Autor Thema: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten  (Gelesen 72051 mal)

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Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #375 am: 23.01.2025 | 14:35 »
Das Thema ist komplex. Ab wann ist ein Rollenspiel jugendgefährdend?
Ist 'ne Definitionssache.

Gäbe es eine juristische Instanz für Spielethik, ...

Die gibt es. Sie nennt sich "Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz" (Bezeichnung bis 2021: "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien")
Und genaugenommen ist diese die Instanz, die Entscheidungshoheit besitzt.

Wobei diese Bundeszentrale sich zwar die Kontrolle von Spielen widmen soll, dann aber nur Computerspiele zum Inhalt nimmt.
Und bei Druckwerken wird auf den Bundespresserat verwiesen, der aber nicht indizieren darf sondern maximal eine Rüge erteilen kann.
Dann schreibt die Bundeszentrale wiederum auf ihrer Homepage:
Zitat
Strafrechtlich relevante Inhalte dürfen auch in Printmedien nicht verbreitet werden. Schwer jugendgefährdende Inhalte, die nicht strafrechtlich relevant sind sowie indizierte Medien bleiben Erwachsenen zugänglich.
...weist da aber nicht aus, ob sie selbst die Prüfstelle dafür ist oder wer sonst in Frage kommt.

Ich vermute, dass Pen & Paper Rollenspiele da wirklich "unter dem Radar" der Aufmerksamkeit fliegen.
« Letzte Änderung: 23.01.2025 | 14:45 von Boba Fett »
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Offline Fezzik

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #376 am: 23.01.2025 | 14:36 »
Ich bin verwirrt. Ist das ernstgemeint oder ein Gedankenexperiment weil man zu viel Zeit hat wichtigeres zu tun ?
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Offline unicum

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #377 am: 23.01.2025 | 14:39 »
Die gibt es. Sie nennt sich "Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz" (Bezeichnung bis 2021: "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien")
Und genaugenommen ist diese die Instanz, die Entscheidungshoheit besitzt.

Was du schon im zweiten Post dieses Stranges anno 16.09.2008 geschrieben hast,...  alles wiederholt sich, das Leben ist ein Kreis.


Online Hereagain

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #378 am: 23.01.2025 | 14:40 »
Bin auch etwas irritiert. In Zeiten in dem meine Grundschüler Squidgame schauen, würde ich es feiern, wenn sie eloquent einen Oger blutig ins Jenseits befördern und nicht jedes zweite Wort "Alter", "Digga" oder "Bro" ist. ~;D

Offline Boba Fett

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #379 am: 23.01.2025 | 14:47 »
Was du schon im zweiten Post dieses Stranges anno 16.09.2008 geschrieben hast,...  alles wiederholt sich, das Leben ist ein Kreis.
Naja, das ist 17 Jahre her...
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Offline unicum

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #380 am: 23.01.2025 | 14:56 »
Naja, das ist 17 Jahre her...

Ich hab, nachdem ich die Frage gelesen habe, mir die Seite 1 überflogen und sofort deine damalige Antwort entdeckt.

Offline Vanakalion

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #381 am: 23.01.2025 | 15:07 »
Willst du das wirklich so hart von der Rezeption durch die SpielerInnen und sämtlichen Spielanweisungen abkoppeln? Wenn ein Rollenspiel gewalttätige Handlungen nicht realistisch abbildet, ist es automatisch jugendgefährdend? Mir fällt da keins ein, für das das nicht gilt, und man schert die halt über einen Kamm. Das Problem an letzterem dürfte dir ja klar sein. Und realistische Gewaltdarstellung an sich finde ich auch nicht jugendschützend...das wäre ja gerade das Gegenteil von dem, was die FSK für Filme macht.
Ok, Gewaltkonflikte sind fast elementarer Bestandteil eines jeden Helden- oder Rollenspiels. Was ist schlimmer? Diese zu verherrlichen oder realitätsnah zu simulieren. Selbst Hârnmaster ist noch abstrahiert, wobei der Abstraktionsgrad sehr gering ist. Simulation hat einen Lehrinhalt, Abstraktion mit zunehmendem Abstraktionsgrad nicht. Insofern wird der Teilnehmer an einer Simulation zur Meidung von Gewalt erzogen. Sie wird zum allerletzten Ausweg. Die erwähnten Squad-/Stealthspiele machen genau dies. Taktieren mit List und Tücke ist hier elementar. Klar, es ist nicht schön, sich an ein Opfer heranzupirschen, um ihm von hinten die Kehle durchzuschnippeln. Es zeigt jedoch die Sinnlosigkeit, mit wehenden Fahnen als Ein-Mann-Armee einer Übermacht entgegenzustürmen. Über das realitätsnahe Resultat entscheiden keine Würfel, sondern harte Fakten. Würfel sind nur das maginale Zünglein an der Waage.
« Letzte Änderung: 23.01.2025 | 15:54 von Vanakalion »
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Offline Issi

