Autor Thema: Spieler unter sich - wodurch entstehen ausgeglichene Gruppen?  (Gelesen 2329 mal)

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Offline Nischka

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Guten Morgen zusammen!
Ich frage mich seit einiger Zeit, welche Bedingungen das Entstehen von ausgeglichenen, dynamischen und stabilen Spielergruppen determinieren.
Ich spiele derzeit in drei Gruppen, von denen ich zwei als unausgewogen empfinde. Z. B. ist die Verteilung der Redezeit wenig ausgeglichen, selten sind die Spieler dazu in der Lage mit Begeisterung und Stringenz einen Plan zu entwickeln und nachher auch so durchzuführen.
Aber ich kann keine allzu großen Unterschiede in den jeweils vertretenen Persönlichkeiten feststellen. Alle Spieler sind über 25 Jahre alt, niemand ist Fan von H&S und man kann sogar von einem relativ ausgeglichenen Bildungsniveau sprechen. Auch finde ich es nicht ungewöhnlich oder unnatürlich, wenn die Redezeiten nicht vollständig demokratisch verteilt sind. Es gibt immer Persönlichkeiten, die weniger Mitteilungsbedürfnis haben als andere.
Deswegen frage ich euch, welche Bedingungen für stabiles und ausgeglichenes "Gruppenleben" ihr zu kennen meint!
Bin sehr gespannt!
Liebe Grüße,
Jutta

Wolf Sturmklinge

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Ich habe folgende Erfahrung gemacht. Spieler, die viel mit ihrem Charakter reden (wie ich) können andere Spieler zum Reden animieren. Aber die meisten Spieler spielen leider nur für sich und es interessiert sie nicht ob die anderen Spieler mitkommen.

Online 1of3

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Zitat
Z. B. ist die Verteilung der Redezeit wenig ausgeglichen, selten sind die Spieler dazu in der Lage mit Begeisterung und Stringenz einen Plan zu entwickeln und nachher auch so durchzuführen.

Über die allgemeine Frage muss ich nochmal nachdenken, aber dazu fällt mir was ein.

Zunächst wollen einige Spieler gar nicht so viel sagen. Das hab ich früher auch nicht ganz verstanden,  ist aber so. Das schlimmste was man da machen kann, ist sie dann doch dazu animieren zu wollen.

Was das Planen angeht, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstehe. Kommt es gar nicht zu einem Plan, weil das ganze zerredet wird, oder gibt es einen Plan und nachher hält sich jemand nicht dran?

Offline Nischka

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Im allgemeinen wird so lange um den Plan herumgeredet, es werden solange Fakten zusammengesammelt, daß dabei jede Spontanität verloren geht. Dabei kommen dann völlig wissenschaftliche Pläne heraus, die selten noch was mit Rollenspielen und Charakteren zu tun haben und auch aus diesen Gründen selten wirklich durchführbar sind. Das ist aber nur in der einen Gruppe so, in der anderen, in der ich meistere, wird die Erstellung der Pläne meistens ganz klar von zwei Spielern dominiert, die auch hauptsächlich die Fakten sammeln. Die anderen gehen unter, können wenig beitragen und sind deswegen oft in Situationen auf sich selbst gestellt. Obwohl die Gruppe wahnsinnig viel in-time rumquatscht und fast jeder seinen Charakter auch überzeugend verkörpert.....

oliof

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Ludovico

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Hmm... man hatte mir mal unverbindlich vorgeschlagen, eine Diplomarbeit zum Thema "Evaluation von Projekten" zu schreiben, wobei auch Soft Skills Beachtung finden sollten.

Es wäre dann darum gegangen, die Projektmitglieder einzelnen Typen zuzuordnen wie dem typischen Leader, den Traditionalisten, den Mitläufer,...

Ich denke deshalb, daß die Beantwortung der Threadfrage eher in dem Segment zu sehen ist.

Die Spieler einer Gruppe sind Individuen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, ganz gleich aus welchem Hintergrund sie kommen.
Somit wird man verschiedene Persönlichkeiten auch in einer Gruppe finden.
Wenn man beispielsweise mehr als einen Leader hat, kann es schnell zu Kompetenzrangeleien kommen.

@Nischka
Ich würde versuchen, etwas zu den unterschiedlichen Persönlichkeiten zu finden. Da gibt es einige grobe Einteilungen, die im Endeffekt Schubladen darstellen. Versuch mal Deine Spieler entsprechend einzuordnen.

