Autor Thema: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?  (Gelesen 29598 mal)

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Offline 1of3

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #25 am: 9.07.2008 | 21:37 »
("on stage" könnte man doch auch als SIS bezeichnen?)

Das behaupten hier einige. Ich weiß aber nicht, wie man darauf kommt. Per Definition ist der SiS alles, worauf sich die Runde geeinigt hat. Ob das gerade jetzt behandelt wird, wird dabei gar nicht behandelt.


Zitat
"Die Spielwelt ist die Realität, in der die von den Spielern übernommenen Personen sich bewegen."

Diese Realität kann fiktiv, real oder eine beliebige Mischung von beidem sein.

Aber was ist das dann? Du sagst: Es gibt da diese Welt, in der die Figuren leben. Fein. Aber dann tut sie nichts. Sie hat nichts, mit dem Handeln der Spieler zu tun, sie hat nichts mit den Spielern zu tun, sie hat nichts mit dem Spiel zu tun. Sie ist dann einfach und dort passieren Dinge. Warum diese Dinge passieren, kann man nicht mehr erkennen.

Das hab ich deinem 3-Ebenen-Thema vorgeturnt.

Offline Merlin Emrys

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #26 am: 9.07.2008 | 21:57 »
Sie hat nichts, mit dem Handeln der Spieler zu tun, sie hat nichts mit den Spielern zu tun, sie hat nichts mit dem Spiel zu tun.
Wie kann sie, wenn sie die Umwelt für die fiktiven Charaktere ist, denn "nichts mit ihnen zu tun haben"? Sie ist ja das, mit dessen Hilfe die Charaktere interagieren, sie definiert die Chancen, die Grenzen, kurz: die Möglichkeiten - und könnte demzufolge kaum mehr mit ihnen zu tun haben, oder? Nur, daß man sie als "eigenständige Identität" behandelt, löst sie ja nicht aus dem Beziehungsgeflecht.

Nebenbei, wie verhalten sich denn nun Deines Erachtens der gemeinsame Vorstellungsraum und die Bühne zueinander?

Offline Beral

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #27 am: 9.07.2008 | 22:06 »
Aber was ist das dann? Du sagst: Es gibt da diese Welt, in der die Figuren leben. Fein. Aber dann tut sie nichts. Sie hat nichts, mit dem Handeln der Spieler zu tun, sie hat nichts mit den Spielern zu tun, sie hat nichts mit dem Spiel zu tun. Sie ist dann einfach und dort passieren Dinge. Warum diese Dinge passieren, kann man nicht mehr erkennen.
Diese Welt ist eine Parallelwelt. Sie wird von den Spielern (oft unter Zuhilfenahme von vorgefertigtem Material) geschaffen und am Laufen gehalten. Die Spieler versetzen sich in diese Welt. Das Spiel hat zentral damit zu tun, das Handeln der Spieler ebenfalls.

Ich stelle jetzt sogar die Hypothese auf, dass es ohne diese Parallelwelt kein Rollenspiel geben kann.
Lässt sich diese Hypothese entkräften? Ein Beispiel würde reichen.
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Offline 1of3

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #28 am: 9.07.2008 | 22:07 »
Zitat
Wie kann sie, wenn sie die Umwelt für die fiktiven Charaktere ist, denn "nichts mit ihnen zu tun haben"?

Die Spielwelt soll nicht mit Hilfe real-weltlicher Dinge konstruiert werden. Sie existiert also nicht, weil sie jemand so will, weil sich Leute geeinigt haben oder sich irgendwas denken. Sie existiert einfach irgendwie irgendwo.

Da leben vielleicht sogar Leute drin, aber man kann nicht mehr erkennen welche Leute davon Figuren in einem Spiel sind, das von außenstehenden Wesen gespielt wird, denn diese Welt ist einfach und zu wissen, wie sie mit unserer realen Welt in Zusammenhang steht, haben uns damit gerade selber vorenthalten.

