Charaktere eines Romans müssen genauso an eine Zielgruppe verkauft werden wie eine Tüte Chips. Beim Roman hat man zwar schon bezahlt bevor man weiß was einem erwartet, aber an der letztendlichen Zufriedenheit ändert das nichts.
Ich glaube nicht, dass die Zielgruppe des verlinkten Buches sehr affin zu Schwulen ist. Absolutely NOT.
Mit meiner persönlichen Sichtweise hat das gar nichts zu tun, das ist eine professionelle Sichtweise.
Sorry, dass ich das so hart formuliere, Shadowrun-Literatur ist ja auch keine Kunst sondern Groschenromanstil. Entweder Du bedienst die Zielgruppe oder Du bleibst zuhause und überlegst, ob Du nicht in einem anderen Genre besser punkten kannst.
Ob man auch Groschenromane *schreibt* bei SR ist eine andere Frage. Maike Hallmann wenigstens schreibt keine Groschenromane, und mein Anspruch ist auch ein bisschen ein anderer als der typische Arztroman. Ich sehe auch nicht, dass SF/Fantasy/SP-Fans besonders "schwulen-affin" waeren - ich wuerde von den ueblichen 5-10% Schwulen auch hier ausgehen. Aber meine Zielgruppe sind nicht die Schwulen. Meine Zielgruppe sind Leute, die SR lesen. *Wie* ich den Roman und die Figuren gestalte ist dabei meine Entscheidung. Wie man am Ausstoss von Hollywood sieht, ist das Zeug, was fuer die groesstmoegliche Zielgruppe produziert wird, Dreck. Die Zielgruppe sollte ich bedienen, wenn der Roman als SR-Roman funktioniert.
Nö, Sexszenen in Büchern stören mich normalerweise nicht. Egal, ob homo- oder heterosexuell. Zumindest dann nicht, wenn sie irgendwie zur Handlung oder der Entwicklung der Charaktere beitragen bzw. irgendwas über sie aussagen. Ausufernd beschriebenes, sinnloses Rumgepoppe muss ich aber nicht haben. Wenn ich nen Porno will, dann gibts da genügend Material im Netz. (Hab ich mal gehört... ) Das muss dann aber nicht als Fantasy- oder Scifi-Roman getarnt sein.
Kommt irgendwie immer drauf an, wie sehr die Sexualität im Vordergrund steht. Wenns eine spannende Geschichte mit einem schwulen (klischeefreien) Protagonisten ist, der auch mal Sex hat, ist das für mich okay. Wenn sich aber das komplette Buch nur darum dreht, dass er auf Männer steht, würds mich vermutlich nerven. (aber das würde es auch bei Macho-Heteros, die ständig am poppen sind.)
Voellig nachvollziehbar. Und: The Internet is for porn...
Stört mich überhaupt nicht, bei diesem Buch sogar das Gegenteil. Es ist die logische Fortsetzung des Plots aus dem vorherigen Roman, was wundert sich der Herr also darüber, dass da die selben Protagonisten vorkommen? Ist genau wie bei "Altes Eisen", wo das halt vorkommt und den ich im Gegensatz zu Alex für einen der besten SR Romane halte. Ein bisschen Farbe und Charaktere, die schwul sind und sonst? Ist doch völlig lax und in der SR Welt noch viel nebensächlicher, als es das Heute ist.
Solange die Geschichte gut erzählt ist, können die Helden das meinetwegen auch mit Kindern, Tieren oder Gummienten treiben. So sieht man, das die Protagonisten Meta-Menschen mit Gefühlen und Schwächen sind. Ist ja nicht so, das das Thema die Bücher dominiert. Das einzige SR Buch wo es mich gestört hat war das mit Talon, der seinen toten Mentor hinterher trauert und die Usch sich aus Liebe zum Mann machen will. Aber das lag wohl eher an der allgemeinen Qualität des Buches und dem Plott, der so abgehoben war, das ich diese Passagen als nicht passend empfand.
Da die Zielgruppe der Romane aber aus Voll-Nerds besteht, halte ich es für sinnvoller das Thema nebensächlicher zu behandeln. Die sind da halt verklemmter als andere Zielgruppen.
Ich liebe Altes Eisen (habs auch mit 5 Sternen rezensiert...), mich hat da wirklich *nur* das Klischee-Tucken-Paar gestoert. Talon - oh ha, davor hat man mich eindringlich gewarnt ...
@Green Prophet
Zielgruppen sind ja nich gottgegeben sondern werden gemacht. Mehr schwule Shadowrun protagonisten führen letzendlich auch zu mehr schwulen shadowrun fans. Weil die ein groß teil der rpg Industrie als Zielgruppe nur weiße männliche hetero mittelschicht bedient hat - besteht sie jetzt halt auch zum Großteil aus dieser aus dieser. Wäre doch irgendwie für alle zum Vorteil diese zu erweitern.
Ich habe durchaus die Hoffnung, auch Leute anzusprechen, die mit den entsprechenden Spielwelten nix am Hut haben (also keine praktizierenden Rollis sind). Denn lustigerweise werden/wurden DSA/SR-Romane zum nicht unerheblichen Teil von Nicht-Rollis gekauft, so wenigstens Verlagsaussage...
Stimmt - ich kenne ein paar schwule Star wars/Star Trek-Fans , die fühlen sich in der Regel von ihren Idolen ja auch eher allein gelassen .
Und das, obwohl George Takei mittlerweile seinen Manager geheiratet hat.
