Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir darum, dass vom Leser = Empfänger aus einer Äußerung des Schreiber = Senders sehr leicht eine Fehlinterpretation gezogen werden kann, wodurch ein verzerrtes Fremdbild entsteht. (So oben bei TAFKAKB und mir.)
Richtig.
Wobei ich mehr auf die Probleme hinsichtlich des Verstaendnis einer Argumentationsweise beziehungsweise Argumentationsrichtung einging als die Probleme hinsichtlich mehrdeutiger Begriffe.
Obwohl die Problemstellung zumindest verwandt ist.
Die Hauptunterscheidung liegt hierbei darin das die Begriffe tatsaechlich in der Betrachtung durch mehrere Persone eine unterschiedliche, tatsaechliche Bedeutung haben.
Das heisst es ist legitim unter dem Begriff "Dungeoncrawl" eine Spielweise zu verstehen die als Old School bezeichnet wird, ebenso wie es legitim ist darunter eine Spielweise zu verstehen die als Hack & Slay bezeichnet wird.
Erst wenn es zu der Interpretation kommt das die Aussage: "Ich spiele mit meiner Gruppe Dungeoncrawl" eigentlich lauten sollte "Ich spiele nicht gerne mit meiner Gruppe Dungeoncrawl" respektive "Ich spiele nicht gerne mit meiner Gruppe Dungeoncrawl und wuerde bevorzugt Detektiv Abenteuer spielen, was jedoch von der Gruppe abgelehnt wird." ist die bedeutungs Verschiebung aehnlich drastisch wie bei dem von mir geschilderten Szenario.
In diesem Fall liegt die Differenz im Selbstbild zum Fremdbild schliesslich nicht mehr darin das ein Begriff anders verstanden wurde, sondern das im Fremdbild eine ganze Reihe von Interpretationen hinzugefuegt wurden die in der urspruenglichen Aussage nicht enthalten sind.
Schliesslich steht dort nichts davon das der Schreiber Dungeoncrawls nicht mag, das die Gruppe Dungeoncrawls mag oder das der Schreiber einen Faible hinsichtlich Detektiv Abenteuer hat.
Man kann nun spekulieren wodurch diese Art der Interpretation beziehungsweise inhaltlichen Ergaenzungen kommen, durch Gefuehl des Lesers, eventuell durch die Projezierung / Transition des eigenen Selbstbild hin zum Fremdbild des Autors, allerdings ist es etwas bei dem der urspruengliche Autor, unter Umstaenden, nur schwer widersprechen kann.
Das heisst bei dem Dialog:
X: "Mit meiner Gruppe spiele ich Dungeoncrawl."
Y: "X würde gerne mal Detektivabenteuer spielen, aber seine Gruppe macht das nicht mit."
X: "Ich bin mit meiner Gruppe im reinen und spiele gerne Dungeoncrawl."
Ist es wahrscheinlich das Y die Aussage anerkennt.
Weil es sich um keine Argumentation handelt, die Komplexitaet niedrig liegt und daher die emotionale Einbindung seitens des Lesers gering ist.
In einem Dialog der sich wie folgt darstellt:
X: "Ich bin der Ansicht das die Handlungsweise unter diesen Paramtern vertretbar ist."
Y: "Du rechtfertigst die Handlungsweise weil du sie selbst vollziehst."
X: "Ich vollziehe die Handlungsweise nicht."
Ist es, imho, wahrscheinlich das Y die Aussage nicht anerkennt.
Weil es sich um eine Argumentation handelt, die Komplexitaet der Argumentation hoch ist [Vertretung einee Fremdbetrachtung durch X] und gegebenfalls eine starke emotionale Einbindung [die Handlungsweise wird als stark inakzeptabel empfunden] seitens des Leser gegeben wird.
Das heisst anstelle hinzunehmen das in der urspruenglichen Aussage keine Darstellung der eigenen Spielweise enthalten war, wird auf Basis der Korrektur der Aussage [Ich vollziehe X nicht] eher noch dazu geneigt als wahrscheinlich anzunehmen das sich dort jemand gerade selbst beluegt, zu gunsten seiner Selbstdarstellung.
Mein Problem mit dem Beispiel "Würfeldrehen" ist aber, dass ich glaube, dass jemand, der Würfeldrehen im Rollenspiel theoretisch als legitim ansieht (selbst unter stark einschränkenden Prämissen), dies auch in der Praxis tun wird.
Insofern ist es sehr gut geeignet, da diese Spannung zu Interpretationen fuehrt die massiv das Bild verzerren. Und darueber hinaus dazu fuehren das die Diskussion an sich tendentiell auf ein niedrigeres Niveau fallen.
Es erschließt sich mir nicht, wieso jemand, der der Überzeugung ist, ein bestimmtes Mittel fürs Rollenspiel sei legitim, dieses Mittel in einer kritischen Situation nicht einsetzt.
Weil nicht alle Parameter gegeben sind auch wenn einer oder mehrere, scheinbar gewichtige, Parameter erfuellt sein moegen.
Man koennte es als advocatus diaboli bezeichnen, allerdings trifft es das m.E. nicht, da man damit der Position gegenueber die man darstellt, eine innenwohnende, negative [teuflische] Komponente unterstellt.
Bei der Frage wieso ein Mord begangen wurde kann man, unter der Praemisse das ein Mord eine nicht einvernehmliche Gewalttat unter zwei Personen, darstellt des advocatus diaboli Gruende fuer diese Tat nennen.
Bei der Frage wieso z.B. bei einer Runde Wuerfel abseits der Regeln manipuliert werden ist meiner Meinung nach, das aufstellen der Praemisse das es eine in sich, fuer jede Runde, negative Handlung ist falsch, weshalb man es nicht unter den Aspekt des advocatus diaboli argumentieren kann.