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #382 am: 23.01.2025 | 15:17 »
Ich simuliere auch, dass meine Figur an blanken Felswänden raufklettert.
In der Realität würde ich das aber niemals freiwillig machen.

Bezüglich Gewalt: Ich kann zum Agressionsabbau auch mit nem gepolsterten Therapie  Knüppel auf etwas einprügeln oder mich mit jemanden zum Spaß duellieren.

Ziehe ich deshalb das nächste Mal einen echten Knüppel um auf jmd einzudreschen oder bin gefährdet das zu tun?

Wohl eher nicht.
« Letzte Änderung: 23.01.2025 | 15:21 von Issi »

Offline Swanosaurus

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #383 am: 23.01.2025 | 15:31 »
Ähm, hat irgendwer hier vor der Wiedererweckung mal geguckt, worin es im Eingangsbeitrag des Threads geht? Nein? Dann sollten hier vielleicht nicht alle ziellos-allgemein irgendwas dahinschreiben, was ihnen gerade zu "Gewalt" oder so einfällt. Es ging da um einen sehr konkreten Fall, den hier noch mal aufzurollen wohl wenig Sinn ergibt.
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Offline Vanakalion

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #384 am: 23.01.2025 | 15:34 »
Ich simuliere auch, dass meine Figur an blanken Felswänden raufklettert.
In der Realität würde ich das aber niemals freiwillig machen.
Hier greifen dann schon die Ambivalenzkonfliktmechanismen (Mut vs Vernunft), die jedem Rollenspiel fehlen. Hat der Akteur ordentlich Eier, wird er es höchstwahrscheinlich wagen, als Feigling, eher nicht. In der Realität tendierst du damit psychoanalytisch zur Übervorsicht. Das Extrem nennt sich Feigling.
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Offline Ludovico

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #385 am: 23.01.2025 | 16:13 »
@Vanakalion
Ich denke, ich kann Deine Gedankengänge nachvollziehen und aus einem gewissen Blickwinkel würde ich ihnen sogar zustimmen.

Gewalt ist bei Rollenspielen, bei vielen Computerspielen und auch Filmen ein akzeptiertes und angemessenes Mittel zur Problemlösung.
Die Darstellung der Gewalt reicht dabei von semirealistisch bis hin zu Cinematisch.
So würde die Kinderserie Ninjago nach Deiner Argumentation gewaltverherrlichend sein.

Du bist der Ansicht, dass bei einer cinematischen und somit weicheren und verharmlosenden Gewaltdarstellung diese verherrlicht wird.

Diesem könnte ich zustimmen, wobei ich die Wortwahl zu negativ erachte.

Die Frage ist, ob dies jugendgefährdend ist. Und das muss jeder Spieltisch für sich entscheiden.
Denn die Gewaltdarstellung variiert ganz stark von Spieltisch zu Spieltisch.
Gleichsam ist es fraglich, ob alles, was Gewalt nicht als abschreckend und unpassend als Lösung betrachtet, jugendgefährdend ist.

Ich selber sehe es an der Grundschule meines Kindes, dass die anderen Kinder recht ruppig miteinander umgehen. Kabbeleien gehören auch zum Alltag. Daran kann ich per se nichts schlechtes finden.

Ernstere Auseinandersetzungen gibt es auch. Und hier hab ich meinen Kind erklärt, dass sie durchaus Gewalt anwenden darf und soll. Es ist also in manchen Situationen ein passendes Lösungsmittel für Konflikte.

Folglich kann ich an spielerischer Darstellung auch einen anderen Blickwinkel nehmen: Es sind Spiele, die den Mitspielern Mut beibringen und auch beängstigende Aufgaben zu konfrontieren - mit Gewalt halt.

