Was kann auch am kompliziertesten Gesellschaftspiel, in der man so gut wie jede Fantasie ausleben kann, jemals langweilig werden?
Mit meiner letzten Runde spielte ich seit cirka 1992 bis Sommer 2008 zusammen und das im nahezu konsistenter Besetzung (ein Spieler kam vor 8 Jahren dazu, einer verließ uns vor 3 Jahren [Okay, ein Spielleiter ging 1995]) und in ziemlich konsistenten wöchentlichen Turnus. Nach 16 Jahren in der gleichen wöchentlichen Runde ist inzwischen die Luft raus.
Wir haben so gut wie alle Genres durch, die Interesse wecken konnten, alle Abenteuer, alle Charaktere, alle inneren Konflikte.
Spieler und Spielleiter kennen sich untereinander so gut, dass für alle inzwischen alles gespielte "stereotyp" erscheint.
Das ist auf Dauer extrem langweilig und ermüdend.
Außerdem hat sich inzwischen die "creative Agenda" in eine "destruktive Agenda" gewandelt.
Dadurch, dass sich Vorlieben herauskristallisiert haben, und diese nicht kompatibel sind muss jeder, damit zusammengespielt werden kann, Kompromisse eingehen. Das ist normal aber auf lange Sicht ermüdend.
Bei uns hat das (und die Zunahme von Alltagsstress durch den Beruf) dazu geführt, dass eine gewisse Voreingenommenheit gegeneinander herrscht. Anstatt sich gegenseitig zu begeistern und in Motivation mitzureissen, demotiviert man sich miteinander, weil eine allgemeine "ach das schon wieder" Stimmung herrscht. So hat ein Spieler angefangen, die Logikfehler aufzuspüren, die automatisch im Spiel zusammenkommen und die während des Spiels zu präsentieren und sich drüber lustig zu machen - etwas, das extremst destruktiv wirkt. Ein Spieler/Leiter begeistert sich für alternative Rollenspiele und missioniert - was sowohl die konservativen Spieler demotiviert, als auch ihn, da er nur noch Ablehnung verspürt. Ein Spieler versteift sich darauf, nur seine Rolle gespielt zu haben und auch nichts anderes tun zu wollen, Metagaming stört die Immersion und Diskussionen haben schon die letzten 10 Jahre nichts gebracht.
Das kann passieren, wenn man jahrelang zusammenspielt und dabei auch jede Menge tolle Sitzungen hat - nur irgendwann ist die Luft einfach raus und das "alte Ehepaar" Syndrom taucht auf. Dann wird es langweilig, ermüdend und destruktiv.
Und dann ist es Zeit für etwas neues - entweder eine andere Runde, oder ein anderes Hobby.