Autor Thema: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?  (Gelesen 10324 mal)

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Belchion

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Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« am: 8.10.2008 | 09:07 »
Gestern gab es einen kleinen Streit darüber, ob Fanmail nur in perfekten Gruppen funktioniert. Ein Diskutant meinte, Fanmail in unvollkommenen Gruppen führe zu Fanmailkartellen, in denen sich die Spieler nur gegensätzlich die Punkte zuschieben und diese Funktion nutzen, um sich gegenseitig eins auszuwischen. Nun hätte ich gerne noch ein paar Kommentare zu der Frage:

Fanmail – Abreiz für coole Aktionen?

Verhindert Fanmail coole Aktionen, weil es ein „Fanmailkartell“ gibt, in dem sich Cliquen unabhängig von den tatsächlichen Aktionen ihre Punkte zuschieben und Kartellfremden, unabhängig davon, wie cool ihre Aktionen sind, Fanmail vorenthalten? Und man deshalb keine coolen Aktionen mehr durchführt, weil man ja eh keine Fanmail kriegt?

Ich denke nämlich, daß Fanmail dieses Problem eher entschärft – anstatt einer einzelnen Instanz (SL) entscheiden mehrere Leute darüber, ob eine Idee cool ist und selbst wenn einer sie uncool findet, können die anderen das ausgleichen. Ich sehe vor allem nicht, warum Fanmail coole Aktionen stärker verhindert, als wenn der SL alleine über Boni und Mali qua coolness entscheidet.

Fanmail führt zu Kartellen?

Die zweite Behauptung war, daß Fanmail in frischen Gruppen noch funktioniert, sich aber zwangsläufig mittel- bis langfristig die oben erwähnten Fanmailkartelle bilden.

Selbst habe ich bisher nur auf einer einzigen Conrunde (Western City) Erfahrung mit Fanmail gemacht und dort hat das hervorragend funktioniert, aber es war eben ein einmaliges Spiel und ich möchte daraus nicht auf die weitere Funktion schließen. Gibt es hierzu Erfahrungen von Leuten, die längerfristig mit Fanmail gespielt haben, möglichst auch in nicht ganz so perfekten Gruppen?

wjassula

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #1 am: 8.10.2008 | 09:28 »
Ach, in was für Gruppen spielt ihr denn immer alle! Meine Erfahrung mit Fanmail ist, dass sie entweder nur sehr zögerlich eingesetzt wird, weil alle denken, dass man sie sich ja für ganz spezielle Aktionen aufheben muss, weil sonst der Himmel einstürzt oder so. Wenn es erstmal läuft, geben sich alle ständig Fanmail für alles, so wie es sein soll: dumme Sprüche, gute Szenenideen, Pizza bestellen. Warum jemand ausgegrenzt werden sollte, weiß ich nicht. Hab ich noch nie erlebet, würd ich auch doof finden.

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #2 am: 8.10.2008 | 09:39 »
Ja, da kann ich mich nur dem Killer anschließen. Fanmail macht in erster Linie Spaß und sollte von jedem großzügig ausgeteilt werden. Geben ist ja bekanntlich...na ihr wisst schon ;)

Offline 1of3

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #3 am: 8.10.2008 | 09:48 »
Was Jasper sagt.

Fanmail ist eine Philosohie beim Spielen: ALLES ist TOLL. Alles, was deine Mitspieler tun, ist überdurchschnittlich, grenz-genial. Übergehe keine Gelegenheit, der Welt mitzuteilen, wie awesome deine Mitspieler sind.

Plansch-Ente

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #4 am: 8.10.2008 | 09:58 »
Wie funktioniert Fanmail überhaupt so richtig? Kann man so ein System auch in "Old Schooligere" Spiele einbauen wie beispielsweise Warhammer oder DSA?

Offline reinecke

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #5 am: 8.10.2008 | 10:27 »
Metal Tom, das geht ohne Probleme.

