Ehrlich gestanden: Ich halte das für riesigen Unsinn. Viel Arbeit für nix. Im folgenden ein Begründungs-Rant, wer's nicht lesen will, darf's gerne überspringen.
Was ist denn letzten Endes der Sinn dieses Benchmarks? In der Industrie werden sie zwar primär eingesetzt, um sich mit anderen zu vergleichen, letzen Endes aber nur, um sich ein Ziel vorzugeben, das man erreichen möchte (z.B. haben die meisten Aktienfonds bestimmte Indizes als Benchmark gesetzt, und wollen nun mindestens so gut wie diese Benchmark abschneiden).
Das heißt, gäbe es das RPG Benchmark und ich könnte meine Runde mit anderen Runden darüber vergleichen, könnte ich nachher zu meinen Spieler gehen und sagen: Hört mal zu, wir haben ein Ingame / Outgame Verhältnis von 0,3, die Benchmark hat 0,6. Hier sollten wir besser werden.
Mal ehrlich: Wer mir so käme, den würde ich auslachen. Ich würde mich vermutlich auf dem Boden wälzen und während des Spiels so oft darauf anspielen, dass unser Verhältnis auf 0,2 sinken würde.
Warum sagt derjenige nicht einfach: Mir würde das Spiel mehr Spaß machen, wenn wir versuchen, mehr Ingame zu sprechen. Das ist eine Aussage, die ich so viel eher akzeptiere als dieses
argumentum ad verecundiam.
Der nächste Punkt ist die Durchführbarkeit. Es wird kaum jemanden geben, der sich freiwillig neben die Gruppe setzt und mit Eieruhr und Strichliste bewaffnet Statistik führt. Also bleibt nur die Aufzeichnung der Runde. Ehrlich gestanden habe ich besseres mit meiner Zeit zu tun, als mir eine Spielrunde noch mal von Band anzuhören und dabei Statistik zu führen. Da eröffne ich lieber eine zweite Runde.
Ich vermute einfach mal, dass es vielen Leuten in der Beziehung ähnlich wie mir geht, das Benchmark wird daher nur die Menge der Gruppen zusammenfassen, in denen
a) Mindestens ein Mitspieler viel Zeit hat
b) Mindestens ein Mitspieler glaubt, Probleme zu haben oder auf Schwanzvergleiche steht (sonst würde er in seiner vielen Zeit ins Schwimmbad gehen).
Die Messung ist daher kaum repräsentativ, es werden wahrscheinlich nur Schüler- und Studentengruppen überhaupt messen können und die werden es nur tun, um entweder ihre Mitspieler auf deren schlechtes Spiel hinzuweisen (ärmlich) oder um im Internet mit ihrem tollen Spiel anzugeben (ärmlich). Mit solchen Runden will ich mich gar nicht vergleichen, sorry.
Aber nehmen wir weiter an, dass wir tatsächlich eine große Menge von Runden haben, die an solch einer Benchmark teilnimmt. Wie erfolgt die Messung dann?
War dieser Satz jetzt Ingame oder Outgame? Zählt die Diskussion über die Aufstellung der Truppen zum Kampf oder ist das noch Rollenspiel im Offizierszelt? Die Werte werden sehr subjektiv sein, da sich nur wenige harte Zahlen finden lassen und wahrscheinlich kaum einer der Benchmarker wirklich Ahnung von Marktforschung und Statistik hat. Was gemessen wird, ist somit immer subjektiv, und zudem ist es nicht die Realität: Egal ob die Runde von Mr. Strichliste oder einem Mikrofon begleitet wird (oder gar einer Kamera!) - glaubt ihr, dass das Spiel noch so läuft, wie es normalerweise laufen würde? Dass nicht plötzlich alle Spieler sich so verhalten, wie sie sich verhalten, wenn sie beobachtet werden? Das wird keine sinnvollen Ergebnisse bringen. Natürlich könnte man die Kamera auch versteckt vor den Spielern montieren. Mal ganz abgesehen davon, dass man sich selbst trotzdem anders verhält (und meist ist es der SL, der solche Initiative entwickelt, der durch sein verändertes Verhalten die Gruppe maßgeblich beeinflusst), mal ganz abgesehen davon - meine Mitspieler heimlich zu filmen / aufzunehmen halte ich für ärmlich.
Nein, ich halte ein RPG Benchmark weder für erstrebenswert noch für durchführbar. Als Studienarbeit im Rahmen des BWL-Studiums könnte es aber ein ulkiges Projekt sein - so lange der Prof den daraus resultierenden Unsinn nicht auseinandernimmt.