Wie ich oben schrieb funktioniert das bei mir auf erotischer Ebene eben einfach nicht. Damit die Szene funktioniert müsten also andere Register gezogen werden, damit ich meinen Spaß daran hätte. Ersetze in deiner Szene einfach Homosexualität durch Nekrophilie oder Sodomie und versuch dir vorzustellen, was du dabei empfindest. Wenn Erotik dabei an letzter Stelle ist, dann ist das etwa so, wie solche Szenen bei mir ankämen.
"Nicht antoernen" ist aber noch einen Tacken anders als "anwidern".
Und, ja, wenn ich als Leser Dinge lese, wie etwa Poppy Z Brite sie schrieb (da waren auch durchaus Nekrophilie und Kannibalismus dabei), dann toernt mich das auch nicht an, aber ich akzeptiere, dass es *die Charaktere* antoernt. Von Identifikation halte ich persoenlich nicht allzu viel - ich *bin nicht* meine Charaktere und waere auch etwas verstoert, wenn meine Leser geistig zu ihnen *werden*.
Seine sexuellen Vorlieben für junge Buben kann ich nicht nachempfinden, aber im Übrigen ... es klingt natürlich komisch, wenn ich sage, dass ich mich mit einem Mörder und Schlächter eher identifizieren kann als mit einem Homosexuellen, aber es ist tatsächlich so. Das soll keine Wertung sein ( so á la Homosexuelle stehen unter Mördern ) um Spaghettimonsters Willen. Homosexualität ist einfach nicht da bei mir. Es heißt ja immer in jedem Mann wäre auch eine homophile Ader. Das kann ich bei mir nicht bestätigen. Aber Gewaltbereitschaft, Mordgelüste, dunkle Triebe ... ja, sowas kenne ich. Als hoffentlich gesunder Mensch geh ich diesen Gedanken nicht nach, aber sie sind da und wo ich die "Dämonen" bekämpfe, da ist Hamann ihnen erlegen. Ja - er ist schon ein Stück weit Identifikationscharakter.
Muss man homosexuell sein, um sich da reinzudenken? (Kein Vorwurf, keine "gefuehrte Frage", ich habe genauso Probleme, mir eine reine Heten-Welt vorzustellen wie Heten sich wohl keine reine Homo-Welt vorstellen koennen ... oder doch wenigstens die meisten). Aber - wenn Hamann als Metzger als Identifikationsfigur funktioniert - aber gleichzeitig ein homosexueller Lustmoerder/Serienmoerder war, trennst du das dann geistig ab? (Ernst gemeinte Frage).
Ich wollte nur Dein Verständnis wecken, dass Du in einem eher hetero geprägten Umfeld mit einem weniger zielgruppenkonformen Produkt einfach mit den Konsequenzen leben musst.
Muss ich das? Das klingt ein bisschen nach der Diskussion, die gerade in UK laeuft, dass betrunkene Frauen "damit leben muessen, dass sie vergewaltigt werden". Dadurch, dass ich aus dem Heten-Einheitsbrei herausrage, muss ich damit rechnen, dass man vor mir warnt?
Mach was Du willst, aber beschwer Dich dann nicht, dass es so läuft wie es läuft. Weder Deine Träume noch die reine universelle Gerechtigkeit, sondern unsere reale Gesellschaft sind der Ausgangspunkt für Erfolg.
Wie gut, dass ich den Erfolg in meinem Brotberuf habe
Nenn's Kompensation.
Die SR-Leser sind einfach keine nach allen Seiten offenen Leser (niemand ist das), sondern haben bestimmte Erwartungen. Nicht erfüllte Erwartungshaltungen sind, wie ich in den letzten Jahren herausbekommen habe, die wichtigsten Gründe für schlechte Rollenspielrunden. Rollenspieler wollen mit dem bedient werden, das sie toll finden. So einfach funktioniert das. Wenn Du solche Gesetzmäßigkeiten durchbrechen willst, musst Du deutlich besser und innovativer sein als nur ein solider Autor.
Ist definitiv ein Lebensziel.