Fanmail funktioniert im Grunde so: In der Mitte des Spieltisches steht ein Pott mit Fanmail drin (Bonbons, Glassteine, Pokerchips, whatever) auf den jeder Mitspieler zugreifen kann. Diese Fanmail darf man dann immer, wenn man es berechtigt findet, an einen Mitspieler verteilen (nicht an sich selbst). Berechtigt heißt: Wenn er was tolles gemacht hat. Das heißt: Coole Ingame Beschreibungen/Aktionen, Outgame Witze, und ähnliches. An sich selbst darf er keine Fanmail verteilen.
Bei manchen Spielen (Primetime Adventures) ist zu dem die "SL-Figur" (Also hier der Producer) vom Fanmailfluss ausgenommen.
Eingesetzt kann Fanmail dann, um in der Spielmechanik mehr Erfolg / Einfluss zu haben. Also WÜrfelwürfe zu wiederholen, mehr Karten zu ziehen, Extra-Erfolge, etc.

Offline Joerg.D

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #6 am: 8.10.2008 | 10:53 »
Fanmail ist meiner Ansicht nach für fast alle Gruppen geeignet, da jeder gerne hört, wenn er etwas Gutes gemacht hat und die Fanmail dem Beifall  nur "ritualisiert". Ich habe bis jetzt in keiner Gruppe wirklich schlechte Ideen mit Fanmail gemacht und nur in einer Gruppe die das Spiel eher als Tablel Top mit Rollenspielelementen betrieb hat es Probleme gegeben, weil zwei Spieler versucht haben sich gegenseitig die Chips zu zuschieben um taktische Vorteile zu erlangen. Dort habe ich den Spielern aber sanft meine Meinung klar gemacht und die Beiden Problemfälle für das Geben von Fanmail ausgeschlossen (gute alte Spielleiterwillkühr).

Falls es in einer Gruppe zu solchen Problemen kommt muss der SL oder die Gruppe rechtzeitig intervenieren. Auf diesem Wege sollten die Deppen die das System des Beifalls missbrauchen wollen schnell sehen, dass der Rest der Gruppe ihr Verhalten missbilligt.
« Letzte Änderung: 8.10.2008 | 11:19 von Jörg.D »
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Offline Lyris

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #7 am: 8.10.2008 | 11:24 »
Man lernt doch nie aus. Von Fanmail hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Von daher klar, dass wir das nicht einsetzen.

Allerdings ist es üblich, dass der SL am Ende des Abends fragt wer nach Meinung der Spieler besonders gute Aktionen, Ideen etc. hatte. Im Normalfall werden diese dann bei der Vergabe von EPs für Rollenspiel mit berücksichtigt. Das ist aber immer noch eine Entscheidung des SL. Das geht natürlich bei jeder Gruppe.

Bei richtiger Fanmail könnte ich mir schon vorstellen, dass es in der einen oder anderen Gruppe Ärger gibt und besser nicht eingesetzt wird. Aber einen Versuch ist es wert.
Ich glaub ich werde da mal meinem SL heute abend eine Idee schmackhaft machen. ~;D
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Offline Falcon

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #8 am: 8.10.2008 | 12:14 »
bei mir gabs Probleme mit dem Konzept weil es Ärger bei der Interpretation gab WANN es denn Belohnungen geben sollte. Die einen konnten sich nur damit identifizieren wenn die Aktion etwas mit dem Charakter zu tun hat (also keine OT Eingebungen oder Pizza bestellungen) und fanden es dämlich ihre Position zu stärken obwohl ihr Charakter doch gar nichts gemacht hatte (das Nörgeln traf dann natürlich auch die anderen Mitspieler wenn sie "unrechtmäßig" von mir Punkte bekommen haben), die anderen hatten ein Problem mit der Interpretation der Bedingung "Das Abenteuer vorranbringen" [das war die Bedingung unter der wir Punkte verteilten] und es gab ständig Diskussionen wenn jemand andere Auslegungen dieser beiden Konzepte hatte. Dann gab es Diskussionen wenn zu VIELE Punkte geflossen sind.. usw.usf.
Allgemein also alles Buckeleien, daß man es eher nicht haben wollte (so viel zum Konzept jeder hat gerne für alles Beifall).