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #29 am: 9.07.2008 | 22:18 »
Die Spielwelt soll nicht mit Hilfe real-weltlicher Dinge konstruiert werden.
Natürlich kann und wird sie mit realweltlichen Dingen konstruiert. Wenn ich sage: "Der Bauer heißt Alrik.", dann ist das ein Eingriff von mir in die Spielwelt. (Ungefähr so, wie Gott von außerhalb in unsere Realität eingreifen könnte oder wie ein Programmierer von außerhalb in ein Programm eingreift. - Das Programm existiert auch ohne den Programmierer. Aber der Programmierer hat das Programm geschrieben und kann es verändern.)

Zitat
Da leben vielleicht sogar Leute drin, aber man kann nicht mehr erkennen welche Leute davon Figuren in einem Spiel sind, das von außenstehenden Wesen gespielt wird,
Doch, von außerhalb kann man das erkennen.
Ein Spieler aus dem bereich "Spielergruppe" kann erkennen, welche Figur in der Spielwelt von Spielern gesteuert wird und welcher nicht.
Eine spielweltinterne Figur kann das nicht. (Es sei denn, die Spielwelt enthält ebenfalls eine Rollenspielgruppe, die Rollenspiel betreiben.)
Von innerhalb ist es also nicht zu erkennen.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #30 am: 9.07.2008 | 22:22 »
Also wenn es die Fiktion ist auf die sich die Gruppe geeinigt hat dann isses doch der SIS. Dann sind wir ja fertig ;D

Ich verstehe Ansonsten nicht was hier für ein Begriff von Existenz verwendet wird, vermutlich eher ein Ideologischer, so nach Platon, oder wovon wird hier gesprochen?

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #31 am: 9.07.2008 | 22:28 »
Die Spielwelt enthält ja auch Sachen, auf die sich die Gruppe nicht geeinigt hat:
Der Bauer hat einen Namen, obwohl sich die Spielwelt nicht auf den Namen geeinigt hat.

Damit ist der Name des Bauern zwar Bestandteil der Spielwelt, aber nicht Bestandteil der SIS. Erst, wenn sich die Gruppe auf einen Namen für die Gruppe einigt, dann ist der Name auch Teil der SIS.

Oder denke an die ganzen Geheimnisse, die nur der SL kennt: Diese Geheimnisse sind zwar Teil der Spielwelt, aber nicht Teil des SIS.

Offline Beral

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #32 am: 9.07.2008 | 22:35 »
Die Spielwelt soll nicht mit Hilfe real-weltlicher Dinge konstruiert werden. Sie existiert also nicht, weil sie jemand so will, weil sich Leute geeinigt haben oder sich irgendwas denken. Sie existiert einfach irgendwie irgendwo.
Wir reden nicht von irgendeiner Spielwelt, sondern von Spielwelten, die von Rollenspielern benutzt werden.
Für irgendwelche Spielwelten, die uns unbekannt sind, trifft das zu, was du sagst. Für konkrete Spielwelten trifft genau das Gegenteil zu.

Eulenspiegel hat einen wichtigen Punkt erwähnt. Während wir aus der realen Welt in die Spielwelt reinschauen können, ist der umgekehrte Weg in der Regel verschlossen. Mit der Ausnahme, dass wir explizit ein Tor aus der Spielwelt in die reale Welt öffnen.
Übrigens eine interessante Idee für ein Rollenspiel. Das würde das abstrakte Denken noch viel mehr fordern als es Rollenspiel ohnehin schon tut. Man würde nicht bloß eine Fiktion erschaffen, sondern aus der Fiktion heraus die Erschaffung dieser Fiktion reflektieren.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #33 am: 9.07.2008 | 22:36 »
Oder denke an die ganzen Geheimnisse, die nur der SL kennt: Diese Geheimnisse sind zwar Teil der Spielwelt, aber nicht Teil des SIS.
Ok, hier kann ich nachvollziehen dass die Spielwelt dann offensichtlich in der Vorstellung des SL existiert. Also muss die Spielwelt irgendwas mit der Vorstellung des SL bzw. allgemein gesprochen der Spieler zu tun haben.(?)

Der Bauer hat einen Namen, obwohl sich die Spielwelt nicht auf den Namen geeinigt hat.
Hier ist das aber wieder nicht der Fall. Der Bauer hat keinen Namen. Man weiß vielleicht dass er einen haben muss, aber de facto existiert keine Information über den Namen dieses fiktiven Bauern. Nirgendwo. Nicht hier und auch nicht in einem anderen Universum, zumindest wüsste ich davon nichts. Solchen Dingen Existenz zu unterstellen finde ich schon etwas seltsam, es sei denn wir benutzen hier einen sehr erweiterten Existenzbegriff.