Vielleicht wäre es ja besser angekommen, wenn im Klappentext gestanden hätte, dass der Protagonist homosexuell ist. Das könnte verhindern, dass sich überhaupt erst eine falsche Erwartungshaltung bildet.
Eine "Erwartungshaltung", die lautet, dass alle Hauptcharaktere maennlich und hetero sind, sehe ich eher als geistige Traegheit. Ein Leser, der akzeptiert, dass Drachen Konzerne leiten und Magier sich in der Astralwelt duellieren, kommt nicht damit klar, wenn der Hauptcharakter kein Hetero ist?
Ich habe vor vielen Jahren mal einen Kinofilm gesehen (dessen Titel ich leider vergessen habe), der sich um eine sehr romantische Liebesgeschichte zwischen einem Mann und einer Frau drehte. Erst ganz am Schluss vom Film gab es dann eine Sexszene, bei der sowohl dem Protagonisten als auch den Zuschauern klar wurde, dass die gutaussehende junge Frau tatsächlich ein Mann war.
The Crying Game - ein queerer Klassiker. Und ich fand die Wendung toll.
Und die "Sex-Szene" bestand in einem Blowjob. Moral: Blowjob von einer Frau ist toll, Blowjobvon einem "Mann" ist ...
Wenn man eine "Überraschungsparty" feiert, muss man eben 100% sicher sein, dass das dem Wohnungsbesitzer auch wirklich gefällt, sonst geht man damit baden.
Die Sicherheit gibt's nirgends ... Und wenn man gar kein Risiko eingeht, dann kommt ein Holbein dabei raus, wobei ich "Hohlbein" als Genre verstanden wissen wollte und nicht als Autor.
Es sollte eine spannende Geschichte sein und dabei ist die sexuelle Ausrichtung der Charaktere eher unwichtig. Aber natürlich indentifiziere ich mich als Frau mit einem männlichen Hauptcharakter eh weniger von daher stört es mich auch nicht, wenn er andere Neigungen hat als ich (wobei wir dann eigentlich die gleichen haben, wir finden beide Männer toll ).
Ansonsten kann mir durchaus vorstellen, dass Jungs, die Shadowrun spielen und dazu die Romane lesen, "schwul" eher als Schimpfwort betrachten. Einfach weil das SR-Universum mit Wummen und coolen Verbrechern diese Art Menschen eher anspricht.
Ich kriege von Frauen auch nie das "DIE SIND JA AALLE SCHWUL"-Brett vor den Kopf. DAnke dafuer.
Tomaten mag ich nicht aber ich würde sie nicht verbannen. Was ist daran "interessant?". Am liebsten lese ich meine Bücher ohnehin ohne sexuelle Einstellungsfragen. In den wenigsten Büchern wird überhaupt gesagt ob jemand hetero ist. Was ist das denn für eine Selbstwertschätzung, wenn homos erstmal davon ausgehen, solche Charaktere wären hetero? Wenn es nicht definiert ist gibts auch wieder nicht so viel Heteroliteratur bzw ist für jeden was dabei.
Nicht wirklich - wenn du drauf achtest (und das tue ich als Leser), dann wird dir klar, dass die Anzahl schwuler oder bisexueller Charaktere im Mainstream im Promille-Bereich liegt.
und nein, bedrohlich ist etwas nur, wenn man ihm nicht ausweichen kann. Man wird ja noch nicht gezwungen schwul zu sein um als tolerant zu gelten.
Das "noch" gibt der Sache aber eine etwas andere Richtung.
schon, aber wenn du dich angegriffen fühlst ist das dein Problem. Ich hab eine Bekannte, die sich sehr für Frauenrechte, Lesbische Bez. (selbst hetero) einsetzt, in Frauenreferaten tätig ist usw, die fühlt sich auch sehr schnell angegriffen. Das ein Hetero sich aber u.U. auch angegriffen fühlt wenn man ihm ständig was unterstellst, oder selbst etwas, das wahr ist als schlechten Charakter aufbauscht, daran denken die wenigsten.