Offline Vanakalion

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #386 am: 23.01.2025 | 17:02 »
@Vanakalion
Ich denke, ich kann Deine Gedankengänge nachvollziehen und aus einem gewissen Blickwinkel würde ich ihnen sogar zustimmen.

Gewalt ist bei Rollenspielen, bei vielen Computerspielen und auch Filmen ein akzeptiertes und angemessenes Mittel zur Problemlösung.
Die Darstellung der Gewalt reicht dabei von semirealistisch bis hin zu Cinematisch.
So würde die Kinderserie Ninjago nach Deiner Argumentation gewaltverherrlichend sein.

Du bist der Ansicht, dass bei einer cinematischen und somit weicheren und verharmlosenden Gewaltdarstellung diese verherrlicht wird.

Diesem könnte ich zustimmen, wobei ich die Wortwahl zu negativ erachte.

Die Frage ist, ob dies jugendgefährdend ist. Und das muss jeder Spieltisch für sich entscheiden.
Denn die Gewaltdarstellung variiert ganz stark von Spieltisch zu Spieltisch.
Gleichsam ist es fraglich, ob alles, was Gewalt nicht als abschreckend und unpassend als Lösung betrachtet, jugendgefährdend ist.

Ich selber sehe es an der Grundschule meines Kindes, dass die anderen Kinder recht ruppig miteinander umgehen. Kabbeleien gehören auch zum Alltag. Daran kann ich per se nichts schlechtes finden.

Ernstere Auseinandersetzungen gibt es auch. Und hier hab ich meinen Kind erklärt, dass sie durchaus Gewalt anwenden darf und soll. Es ist also in manchen Situationen ein passendes Lösungsmittel für Konflikte.

Folglich kann ich an spielerischer Darstellung auch einen anderen Blickwinkel nehmen: Es sind Spiele, die den Mitspielern Mut beibringen und auch beängstigende Aufgaben zu konfrontieren - mit Gewalt halt.
Zunächst eimal wird der Begriff "cinematisch" sehr oft zweckentfremdet (siehe https://www.youtube.com/watch?v=mQ3deRPQ6Sk&t=20s).
Ich weiß, was du meinst. Die reißerischen Szenen eines Films sollen den Zuschauer möglichst spektakulär unterhalten. Sie sind nicht in juristischem Sinn jugendgefährdend, sondern stark realitätsverzerrend.

Genaugenommen müsste schon Tom&Jerry das FSK18-Prädikat erhalten.

Gewalt variiert tatsächlich von Spieltisch zu Spieltisch, was sehr von den verwendeten Systemen abhängt. Insbesondere Spiele, die vorsätzliches Morden belohnen (EP-Hatz) sind absolut geschmacklos.

Manche Situationen...insbesondere, wenn die Opposition keine andere Sprache verstehen will (Eskalationsspirale).

Mut ist ein Wesenszug und somit Bestandteil der charakterlichen Eigenschaften.
« Letzte Änderung: 23.01.2025 | 17:26 von Vanakalion »
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Offline Schleicher

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #387 am: 23.01.2025 | 17:42 »
Warum ist realitätsnahe Gewalt besser als abstrahierte?
Fast allen Kindergeschichten => Gewalt ist sehr abstrahiert und unrealistisch.

Ansonsten Beispiele für Spiele mit Ambivalenzen:
Burning Wheel (Zusammenspiel Beliefs, Instincts, Traits )
Unknown Armies (Stress Gauges)
Fate (zumindest bei ordentlich gemachten Charakteren durch die Aspekte)

Offline Fezzik

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #388 am: 23.01.2025 | 17:50 »
Ähm, hat irgendwer hier vor der Wiedererweckung mal geguckt, worin es im Eingangsbeitrag des Threads geht? Nein? Dann sollten hier vielleicht nicht alle ziellos-allgemein irgendwas dahinschreiben, was ihnen gerade zu "Gewalt" oder so einfällt. Es ging da um einen sehr konkreten Fall, den hier noch mal aufzurollen wohl wenig Sinn ergibt.

