Viecher greifen Menschen in der Tat nicht ohne Grund an - kann aber ja immer mal wieder passieren (Check misslungen: da hat man sich wohl das Revier vom falschen Viech zum übernachten ausgesucht).
Was mich aber mehr interessiert: wie ist so der Alltag (die Allnacht) auf Bäumen, wenn man da mit viel Angst vor dem Boden übernachtet? Wie bequem ist es? Gibt es statistische Zahlen wie viele Durchschnittsbürger so sterben wenn sie auf Bäumen übernachten?
Statistische Zahlen wirst du kaum finden, weil es in der Realität für Menschen so extrem selten Gründe gibt, auf einem Baum zu übernachten. Vieher greifen keine Menschen an, weil Menschen nicht zum Beutebestand irgendwelcher Vieher zählen. Außer Mücken, aber vor Mücken kann man nicht auf Bäume fliehen. Bären klettern auch keinem Menschen auf Bäume hinterher, wenn sie mal nachts durch die Wälder streifen. Große Raubtiere sind in Wäldern grundsätzlich so selten, dass die Chance einen zu treffen, sehr gering ist. Fragt mal Tierfilmer, wie viele Monate und Jahre sie die Tiere
gezielt suchen müssen, um ein paar Aufnahmen zu erhaschen. Desweiteren ist der weit effektivere Schutz vor wilden Tieren das Feuer und nicht die Flucht in die Baumkronen. Feuer hat zudem ein paar andere wärmende Eigenschaften und birgt kein so großes Verletzungsrisiko. Ist man zufällig in eine Killerameisenkolonie reingeraten, so klettert kein normal denkender Mensch für die Nachtruhe auf den Baum, sondern geht einfach 200 Meter weiter. Das kostet, eh.., bestimmt 3 Minuten und löst das Problem. Angegriffen würde man wohl von einer Bärin mit Jungtieren, wenn man dummerweise über sie stolpert; aber die erste Aktion besteht dann darin, das Weite zu suchen und damit hat sich die Bärin auch erledigt. Die Bärin selbst wird von sich aus nie in die Nähe des Menschen gehen, wenn sie Jungen hat. Es spricht wirklich wenig dafür, in den Bäumen zu schlafen. Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht praktisch nie auf.
Ausnahme sind natürlich pseudo-realistische Fantasy-Rollenspiele, in denen die Hauptmotivation aller wilder Tiere darin besteht, kamikazeartig Menschen anzufallen.
Aber nehmen wir an, die Abenteuerer haben keine Ahnung von der Wildnis und denken wirklich, dass die Bären nachts die Wälder nach Abenteurern durchforsten und diese auf jeden Fall zu töten versuchen. Das ist eine plausible Annahme, das denken viele Menschen auch heute noch. Nehmen wir an, die Abenteurer sind zu deppert für die Idee, Feuer als Schutz zu benutzen. Könnte doch auch sein.
Sie beschließen jedenfalls in der Baumkrone zu pennen.
Nun, nicht alle Bäume sind dazu geeignet, in ihnen ein Schlafnest einzurichten, aber in einem großen Wald findet sich gewiss ein passender Baum. Ganz ohne Schlafnest wird es sehr ungemütlich und voraussichtlich werden die Helden kaum Tiefschlaf finden. Zumindest beim ersten Mal. Nach ein paar durchwachten Nächten schläft man unter fast jeder Bedingung und nach ein paar Monaten im Wald gewöhnt sich ein Mensch dank seiner Anpassungsfähigkeit auch daran, in den Bäumen Schlaf zu finden. Es gibt außerdem die Möglichkeit, Schlafnester zu bauen. Unsere fernen Verwandten, die Menschenaffen, bauen sich teilweise jede Nacht ein neues Nest in den Bäumen. Mehr als ein bisschen Zweige brauchen sie dafür nicht. Das kann sicher auch ein Mensch lernen. Beim ersten Mal wird es lange dauern, aber mit der Zeit wird das eine Frage von 10 Minuten sein (Die Mongolen brauchen nur 15 Minuten, um ihre Jurte auf- oder abzubauen - und die ist echt groß und komplex im Vergleich zu einem Nest). Der Komfort eines solchen Schlafnests ist hoch. Bleibt nur noch ein kleines Problemchen: man muss jede Nacht in die Bäume klettern und dort auch noch etwas basteln. Das ist keine Aufgabe für jedermann und stellt höchste Anforderungen an die ganze Palette physischer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Nach ein paar Monaten täglicher Übung wird sowas zur Routine, nicht schwerer, als sich morgens zu duschen und die Zähne zu putzen, aber bei den ersten Versuchen ist das ziemlich halsbrecherisch und kostet verdammt viel Energie, die kein Mensch ohne guten Grund aufwenden möchte. Außer, man macht das Schlafnestbauen zum Sport.
Kurzum: Lass doch einfach Kletterproben machen. Bei den gängigen Rollenspielmechaniken führt das fast unweigerlich zu Verletzungen. Wenn sich die Abenteuerer nicht davon abhalten lassen, schildere ihnen, wie scheiße unbequem ihre erste Nacht in den Bäumen ist. Und lass die Wildtiere weg. Mach es realistisch und lass die Wildtiere jede Nacht weg.
Wenn das nicht hilft... dann sind deine Abenteuerer vielleicht mehr mit unseren fernen Verwandten verwandt als mit Menschen, und dann lass sie dort schlafen, wo sie sich zu Hause fühlen.