Im Zeitalter des Internets und der Internet-Dealer muss man ja nicht mehr auf die Schnarchnasen der TV-Sender warten, bis die nach 2-3 Jahren aufwachen und mal zur Abwechslung was Gutes senden.
In diesem Fall moechte ich The Wire pimpen; erschienen als "Boxed Sets", und produziert von HBO, die ja auch verantwortlich zeichnen fuer "Rome", zum Beispiel, und fuer meine Begriffe ganz neue Standards bringen.
The Wire besteht aus 5 Staffeln, von denen je eine einen anderen "Problembereich" behandelt: von Strassenkriminalitaet, ueber Politiker, ueber Gewerkschaften, ueber den Schulbereich, und am Ende, in Staffel 5, ueber die Medien.
Ort ist Baltimore, im wesentlichen eine "schwarze" Stadt, mit einem Kriminalitaetsproblem, weitreichender Korruption, und hohen Polizei-Beamten, die Statistiken reiten, bis sie unter ihnen tot zusammenbrechen. Der Plotarch geht ueber alle Staffeln - Nebenfiguren haben ihre Story, die Stadt selbst auch, und insgesamt ist das Ding so clever und spannend aufgezogen, das mich bisher noch keine andere Serie so bei der Stange gehalten hat. Der Sucht-Faktor ist sehr, sehr hoch.
Erzaehlt wird die Story am Anfang aus der Sicht einer Polizei-Einheit, aber der Fokus wird immer weiter und zeigt viel mehr als das: Rassen-/Rassissmusprobleme, Kriminilitaet, Gesellschaft. Alle Figuren haben ihre Ziele und Wuensche, und auch Minderheiten kommen zu Wort: Da ist die lesbische (und tot-heisse Polizistin Kima) ebenso wie Omar Little, ein schwuler Raeuber, der Drogendealer ausnimmt; die Serie bricht mit den ueblichen Klischees, etwa wenn McNulty, der staendig die uebliche "chain-of-command" ignoriert eben *nicht* als "edler Rebell" gezeichnet wird, sondern als egoistisches Arschloch, der ueber mehrere Folgen hinweg erst Anstand lernen muss (und ich fuerchte seinen Rueckfall in Staffel 5 ...) ... und viele andere Charaktere, etwa Stringer Bell, der sein Drogenimperium fuehrt wie ein ganz normales "Business" - schliesslich studiert er im Abendcollege Wirtschaft.
Es braucht Arbeit, sich da reinzudenken, und ist sicher nichts, um sich berieseln zu lassen, aber The Wire zeigt, dass man intelligente Unterhaltung machen kann.