Ich fuehle mich nicht angegriffen - mich machen solche Rezensionen nachdenklich, teilweise irritieren sie mich. Ein "Angriff" ist was anderes.
Du kannst ja nichtmal sicher sein ob es dem Kritiker überhaupt misfallen hat. Vielleicht ist er sogar Homo?!
Wohl nicht ... Homos lesen das Buch anders.
Und hier im Forum verstehen viele auch nicht den Wirbel darum.
Denen steht es frei, den Thread zu ignorieren.
Ich habe zwei sehr gute Bekannte, die schwul sind und oft darüber reden. Das Thema ist spannend, weil die generelle Motivaion und das gesellschaftliche Wertesystem der Leute bisweilen ein gänzlich anderes ist. Daraus entstehen sicher auch Plots, die für Bücher interessant sein können.
Die Auseinandersetzung mit Homosexualitaet ist ja nicht der *einzige* Plot. Sonst waere ich damit zu Gmuender gegangen.
ich würde mich an deiner stelle mit dieser kritik einfach gar nicht beschäftigen-weil unqualifiziert. es gibt ja nun wahrlich genug bücher, comics und filme in denen ausschließlich weiße,heterosexuelle, mittelschicht männer die protagonisten sind. wer homo/transphob ist soll die halt lesen/ansehen und fertig.
Sicherlich. Die Frage fuer mich ist,
- ob ich mich unsichtbar machen soll (denn die Themen gehoeren zu meinem kreativen Schaffen dazu) in dem ich so tue, als waere ich eine cisgenderte Hete
- ob ich einen Platz "im Mainstream" habe
- oder ob ich mich selbst ghettoisiere, sozusagen im vorauseilenden Gehorsam gegenueber dem Geschmack "der ueblichen maennlichen Hete".
Die Entscheidung beeinflusst durchaus, *wie* ich meine naechsten Buecher schreiben werde, bzw wie ich die naechsten Romane angehe. Gut, der naechste Roman *wird* ein Schwulenroman, darauf ist er ausgerichtet, das soll er sein, das mache ich mit Absicht - aber bei den naechsten 3-4 Romanen, die ich im Kopf habe, steht die Entscheidung noch nicht fest. Als Transgender wird man mir in den Schwulenverlagen vermutlich auch ins Kreuz treten, die haben naemlich wieder ihre eigenen Schubladen, und teilweise ist das uebelst frauen- und transfeindlich.
und die idee, dass homosexualität nur dann auftauchen dürfe wenn das auch irgendwas tolles mit dem charakter macht, ist ja nun wirklich total bescheuert. warum sollten für das auftreten von homosexuellen charaktären andere maßstäbe gelten als für heterosexuelle? ich hab jedenfalls noch nie gehört dass sich jemand über das vorkommen von heterosexualität beschwert hätte, weil das nichts mit dem charakter macht/oder der geschichte. ( die behauptung dass das in vielen filmen/büchern etc. gar nicht auftauchen würde ist auch falsch. es ist schlichtweg so, dass dem heterosexuellen zuschauer/leser die heterosexuelle bemerkungen /anspielungen gar nicht auffallen)
Das denke ich auch.
abgesehen davon möchte der schwule leser vielleicht auch mal ein schwules buch lesen in dem es nicht um coming-out und aids geht- meine güte.
*lol* Darauf setze ich mit dem Nicaragua-Exposee.
Richtig solide Action-Story mit heissem Sex.
dieses ganze "ich hab ja nichts gegen schwule aber gelaber ", heißt im grunde doch immer nur "ich habe etwas gegen schwule und zwar..."
Ich halte es fuer Angst, Unsicherheit, oder einfach die Tatsache, dass man darueber noch nicht reflektiert/das ganze geistig noch nicht durchdrungen hat. Auch das waere ein Grund fuer mich, im "Mainstream" bleiben zu wollen - eine *andere* Sicht der Dinge zeigen. Nicht bekehren oder so ein Bullshit, sondern einfach mal eine "divergierende" Sicht nicht wegzensieren (denn Selbstzensur ist noch schlimmer als Fremdzensur).