Es sei denn natürlich ein Spieler dessen Vorstellung irgendwie maßgeblich für die Spielwelt ist hätte sich den Namen schon vorgestellt...

Also wenn ich das Recht verstehe ist die Spielwelt Fiktion, aber auch welche auf die sich niemand geeinigt hat? Wie wird sie denn dann eingegrenzt?

Offline 1of3

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #34 am: 9.07.2008 | 22:41 »
Ich wurde hier grade sechsfach ge-ninja-t. Ich zitier nochmal Berals letzten Beitrag, der da war als ich anfing:


Zitat
Diese Welt ist eine Parallelwelt. Sie wird von den Spielern (oft unter Zuhilfenahme von vorgefertigtem Material) geschaffen und am Laufen gehalten. Die Spieler versetzen sich in diese Welt. Das Spiel hat zentral damit zu tun, das Handeln der Spieler ebenfalls.

Ich stelle jetzt sogar die Hypothese auf, dass es ohne diese Parallelwelt kein Rollenspiel geben kann.
Lässt sich diese Hypothese entkräften? Ein Beispiel würde reichen.

Woher weiß ich denn, dass sich nicht mein Nachbar zwei Häuser weiter in die gleiche Parallelwelt versetzt und da irgendwen anders spielt?

Immerhin, ich lese, dass die Spieler diese Welt erschaffen und am laufen erhalten. Ich nehme mal, an dass die Welt nicht "läuft", wenn da niemand spielt. Sonst wäre ich nämlich langsam versucht hier Metaphysik-Verdacht zu erheben.

Wenn die Spieler jetzt aber die Welt laufen lassen, erreichen sie dies ja durch ein irgendwie geartetes Handeln. Nehmen wir mal an, sie kommunizieren und finden so eine Einigung, wie die Welt laufen soll. Dann ist es gerade der SiS, über den hier geredet wird, denn der ist per Definition das, was rauskommt, wenn die Gruppe sich auf irgendwas einigt.

Und darin liegt gerade die Eleganz der SiS-Idee. Das es sowas wie eine Spielwelt gibt, das war ja schon ein alter Hut, als jemand den SiS aufbrachte. Dieser Ansatz gab dem Ganzen aber eine neue Qualität, weil genau gesagt wurde, wie sich die Spielgruppe ihre persönliche Spielwelt konstituiert.


Eulenspiegels Einwand, dass der Bauer ja einen Namen hat, ist kein Widerspruch. Jedem in der Gruppe ist natürlich klar, dass der Bauer einen Namen haben wird. Es wurde noch nicht festgelegt welchen. Genauso wird das Kleid jener Frau eine Farbe haben. Da sind sich schon alle einig, sobald feststeht, dass die Frau nicht nackt ist.

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #35 am: 9.07.2008 | 22:53 »
Hier ist das aber wieder nicht der Fall. Der Bauer hat keinen Namen. Man weiß vielleicht dass er einen haben muss, aber de facto existiert keine Information über den Namen dieses fiktiven Bauern. Nirgendwo. Nicht hier und auch nicht in einem anderen Universum, zumindest wüsste ich davon nichts. Solchen Dingen Existenz zu unterstellen finde ich schon etwas seltsam, es sei denn wir benutzen hier einen sehr erweiterten Existenzbegriff.
Wenn du ein besseres Wort für "Existenz" kennst, dann nur her mit dem Wort. Sage uns, wie du dieses Verb nennen willst.

Ansonsten existiert nunmal ein Name.
Wenn mein Krieger zum Wirt geht und ihn nach seinen Namen fragt, dann ist es vollkommen legitim vom SL zu sagen: "Der Wirt sagt dir einen Namen. Ich bin mir zu faul, ihn mir jetzt auszudenken, aber dein Char kennt ihn jetzt."

Dieser Name ist nicht Teil des SIS, weil jeder Spieler einen andere Vorstellung von dem Namen hat. Vielleicht haben einige Spieler (inklusive des SLs) nichtmal eine Vorstellung des Namens. Dennoch hat der Wirt einen Namen und mein Krieger kennt ihn. Dieser Name muss also in der Spielwelt enthalten sein.

