Nun verstehe ich aber nicht, warum trocken ein Qualitätsmerkmal sein soll. Vielleicht könnte man mir das einmal näher bringen.
Der wesentliche Punkt ist für mich: Wenn "trocken" ungefähr mit "kurz" zusammenfällt, hat man bei einem "trockenen" Werk weniger zu überfliegen, um die gesuchte Information zu finden. Und das ist während einer Spielsitzung, für die ich das Regelwerk einsetzen möchte, essentiell. Insofern ist "trocken" sozusagen nur der Preis, den man für "nützlich" zahlen muß; aber der Nutzen (im Moment der Spielsituation) stellt die Erfordernisse, die "trocken" leistet.
Lebendigkeit, Phantasie, Emotionen usw. sind meines Erachtens in der Spielrunde ganz wesentlich, sollten aber (nach meiner persönlichen Ansicht) möglichst wenig vom Regelwerk eingeschränkt werden. Wenn das Regelwerk "emotional vorbelastend" geschrieben ist, kann das schon zu einer Einschränkung werden, wenn der Vorbereitende sich nicht davon löst (aus welchen Gründen auch immer) oder eine Lösung davon zu Regelunklarheiten führt, d.h. ohne Überarbeitung gar nicht möglich ist.
Eine Ausnahme stellen Beschreibungen von Gesellschaftsstrukturen dar. Da eine Gesellschaft in den meisten Fällen ohnehin eine weite Bandbreite an möglichen Beziehungen und Entwicklungen aufweist, können in einer endlichen Textlänge in jedem Fall nur Ausschnitte gebracht werden, und ein halbwegs brauchbarer Text vermittelt da tatsächlich
mehr als ein Liste. Solche Informationen nehme ich zumeist vor dem Spiel auf (bevorzugt, wenn mich die sprachliche Gestaltung nicht abstößt, was leider auch leicht passiert, wenn ein Autor am Versuch, "unterhaltsam" zu schreiben, scheitert) und habe sie dann im Kopf, da sich mir solche Strukturen einfach auch besser einprägen als einzelne Ursache-Wirkungs-Beziehungen, muß also zumeist zu diesen Dingen nichts nachschlagen.
Generell habe ich aber tatsächlich auch eine Präferenz für gut gegliederte, gern auch mit einem ausführlichen Index versehene, "trockene" Regelwerke, weil sie das, was sie in meinen Augen leisten sollen (nämlich eine Referenz für die Spielsituation zu sein), in der Regel besser leisten. Ihr "Unterhaltungswert" vorher und nachher ist für mich nicht so bedeutsam, weil ich ihren Zweck auch nicht in Unterhaltung vor oder nach der Spielrunde sehe - und die Unterhaltung
bei der Spielrunde besteht (nur meines Erachtens?) definitiv
nicht im Lesen der Regeltexte :-) .