Offline Nischka

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Aber nach der Einordnung, die ich natürlich vornehmen kann, müsste ich daraus ja auch ein Resümee ziehen können, Ansätze entwickeln, durch welche Vorkehrungen Ausgeglichenheit erreicht werden kann. Oder meint ihr, daß sich bestehende Verhaltensweisen nicht ändern lassen können?
Als SL vor allem kommst du dir auf Dauer reichlich blöd vor, wenn du in der heißen Planungsphase, die die Spieler eigentlich vollständig unter sich ausmachen sollen, immer wieder sagen mußt: "Und, XY, was meinst denn du dazu?", "Was wolltest du gerade sagen, XY?" usw. Ich glaube auch, daß das auf Dauer meine sowieso nicht besonders ausgeprägte Autorität erheblich untergraben würde, da ich nicht davon ausgehe, daß sich nur durch solche Anweisungen erreichen läßt, was ich erreichen möchte.
Aber abgesehen davon interessiert es mich auch einfach, welche gruppendynamischen und -stagnativen (kann man det überhaupt sagen?  wtf?)
Prozesse bei sowas ablaufen.

Chiungalla

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Also erst einmal würde ich versuchen in einem persönlichen Gespräch zu evaluieren, ob denn die weniger aktiven Spieler überhaupt wünschen, aktiver zu werden.
Haben sie überhaupt ein Bedürfnis für mehr Redezeit und mehr Anteile an der Planung?
Oder haben sie vielleicht gar kein Interesse am Planen?

Danach würde ich versuchen das vermeidliche Problem möglichst direkt, und nach Möglichkeit ohne einer der Seiten Vorwürfe zu machen, am Spieltisch ansprechen.

Wenn die Gruppe denn überhaupt ausgedehnte Planungsphasen wünscht... wir haben früher Shadowrun gespielt, wo wir nicht selten 3-4 Stunden einen Plan entwickelt haben, aber das muss es nicht sein, und viele Spieler empfinden das als sehr langweilig. Es gibt auch Spieler die nicht auf Hack & Slay stehen, und trotzdem lieber etwas mehr Action und Improvisation im Rollenspiel schätzen.

Zu guter letzt bleibt natürlich immer noch die Möglichkeit die Abenteuer von vorneherein so zu konzipieren, dass die eher ruhigen Spieler im Plan eine wichtige Rolle spielen durch die Fähigkeiten ihrer Charaktere, und alleine deswegen mehr eingebunden werden müssen.

Wie groß sind denn Deine Gruppen, und was für Systeme/Settings spielt ihr?

Offline Nischka

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Die Gruppe, in der ich als SL das Problem habe, spielt die Borbarad-Kampagne. Es sind vier Spieler, zwei davon aus etwas verschiedenen Gründen ruhiger. Eine der beiden Personen ist daran gewöhnt wenig zu sagen und stört sich nicht daran, nimmt aber um so intensiver die Schwierigkeiten der anderen Person wahr, sich mitzuteilen und versucht da häufiger zu helfen. Die andere Person hat die Frustrationsgrenze meiner Ansicht nach überschritten, und das obwohl ich sie sehr häufig ins Zentrum des Spielgeschehens gestellt habe. Die anderen zwei haben ihr trotz allem wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht und so auch einiges an Infos verpasst. Durch die Verteilung der Zeichen bei Borbarad ist eine gewisse Aufmerksamkeitszentrierung auf bestimmte Spieler innerhalb der Kampagne unumgänglich. Leider muß ich das erste Zeichen an eine Person vergeben, die sowieso schon dominant ist, also muß ich annehmen, daß der Redeanteil eher noch steigt. Ich bin da ehrlich gesagt auch etwas ratlos...
Mit der Gruppe, in der ich selbst betroffen bin, spielen wir auch DSA, den Namen der Kampagne kenne ich nicht genau, ich glaube sie heißt "Schlacht in den Wolken". Wir sind drei wirklich aktive Spieler, wobei der SL wechselt und seinen Charakter nebenbei mitführt und zum Teil auch aktiv ins Geschehen eingreift. Ich glaube, daß ich das Problem in dieser Gruppe relativ genau lokalisieren kann. Zwei der Spieler, die beiden SLs, kennen sich seit dem Sandkasten und haben deswegen gewisse Kommunikationsvorteile. Außerdem bin ich in dieser Gruppe die einzige Berufstätige und habe aus diesem Grund viel weniger Möglichkeiten an so Aktionen teilzunehmen wie gemeinsam ein Bierchen zu trinken, tanzen zu gehen und ähnliches. Dadurch stehe ich einfach deutlich außen vor. Eine Lösungsmöglichkeit für mich selbst habe ich leider trotzdem nicht finden können, also falls euch was einfällt.....