Aber, ja, diese ganze amerikanische Heten-Heilewelt sowohl von SW als auch ST geht mir auch auf den Geist.
Wenn es ein Heteroklebriges-Beine-zählen-durch-zwei-teilen-und-aufrunden-Buch, dann wäre ich ein wenig enttäuscht, aber je nach Unterhaltungsangebot würde ichs (z.B. im Zug, nichts anderes da) einfach weiterlesen. Wenn es dann aber ein Homo-b-z-d-z-t-a-Buch ist, würde mir das nicht viel geben...das wäre, als würde man ein schwules Pärchen im Park sehen. Zur Kenntnis nehmen, Glück wünschen, weitergehen.
Voellig nachvollziehbar.
Wie gesagt, im hypothetischen Fall ginge ich davon aus, dass das hypothetische Buch ansonsten als Buch funktioniert.
Ich hatte mal überlegt, wie es wäre, Polygamie und/oder SM in reifer/ernsthafter Weise in einem Fantasy-Roman zu thematisieren. Weiß nicht, ob das Publikum dazu bereit ist, aber ich fänd's toll.
Polygamie gibt's doch in der ChickLit (Bridget Jones/Sex in the City) reichlich ...? Aber ja, ich wollet auch mal einen Sado-Praktizierer einbauen. Einer meiner Charaktere im Kettenhund ist ein Dom - aber das gehoerte wirklich nicht ins Buch, da wir ihn nie in seinem "natuerlichen Umfeld" erleben.
Ich weiß in meiner täglich Arbeit ein traurig Lied von Produktmarketing zu singen, das nicht zur vorgegebenen Linie passt. Ein Webdesigner wird z.B. beauftragt, eine Webpräsenz für eine bestehende Printlinie zu entwickeln - und die Firma ist sehr oft nicht wieder erkennbar, weil der Webdesigner 'ganz tolle' eigene Ideen hat. Die sind aber leider nichts wert, wenn sie sich nicht ins Gesamtbild einfügen. Es hilft nicht etwas als persönliche freie Kunst zu deklarieren, um damit seine eigene Unlust zu entschuldigen, dem Marketingkonzept zu folgen.
Ich selbst hätte ja sicherlich viel Spaß an einem SF-Roman mit authentischen Homosexuellen, aber ich glaube zu wissen, dass das bei der typischen Zielgruppe von SR eher nicht der Fall ist. Zumindest nicht für die Identifikationspersonen der Story.
Nun, den Verlag hat's nicht gestoert. Sie haben zwar gesagt, dass ich mit "Gegenwind" rechnen sollte, aber die entsprechenden Leute da fanden es absolut zu SR passend.
Und was SF als Genre angeht - in den Siebziger/Achtziger-Jahren hat sich da schon etliches getan, was mit Identitaeten und Geschlechten zu tun hatte und war auch durchaus mal provokant. Nur kippt im Moment das ganze Genre voellig ins Seichte ab.
ansonsten, in RL ist so eine Einstellung nunmal die Ausnahme, da wirkt es vielleicht unpassend wenn homo/bisexuelle "gehäufter" (immerhin drei), vermeintlich unmotiviert, einfach da sind als es im Alltag der Fall wäre einfach nur um an den Variablen zu drehen. Wenn es thematisch keine Rolle spielt (ich kenne die Bücher nicht) wirkts sicher "normaler" wenn solche Charakter eben so oft dran kommen, wie man ihnen begegnet. Es erfüllt ja sonst keinen Zweck. Und dann kann man das in einer Rezi auch mal erwähnen wenn es eben gehäuft auftritt, denn da steht keine Kritik, da steht "verwirrend", und das ist es dann wohl auch. Andere Autoren lassen vielleicht gehäufter Blondinen auftreten als es auf der Strasse der Fall wäre, dann wäre das auch erwähnenswert.
und als Hauptcharakter: Wieder, wenn es thematisch keine Rolle spielt würde ich es eher nicht lesen weil ich mich schlechter mit homosexuellen Charakteren identifizeren kann. Und auch nicht möchte.
Die Charaktere treten in Bezug auf den schwulen Hauptcharakter auf. Einer ist sein "Spiegelbild" auf der Geister-Ebene (und teilt entsprechende Neigungen), der andere sein Ex-Lover. Beide treten nur szenenweise in Erscheinung. Der andere (nr 3) ist der Bisexuelle, und der ist halt fuer alles offen (wie, denke ich, es bei SR in 2060+ generell ueblichjer ist, denk an die "Bi ist chic"-Bewegung...). Und Nr 4 ist die Hauptfigur.
Aber interessant, dass das "und ich will mich dessen auch nicth aussetzen" jetzt mehrfach genannt wird. Also doch bedrohlich/eklig.
Das Thema Sexualität und speziell Homosexualität passt meiner Meinung nach sehr gut zu SR.
Es geht um das Leben und Sterben auf der Strasse, organisiertes Verbrechen und Söldnertum.
Rollenspielromane hab ich bisher noch keine gelesen.
Aber zur Schwulenliteratur sage ich nur:
Querelle von Jean Genet gehört zu meinen Lieblingsbüchern.
Gut geschrieben sein muss es natürlich so oder so ;-)
Zu "gut geschrieben" - logo. Und, ja, fuer meine Begriffe sind nicht-hetero Ausrichtungen voellig Ok fuer SR. Nur scheinen wenige Leute in den Romanen das wirklich zu nutzen.