Mich stört es auch überhaupt nicht - oder sagen wir besser, es kümmert mich nicht, ob Charaktere heterosexuell oder homosexuell veranlagt sind.
Mir persönlich als Hetero-Frau stehen Liebesszenen zwischen Mann und Frau natürlich am nächsten (wobei ich sowieso finde, dass allzu explizite Beschreibungen zum Teil eher stören, als das sie dem Lesevergnügen förderlich wären. Manchmal jedenfalls, kommt immer drauf an.)
Und da ich eine heimliche Romantikerin bin und mir in den Geschichten, in denen eine Liebesbeziehung eine Rolle spielt, auch ein Happy End für die Beteiligten wünsche, kann ich mich mit Hetero-Beziehungen am ehesten identifizieren, aber durchaus auch genauso mit schwulen oder lesbischen Beziehungen.
(Und wenn das Ganze schrottig-kitschig geschrieben ist, dann mit hetero genauswenig wie mit homo *g*)
Letztens haben bei mir schwule Charaktere sogar einen ganz dezidiert positiven Eindruck hinterlassen (im Gegensatz zu "genauso gut oder schlecht wie hetero"). Und zwar war das im Star Wars Universum.
Seit Jahren war mir beim Lesen der diversen Romane des Expanded Universe schon aufgefallen, dass dort nie jemand schwul oder lesbisch ist. Dutzende von Romanen, hunderte von Liebesbeziehungen, zwischen Menschen und anderen Spezies und was weiß ich, aber immer brav zwischen Männlein und Weiblein. Das kann doch nicht sein, dachte ich, dass ein ganzes Universum hetero ist!
Dann kam Karen Traviss mit ihrem Beitrag zur "Legacy of the Force" Serie, 3 Romane, in denen Boba Fett und die Mandalorianer eine prominente Rolle spielen, und einer von diesen Mandalorianern, Boba Fetts Stellvertreter auf Mandalore, ist schwul. Das wird nicht herausgestrichen, nicht mal explizit ausgesprochen, sondern es ist einfach völlig selbstverständlich, dass er und sein Lebensgefährte zusammenleben und eine Adoptivtochter haben und so weiter.
Das fand ich richtig klasse. Diese Selbstverständlichkeit. Das war lange überfällig. Und so sollte das, finde ich, einfach immer überall sein.
Da fällt mir ein: der "Zweitheld" von Jonathan Kellermans Krimiserie um den Psychologen Alex Delaware und in einigen Romanen, in denen Alex nur am Rand vorkommt, auch die eigentliche Hauptperson, ein Polizist namens Milo Sturgis, ist auch schwul und angenehm klischeefrei. Explizite Liebesszenen schreibt Kellerman nicht, nur den "normalen" Beziehungskram zwischen Milo und seinem Freund Rick, aber die hätten mich bestimmt auch nicht gestört, wenn es sie gegeben hätte, einfach, weil ich den Charakter Milo sehr mag.