Offline Falcon

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Poste das doch in den Theoriebereich. Dom wird sich freuen ;)

Du sprichst vermutlich allgemein vom flüssigen Spielstil und von dauerhaft auf die Spielwelt bezogene Runden.

Ich glaube ich kenne das Problem, daß jeder nur für sich spielt und selbst wenn ingame geredet wird, wird weder Mitspieler SC, geschweige denn der SL-NSC mit einbezogen. Mir passiert es z.b. als SL öfters, daß Spieler NSCs mittdendrin unterbrechen und auf einmal Ingame über etwas ganz anderes reden als wäre der NSC gar nicht da. Meisstens Streitigkeiten unter den SCs. Und das mitten im Kampf. In einem Sturm. Am Rand einer Klippe. So geschehen. Es geht nur darum, daß man jetzt gerade eine Gelegenheit gefunden hat seinen Charakter sprechen zu lassen und seine Schuldigkeit getan hat (oder sich vordrängeln will).
Auch das Dinge bis zum erbrechen ausdiskutiert werden, ohne das es zu einem Ergebnis kommt. Da kann es schonmal ein paar Stunden dauern bis so eine Dungeontür aufgemacht wird.

Komischerweise tritt das beides parallel auf und komischerweise kann es imho gegensätzliche Ursachen haben.
Letzterem fehlt einfach das Selbstbewusstsein, die Entscheidungskraft, einmal zu sagen was getan wird, auf den Tisch zu hauen und Vertrauen zum SL zu haben.
Ersterem steht der Runde manchmal ein Übergroßes Ego im Weg, wenn der Charakter wichtiger ist als alles andere, da scheinen Spieler offensichtlich manchmal der Meinung zu sein eine Spielwelt lässt sich mit einem Charakter ohne Umgebung darstellen, oder es ist mangelndes Selbstbewusstsein, daß korreliert besser zum zweiten Fall, denn dann wollen Spieler eigentlich gar nicht reden und sind immer froh wenn der SL sie in Ruhe lässt. Ich habe Laienschauspieler bei mir, die es nicht gebacken kriegen 1 1/2 Minuten am Stück im Charakter zu bleiben.


Das sind natürlich alles OT Probleme, deswegen erstmal das was oliof und Ein sagen ;)

meiner Erfahrung nach kann man Spieler durch Spielen nicht animieren mitzumachen, vielleicht klappts aber auch nur bei mir nicht. Ich spreche das OT immer wieder an, aber meisstens ignoriere ich OT gequatsche und tue so als würde ich es nicht hören, niemand redet gerne gegen eine Wand (reagiere aber natürlich wenn es wichtig ist); und lasse NSCs entsprechend reagieren wenn sie ignoriert werden.

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Ein

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Die andere Person hat die Frustrationsgrenze meiner Ansicht nach überschritten, und das obwohl ich sie sehr häufig ins Zentrum des Spielgeschehens gestellt habe.
Kannst du das näher erläutern?

Offline Nischka

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Wir haben uns vor einiger Zeit in Abwesenheit der dominanten Spieler mit den beiden anderen Spielern darüber unterhalten. Der Betroffene hat da sehr deutlich gesagt, daß er das unangenehm findet, auf der anderen Seite das Spielerlebnis nicht völlig zerstören möchte und deswegen stillhält. Trotzdem geht er seitdem immer mehr auf Konfrontationskurs, er zieht sich beispielsweise aus durch die anderen dominierten Situationen raus (sagt also: "Mein Charakter verläßt die Situation und geht XY machen") und macht Einzelaktionen, zu denen wir beide, also SL und SC, den Raum auch durchaus verlassen. Er hat auch damit angefangen, im Kontakt außerhalb des Spiels deutlicher auf seiner Meinung zu beharren und in Diskussionen hartnäckiger offene und als nicht beantwortenswert deklarierte Fragen zu stellen. Dazu muß ich noch kurz erläutern, daß alle Spieler dieser Gruppe einen universitären Hintergrund haben, allerdings in völlig verschiedenen Fachbereichen. Die beiden dominanten Spieler sind Theologen, die beiden anderen Naturwissenschaftler. Also gibt es da in Diskussionen meistens eine immer wiederkehrende Frontenbildung.

Ein

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Da hier wohl die Gruppenchemie einfach nicht stimmt, würde ich empfehlen, die Runde einfach aufzulösen. Das bekämt ihr nur mit einer Menge Teambuilding repariert und ich bezweifle, dass sich das wirklich für eine Rollenspielrunde lohnt.

Offline Nischka

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Meinst du wirklich....... :-[