Es ist eine Weile vergangen, seit Dienem GEspräch mit Syroxor. Seitdem hat er DIch nicht gerufen, und wie immer, in diesen Zeiten, hast Du wenig zu tun. [Schreib doch mal, was Iluan so in ihrer "Freizeit" tut]. Du hast eben ein karges Mahl auf deinem der wenig genutzten Balkone zu Dir genommen und aufgesehen zum Zyklenkreis, dessen leuchtende Bilder an der Decke der Haupthöhle den Morai die Möglichkeit geben, die Zeit eines Zyklus einzuschätzen.
Jetzt hast Du einen wenig benutzten Weg genommen als Du, schon wieder, Geräusche eines Handgemenges hörst. Du drückst Dich an die Wand und pirschst Dich im Schatten voran, bis Du um die Ecke etwas sehen kannst:
Im flackernden Schein einer Öllampe, die auf dem Boden steht, kannst Du auf der Balustrade dieser Nebenhöhle, zu der eine Treppe heraufführt, zwei Gestalten sehen, die sich umkreisen.
Eine ist eine Morai, eine Gardistin, wie Du an ihrem Wappenrock unschwer erkennen kannst. Die andere, blutüberströmte, muss ein Sklave sein, ein Mensch, muskulös, nur mit einem Schurz bekleidet und den Schädel kahl geschoren bis auf einen Zopf, der ihm vom Hinterkopf herabhängt.
Die Morai grinst ihn an, während sie immer wieder mit der Peitsche in ihrer rechten Hand nach ihm schlägt. Die Unterarmklinge in der Linken hat sie dabei doch abwehrbereit erhoben. Dabei zischt sie ihm höhnisch Beleidingungen zu, dass er bereuen werde, scih gegen seine Meister aufgelehnt zu haben und dass er, bevor sie mit ihm fertig sein, sie um seinen Tod anflehen werde.
Er umkreist sie vorsichtig, anscheinend unberührt von ihren Drohungen. Einigen ihrer Peitschenschlägen weicht er gewandt aus, doch auch bei denen, die ihn treffen, verzieht er nur kurz das Gesciht, den Schmerz scheint er beinahe zu ignorieren. Das kann ihm nicht leicht fallen, denn schon zeichnen seinen Körper viele rote Striemen, von denen einige aufgeplatzt sind. Und über seine Brust und am linken Unterarm ziehen sich Schnitte, die von ihrer Unterarmklinge stammen müssen.
Du erstarrst und überlegst, ob es nicht sinnvoller ist, Dich davon zu machen, nciht, dass die Morai Dich entdeckt. Doch Du kannst Dich von dem Schauspiel nciht losreißen.
Und dann erwischst Du Dich bei dem Gedanken, ob Du dem Mensch nciht helfen solltest!
Doch das verbannst Du ganz schnell aus Deinem Hirn, denn das hieße, eine Morai angreifen, und das ist unmöglich, Blasphemie! Niemals darfst Du Deine Hand gegen Deine Herren erheben. Das wäre entgegengesetzt allem, was Du gelernt hast, ganz abgesehen von den schrecklichen Strafen, die das für Dich bedeuten würde.
Du wirst aus den Überlegungen gerissen, als sich die Situation auf dem Sims ändert: die Gardistin schlägt mit der Peitsche nach dem Gesicht des Sklaven, als er sich darunter wegduckt gleitet sie vor und schwingt mit der Unteramklinge nach ihm. Er scheint dieses Manöver vorausgeahnt zu haben, denn er springt in ihren Schlag hinein, packt ihren Arm und tritt ihr gegen das Knie, das sich mit einem lauten Knacken in eine Richtung biegt, für die es nie vorgesehen war.
Mit einem schrillen Schrei geht die Frau zu Boden, aber der Sklave reißt sie hoch, einen Arm um ihren Hals, die andere Hand in ihre Haare gekrallt. Er zischt ihr etwas ins Ohr, was Du aus der Entfernung nicht verstehst und als sie versucht, einen Schrei auszustoßen, wirft er sie mit einer Drehung von der Empore. Es knackt laut, und noch im Fall wird ihr Körper schlaff und klatscht dann auf dem Boden auf wie eine Marionette mit durchgeschnittenen Fäden.
Der Sklave schaut ihr nach, wobei er sich den mit Blut vermischten Schweiß aus dem Gesicht wischt. Dann unterscuht er sein Wunden, schaut sich mit zusammengebissenen Zähnen die WUnde am Unterarm an, drückt an der Wunde auf der Brust herum, bevor er die Lampe nimmt und die Treppe hinabsteigt.
Er beugt sich über die Leiche der Morai, stößt sie mit dem Fuß an und versichert sich, dass sie tot ist.
Dann dreht er sich aprupt um, wohl um schnell dei Höhle zu verlassen, und erstarrt, als das Licht seiner Lampe direkt auf Dich fällt.
Einen Moment siehst Du Erschrecken in seinen Augen, dann spannt er grimmig die Züge und geht mit kontrollierten Schritten, angespannt und immer im Gleichgewicht, auf Dich zu. Durch Blut und Staub ist sein Gesicht zu einer Maske geworden, aus der seine grauen Augen herauszuleuchten scheinen.
Einen endlos lang erscheinenden Augenblick starrt ihr euch gegenseitig an. Dann dreht er den Kopf zur Seite und spuckt Blut auf den Boden. Seine Stimme klingt hart und der Schmerz, den er doch spüren muss, schwingt darin mit:
"Ich kenn Dich. Bist auch ne Sklavin, ja? Hör zu, hier ist nichts geschehen. Die Schlampe ist gestürzt und hat sich das Bein und das Genick gebrochen. Scheiße, kann passieren. Sollte ich ne andere Geschichte hören, ich hab genug Freunde, die Dir das Leben kurz, aber sehr schwer machen würden. Hoff mal, dazu kommts nicht. Verstanden?"
Er blickt Dich durchdringend an, und obwohl er unbewaffnet ist weißt Du, dass von Deiner Antwort abhängt, ob man hier eine oder zwei weibliche Leichen finden wird...