieler.
...
Das heißt im Endeffekt und das wollte ich auch ursprünglich sagen:
Die Spieler versuchen nicht dem SL zu gefallen und der SL versucht nicht den Spielern zu gefallen.

Merkwürdige Ansicht...
Und der Spaß fällt dann einfach vom Himmel, wenn sich niemand drum kümmert?

Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #10 am: 14.05.2008 | 16:02 »
Woher soll er sonst kommen?  ;D

Spaß ist doch bloß ein Nebenprodukt aus der Tätigkeit.

SL stellt Welt dar - Spieler haben Spaß
Spieler stellen SCs in der Welt dar - SL hat Spaß

Ok, das ist jetzt sehr grob und sehr generalisierend gesagt. Wahlweise ersetze SL durch "ich", denn das trifft auf mich und meine Runde zu.

Aber wieso sich den Zwang auferlegen, Spaß zu erzeugen?

Der SL ist keine Nanny und auch kein Clown und die Spieler ebensowenig.
« Letzte Änderung: 14.05.2008 | 16:07 von Ludovico »

Offline Merlin Emrys

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #11 am: 14.05.2008 | 16:08 »
Aber wieso sich den Zwang auferlegen, Spaß zu erzeugen?
Wenn es ein Zwang ist, ist schon irgendwas verkehrt.
Der Spielleiter geht auf die Wünsche und Bitten der Spieler ein - damit sie Spaß haben. Aus freien Stücken.
Die Spieler bemühen sich um einen möglichst konstruktiven Umgang mit den Vorschlägen und Ideen des Spielleiters - damit er sich am Ende über eine gelungene Spielsitzung freuen kann. (Was nicht identisch mit Spaß ist, aber sein Teil am Vergnügen.)  Aus freien Stücken.

Und vielleicht mache ich darum auch grad so andere Erfahrungen als Du.

Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #12 am: 14.05.2008 | 16:13 »
Wenn es ein Zwang ist, ist schon irgendwas verkehrt.
Der Spielleiter geht auf die Wünsche und Bitten der Spieler ein - damit sie Spaß haben. Aus freien Stücken.

Der SL ist bemüht, Spaß zu erzeugen. Spaß als Selbstzweck... Wieso?
Wieso nicht einfach dem Job nachgehen und automatisch Spaß erzeugen, aber nicht als Ziel?
Zitat
Und vielleicht mache ich darum auch grad so andere Erfahrungen als Du.

Ich mach gerade sehr gute Erfahrungen damit.  :D

Offline Merlin Emrys

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #13 am: 14.05.2008 | 16:22 »
Ich mach gerade sehr gute Erfahrungen damit.  :D
Du hast oben als erstes geschrieben: "Wißt ihr, was mich bei Spielern richtig nervt?" Das klingt in meinen Ohren nicht nach einer "guten" Erfahrung... :-o
Und "Die Spieler versuchen nicht dem SL zu gefallen und der SL versucht nicht den Spielern zu gefallen." scheint mir auch auf ein gegenseitiges Mißfallen hinauslaufen zu können.

Ich bevorzuge es, den Spaß durchaus als etwas zu sehen, worauf alle Beteiligten Einfluß haben - und zwar freiwilligen Einfluß, keinen "erzwungenen".

Pyromancer

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #14 am: 14.05.2008 | 16:37 »
SL stellt Welt dar - Spieler haben Spaß
Spieler stellen SCs in der Welt dar - SL hat Spaß

Du stellst als SL die Welt dar, aber ist das Selbstzweck?
Und woher kommt der Spaß bei dir denn genau? Daraus, dass du schön die Landschaft beschreibst?

Zitat
Aber wieso sich den Zwang auferlegen, Spaß zu erzeugen?

Der SL ist keine Nanny und auch kein Clown und die Spieler ebensowenig.

Wir sind uns glaube ich einig darin, dass jeder durch sein eigenes Verhalten den Spielspaß der Gruppe als Ganzes erhöhen oder vermindern kann.
Wenn "Spaß" nun irgendwie in die (fiktive) Bewertungsfunktion der Rollenspiel-Runde eingeht - muss ja noch nicht mal als größter Faktor sein - dann wäre es doch in jedem Fall erstrebenswert, wenn sich alle am Tisch so verhalten, dass diese Bewertungsfunktion dem Maximum zustrebt. Oder mach ich da einen Denkfehler?


Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #15 am: 14.05.2008 | 16:42 »
Du hast oben als erstes geschrieben: "Wißt ihr, was mich bei Spielern richtig nervt?" Das klingt in meinen Ohren nicht nach einer "guten" Erfahrung... :-o

Ach so! In der Vergangenheit hab ich schlechte Erfahrungen gemacht. Aber ich bin erst seit relativ kurzer Zeit wieder in Deutschland und hab eine feste Gruppe.

Zitat
Und "Die Spieler versuchen nicht dem SL zu gefallen und der SL versucht nicht den Spielern zu gefallen." scheint mir auch auf ein gegenseitiges Mißfallen hinauslaufen zu können.

Damit wollte ich ausdrücken, daß der SL sich nicht als Spaßmacher verstehen soll, der in Panik gerät, wenn ein Spieler mal etwas stiller ist und die Spieler sollen nicht zwangsweise dem SL und dessen Plot folgen, damit er halt Spaß hat.
Keiner soll den anderen "bespaßen", denn das erzeugt bloß Druck und Zwang und eher eine scheinheilige Form von Amusement.

Zitat
Ich bevorzuge es, den Spaß durchaus als etwas zu sehen, worauf alle Beteiligten Einfluß haben - und zwar freiwilligen Einfluß, keinen "erzwungenen".

Sobald man "Spaß" aber als Ziel des Abends definiert, dann ist es erzwungen. Es mag zwar in einer angenehmen Atmosphäre sein, aber der Zwang besteht immer noch. So sehe ich das.

Zieldefinition lautet bei mir bloß: Rollenspiel spielen

Ich arbeite derzeit damit, daß die Spieler ihr Ding durchziehen und als SL liefere ich die Reaktion. Aus der Aufgabenerfüllung der Beteiligten entsteht alleine Spaß und Motivation.
Solche Sachen entstehen ganz von alleine. Man muß ihnen nicht hinterherrennen oder sich groß darum kümmern, sondern einfach bloß seinen Job machen.

@Tobias
Der Spaß kommt bei mir durch die Erfüllung der Aufgabe. Die Anpassung der Situation an die Spieler, was ich unter Darstellung der Welt fasse. Die Spieler wirken auf die Entwicklung der Situation ein. Als SL muß ich sie anpassen. Zu sehen, wohin das führt und die Erfüllung der Aufgabe, erzeugen bei mir Spaß.

Wenn man Spaß allerdings als Ziel (kann auch ein Nebenziel) in einer RPG-Runde anstrebt, dann stimme ich Dir darin überein, daß man versuchen sollte, nach dem Maximierungsprinzip, diesen auch zu maximieren. Als Bewertungsfunktion würde ich ihn eher nicht nutzen, denn die Quantifizierbarkeit ist doch eher problematisch.

Aber wieso sollte man das tun wollen? Zur Bewertung der Runde taugt Spaß nicht viel, weil viele Dinge darauf einwirken, die nichts mit der Runde zu tun haben wie die Tagesform.
Strebst Du Spaß als Ziel an, hast Du imho einen kontraproduktiven Effekt, weil Du dann einen Zwang hast und Zwang und Spaß passen nicht zusammen.
« Letzte Änderung: 14.05.2008 | 16:46 von Ludovico »

Offline 1of3

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #16 am: 14.05.2008 | 16:50 »
Gerade die beiden Beispiele "Spieler kennen Rückzug nicht" und "Spieler gehen gegen zu starke Gegner bewußt vor" scheinen schon im Allgemeinen zuzutreffen.

Kennst du Martin Ralyas Taschenlampe? - Die Spieler sehen nur das, was du ihnen vor die Nase setzt. Sie sehen nicht links und nicht rechts. Können sie auch gar nicht, denn sie haben nur dich als Taschenlampe. Wenn da also nur ein Gegner ist und es nötig ist diesen aus der Welt zu schaffen, kann das nur auf direktem Wege passieren, denn alles andere, ab vom Weg, liegt im Dunkeln - ein, wie ich finde, schönes Bild.

