Autor Thema: Das tote Mädchen (Ferdinand)  (Gelesen 3730 mal)

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oliof

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Das tote Mädchen (Ferdinand)
« am: 24.05.2008 | 21:02 »
Ferdinand zieht sich in sein Zimmer zurück, läßt D'Anton und Arpok bei Ariana – er kann dort nichts tun, und die letzten Tage haben ihn doch mehr geschlaucht, als er es sich anmerken läßt. Die Wanderung zurück nach Gonne-on-Maire war auch kein Nachmittagsspaziergang, und zum ersten Mal seit langem ist Ferdinand danach, sich auszuruhen; ganz für sich zu sein.

Kaum hat er sich auf das Bett gelegt, fällt der junge Adlige in einen unruhigen Schlaf, durch den viele verschiedene Gesichter wandeln: Ein lachender Baptiste, die Augen von blutroten Tränen gefüllt … Llacunia, die wie ein Hai dem Geruch des Todes folgt … die Qek, ihre Speerspitze bricht das Licht der untergehenden Sonne in die Farben des Regenbogens … Lavelle auf einem monströsen Gerät, das halb Festung, halb Elefant zu sein scheint … Arpok, die Hände um den Hals eines Goblin geschlungen … Ariana, weiß und leblos … D'Anton, mit blitzenden Messern in beiden Händen … Paruline in einem Wald, der im Herbstlicht feuerrot glüht … und dann Juliette – wie damals, bevor Baptiste ihren Körper brach, sie mißbrauchte und schließliche tötete … Juliettes Gesicht, dass die gesamte Welt einzunehmen schien.

Ferdinand schlägt die Augen auf, atmet tief ein … der Duft von Jasmin hängt in der Luft, und das silberne Licht des Mondes, das in die Schlafkammer fällt, bringt die silbernen Fäden im Gewand der Sklavin zum Leuchten, die über Ferdinands Schlaf wacht … und dann schaut Ferdinand sie an und erkennt, dass es Juliette ist, ihre Augen flackernd vor Lebenshunger.
« Letzte Änderung: 25.05.2008 | 14:00 von oliof »

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #1 am: 25.05.2008 | 14:33 »
"Juliette!"

Ferdinands Herz macht einen Sprung vor Freude und Tränen steigen in seine Augen.

"Mein Engel, die Blüte meines Lebens, was wandelst Du in der Nacht statt sich im Jenseits auszuruhen?"
« Letzte Änderung: 25.05.2008 | 14:37 von Jörg.D »
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oliof

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #2 am: 25.05.2008 | 14:42 »
„Mein ruheloses Herz verzehrt sich nach Dir, und deswegen bin ich hierher zurückgekehrt, mein Geliebter.”

Juliette streichelt mit einer Hand über Ferdinands Wange und beginnt eine Weise zu summen, die ihm immer das Herz berührt hat. Nach ein Paar Tönen hält sie inne. „Was dein Onkel mir angetan hat, war nicht von Dauer, und gemeinsam können wir das Jenseits überwinden, Ferdinand…” sie beugt sich vor, um Ferdinand die Tränen vom Gesicht zu wischen. „Weine nicht, die Tränen verschleiern Deinen Blick.”

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #3 am: 25.05.2008 | 15:16 »
"Nein, mein Engel. Die Tränen müssen meinen Blick verschleiern, weil mit sonst das Herz bricht, wenn ich deine Schönheit bewundere. Denn auch wenn sich dein Geist nach mir und einem gesunden Körper sehnt, ist der Tod doch endgültig. Ich werde jedoch bald zu dir stoßen, denn wenn meine Aufgabe beendet ist, dann hält mich nichts mehr auf dieser Welt."
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oliof

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #4 am: 25.05.2008 | 15:31 »
„Nichts ist endgültig, Geliebter! Spürst Du nicht meine Hand an Deiner Wange? Ich bin zurückgekehrt, um mit Dir zusammen weiterzuleben. Du träumst nicht, ich bin wirklich hier!”

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #5 am: 25.05.2008 | 16:01 »
Ferdinands Neugier ist geweckt, hatte die komische Queck nicht von Untoten erzählt, die hier nicht rumgeisterten und die Anderen etwas vom Kult des Wiedergängers erzählt. War das eventuell eine Möglichkeit, auch Ariana zu helfen? Oder konnte Er gar Juliette wiederhaben und zusätzlich noch Ariana retten?

"Erzähl mir mehr mein Engel, wer kann mir helfen? An wen muss ich mich wenden?"
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oliof

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #6 am: 26.05.2008 | 00:12 »
„Folge mir Geliebter, und ich bringe Dich zum Meister, der den Tod überwunden hat …” Juliette steht auf und steht vor Ferdinand, gekleidet in Mondlicht und ihr langes, glänzendes Haar. Sie dreht sich mit einer Leichtigkeit um, die Ferdinand schon immer an ihr geliebt hat, und schreitet auf die Tür zu, um sie zu öffnen.