trotzdem wollte ich kein RPG-Gulag aufziehen wie Jörg und meiner Runde diese Gemeinschaftsmechanik nicht per autoritärer Willkür, nach meinen Vorstellungen und Erlaubnis wie man das gefälligst zu benutzen hat, aufzwingen (wie widersinnig ist das denn?).

denn mittlerweile geht es. Ich musste mich erst selbst dran gewöhnen einen flüssigen Belohnungsstrom aufrecht zu erhalten und es wird nicht mehr jedesmal ein Akt daraus gemacht wenn jemand einen Punkt bekommt, das wird glücklicherweise nur noch unter ferner liefen wahrgenommen und auch genutzt.
Ist also eher eine Sache der Gewöhnung als von perfekten Gruppen oder Herrschaftsstrukturen.
« Letzte Änderung: 8.10.2008 | 12:17 von Flacon »
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Offline Joerg.D

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #9 am: 8.10.2008 | 12:24 »
Zitat
trotzdem wollte ich kein RPG-Gulag aufziehen wie Jörg und meiner Runde diese Gemeinschaftsmechanik nicht per autoritärer Willkür, nach meinen Vorstellungen und Erlaubnis wie man das gefälligst zu benutzen hat, aufzwingen (wie widersinnig ist das denn?).

Das wird sich dir eh nie erschließen, da du weder den grundsätzliche Sinn der Sache verstanden hast oder jemals verstehen wirst, noch die Gruppe die für Fanmail geeignet ist, wie deine Beschreibung zeigt.

Ich mache halt lieber ein Gulag auf, statt Vollpfosten die schöne Mechanik dazu nutzen zu lassen ihr Ego aufzupolieren oder stundenlang rumzudiskutieren. Wenn man mit Idioten spielt muss man sie auch ensprechend behandeln, rausschmeißen geht auf Cons ja leider nicht so leicht.
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Offline reinecke

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #10 am: 8.10.2008 | 12:35 »
bei mir gabs Probleme mit dem Konzept weil es Ärger bei der Interpretation gab WANN es denn Belohnungen geben sollte. D
Naja, deiner Beschreibung nach, liegt genau hier der Hund begraben: Ab wann gibt's belohnungen?
Fanmail funktioniert "klassischerweise" so, dass es Fanmail für ALLES gibt. Man darf Fanmail wann immer man es für angebracht hält verteilen und es gibt kein VETO der anderen Spieler. Was liegt, das liegt!
Also egal ob "Abenteuer voran bringen" oder "Pizza bestellen".

ich denke das problem bei euch falcon, war keins der gewöhnung, sondern von unklaren Regeln.
Die Regeln für solche "meta-mechaniken" müssen ganz klar sein, sonst läuft da immer was falsch.

@Lyris
Das Problem am "Spielleiter verteilt" ist eben genau das: Autoritärer Spielleiter, der nach persönlichem Gusto verteilt. Und EP sind natürlich nicht so cool wie Fanmail.
Warum? Weil EP DAUERHAFTE Vorteile gewähren, Fanmail ist nur temporär. Kein Spieler kann durch den Erwerb von Fanmail DAUERHAFT besser werden, als andere, sondern muss sich jeden Zusatzerfolg "verdienen".
Das allein ist ein Argument gegen EP verteilen und SL vergabe.

Ein weiterer Vorteil von Fanmail gegenüber deiner methode liegt darin, dass es WÄHREND der sitzung passiert, und nicht erst im nachhinein, wo man sich nicht mehr an alles erinnert.
Fanmail belohnt den Augenblick. Witze, die ne halbe Stunde später gar nicht mehr witzig sind, aber jetzt lacht man sich drüber kaputt. Also Fanmail!.

