Und wenn man mal ansieht, wie öfters von den haarsträubenden Fehlern gesprochen wird, welche traditionelle Systeme bei der Spielerrekrutierung zeigen, dann sollte sich doch mal jemand daran machen diese Fenster zu nutzen
Spielerrekrutierung ist ein ganz eigenes Problem: der Markt kocht größtenteils in seinem eigenen Saft, die Verlage überlassen die Kiddies den Computerspielen und halten nicht dagegen.
Das ist vll. ein weiterer Grund für eine gewisse Stagnation in der Spielentwicklung bzw. für das konservative Kaufverhalten: die Rollenspieler werden immer älter, denn es bleiben größtenteils die gleichen. Warum kaufe ich z.Z. DSA-Produkte? Weil ich das seit 19 Jahren mache! Und bei den meisten Spielern sieht es ähnlich aus. Wir Altspieler haben uns an bestimmte Sachen gewöhnt, verbinden diese zwingend mit Rollenspiel, und die Verlage reagieren nur auf unsere Erwartungen. Wir Altspieler sind (leider) die Mehrheit.
Wenn dann mal ein Neuling in die Szene einsteigt, dann nur, weil er von einem Altspieler eingeführt wird, so dass der Schüler vom Weisen Lehrmeister die Ansichten zum einem nicht zu vernachlässigenden Anteil übernimmt.
Das Phänomen, dass drei 13-Jährige im Spielwarenladen stehen, eine Rollenspielbox sehen und denken "Cool, Drachen töten, will ich machen!" existiert nicht mehr. Erstens stehen die nicht im Spielwarenladen rum, sondern in der Computerabteilung eines großen Warenhauses, zweitens stehen Rollenspiele nicht mehr im Laden: Spielwarenläden, die Rollenspiele regulär im Programm haben, muss man suchen (wozu sollten sie auch, die Zielgruppe betritt den laden eh nicht), in Computerläden oder Comicläden findet man auch keine Rollenspiele, Rollenspielfachgeschäfte, die durch die Schaufensterauslage Neukunden finden könnten, machen reihenweise dicht, weil der Onlineversand ihnen die Erwerbsmöglichkeiten nimmt, so dass die Überalterung der Szene und damit der Konservativismus des Kaufverhaltens weiter voranschreiten.
Ohne richtige Anfänger wird es immer weniger Fenster geben, durch die innovative Spiele groß werden können.
Zum Thema Innovation und Mode:
Der Vergleich mit der Bekleidungsindustrie und den Modedesignern ist sehr treffend:
"innovativ" ist dort das, was Karl Lagerfeld und Konsorten als haut couture über die Laufstege dackeln lassen. Diese Kleidung sieht man aber nur dort! Und während die Models mit 'ner Feder im Popo und einer Klorolle um die Brüste gewickelt von tuntigen Modeschöpfern (über deren sexuelle Ausrichtung ich damit nichts aussage, auch Heteros können sehr tuntig sein) über den Catwalk gescheucht werden, tragen reale Frauen weiterhin Jeans, T-Shirt, Minirock, Business-Kostüm oder auch schlichte, lange Kleider.
Im Rollenspiel ist das nicht anders: die Karl Lagerfelds der Rollenspielszene werfen ihre innovativen "Feder im Popo"-Systeme auf den Markt, aber die überragende Mehrheit der Rollenspieler wird dennoch weiterhin "Jeans-und-T-Shirt-Shadowrun", "Minirock-WoD" und "Businesskostüm-DSA" spielen.
O.k., auch der Minirock begann mal als Innovation, aber die Modewelt durchlebt auch schnellere Entwicklungen, weil es jedes Jahr Neukunden gibt. Im Altersheim kann man auch die Mode der 50er und 60er Jahre bewundern: jeder trägt die Mode, mit der er aufgewachsen ist. Und die Rollenspielszene wird in 30 Jahren auch nur noch im Altersheim existieren (und dort DSA und Shadowrun spielen), wenn es keine Neukunden gibt.
Ein Versuch, Neukunden zu werben