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #7 am: 26.05.2008 | 10:38 »
Ferdinand springt in seine Kleidung und greift sich den Rapier seines Opas, bevor er Juliette folgt.

"Dann wollen wir mal."
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oliof

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #8 am: 27.05.2008 | 18:21 »
Ferdinand folgt Juliette, die mit schlafwandlerischer Sicherheit die geheimen Wege durch das Anwesen der de Maires entlanggeht. Ihr zarter Duft weist dem jungen Mann wie einst den Weg, und schließlich erreichen die beiden den Garten, der noch vor kurzem Schauspiel eines jetzt sinnlos wirkenden Kampfes war.

Die schlanken Finger von Juliettes Hand schieben den Riegel an der Pforte zur Seite, durch die die beiden früher so häufig geschlüpft waren, um gemeinsam am Ufer des Maire zu sitzen und die kühle Nachtluft zu genießen, die heute wie damals einen verheißungsvollen Vorgeschmack auf die sanften Küsse der Geliebten in sich trägt.

Schließlich läßt Juliette sich anmutig auf einem großen Stein nieder, der noch warm von der Sonne ist. Neben ihr ist genug Platz für Ferdinand, doch bevor er sich setzen kann, spricht die junge Frau wieder.

„Wisse Ferdinand, dass die, die mir Leben schenkten, Deinen Tod wünschen. Sie wollen mich benutzen, um Dich in eine Falle zu locken und zu knechten, so wie sie die anderen knechten. Meine Liebe zu Dir erlaubt mir, Dir hier und jetzt die Wahrheit zu sagen, aber ich weiß nicht, wie lange ich den Befehlen der Dunklen Meister widerstehen kann…“ Ihr Blick der eben noch auf das Duval'sche Anwesen fiel, wanderte nun hinüber zum Pierre Orleanders. „Ich spüre, dass der Schlächter in seinem Haus verbirgt, womit Du mich auf ewig befreien kannst, Geliebter. Doch ich kann nicht dorthin, ich muß zurück zu meinen düsteren Herren, bevor die Sonne den Maire küßt, wie ich Dich küssen will.“ 

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #9 am: 27.05.2008 | 21:04 »
Ferdinand überlegte eine Weile:

"Tja mein Engel, wer sind Deine Meister? Wenn ich sie beseitigen kann, dann haben wir mehr Zeit um uns in Ruhe um deine Rückkehr zu kümmern. Wir müssen vorsichtig vorgehen und ich muss mir auch Optionen freihalten, wie ich dich zurückbekomme, wenn sie Dich zwingen, gegen mich zu arbeiten. Die Sache bei Orleander, von der Du redest ist nicht zufällig das Blutauge?"
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oliof

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #10 am: 28.05.2008 | 18:17 »
„Meine Meister kleiden mich in unsichtbare Fesseln, durch die ich geleitet und angewiesen werde, wie es früher der strenge Blick Eures Onkels tat. Ich kann sie nicht ansehen, weiß ihre Namen nicht – doch sie haben mir dieses Leben gegeben.” Juliette schaut wieder in Richtung des Stadthauses, in dem der Rote Pierre haust „was dort ist, weiss ich nicht genau, aber ich spüre, wie mein Herz durch die quälenden Schatten dorthin drängt – nur Du ziehst mich noch mehr an; doch Du müßtest Dein Leben für meines geben; und statt einer Seele in Ketten hätte ich dann eine gebrochene.”

Offline Joerg.D

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #11 am: 28.05.2008 | 23:17 »
"Juliette, mein Engel. Du musst durch die Schleier blicken, die sie dir auferlegt haben, nur dann haben wir eine Chance Dich aus Ihren Klauen zu reißen."

Ferdinand überlegte einen Moment

"Ich werde das Gerücht verbreiten lassen ich habe eine neue Liebe und du wirst deinen Meistern erzählen, dass Du mich nur zurück gewinnen oder in ihre Nähe locken kannst, wenn sie deine Fesseln lockern."

"Ja, das sollte eine Möglichkeit sein."
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oliof

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Re: Das tote Mädchen (Ferdinand)
« Antwort #12 am: 3.06.2008 | 09:45 »
Im Unterholz raschelt es, und Ferdinand dreht sich schnell in Richtung des Waldstücks, doch er entspannt sich, als er Schmetterling sieht. Er wirft einen schnellen Blick zurück auf Juliette, doch sie ist verschwunden.

Schmetterling stutzt einen Augenblick, dann hebt sie die Hand zum Gruß und geht auf Ferdinand zu.

„Ein herrlicher Platz ist das hier. Wollen wir hoffen, dass nach dem Krieg noch etwas davon übrigbleibt.”