Ich check noch nicht mal was daran gut sein soll das zu diskutieren ob man eine FSK Stelle für Pen & Paper Spiele braucht.
Und ja du hast auch recht, hat nix mit dem Eingangspost von vor einer Ewigkeit zu tun.
Ich persönlich Empfinde das schon fast als trollen, aber ist ja nur meine Meinung.
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Offline ArneBab

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #389 am: 23.01.2025 | 18:03 »
Gewalt variiert tatsächlich von Spieltisch zu Spieltisch, was sehr von den verwendeten Systemen abhängt. Insbesondere Spiele, die vorsätzliches Morden belohnen (EP-Hatz) sind absolut geschmacklos.
Das hier passt aus meiner Sicht nicht zu deiner vorherigen eher positiven Darstellung des von hinten die Kehle Durchschneidens (als eher positiv wegen Realismus).
Sollten wir Kindern wirklich beibringen, möglichst realistisch zu töten?

Damit kommen wir übrigens etwas in Richtung des Eingangsposts: würden wir wirklich im Rollenspiel abbilden wollen, welchen Nutzen sexuelle Gewalt für die Täter hat?
Realismus ist nicht automatisch gut.

Zurück zu Gewalt in Kämpfen.

Prügeleien auf dem Schulhof enden meist mit einigen Schrammen und Beulen. Das entspricht der Gewalt, die in abstrahierten Rollenspielen gezeigt wird.

Ich gehe davon aus, dass Kinder spätestens ab 14 (das war die Altersgrenze von DSA 2) in der Lage sind, Rollenspielgewalt und reale Gewalt zu unterscheiden.

Wobei ich EP-Hatz fürs Töten auch blöd finde: die EP sollte es geben, wenn du die Herausforderung überwindest. Egal ob du dafür das Maschinengewehr zückst oder charmant darum bittest, durchgelassen zu werden. Was für weniger Gewalt oft schon reicht sind regelmechanisch starke soziale Fähigkeiten mit konkret abschätzbaren Auswirkungen.
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Offline Issi

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #390 am: 23.01.2025 | 18:50 »
Hier greifen dann schon die Ambivalenzkonfliktmechanismen (Mut vs Vernunft), die jedem Rollenspiel fehlen. Hat der Akteur ordentlich Eier, wird er es höchstwahrscheinlich wagen, als Feigling, eher nicht. In der Realität tendierst du damit psychoanalytisch zur Übervorsicht. Das Extrem nennt sich Feigling.
Oh, ich kenne wenige, die das machen würden.
Es sei denn, sie hätten Erfahrung im Freeclimbing.
 ;D

Innerhalb der Vorstellung riskiert man zwar nicht seinen echten Körper aber man riskiert durchaus emotional negative Erfahrungen zu machen.


Edit.
Halbwegs empathische Menschen könnten meiner Ansicht und Erfahrung nach "explizite " und "betont realitätsnahe" Gewalt im Spiel gar nicht ertragen.

Es würde dadurch nicht nur der Charakter eines "Spiels zur gemeinsamen Unterhaltung " verloren gehen, sondern die Spieler im extrem Fall auch so verstören, dass sie aus der Runde aussteigen.


PS. Ich hatte neulich erst so eine Erfahrung, wo ein Spielleiter meinte, er müsse zur Veranschaulichung (wie schlimm es damals war) eine besonders traurige und grausame Szene bringen, in der ich als "Gastspieler" mit meiner Figur nichts tun konnte.

Meine Motivation da jemals wieder mitzuspielen ist nicht sehr groß,  und liegt nahe Null.

Mir klingt das alles hier auch sehr,  nach einer verdeckten"Schmerz im Spiel ist gut" Agenda.
Bist Du es Lichtbringer?  ~;D
« Letzte Änderung: 23.01.2025 | 19:20 von Issi »

Offline Darius der Duellant

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #391 am: 23.01.2025 | 19:03 »
Ich bin verwirrt. Ist das ernstgemeint oder ein Gedankenexperiment weil man zu viel Zeit hat wichtigeres zu tun ?

Das.
Bin gerade nicht sicher ob hier massiv getrollt wird oder das ernstgemeint ist. Fühle mich gerade an die Killerspielartikel in der Süddeutschen und entsprechende Beiträge im ÖR-TV von Anfang der 2000er erinnert...
« Letzte Änderung: 23.01.2025 | 19:04 von Darius der Duellant »
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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #392 am: 23.01.2025 | 19:42 »
Ok, damit ich das verstehe: Eine Folge Tom & Jerry ist jugendgefährdender als eine minutiös und in Nahaufnahme dargestellte Schlachtszenerie ähnlicher Länge? Quasi die beiden Enden der Skala von Jugendgefährdend bis perfekt für Kinder und Jugendliche geeignet?