Und jetzt würde ich gerne Argumente für deine Zweifel hören. Warum kann das bei manchen Gruppen zu Problemen führen?

Offline Bad Horse

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #11 am: 8.10.2008 | 12:37 »
Was heißt überhaupt perfekte Gruppe? Das einzige, was man dafür braucht, sind Leute, die nicht völlig soziopatisch versuchen, ihr Ding durchzudrücken, und einen Zickigkeitsscore < unendlich.

Wenn natürlich innerhalb der Gruppe Fanmailneid auftaucht, weil der X immer so tolle Sachen sagt und Fanmail kriegt und man selber eigentlich nur einen coolen Spruch kennt, aber auch beim fünften Mal noch keine Fanmail dafür gekriegt hat, dann kann natürlich Frust auftreten. Muß nicht, aber kann. Wenn man solche Spezialisten bis Primadonnen, die die Fanmailverteilung präzise nachrechnen, in der Gruppe hat, sollte man darauf lieber verzichten.

Außerdem ist Fanmail immer eine Gewöhnungssache. Ich wußte am Anfang auch nicht genau, wie wo was und wann, aber meine Mitspieler kannten den Mechanismus schon und konnten mich motivieren, andere zu be-fanmailen. Wenn man da ins kalte Wasser springt und sich an die Funktionsweise herantasten muss, dann bleiben Diskussionen und Fehler nicht aus.
Insofern beweist die Tatsache, dass es in Falcons Gruppe jetzt funktioniert doch nur, dass Fanmail eigentlich ein cooler Mechanismus ist, in den man sich halt erstmal reinfinden muss.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #12 am: 8.10.2008 | 12:52 »
ich denke das problem bei euch falcon, war keins der gewöhnung, sondern von unklaren Regeln.
Die Regeln für solche "meta-mechaniken" müssen ganz klar sein, sonst läuft da immer was falsch.

Interessanterweise würde ich ja die Probleme eher da fest machen, dass zu viele Leute bei fehlender Regelklarheit nicht auf eigenmächtige Entscheidungen zurückgreifen (im Fall Fanmail: das was ich toll finde), sondern wie ein Fisch auf dem Land rumfluppen und nicht wissen was sie tun sollen.

Offline Joerg.D

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #13 am: 8.10.2008 | 12:54 »
Schön gesagt Leonie und Reinike.

Ich denke die Stärke der Fanmail liegt neben der sofortigen Belohnung und Wertschätzung durch die Mitspieler auch in dem, was in im Englichschen so schön als Reward Cicle bezeichet wird. Man belohnt sich gegenseitig und setzt damit eine positiven Bestätigungsmechanismus in Gang der Belohnungen abseits von EPs und Gegenständen bedeutet. Das ist für gewöhnlich gut fürs Gruppenklima (Vorraussetzungen siehe Leonies Post) und stärkt die Freude am Spiel.
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Offline Falcon

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #14 am: 8.10.2008 | 12:56 »
@Leonie: aber hat man diese Leute nicht immer dabei?
Zitat
Außerdem ist Fanmail immer eine Gewöhnungssache.
Jo, wie ich sagte. Sehe ich auch so. Das passiert ja oft bei reinen Metaregeln. Dazu kommt Georgies besagte Hilflosigkeit bei Regelmangel.

@Reinecke: das Thema stand unter Allgemein also hab ich das natürlich unter "Fanmail und ähnliche Mechaniken in allgemeinen Rollenspielen" aufgefasst.