Gerade wenn du - wie du sagst - einen Auftraggeber hast, forcierst du das Phänomen selber. Denn warum solltest du als SL einen Auftrag verteilen, der nicht lösbar ist? Selbst wenn da kein Auftraggeber intime ist, warum sollte im offenbar beabsichtigten Abenteuer unlösbare Sachen sein?

Du wirst jetzt sagen: Sollen die Spieler halt nachdenken. Das können sie aber gar nicht, denn sie sehen ja nur das, was die Taschenlampe beleuchtet.

Wenn du das also ändern willst, musst du handeln und zwar indem du in Ruhe hinreichend viele Dinge ausgiebig beleuchtest. Dazu reicht es nicht dies oder jenes zu erwähnen. Du musst kommunizieren, dass dies oder jenes eine relevante Information ist! Dass dies oder jenes Teil des Abenteuers ist.

Aber, könntest du sagen, meine Spieler tun immer total unüberlegte Dinge. Das liegt nur daran, dass sie die erstbeste Änderung der Situation auch als Gelegenheit zum Handeln wahrnehmen. Die hast du ja angeleuchtet. Wo soll man sonst hingehen? Wenn du also meinst, dass keine Zeit zum Handeln sei, musst du auch dies kommunizieren.

Das von dir beschriebene Problem nimmt natürlich schlagartig ab, wenn die Spieler Erzählrechte kriegen, da man dann nicht mehr auf falsche Signale des Spielleiters reagieren kann. Man baut sich direkt eigene Ansätze. Aber wenn du den dicken Spielleiter markierst, können deine Spieler keine Handlungsoptionen kreiieren.

Daher ist es deine allererste Aufgabe, deinen Mitspielern ohne Umschweife und unzweifelhaft klarzumachen, wann sie zwischen welchen Möglichkeiten wählen sollen.

Offline Merlin Emrys

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #17 am: 14.05.2008 | 17:05 »
Zieldefinition lautet bei mir bloß: Rollenspiel spielen
Wenn Du Spieler findest, die sich darauf einlassen - fein. Im Grunde ist es immer eine Frage der Runde, wie sie ihre Ziele am besten erreicht. Nur solltest Du dann wirklich nicht so arg generalisieren... Denn es gibt eben ein Ziel, das man zwanglos erreichen können möchte, wenn auch vielleicht nur in meinen Runden und den Menschen, mit denen ich zusammenbin.
« Letzte Änderung: 14.05.2008 | 17:07 von Merlin Emrys »

Ludovico

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #18 am: 14.05.2008 | 17:11 »
Ich denke, ich kann Dir nicht ganz folgen, was den letzten Satz angeht.

Erzählrechte gibt es bei mir nur begrenzt. Ich zwing sie manchmal NSCs zu übernehmen. Ist halt eine klassische Gruppe, wo der SL auch Chef ist.

Aber wie kommt es, daß, wenn ich der Gruppe die Möglichkeit gebe, sich in alle Richtungen bei dem Abenteuer zu bewegen, diese auch genutzt werden? Nutze ich nicht diese Taschenlampe?
Ist die Gruppe bloß anders?

Und sollen die Spieler nicht selber bestimmen, was sie für wichtig halten und was nicht? Daraus ergeben sich immerhin wesentlich mehr Richtungen, als wenn der SL sagt "Das ist wichtig."?
Ich hab jetzt halt damit, daß ich gar keine Richtung mehr vorgebe, bislang erfahren können, daß die Spieler in alle möglichen Richtungen arbeiten.

Außerdem mach ich keine Abenteuer mehr. Die Spieler bestimmen die Richtung und der SL reagiert entsprechend. Unter diesen Umständen kann man kein richtiges Abenteuer schreiben, weil so etwas auch Lösungsmöglichkeiten meines Verständnisses nach enthält, etwas, worüber ich mir, wenn es optimal läuft, keine Gedanken mehr mache.

Offline 1of3

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #19 am: 14.05.2008 | 17:26 »
Das bezieht sich alles auf das, was ich zitiert habe.


Aber anders als im ersten Beitrag machst du jetzt den Eindruck, gar keine Probleme zu haben. Dann ignoriere das einfach.