Online Kurna

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #393 am: 23.01.2025 | 21:03 »
Naja, das ist 17 Jahre her...

Dann ist dein Posting ja bald alt genug, um an Rollenspielen teilnehmen zu können, ohne sich um den Jugendschutz Sorgen machen zu müssen.  ~;D
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Offline Vanakalion

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #394 am: 24.01.2025 | 11:50 »
Einige Einwände sind durchaus berechtigt. Gewaltverherrlichung ist juristisch greifbar, Realitätsverzerrung nicht. Ich werfe nur beides in einen Topf, weil ich beides in gleichem Maße als moralisch verwerflich klassifiziere.
Der Hauptgrund, warum ich fast alle Rollenspiele verurteile, ist der hohe Grad der Realitätsverzerrung.
« Letzte Änderung: 24.01.2025 | 12:12 von Vanakalion »
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Offline Ludovico

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #395 am: 24.01.2025 | 13:16 »
Die Frage wäre für mich, ob etwas wirklich jugendgefährdend ist aufgrund der Gewaltdarstellung.
Dies könnte man eventuell damit herleiten, ob jugendliche Rollenspieler gewaltbereiter sind als jugendliche Nicht-Rollenspieler.

Ich meine, es gab eine ähnliche Diskussion früher schon mal bei Shooter-Spielen auf Computer und Konsole. Die Killerspieldebatte ging damals ja auch so aus, dass von diesen keine erhöhte Gefahr ausgeht.
Ist die Frage, ob es hier Gemeinsamkeiten gibt - also zu den sogenannten Killerspiele?
Wenn ja, dann sind Rollenspiele nicht jugendgefährdend.


Offline flaschengeist

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #396 am: 24.01.2025 | 13:17 »
Einige Einwände sind durchaus berechtigt. Gewaltverherrlichung ist juristisch greifbar, Realitätsverzerrung nicht. Ich werfe nur beides in einen Topf, weil ich beides in gleichem Maße als moralisch verwerflich klassifiziere.
Der Hauptgrund, warum ich fast alle Rollenspiele verurteile, ist der hohe Grad der Realitätsverzerrung.

Was stört dich so an Realitätsverzerrung? Für mich ist Rollenspiel das klassische Beispiel für ein Hobby, welches seine positive Kraft wesentlich auch aus systematischer Imagination alternativer Wirklichkeiten schöpft. Sprich: Realitätsverzerrung ist Programm.
Wie jedes Hobby, das zu einem Menschen passt und keine signifkanten schädlichen Nebenfolgen hat, ist Rollenspiel psychologisch gesehen eine Ressource. Ressourcen wiederum stärken die Fähigkeit, mit den Widrigkeiten des Lebens klar zu kommen. Insofern also das Gegenteil dessen, was alte (psychodynamische) Modelle unter dem Begriff "Eskapismus" verstanden: Rollenspiel als Hobby ist produktive und eben keine schädliche Form der Realitätsflucht.
Edit: Das gilt selbstverständlich unabhängig davon, welches konkrete Rollenspielsystem gespielt wird - so gern ich auch sagen würde, nur DuoDecem ist gesund ;).
« Letzte Änderung: 24.01.2025 | 13:25 von flaschengeist »
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittelgewichtiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #397 am: 24.01.2025 | 13:21 »
Nach meiner Auffassung ist der Tatbestand schon erfüllt, sobald das Medium abstrahierte Regelmechanismen enthält, die den Bezug zur Realität verlieren.
Demnach müssten sämtliche Brettspiele, in denen eine "Figur" eine andere "schlagen" kann, in den Anruch der Jugendgefährdung geraten, von Mensch-ärgere-dich-nicht bis Schach? Ich hoffe doch sehr, daß wir so weit noch nicht sind...
Zumal es nicht einmal sinnvoll wäre. Wenn man sich mit einer problematischen Verhaltensweise befassen will, muß man sie zuerst einmal kennen. Der Duellant muß auch die "schmutzigen" Tricks zumindest soweit verstanden haben, daß er weiß, wie er sie abwehrt. Ein "Pen-Tester" (Fachbegriff für jemand, der den Job hat, ein Rechnernetzwerk auf offene Schwachstellen zu prüfen) muß hacken können, möglichst sogar auf dem höchsten Niveau. Kurz: "Know your enemy". Ein Konfliktschlichter muß nicht wissen, wie man Leute manipuliert, um Leute zu manipulieren, sondern um solche Manipulationen zu entdecken und damit umzugehen.
Kinder müssen nicht lernen, wie man sich von hinten anschleicht, um später jemand die Kehle durchzuschneiden. Aber ein Kind, das weiß, wie man sich von hinten anschleicht, kann eher vermeiden, daß man ihm die Kehle durchschneidet. Kinder, die sich mal im Spiel damit befasst haben, welche Folgen es haben kann, wenn man Konflikte in einer bestimmten Weise austrägt, können später qualifiziert davon Abstand nehmen, es auf eine nicht zielführende Weise zu tun.
Aber dafür müssen sie die verschiedenen Varianten kennen und testen können. In einer engen Gemeinschaft (ein Dorf, in dem ungefähr jeder alles von jedem weiß), kann man es beim Aufwachsen am konkreten Beispiel studieren. Märchen, Filme & Co. verlegen den Test in eine fiktionale Welt, in der man sehen kann: "von sowas kommt sowas". Rollenspiele binden die Akteure stärker mit ein, was je nach Menschenschlag die Sache besser oder schwieriger machen kann.
Kinder davon fernzuhalten, würde ich ggfs. sogar als Spezialfall von Kindesmißhandlung betrachten: ein Kind, das von der Welt, in der es sich behaupten muß, nur die Zuckerseiten kennt, ist gar nicht "überlebensfähig". Kinder müssen irgendwann eigene Erfahrungen mit den Schattenseiten, mit Betrug, Lüge, unverständlichen Verhaltensweisen und Reaktionen, Gewalt und Grausamkeit machen. "Know your enemy!" Das heißt nicht, sich ihm anzugleichen. Es kann auch der bewußten Abgrenzung dienen ("Sowas würden wir niemals tun!") und in jedem Fall der Abwehr. 