Woher weiß ich denn, dass sich nicht mein Nachbar zwei Häuser weiter in die gleiche Parallelwelt versetzt und da irgendwen anders spielt?
Das weißt du nicht.
Es kann ja sein, dass du dich am nächsten Tag mit deinen Nachbarn unterhältst und ihr feststellt, dass ihr beide das gleiche Setting bespielt, bloß an zwei verschiedenen Punkten.
Dann könnt ihr euch darauf einigen, dass diese beiden Handlungen in der gleichen Spielwelt stattfinden. (Oder ihr könnt beschließen, dass ihr doch lieber in zwei verschiedenen Spielwelten spielt.)

Ansonsten ist es mit der Spielwelt wie mit der realen Welt: Man muss nicht alles kennen. Vieles existiert, ohne dass es ein Mensch jemals herausfinden wird.

Zitat
Immerhin, ich lese, dass die Spieler diese Welt erschaffen und am laufen erhalten. Ich nehme mal, an dass die Welt nicht "läuft", wenn da niemand spielt. Sonst wäre ich nämlich langsam versucht hier Metaphysik-Verdacht zu erheben.
Nein, Metaphysik ist es definitiv nicht.
Aber es ist doch vollkommen irrelevant, WIE die Spielwelt läuft.

Ich kann doch auch Spielergruppen analysieren, ohne zu verstehen, WIE ein Mensch läuft, was dazu führt, dass sich elektrochemische Signale ins einem Gehirn so formen, dass es ein Bewusstsein gibt.
Ich habe keine Ahnung, wie Bewusstsein in menschlichen Gehirnen entsteht. Aber das ist auch nicht notwendig, um menschliches Handeln zu analysieren.

Offline Beral

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #36 am: 9.07.2008 | 22:56 »
Vergleichen wir die Spielwelt mit der realen Welt.

Reale Welt: Wir wissen, dass es irgendwo weit weg Städte gibt, Wälder, Berge. Wir wissen, dass es Tausende Tierarten gibt, die noch kein Mensch entdeckt hat. Wir wissen nicht, welche Tiere das sind, wir wissen nur, dass es sie gibt. Wenn wir in die Tiefe des Meeres abtauchen, können wir sie entdecken. Dann, erst dann, wissen wir etwas über diese Tiere.

Fiktive Welt: Wir wissen, dass es irgendwo Städte, Wälder, Menschen Tiere usw. gibt. Über manches davon haben wir recht genaue Informationen, über anderes gar keine. Es ist genau wie mit der realen Welt.

Wir wissen, dass in der Nachbarstadt 9837 Menschen leben, die alle einen Namen haben. Aber wir kennen nur die Namen von 22 Menschen. Sind die anderen deswegen namenlos? Nein, wir kennen die Namen bloß noch nicht. Kann mir jemand mit Sicherheit sagen, ob sich dieses Beispiel auf die reale oder die fiktive Welt bezieht? ;)

Für die Spielwelt gilt genau wie für die reale Welt, dass wir nur einen Bruchteil darüber wissen. Wir können aber Teile des Unbekannten erkunden. Dann wissen wir immer noch nur einen Bruchteil. Aber wir haben auch ein kleines bisschen entdeckt. Und das kann spannend sein. Im realen Leben genau wie im Rollenspiel.

Es ist also gar kein Problem, dass wir nicht alles über die Spielwelt wissen. Wir wissen nur so viel, wie wir bereits darüber entdeckt haben. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Spielwelt nicht von der realen Welt. Und deswegen kann das auch kein Hindernis sein. Deswegen braucht es keine vollständige Beschreibung der Spielwelt. Genauso wie es keine vollständige Beschreibung der realen Welt braucht, um damit umzugehen oder sie zu definieren. Die reale Welt ist mehr als das, was wir an Informationen darüber haben. Für die Spielwelt kann das gleiche gelten und das ist kein Problem.


Edit:
Ansonsten existiert nunmal ein Name.
Wenn mein Krieger zum Wirt geht und ihn nach seinen Namen fragt, dann ist es vollkommen legitim vom SL zu sagen: "Der Wirt sagt dir einen Namen. Ich bin mir zu faul, ihn mir jetzt auszudenken, aber dein Char kennt ihn jetzt."