Offline Merlin Emrys

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #20 am: 14.05.2008 | 18:01 »
Strebst Du Spaß als Ziel an, hast Du imho einen kontraproduktiven Effekt, weil Du dann einen Zwang hast und Zwang und Spaß passen nicht zusammen.
Damit setzt Du drei Dinge gleich:
Ziel = Zwang = kein Spaß.
Nicht einmal die zweite Gleichsetzung kann ich voll bestätigen, aber für den Moment kann ich sie gelten lassen. Also: Zwang = kein Spaß.
Aber meiner Meinung nach gilt: Ziel =/= Zwang. Natürlich gibt es erzwungene Ziele, aber es gibt (unter den Menschen, mit denen ich zusammenbin) eben auch ungezwungen gesetzte Ziele. Und ein solches, ungezwungen gesetztes Ziel kollidiert dann auch nicht mit dem Spaß, sondern kann ihn sogar noch erhöhen. (Letzteres geschieht, wenn das Vergnügen, das Ziel erreicht zu haben, zu dem sonstigen Spaß noch dazukommt.)

Offline Maarzan

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #21 am: 14.05.2008 | 19:03 »
Erzählrecht helfen mir nur sehr beschränkt proaktiver zu werden und sind auch geschmacksmäßig nicht so mein Fall, wenn es sich um mehr als Nebensächlichkeiten handelt.

Wichtiger sind da für mich eine brauchbar ausgearbeitete Welt, die auch auf der Lebensebene der Charaktere etwas bietet - also nicht nur Götter und hohe Tiere - sowie eine Einbindung in diese über abrufbares Hintergrundwissen (z.B. auch über entsprechend skalierte Wissensfertigkeiten, da man ja nicht das geamte Charakterwissen transferieren kann) und ebenso im Rahmen des sozial üblichen verlässliche personelle Verbindungen.

Wenn man nicht nur dem Plot nachlaufen soll, muss da, wo man dann frei hingeht dann auch etwas sein (einfach auf dem üblichen und damit verarbeitbaren Niveau der Spielwelt), und damit ist nicht schon wieder Plot gemeint, der mit dem was man gerade tut nichts zu tun hat und mühsam aufgebautes Eigenleben wieder völlig über den Haufen wirbelt.
Mit zunehmender Vertrautheit mit einer solchen Umgebung ist es entsprechen leichter dann auch sinnvoll zu agieren.
Entsprechend hilft auch weniger Reisen als Charakter.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline sir_paul

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #22 am: 14.05.2008 | 19:40 »
Strebst Du Spaß als Ziel an, hast Du imho einen kontraproduktiven Effekt, weil Du dann einen Zwang hast und Zwang und Spaß passen nicht zusammen.

Natürlich ist es mein Ziel beim Rollenspiel Spaß zu haben, wenn ich über mehrere Abende zwar Rollenspiel aber keinen Spaß habe (z.B. weil die Umwelt immer ziemlich langweilig reagiert) dann suche ich mir eine andere Runde.

Also sage mir jetzt nicht das du die Umgebung der Charaktere auf eine anregende und interessante Weise reagieren läßt. Ich glaube das Machst du. Und warum? Weil es dein Job ist? Nö ich glaube eher weil ihr beim Rollenspiel Spaß habe wollt und auch dein Ziel beim Rollenspiel Spaß ist!

Gruss
sir_paul


Wolf Sturmklinge

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Re: SL gibt nicht - Spieler nehmen sich
« Antwort #23 am: 14.05.2008 | 23:50 »
Nachtrag: Ich hoffe das ich das Thema diesmal nicht zu weit verfehlt habe. 5 Punkte von 15 erreichbaren sollten drin sein oder?

Ich wollte zuerst nicht antworten, aber den Gefallen tu ich dem Forum dann doch nicht.

Es ist schon komisch zuerst schreibt jemand etwas und kurze Zeit später folgt ein Satz wie "Da habe ich mich etwas umständlich ausgedrückt..." o. ä.

Wie dem auch sei, ich spiele Rollenspiel weil es mir Spaß macht, so wie jeder meiner Mitspieler. Also bedeutet für uns Rollenspiel = Spaß. Wenn ich etwas mit anderen Kreaturen (in diesem Fall meist Menschen) unternehme, läuft es meist so ab, daß sich der Eine oder die Andere etwas zurücknehmen muß. Das nennt man dann soziales Miteinander und es funktioniert eigentlich ganz gut, bis zu dem Punkt, wo einer seinen "Es ist mir scheißegal"-Trip beginnt, daß bin in den meisten Fällen dann ich...