Zitat
Fanmail funktioniert "klassischerweise" so, dass es Fanmail für ALLES gibt. Man darf Fanmail wann immer man es für angebracht hält verteilen und es gibt kein VETO der anderen Spieler. Was liegt, das liegt!
Ich nehme mal an du spricht hier nur von der PTA Fanmail, ich wüsste sonst nicht was klassische Fanmail ist. Wenn ich jetzt mal Jörgs Aussage nehme und ich annehme, daß er vom selben System spricht (also Punkte für Alles und alles bleibt liegen), trifft das weder
- auf Alles zu (weil er taktische Entscheidung ausgeschlossen und sogar verboten hat).
- noch auf das Veto (denn sein Veto, da ihm das nicht passte, zählte offensichtlich).

bei ihnen lief es ja genauso "falsch".
Ich hätte also als SL dementsprechend auch konsequent sagen können
- mein Veto zählt und
- ihr macht das jetzt so und so, basta

wollte ich aber nicht, denn das untergräbt ja alles. Die Regeln waren klar (wir wollten, wie gesagt, nicht für ALLEs Punkte vergeben), aber es betraf eben soziales und das lässt sich immer vielfach interpretieren. Aber das dauert eben bis man auf einen Nenner kommt. Ich sehe es so, daß wir es im Gedanken der Fanmail "eher" richtig gemacht haben, denn schliesslich musste niemand seine Bedingungen durchsetzen.

wenn wirklich Alles zählt um es Fanmail zu nennen, verstehe ich nicht was Jörgs Runde besser gemacht hätte (in der das ja auch nicht der Fall war). Mir scheint wir hatten nach dem Ausprobieren die nötige Lockerheit, die dieser anderen Runde irgendwie abgeht (denn nach eigener Zustimmung handelt es sich ja um ein Gulag  ;D )


Zitat
Das wird sich dir eh nie erschließen, da du weder den grundsätzliche Sinn der Sache verstanden hast oder jemals verstehen wirst, noch die Gruppe die für Fanmail geeignet ist, wie deine Beschreibung zeigt.
vielleicht haben wir den wahren Sinn (tm) einer FanMail nicht verstanden aber wir haben Spass dabei, denn Fakt ist, wir brauchten keinen Jörg, der uns das mit Verboten vergräzt und haben die Probleme zusammen gelöst. :d
p.s.
ich finds aber gut wenn du deine Meinung wer Vollpfosten alles sind rauslässt, denn 1. kann ich das verstehen und 2. heisst das ich kann das immer vorhalten wenn ich das selbst mal in Anspruch nehme. Das laste ich dir ehrlich nicht an, ist aber sehr nützlich.
« Letzte Änderung: 8.10.2008 | 13:08 von Flacon »
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Offline Das Grauen

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #15 am: 8.10.2008 | 12:57 »
Man lernt doch nie aus. Von Fanmail hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Von daher klar, dass wir das nicht einsetzen.

Geht mir genauso, scheint aber eine interessante Möglichkeit, dem Rollenspiel in einer Gruppe etwas Motivation zu verleiten. Ich glaube auch nicht, das es nur bei "perfekten" Gruppen klappt, ich denke damit kann man durchaus auch in Gruppen einiges reißen, wenn dort nicht alles perfekt läuft, vorausgesetzt der SL kann das ganze entsprechend kontrollieren. Sofern das zutrifft. Weiter oben habe ich gelesen, dass nur die Spieler die Mails verteilen dürfen.

Mit der gewissen Erfahrung des SLs dürfte das aber eigentlich fast problemlos bei den meisten Runden klappen - vorausgesetzt, die Spieler können sich mit Fanmails identifizieren.

Das auf die Schnelle dazu von mir!
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Offline slyver

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #16 am: 8.10.2008 | 12:59 »
hm, jo, muss ich sagen, klingt cool. ich denke auch, solang man nicht so seltsame Listenführer in der Gruppe hat, die das dann ultra-ver-ernsteln und tabellen drüber führen etc ist das ne coole Sache.