Zitat
Rollenspiele sind nur dann Rollenspiele, wenn sie Realitätsnähe simulieren.
In welcher Teil- bzw. Fachsprache? Der des P&P-RSP?
Oder ist das so eine Anklage wie die gegen Erdäpfel, die gar keine sein sollen, weil Äpfel ja inzwischen in einer Fachsprache taxonomisch ganz anders eingeordnet werden?

Zitat
Ich verwende den Begriff Charakter ethymologisch korrekt.
Wenn das die Setzungen der Begriffsbedeutung in einem anderen Sprachbereich verletzt, trägt das nicht zur Verständigung bei und kann insofern als Fehler betrachtet werden. Ich vermute, daß so ungefähr jeder hier weiß, was im Rahmen des Rollenspiels als Zeitvertreib der Begriff "Charakter" bedeutet. Daß sich diese spezielle Bedeutung nicht mit anderen deckt, bedeutet nicht, daß man sich den anderen anpassen müsste. Man muß nur im Blick behalten, daß es sich um verschiedene Teilbereiche der Verständigung handelt.

Online Isegrim

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #398 am: 24.01.2025 | 13:30 »
Einige Einwände sind durchaus berechtigt. Gewaltverherrlichung ist juristisch greifbar, Realitätsverzerrung nicht. Ich werfe nur beides in einen Topf, weil ich beides in gleichem Maße als moralisch verwerflich klassifiziere.
Der Hauptgrund, warum ich fast alle Rollenspiele verurteile, ist der hohe Grad der Realitätsverzerrung.

Liebe Moderation, wie passen die Beiträge Vankalions, die der Mehrheit der Rollenspiele(r) moralische Verwerflichkeit vorwerfen und daher verurteilen, zum Forumsgrundsatz, dass sich hier wertschätzend über alle Arten von Rollenspiel ausgetauscht werden soll? Ich kann mir nicht helfen, aber ich seh da einen Widerspruch.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

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Re: Rollenspiele mit jugendgefährdenden Inhalten
« Antwort #399 am: 24.01.2025 | 13:38 »
Wisst ihr was? Ich bin gerade auf dem Treffen, und noch mehr Mods. Wir schauen uns das ggfs später mal an, aber hier mache ich jetzt erstmal zu, bevor das durcheskaliert...
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)