Ich spiele mit einem Haufen der unterschiedlichsten Personen zusammen. Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht. Studenten, Handwerkern, Ingenieure, Polizisten, Lahmärsche, Uni-Absolventen, Faulenzern, Papi's, Redbull-Junkies, Warmduscher, Egozentriker, Besserwisser, Stille Wasser, Plaudertaschen, usw. usw...

Ich habe es bisher immer geschafft mit diesen Leuten in jedweder Kombination zurecht zu kommen, obwohl ich gerne beleidige (Eine Begrüßung kann auch ein einfaches "Na Du fauler Fettsack" sein), hin und wieder mal dem SC eine Abreibung zukommen lasse und in manchen, daß Rollenspiel betreffenden, Dingen offensichtlich gemein bin.

Das hört erst mal alles ganz schlimm an, ist es aber nicht. Für meine Spieler spiele und leite ich gut, daß reicht denen. Mir reicht es manchmal nicht, aber dann ändere ich etwas an mir oder meinem Stil und entweder ziehen die Spieler mit oder nicht, trotzdem geht das Spiel weiter.

Ich habe Spieler, die werden sich nie ändern, so zum Beispiel meinen guten Freund Maddin.
Er spielt immer Krieger-Charaktere und ist ansonsten ein eher schweigsamer Typ. Er kennt die Regeln die seine Charaktere betreffen aus dem FF und wenn er etwas sagt, dann sind es meistens Dinge wie "Für die Ehre!", "Stirb!" oder "Kreuzschlag" (Auf letzteres folgt immer ein kritischer Treffer egal wie schlecht die Chancen stehen, ich weiß auch nicht wie er das macht).
Ich habe ihn oft gefragt ob ihm das Rollenspiel so gefällt und er sagte immer ja. Vor ein paar Jahren hat er mir mal auf einem Con ausgeholfen und ich fragte ihn was ihm denn am Rollenspiel gefällt, da er ja meist nur stiller Beisitz ist oder die Gruppe aus der Scheisse prügelt.
Und da sagt mir dieser Kerl, dieses Idol von Mann (zwar nur 1,70 groß, aber stark wie ein Tier), der Typ, der sich vor 15 Jahren als wir uns kennen lernten keine Hantel leisten konnte und deswegen das Schild am Ende der Strasse rausgerissen und beide Ende in Beton gegossen hatte, eiskalt: "Deine Geschichten sind immer so schön."
Ich hätte ja fast geheult als ich das hörte.

Und der gute Maddin nimmt sich im Rollenspiel seit 14 Jahren nichts, rein garnichts, er vertraut darauf, daß sein SL (in diesem Falle ich) ihn nicht einfach abschlachtet (was ja dank des Kreuzschlages nicht so einfach ist) und ihn nicht auflaufen läßt. Ich weiß, daß er sich nichts nehmen wird, aber er steht immer zu seinen Taten (im echten Leben und im Rollenspiel) und deren Konsequenzen.

Manchmal ist es einfach falsch, alle über einen Kamm zu scheren. Die "echten" Konsumspieler, ja, die können schon nervig sein, aber ernsthaft, ich habe nur ganz wenige kennen gelernt und nie lange mit ihnen gespielt.

Und es sollte niemandem am Tisch egal sein, ob der andere Spaß hat oder nicht. Wenn manche nur beisitzen wollen und das nicht weiter auffällt, wen kümmerts? Klar, wenn die Person ständig mit dem Handy spielt oder so, aber einen guten Zuhörer...den wünscht sich doch jeder.
Wenn ich meine Mitspieler nicht kennen würde oder sie reine Rollenspielkumpels wären, ja, dann wäre mir das wahrscheinlich nicht so wichtig, aber von meinen 9 Spielern, sind 7 gute Freunde und 1 meine Freundin, wir treffen uns um Spaß zu haben und den haben wir.
Und zwar unter anderem deswegen, weil wir auf die Eigenarten des Anderen Rücksicht nehmen.

Ach ja, es kracht bei uns jeden zweiten Spielabend, ich bin immer der Auslöser und doch funktioniert es. Witzig, nicht?