Gibts da eigentlich so Anhaltspunkte, was man mit der bekommen fanmal genau dann machen kann, bzw eine ratio die sagt: 1 fanmail = x, 3 fanmail bringen dir y?

ich hör davon zum ersten Mal, und würde gern mehr dazu erfahren, weil das schon so motivierend klingt, daß ich das gleich ausprobieren will^^
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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #17 am: 8.10.2008 | 13:11 »
Gibts da eigentlich so Anhaltspunkte, was man mit der bekommen fanmal genau dann machen kann, bzw eine ratio die sagt: 1 fanmail = x, 3 fanmail bringen dir y?
Das hängt vom Spiel ab. Wenn das Konzept in die Spielregeln integriert ist, dann steht das dabei.
Das - soweit ich weiß - erste Spiel, in dem das Konzept zum tragen kam (und meines Wissens auch dasjenige, das den Namen geprägt hat) ist PtA, und da gibt's tatsächlich klare Ansagen, was man damit machen kann. Aber ich will verdammt sein, wenn ich es noch weiß. Ich glaube, man kann pro erhaltenem Fanmailpunkt eine weitere Karte in einem Konflikt ziehen.

Wenn Ihr ein System spielt, in dem das Konzept nicht per se enthalten ist, dann müsst Ihr Euch da auf etwas einigen. Erhaltene Fanmail einsetzen, um einen Wurf zu wiederholen wäre denkbar, oder um bei Poolsystemen einen Zusatzwürfel zu erhalten.

Aber eigentlich ist das sekundär. Der eigentliche Zweck des ganzen ist, sich gegenseitig positives Feedback zu geben, und sich zu motivieren, sich zu sagen "das war total geil" und das auch mit einer handfesten Belohnung zu koppeln.

Wichtig sind imho folgende Dinge:
1.) Fanmail kann man nicht horten. Die Fanmailpunkte zu sammeln und drei SItzungen später auszugeben geht meiner meinung nach ein bischen am Sinn vorbei.
2.) Fanmail sollte nicht ZU mächtig sein. Wenn man mit einem Einsatz von Fanmail den Tod besiegen, den Erzschurken plätten oder die Welt vernichten kann, dann ist das zu viel - und führt ganz natürlich wieder zu einem Rückgang der Vergabe.
3.) Ich persönlich finde es schick, wenn der Gesamtpool an Fanmail der pro Sitzung vergeben werden kann berschränkt ist, damit man auch damit ein wenig haushalten muss. Ich meine mich zu erinnern, daß auch genau das bei PtA der Fall ist, bin aber nicht sicher. Darüber kann man aber sicher auch geteilter Meinung sein.

Offline Lord Verminaard

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #18 am: 8.10.2008 | 13:46 »
aber hat man diese Leute nicht immer dabei?

Nein, zum Glück nicht.
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Offline slyver

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #19 am: 8.10.2008 | 13:52 »
thx, Hendrik!

ich überleg, das in unserer aufgebohrten Engel-runde zu verwenden. Das einzige was man mit dem Arcana-kack machen kann wäre also, ne weitere Karte zu ziehen, denk ich. mal schaun, wie sich 1 fanmail = 1 mal neue karte ziehn macht.. ^_^
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Offline Tele-Chinese

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #20 am: 8.10.2008 | 13:59 »
 Falcon: Jörg und Reinecke sprechen von unterschiedlichen Systemen. Jörg sprach von Western City und Reinecke von PTA. Wie die sich nun genau unterscheiden kann ich dir nicht sagen. Aber ich kann mal die Regelpassage aus PTA zitieren und vielleicht macht Jörg das auch für Western City.

So hier für alle die an Fanmail interessiert sind, kommt der Auszug aus dem Regelwerk (PTA, S. 31f)

Zitat
Earning Fanmail
Fan mail works like star power, making sure that a popular character does exciting things during a show, like saving the day. Characters earn that popularity by revealing depth and complexity. Therefore, players earn fan mail for their protagonists by seeing to their characters' grotwh.

Fan mail should be tracked by coins or poker chips or some other form of physical tokens. Whenever there's a conflict, the producer adds one token for every point of budget he or she spends on a card to a bowl or other container. The collection of tokens there are called the Audience Pool.