Was haben Vadim, Ras Chandra, Mischko und Voiata gemeinsam?
(...)
AlexW, ich glaube, du hast eher ein Problem damit, der mangelnden Flexibilität bezichtigt zu werden. Möglicherweise nicht ganz grundlos. Ein strenger Kritiker könnte da durchaus Mary-Sue-Charaktere reininterpretieren. Je deutlicher die immerwiederkehrende Ähnlichkeit der (Haupt-)Charaktere zutage tritt, desto eher stößt das halt einem verwöhnten Leser auf.
Wundert das wirklich wen?
Damit machst du einen Nebenkriegsschauplatz auf, und da du mir gerade im Chat bestaetigt hast, dass das als persoenlich gemeinter Angriff gemeint war, willkommen auf meiner Ignore-Liste. Den Vorwurf gegen mein Schreiben, mich als Person und Autor muss ich mir nicht bieten lassen, nichtmal im Spass, und nichtmal, wenn einer von uns menstruiert. Danke, hab ein schoenes Leben.
... der Hintergrund der Homosexualität in Kettenhund war glaubwürdig. Der Hintergrund wäre in der realen Welt auch für mehr als einen Fall von Homosexualität gut. Nur, wenn's schon wieder der Hauptcharakter ist, nun ja. Not even my cup of tea, weil Bis repetitia non placent (Wiederholungen gefallen nicht). Da hätt's dann doch ne Lesbische Psychobitch from Hell oder ein Bisexueller Troll sein können.
Okay, extra fuer dich baue ich eine lesbische Psychobitch ein.
Wie einige andere stört mich Homosexualität in Fiktion nicht (Wäre als Bi-Kerl auch irgendwie komisch.), aber es gibt halt einige Klischees mit denen ich nicht so kann. Die tussigen Tucken wären ein Beispiel, obwohl ich das hin und wieder auch sehr gerne hab. (Was soll ich sagen, bin Ralf König Fan.) Aber der über-männliche Homo ist inzwischen allerdings auch Klischee, genauso wie so vieles andere. Aber so wie Klischees nerven können, können sie auch nützen, korrumpiert oder persifliert werden. Kann nützen wie schaden.
Eine Sache ohne die ich im Moment leben könnte ist das "Schwul/bi/lesbische Beziehung = dysfunktionale Beziehung" Klischee, genauso wie "Ist der Haupcharakter stark und schwul oder weiblich, muß er in irgendeiner Form Mißbraucht worden sein.". Wobei das garnicht so sehr eine Kritik an Kettenhund ist (Fatimas Tränen hab ich bisher nicht gelesen.), sondern sich generell an eine gewisse Strömung derzeitiger Populärkultur richtet.
Ja, Point taken. Ich hatte selbst grosse Probleme damit, Voiatas Lover umzubrigen, weil damit das Klischee "alle schwulen Beziehungen fuehren zum Tod" verstaerkt wird (deshalb musste Nikita uebrigens ueberleben, anders als Yegor). Ich hatte mehrere Wochen uebelst Schreibblockade deswegen, weil ich den Kleinen nicht umbringen wollte. Und ich *werde* auch versuchen, das mal zu durchbrechen - die Probleme/die Message ist mir durchaus bewusst.
... Ich denke diese etwas unqualifizierte Kritik entspringt darüber hinaus auch einer eher homophoben Denkweise. Der Interessierte wird trotzdem noch das richtige für sich herauszulesen wissen. (Mich hats neugierig gemacht, mal eins deiner Bücher zu lesen.)
+
Auch ich denke, dass bei jeder Kunstrichtung es so ist...: wenn ein Künstler nicht seine/ihre eigenen Gedanken und Gefühle wiedergeben darf, dann geht beides unter, die Kunst und der Künstler.
Ich denke, so isses. Waschbaer sei Dank habe ich einen Brotberuf, der die Miete zahlt. Schreiben ist zwar die Berufung, aber ich muss nicht davon leben. Ich kann mir ein "Rueckgrat" also finanziell leisten. Vielen Autoren geht das anders.