So, nachdem ich es gelesen habe, eine kleine Rezension:
Im Buch "Methodische Spielleitung" von Florian Berger werden in zwei Kapiteln vier Aspekte des Spielleitens einer klassischen Rollenspielrunde besprochen. Formal handelt es sich um ein reclamformatiges Büchlein mit siebenundfünfzig Seiten und geschätzten fünfundvierzigtausend Anschlägen. Der Satz ist schlicht und übersichtlich, LaTeX sei Dank. Bis auf den Umschlag gibt es leider keine Bilder oder Zeichnungen – dadurch wirkt alles etwas trocken; ein Eindruck, den auch die gewählte Sprache verstärkt. Insgesamt sechs Diagramme, die jeweils eine ganze Seite einnehmen, erklären die Ideen des ersten Teiles genauer.
Das erste Kapitel des Buches handelt von der Vorbereitung von Abenteuern. Anhand von Graphen wird erklärt, was ein lineares Abenteuer ist, wo die Probleme liegen und wie man es vermeidet. Dabei bleibt der Autor recht abstrakt. Die Diagramm erläutern trotzdem recht anschaulich, worauf Florian hinauswill; am Ende des ersten Kapitels gibt es recht konkrete Hinweise, wie man ein nichtlineares Abenteuer vorbereiten kann, ohne den Spannungsbogen aus den Augen zu verlieren.
Im zweiten Teil geht er auf drei unterschiedliche Probleme während des Spieles ein und gibt Lösungsvorschläge: Einstieg in den Rollenspielabend, Spannung und Improvisation, Gruppenteilung und Schauplatzwechsel. Die Herangehensweise ist weniger methodisch als der Titel oder das erste Kapitel es vermuten lassen. Florian lässt sich für den Einstieg und die Schauplatzwechsel durch das Medium "Film" inspirieren, erklärt erfolgreiche Techniken und überträgt Konzepte wie den Match Cut ins Rollenspiel. Für Spannung und Improvisation schlägt er Entscheidungen vor, zu denen die Spieler gezwungen werden.
Es gibt einige Kritikpunkte, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Zunächst fehlen mir im ersten Kapitel konkrete Beispiele; die angegebenen Knotenbeschriftungen sind nichtssagend und teilweise verwirrend. Wäre hier nicht ein konkretes Beispiel sinnvoll gewesen, welches sich durch das Kapitel zieht? Ein solches Beispiel machen die Gedanken nachvollziehbarer, hieran könnte man gut die Unterschiede, den Fortschritt erkennen! Auch die benutzten Begrifflichkeiten der Graphentheorie sind eher verwirrend als hilfreich; mathematisch sinnvoll, in diesem Zusammenhang allerdings überwetzt.
Das zweite Kapitel kommt mir mit den kleinen Beispielen wesentlich weiter entgegen. Die Begriffe stehen nicht im luftleeren Raum, sie werden anschaulich gezeigt. Allerdings sind die Ideen hier keine Folgerungen, Florian bereitet die Problematik anders als im ersten Teil nicht methodisch auf. Vielmehr fallen die Ideen aus Film-Himmel direkt auf den Spieltisch. Auch fehlen Hinweise zur Umseztung: Wie bereite ich sinnvollerweise Match Cuts vor? Müssen einem die Alternativen, die die Spieler zur Entscheidung zwingen, spontan einfallen? Benutzt man lieber abwechslungsreiche Anfänge, oder beginnt man immer auf dieselbe Art?
Insgesamt macht das Büchlein einen durchdachten Eindruck auf mich. Ein Spielleiter findet gute Anregungen, um sein Spiel zu verbessern. Durch die oben angebrachte Kritik hinterlässt der Text jedoch keinen perfekten Eindruck, vielmehr denke ich, dass ein paar Seiten mehr dem Ganzen wirklich gut getan hätten; eine weniger straffe Sprache, mehr Beispiele. Mehr ist nämlich meist eben doch mehr!
Trotzdem freue ich mich, die 10 € (8,50+1,50 Versand) ausgegeben zu haben. Ich habe einige Anregungen gefunden, die ich in Zukunft mal in meiner Spielrunde ausprobieren will. Zudem gibt es endlich mal einen Text, der sich mit dem Leiten eines Rollenspiels beschäftigt – Texte, die es meiner Meinung nach viel zu wenig gibt. Denn zum Spielleiter muss man nicht geboren sein, das kann man erlernen. Und dazu braucht man eine Anleitung.