Any time during an episode, any player except the producern can take a token from the audience pool and award it to another player as fan mail. At most each player can award one point of fan mail per scene. What the award is for depends on the player awarding it, but it can include snappy dialogue, great use of traits, exciting narration, advancement of the plot, or whatever makes the game more fun. At the end of the episode, if there are any tokens left in the audience pool, the are discardet.

Spending Fan Mail
Any amount of fan mail can be spent on additional cards for a conflict, but the player must keep track of them separately from the other cards, such as by setting the dealt cards slightly off to the side. Any cards bought with fan mail that count as points (that is, those that come up hearts ord diamonds) earn the producer a point of budget at the end of the conflict. Ones that don't are discarded.

Fan mail may also be used to allow a protagonist to enter a scene. Simply spend a point, and explain how the protagonist shows up. Fan mail spent to enter a scene automatically returns to the producer's budget.


Vielleicht wird dadurch einiges klarer, oder es ist einfach nur interessant zu lesen.


Edit: Fan Mail ist bei PTA begrenzt. Wie in den Regeln geschrieben hat der Produzent (so nennt sich der SL bei PTA) ein festes Budget (errechnet sich aus: 2x Screen Pressence aller Spieler zusammengerechnet und dann noch +3), welches nach und nach in den Audience Pool wandert (je nachdem wieviele Karten der Produzent in einem Konflikt legen will) und somit als Fan Mail verteilt werden darf. (PTA S. 15)
« Letzte Änderung: 8.10.2008 | 14:13 von Toastbrot »
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

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wjassula

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #21 am: 8.10.2008 | 14:05 »
Meine Güte, niemand sitzt doch bei Fanmail ernsthaft da, und wägt erstmal stundenlang ab, ob irgendwas jetzt auch ganz bestimmt einen Pokerchip wert war oder nicht, und ob das jetzt gerecht ist, wenn die Anne für ihren Witz einen kriegt, wenn doch der Uwe keinen für seinen Schlachtplan gekriegt hat - hoffe ich jedenfalls. Wenn alle verbissen auf ihrer Fanmail hocken und sich denken "Das könnte ja eine Fanmail wert gewesen sein...aber ich warte mal lieber noch, wär ja noch schöner, wenn man einfach was geschenkt kriegen würde!" ... dann hat sich der Sinn der Sache schon erledigt. Es geht schlicht und einfach darum, durch sofortige, offensichtliche Wertschätzung ein lebhaftes und offenes Spielklima zu erzeugen. Zur strengen Regulierung von Spielressourcen ist die Mechanik nicht so geeignet, weil die dazu nötigen Regulierungen hinsichtlich Vergabemaßstäben, Spielweltlogik, Fairness usw. so rigide sein müssten, dass die Spontanität beim Fanmail-verteilen so stark eingeschränkt wird, dass man´s dann auch eigentlich gleich lassen kann. Für ein oder zweimal Fanmail pro Spielabend braucht man den Aufwand nicht. Fanmail dreimal pro Minute ist hingegen, wie 10f3 richtig sagt, eine gute Starthilfe, um die Stimmung aufzubauen, dass einfach alles "awesome" ist, und jeder möglichst noch mehr Ideen raushauen sollte.

Damit ist auch etwas über das Anpappen von Fanmail an eher traditionelle Systeme gesagt: Klar funktioniert das grundsätzlich, allerdings verlagert Fanmail den Spielfokus immer ein bisschen auf das, was zwischen den realen Menschen am Spieltisch passiert. Gruppen, denen es wichtig ist, sich auf das Inwelt-Geschehen zu konzentrieren, und die ihre Befriedigung eher aus dem Überwinden  von Inwelt-Hindernissen mit begrenzten Ressourcen ziehen, werden vielleicht nicht so ganz glücklich.


