Hm, ich kenne das von Vermi beschriebene Problem rein gar nicht.
Ich habe noch nie einen fähigen SL getroffen, der ausschließlich unpersönliche
Kaufabenteuer oder Abenteuer nach Schema F
nach den SCs wirft und sie in diese hineinprügelt. (Wobei "fähig" heißt: Kann eine Gruppe/Kampagne längerfristig aufrechterhalten, ohne dass alles wegen Streitigkeiten oder Langeweile auseinanderbricht.)
Ich beziehe mich hier auch exklusiv auf Kampagnensituationen - einmalige Conabenteuer für verbreitete Systeme etwa, wo man noch gar nicht weiß wer kommt und was er für Charaktere mitbringt, die funktionieren natürlich nur mit 08/15-Abenteuern.
Selbst wenn ich meine langjährige SR-Zeit zurückdenke, wo das unpersönliche Schema-F-Auftraggeber-Abenteuer die Core Story darstellt, kam es nie zu solchen Auswüchsen.
Zum einen hatte ich Spieler, die Eigeninitiative gezeigt haben, und da kam es zu dem was Jens beschreibt:
mit Taverne meinte ich im Grunde das, was du sagst: die Taverne ist unabhängig vom Ort, sondern eher ein "Rahmen" in dem sich der Spieler seiner Darstellung hingeben kann, halt Dinge tun, auch ruhig selbst plotten, aber noch ohne das vorgegebene Abenteuer wirklich zu berühren. Das kommt danach dann und kann neue Impulse für den Raum "Taverne" bringen, indem Szenen kommen, auf welche die Spieler nie gekommen wären.
Je kreativer die Spieler sind desto weniger Abenteuer brauchts um das Spiel am Laufen zu halten. Und da Taverne und Action sich ja nicht ausschließen, kann auch ein Skyrock da Spaß haben und seine Ziele durchbringen (ich halte ihn für einen sehr kreativen Spieler der im Grunde nur ein Tavernensetting aber kein wirklich durchdefiniertes Abenteuer mehr braucht). Das ist quasi seine Art von Charakterspiel und er braucht dafür eben Gegner.
Das Abenteuer an sich ist dann eben ein "Schuss von außen", ausgeführt vom SL und hemmt diese Heimeligkeit der Taverne...
"Geplänkel" im Sinne von charaktermotiviertem Handeln muss nicht heißen, dass man einfach nur in der Taverne hockt und herausforderungsarm rumlabert. Man kann auch hier durchaus Herausforderungen bestehen und sich selbst auf die Socken machen, etwa in Form von Überfällen, in Form von Gefallen für Connections, oder indem man offene Rechnungen mit Leuten begleicht, die noch aus den "Abenteuern" stammen.
Ebenso hat es bei mir zum guten Ton gehört, dass auch die "Abenteuer" einen persönlichen Touch bekommen, etwa indem die Fraktionen der Connections darin verwickelt sind, es ein Wiedersehen mit ehemaligen Widersachern gibt die die Spieler auch persönlich nicht leiden können, oder womit auch immer man selbst ein unpersönliches Auftraggeberabenteuer würzen kann.
Und natürlich können und sollten auch die "Abenteuer" wiederum das "Geplänkel" befruchten: Wenn ein Johnson oder ein Elfenmagier die SCs arrogant behandelt und sie es erst einmal schlucken um die Mission nicht zu gefährden, dann muss das nicht heißen dass sie ihre Chance vertan hätten.
Sie können dann immer noch später privat wiederkehren, um dem Schnösel im Rahmen des Geplänkels eine Lektion zu erteilen - und da findet sich schon der Aufhänger zu den nächsten Sachen, denn ein Schnösel der es sich leisten kann ein Schnösel zu sein hat garantiert eine Fraktion hinter sich stehen, die wiederum mit anderen Fraktionen verfeindet ist. Siehe da, eine neue Gruppe von Männern mit Maschinenpistolen, die die Tür der SCs eintreten will, und eine neue Gruppe von Auftraggebern, deren Ansehen die SCs gewonnen haben.
Oder vielleicht kommt man im Rahmen der Racheaktion an heiße Ware aus dem Besitz des Schnösels, und der Versuch vertrauliche Mafiadaten oder ein teures Unikat von Kunstwerk zu verhökern kann wiederum ein Abenteuer für sich darstellen...
Insofern ist mir das Problem völlig fremd. Eine so schroffe Unterteilung zwischen personalisiertem, unabenteuerlichem "Geplänkel" und unpersönlichem, als einziges Herausforderungen lieferndem "Abenteuer" kenne ich überhaupt nicht aus meiner Spielpraxis, außer aus Horrorgeschichten aus Webforen.