Dieser Name ist nicht Teil des SIS, weil jeder Spieler einen andere Vorstellung von dem Namen hat. Vielleicht haben einige Spieler (inklusive des SLs) nichtmal eine Vorstellung des Namens. Dennoch hat der Wirt einen Namen und mein Krieger kennt ihn. Dieser Name muss also in der Spielwelt enthalten sein.
Ein schönes Beispiel. Und ein Beleg dafür, dass SIS und Spielwelt nicht das gleiche sind. Sie haben Schnittmengen, sind aber nicht identisch.
« Letzte Änderung: 9.07.2008 | 22:59 von Beral »
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #37 am: 9.07.2008 | 23:04 »
Ja das verstehe ich schon alles. Man geht halt einfach davon aus das da was ist das man noch nicht weiß, schön. Nur was hat das jetzt mit dem Spiel der Spielrunde und der Vorstellung der Spieler zu tun? Darum geht's doch hier. Was eine Welt ist weiß ich auch.

Offline 1of3

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #38 am: 9.07.2008 | 23:06 »
Zitat
Nein, Metaphysik ist es definitiv nicht.

Würd ich auch gerne glauben. Es fällt mir nur zunehmend schwer, denn was les ich da?

Zitat
Es ist also gar kein Problem, dass wir nicht alles über die Spielwelt wissen. Wir wissen nur so viel, wie wir bereits darüber entdeckt haben. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Spielwelt nicht von der realen Welt.

Hier wird impliziert, dass irgendwelche Statisten schon feststehende Namen hätten, bevor der von mir und meinen Mitspielern festgelegt wurde. Das bedeutet soviel wie, dass ich ihm gar keinen anderen Namen geben kann, als den, den er sowieso hat. Wer spielt hier eigentlich wen?


Offline kirilow

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #39 am: 9.07.2008 | 23:12 »
Hier wird impliziert, dass irgendwelche Statisten schon feststehende Namen hätten, bevor der von mir und meinen Mitspielern festgelegt wurde. Das bedeutet soviel wie, dass ich ihm gar keinen anderen Namen geben kann, als den, den er sowieso hat. Wer spielt hier eigentlich wen?

Mir scheint, dass Doc Boomslang doch schon recht nah dran war. Die Spielwelt ist eine Idee im platonischen Sinne, die die Spieler (unter mäeutischer Hilfe des SL) entdecken.
Halte ich zwar auch für eher Unsinn, scheint mir aber eine vertretbare Meinung zu sein.

Grüße
kirilow
Der Kummerkasten von Dr. Sommer-kirilow ist im rsp-blog Forum. Hier ist sein Postfach voll.

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #40 am: 9.07.2008 | 23:13 »
Hier wird impliziert, dass irgendwelche Statisten schon feststehende Namen hätten, bevor der von mir und meinen Mitspielern festgelegt wurde. Das bedeutet soviel wie, dass ich ihm gar keinen anderen Namen geben kann, als den, den er sowieso hat.
Klar, du kannst den Kerl Alrik nennen. Dann hieß der Wirt schon immer Alrik und hatte niemals einen anderen Namen.
Du kannst den Wirt auch Bernd nennen. Dann hieß der Wirt schon immer Bernd und hatte niemals einen anderen Namen.

Wenn du seine Familie fragst, wie lange der Wirt schon Alrik heißt, wird sie dir antworten, dass er so seit seiner Geburt vor 30 Jahren so heißt.
Wenn du jedoch einen Spieler fragst, wie lange der Name des Wirtes im SIS ist, wir er dir antworten: "Seit 5 Minuten."
Der Wirt selber existiert vielleicht seit 7 Minuten im SIS. In der Spielwelt existiert er jedoch seit 30 Jahren. (Wenn es Player Empowerment gibt, kann ein Spieler natürlich festlegen, dass der Wirt erst seit 20 Jahren in der Spielwelt ist oder dass er schon seit 100 Jahren auf der Spielwelt ist. Und er kann ebenfalls festlegen, dass der Bauer vor 5 Jahren untergetaucht ist und seinen Namen geändert hat. - Und der SL kann das sogar ohne Player Empowerment.)