Nebenbei:

Zitat
Fan Mail ist bei PTA begrenzt

Jein. Stimmt zwar, was du schreibst, allerdings bekommt der Producer ja im Lauf des Spiels wieder Budget zurück (durch die Erfolge aus Fanmail-Würfeln der Gruppe nämlich), sodass sich durch seine Ausgaben dann auch der Fanmail-Topf wieder auffüllt. Die Menge der umlaufenden Fanmail ist durch das Budget begrenzt, allerdings heißt das nicht, dass irgendwann keine mehr verteilt würde.
« Letzte Änderung: 8.10.2008 | 14:09 von KillerOfDeath »

Offline Tele-Chinese

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #22 am: 8.10.2008 | 14:19 »
Was der Jasper sagt. Es gibt bei PTA diesen Ressourcenkreislauf aus Budget-Fanmail-Budget (aber nur die Roten Karten werden wieder zu Budget).

Einer der wesentlichen Sätze aus dem PTA Regelwerk ist folgender
Zitat
What the award is for depends on the player awarding it, but it can include snappy dialogue, great use of traits, exciting narration, advancement of the plot, or whatever makes the game more fun.

Besonder der letzte Teil. Aber das wurde auch schon alles von Reinecke, 10f3, Jasper und Konsorten gesagt. Man darf nicht zu verbissen und zögerlich mit dem verteilen sein. Sich gegenseitig zeigen wie sehr man rockt schafft ein tolles Spielklima am Tisch. Und ja, man muss diesen Mechanismus üben. Aber das hat Leonie ja schon gesagt.
Toastbrot (von englisch toast, „rösten“ aus lateinisch tostus, „getrocknet“) oder Röstbrot ist ein spezielles, feinporiges Kastenweißbrot mit dünner Kruste, das vor dem Verzehr scheibenweise geröstet wird, heute üblicherweise mit einem Toaster.

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #23 am: 8.10.2008 | 14:31 »
Jup, stimmt: Ich habe mich auf PTA bezogen. Wollte das eigentlich auch dazu schreiben. "Wenn ich klassischerweise sage, meine ich PTA." (also in diesem Zusammenhang).

Zitat von: KillerOfDeath
Damit ist auch etwas über das Anpappen von Fanmail an eher traditionelle Systeme gesagt: Klar funktioniert das grundsätzlich, allerdings verlagert Fanmail den Spielfokus immer ein bisschen auf das, was zwischen den realen Menschen am Spieltisch passiert. Gruppen, denen es wichtig ist, sich auf das Inwelt-Geschehen zu konzentrieren, und die ihre Befriedigung eher aus dem Überwinden  von Inwelt-Hindernissen mit begrenzten Ressourcen ziehen, werden vielleicht nicht so ganz glücklich.
stimmt. Sollte man berücksichtigen!
Aber im Grunde ist das trotzdem ne gute Sache für viele Gruppen. Vor allem für die, die über viel "Off-play-Talk" zu klagen haben, da Fanmail zwar auch Off-Play-Talk motiviert, dafür aber spielrelevanten Off-Play-Talk und sich kaum einer mehr über die Fußballergebnisse unterhalten wird, da das Spiel plötzlich für alle interssant wird, auch für die, die gerade nicht im Spotlight stehen.

Offline reinecke

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Re: Fanmail – nur für perfekte Gruppen?
« Antwort #24 am: 8.10.2008 | 14:40 »
Bei PTA kann pro eingesetzter Fanmail eine zusätzliche Karte erhalten (also 50% Chance auf einen Erfolg).
Und man kann sich Karten kaufen, ohne direkt am Konflikt beteiligt zu sein, und so das Erzählrecht zu erhalten.

Der Fanmail Impact sollte schon spürbar sein, aber nicht zu stark, wurde oben ja schon gesagt.
Richtlinie kanns hier kaum geben, da ja doch die meisten Rollenspiele ein bisschen unterschiedlich sind.

Den Trauma-Glück-Effekt finde ich z.B. zu klein und linear sollte es imho auch zu gehen. Also für 2 Glück auch 2 % bekommen. Aber das ist meine Meinung. ;) (ein weiterer Grund für mich gegen TRAUMA)