Für eine Geschichte/Erzählung/Film/Rollenspielabend im Resümee sind die Wahrscheinlichkeiten aber irrelevant.
1) Direkt sind sie irrelevant. Indirekt sind sie aber durchaus relevant:
a) Die Wahrscheinlichkeiten befinden darüber, ob jemand eine Sache überhaupt erst versucht oder es doch nicht tut.
b) Die Wahrscheinlichkeiten befinden darüber, ob eine versucht Aktion gelingt oder misslingt.
Und diese beiden Sachen sind dann für eine Geschichte/Erzählung/Film/Rollenspielabend im Resümee wieder relevant.
2) Ein Wert muss ja nicht zwangsläufig etwas über Wahrscheinlichkeiten aussagen. (Ich selber arbeite z.B. an einem System, das komplett ohne Zufall auskommt, und in dem es trotzdem Talente gibt.)
Ein Talent kann auch einfach aussagen, wie gut man in etwas ist, ohne dies mit Wahrscheinlichkeiten zu verknüpfen:
Auto 0: Du kannst kein Auto fahren.
Auto 1: Du bist Fahranfänger.
Auto 2: Du bist erfahrener Autofahrer.
Auto 3: Du hattest bei der Polizei/Sicherheitsagentur eine spezielle Autofahrausbildung.
Auto 4: Du hast dir schonmal ein paar Verfolgungsjagden geliefert.
Auto 5: Du bist ein wahrer Profi, was Verfolgungsjagden angeht.
Der Wert sagt also etwas über deine Fahrkünste aus, ohne jedoch zufallsbasiert zu sein.
Versteh ich nicht was du unter Ableiten verstehst.
Kennst du DSA 4 oder Shadowrun 2 bzw. Shadowrun 3? Dort kam das Prinzip des Ableitens sehr gut vor. (Bei Shadowrun 2 gab es sogar eine richtig komplexe Tabelle, wie man mit welchem Talent auf welches andere ableiten kann. - Das war mir persönlich dann auch zu komplex und ich bevorzuge in dieser Hinsicht eher die vereinfachte Variante aus Shadworun 3.)
Aber mal ein Beispiel für Ableiten:
Du hast ein Messer, aber nicht das Talent Messerkampf. Dafür hast du das Talent Schwertkampf. Also kannst du ableiten. Das bedeutet, du benutzt das Messer mit dem Talent Schwerter. Weil ein Messer aber nunmal kein Schwert ist, bekommst du Abzüge darin. (Sagen wir mal, der Unterschied zwischen Schwerter und Messer ist mittelmäßig. Das heißt, du bekommst einen Abzug von 4. Du hast das Talent Schwerter auf 7. Mit dem Abzug von 4 erhältst du also 3. Das heißt, du darfst das Messer mit einem Talentwert von 3 führen.)
Ich nehme mal Angel als Beispiel. Hier überlappen sich Sports und Acrobatics ziemlich heftig (was ich persönlich für schwachsinnig halte und wohl auch im neuen cinematic Unisystem abgestellt wurde). Ich müsste also ableiten, welche Fähigkeit evtl. für welche Aktion geeigneter ist. Klettern z.B. oder Balancieren.
Ich nehme mal an, mit Sports meinen sie Athletik. - Weil die Aufteilung in Akrobatik und Sport macht wirklich keinen Sinn.
Und wenn man die beiden Talente Akrobatik und Athletik hat, dann wird auch ziemlich schnell ersichtlich, wie man das Aufteilen kann: Athletik hat alles damit zu tun, was mit Ausdauer und Konstitution zusammenhängt und Akrobatik hat alles damit zu tun, was mit Körperbeherrschung und Körper verbiegen zu tun hat.
Klettern und Balancieren wären also beides Akrobatik. (Und falls jemand kein Akrobatik hat, darf er ableiten und Athletik mit einer Erschwernis von 4 benutzen.)
Das ist mit den 18 Fähigkeiten von Angel schon schwer genug. Mit 100 Fertigkeiten (GURPS oder whatever) wäre mir das jedoch nicht möglich.
Also wenn man in Angel so blöde Ausdrücke wie "Sport" und "Akrobatik" als verschiedene Talente benutzt, wäre mir das auch zu schwer. - Da wäre mir das aber auch schon zu schwer, wenn sie nur 5 Talente zur Verfügung haben.
Bei Gurps mit seinen 100 Fähigkeiten habe ich dieses Problem jedoch nicht: Hier ist immer ziemlich klar, welche Fähigkeit was ermöglicht.
Es kommt also nicht auf die Menge der Fähigkeiten an, sondern darauf, wie intelligent der Autor diese Fähigkeiten benennt. (Bei Gurps mit seinen 100 Fähigkeiten habe ich scheinbar weniger Probleme als bei Angel mit 18 Fähigkeiten.)
Merken könnte ich mir das jedenfalls nicht.
Du musst ja nicht alle 100 Fähigkeiten erlernen. Das ist sowieso ein großer Fehler, den viele Anfänger machen. Es ist hier wesentlich sinnvoller, sich auf vielleicht 20 Fähigkeiten zu beschränken und diese zu erlernen. (Falls dann doch mal eine andere Fähigkeit gefragt ist, hilft halt wiegesagt immernoch ableiten.)
Aber als Techniker muss man nicht mit der Waffe umgehen können. Und als Soldat muss man keine Flugzeuge reparieren können.
Noch besser fände ich es mit der Möglichkeit zu spezialisieren, wie die nWod oder AFMBE es erlauben.
Klar. Aber ob ich nun wenige verschiedene Talente mit Tausend Spezialisierungen habe oder gleich 1000 Talente ohne Spezialisierung, aber mit der Möglichkeit abzuleiten, nimmt sich nicht großartig. Regeltechnisch kommt dabei das selbe heraus.
Beispiel nWoD:
Heimlichkeit (Spezialisierung Diebstahl): 3 (4)
Beispiel imaginäres System:
Diebstahl: 4
Schleichen: 0
Sich verstecken: 0
verfolgen: 0
So, wenn ich nun jemanden verfolgen will, habe ich also die Möglichkeit, auf Diebstahl abzuleiten und dabei einen Malus von 1 zu kassieren. (Das heißt, ich würfle so, als ob ich verfolgen auf 3 hätte.)
Wie du siehst, sind diese beiden Systeme im Prinzip völlig identisch. (Und Talente, die man nur mit 0 kann, schreibt man selbstverständlich nicht auf seinen Charbogen.)
Aber dann ist die Grenze für mich erreicht, denn nachvollziehbare Ergebnisse erziele ich auch mit weniger Fertigkeiten und haben für mich auch hinter der Spielbarkeit anzustehen und all diese Fertigkeiten zu verwalten und zu überschauen ist mir zu viel Act.
Wiegesagt: Jeder Spieler sollte für seinen Char höchstens 20 Talente oder so auswählen.
Das reicht völlig. - Auf die anderen Fähigkeiten kann er zur Not über Ableiten zugreifen.
Und wenn auf deinem Charbogen nur 20 Talente stehen, dann gibt es auch kein Problem mit der Verwaltung.