Offline Beral

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #41 am: 9.07.2008 | 23:13 »
Hier wird impliziert, dass irgendwelche Statisten schon feststehende Namen hätten, bevor der von mir und meinen Mitspielern festgelegt wurde. Das bedeutet soviel wie, dass ich ihm gar keinen anderen Namen geben kann, als den, den er sowieso hat. Wer spielt hier eigentlich wen?
Jetzt nähern wir uns dem Unterschied zwischen realer Welt und Spielwelt.
Die Entdeckungen der realen Welt sind nicht von uns beeinflussbar, sie sind nur von uns entdeckbar. Die Entdeckungen der Spielwelt sind nicht nur von uns entdeckbar, sie sind auch von uns erschaffen.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #42 am: 9.07.2008 | 23:21 »
Die Entdeckungen der Spielwelt sind nicht nur von uns entdeckbar, sie sind auch von uns erschaffen.
Dieses "erschaffen" ist aber dann auf das Rollenspiel bezogen doch genau der Vorgang des Rollenspiels (aka "Exploration" nach Forge) und nichts anderes als das Verändern des SIS, also Einigung auf Fiktion. Oder wie?
Anscheinend muss das aber noch anders ablaufen, da es ja nicht der SIS sein soll. Sag doch mal einfach wie!

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #43 am: 9.07.2008 | 23:23 »
Nein, die Einigung findet genau so statt, wie beim SIS.
Der Clou ist jedoch, dass diese Elemente schon lange in der Spielwelt sind, bevor sie überhaupt im SIS landen.

Offline Merlin Emrys

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #44 am: 9.07.2008 | 23:32 »
Die Spielwelt ist eine Idee im platonischen Sinne,
Kannst Du das noch etwas ausführen? Schreibst Du ihr eine "höhere Seinsqualität" zu, von der die reale Welt nur eine abgeleitete ist? Daß also die Spielwelt die "vorfindliche Welt" schafft?

die die Spieler (unter mäeutischer Hilfe des SL) entdecken.
Nein, insofern nicht, als ja die Spieler nicht nur auf Aufforderung des Spielleiters (wie implizit auch immer sie erfolgt sein mag) Dinge entdecken; das ist nur ein Teilaspekt. Ihr Handeln (das im Rahmen der Wünsche des jeweiligen Spielers frei ist) ist ja tatsächlich ein formendes, kein entdeckendes Tun. 
Die Spielwelt ist also nicht nur eine "entdeckbare (fiktive) Welt", sondern auch eine veränderbare. Und vor allem ist sie, anders als der gemeinsame Vorstellungsraum, nicht nur der bereits gemeinsam entdeckte Teil, sondern zumindest in bestimmten Teilen mehr. (Ich bin mir nicht sicher, ob sie in anderen Teilen auch weniger sein kann. Wenn das nicht der Fall sein ollte, wäre der gemeinsame Vorstellungsraum wohl ein Teilbereich der Spielwelt.)

Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #45 am: 9.07.2008 | 23:34 »
Nein, die Einigung findet genau so statt, wie beim SIS.
Der Clou ist jedoch, dass diese Elemente schon lange in der Spielwelt sind, bevor sie überhaupt im SIS landen.
Mal ganz langsam: Die Einigung auf Fakten der Spielwelt findet genauso statt wie beim SIS? Aber dann ist es der SIS, weil das das einzige definierende Merkmal des SIS ist.

Die Elemente sind schon lange vorher drin? Vor was? Vor der Einigung? Erst dann landen sie schließlich im SIS.  Man einigt sich also auf die Inhalte die aber schon vorher drin sind?! Das kommt mir widersprüchlich vor.

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #46 am: 9.07.2008 | 23:42 »
Man einigt sich also auf die Inhalte die aber schon vorher drin sind?! Das kommt mir widersprüchlich vor.
Nein, das ist nicht widersprüchlich.
Die Spielwelt ist schließlich nicht nur dreidimensional, sondern vierdimensional. Das heißt, man kann die Spielwelt nicht nur in der Gegenwart, sondern auch rückwirkend ändern.

Das heißt, wenn ich festlege, dass der Wirt Bernd heißt, dann heißt er nicht erst seit diesem Moment Bernd, sondern er hieß schon die letzten 30 Jahre Bernd.
Das bedeutet, er hieß schon Bernd, bevor wir überhaupt festgelegt haben, dass er Bernd heißt.

Du darfst nicht vergessen:
Die Spielwelt ist für uns Spieler nur Fiktion.
Aber die Chars wissen in den seltensten Systemen, dass die Spielwelt Fiktion ist. Für die Chars ist die Spielwelt meistens Realität. (Bzw. wir stellen uns vor, dass die Chars sich vorstellen, dass sie in der Realität leben.)

Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #47 am: 9.07.2008 | 23:59 »
Aha, so meinst du das. Dann verstehen wir doch deutlich was anderes unter der Existenz eines fiktionalen Fakts. Für mich existiert etwas erst in der gemeinsamen Vorstellung in dem Moment der Einigung, was meist gleichzeitig der Moment der Bekanntmachung ist.
Man kann sich natürlich ohne weiteres gleichzeitig Vorstellen dass das in der fiktiven Welt schon länger so war (was wohl die Regel ist), das ist dann eben Teil des Fakts, was aber nichts daran ändert, dass es erst seit eben grade so ist (was die Fiktion der Spieler angeht). Die fiktive Welt wird im Moment der Einigung geschaffen, weil sie keine eigene Existenz oder Kausalität hat.

Aber dann enthält die Spielwelt nun zu jeden Zeitpunkt die gleichen Informationen für die Spieler wie der SIS. Wo ist der Unterschied für die Spieler?

Abgesehen davon widerspricht das auch deiner Aussage von oben, einzelne Spieler wie der SL könnten unabhängig von Einigungen der Spielrunde die Spielwelt beeinflussen. Denn wenn der SL irgendwas weiß was die Spieler nicht wissen und wenn er es in den SIS einbringen will, wird es abgelehnt oder kommt ganz anders, dann kann es nie Teil der Spielwelt gewesen sein, obwohl der SL das vorher vielleicht dachte.

Eulenspiegel

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #48 am: 10.07.2008 | 00:10 »
Abgesehen davon widerspricht das auch deiner Aussage von oben, einzelne Spieler wie der SL könnten unabhängig von Einigungen der Spielrunde die Spielwelt beeinflussen. Denn wenn der SL irgendwas weiß was die Spieler nicht wissen und wenn er es in den SIS einbringen will, wird es abgelehnt oder kommt ganz anders, dann kann es nie Teil der Spielwelt gewesen sein, obwohl der SL das vorher vielleicht dachte.
Klar, das kann passieren.
Ein Spieler (meistens der SL) geht davon aus, dass etwas Teil der Spielwelt ist. - Und wenn er es dann in den SIS einbringen will, wird es abgelehnt und er muss bemerken, dass es doch nicht Teil der Spielwelt war.
Das heißt, der Spieler kann sich nur über den Teil der Spielwelt im Klaren sein, der bereits im SIS ist. Von Teilen der Spielwelt, die nicht im SIS sind, kann er höchstens vermuten, dass sie zur Spielwelt gehören, er kann es aber nicht wissen.

Wir haben also: "Ich vermute, dass es zur Spielwelt gehört. - Ob es wirklich zur Spielwelt gehört, werde ich jedoch erst später erfahren."

Das ist imho auch der Hauptunterschied zwischen Spielwelt und SIS: Den SIS kennen die Spieler vollständig. Hier wissen die Spieler immer und zu jeder Zeit, was Teil des SIS ist und was nicht.
Was Teil der Spielwelt ist, dass wissen sie nicht.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Definitionssuche: Was ist eine Spielwelt?
« Antwort #49 am: 10.07.2008 | 00:16 »
Aha. Also die Spielwelt ist demnach der SIS plus all das was die Spieler vermuten was irgendwann mal im SIS sein könnte? Ok das könnte man so sagen. Dann ist die Spielwelt zwar völlig inkonsistent und zu keinen Zeitpunkt wirklich in ihrem Inhalt definiert, aber man könnte sich das so vorstellen.
Also geht es hier um Vermutungen der Spieler über den Verlauf der Fiktion im Spiel?