Ich finde diese ganze Begriffsklopperei mehr als nur albern. Im Kern geht's doch um die Fragen: Hat Tolkien bewusst oder unbewusst bestimmte "reale" Dinge einfließen lassen? Lassen sich heute bestimmte "Übereinstimmungen" zwischen Tolkien's HdR und dem historischen Umfeld konstruieren?
Ersteres wird sich schwer beantworten lassen. Zumindest der unbewusste Einfluss lässt sich aber nicht ausschließen (selbst das bewusste Abgrenzen zum Vorwurf, Tolkien hätte Bezüge zur Realität eingebaut, wäre ja schon ein "Einfluss").
Letzteres schon eher. Und da bin ich dann bei jenen, die hier zu Recht darauf hinwiesen, dass mit der Veröffentlichung die Autor|inne|n ihr Recht auf Deutungshohei "verlieren". Es lassen sich Bezüge finden, wenn mensch danach sucht. Im schlimmsten Falle ist das dann so wie mit dem Storch und den Kinderkriegen. Ernst zu nehmen sind solche Bezüge m.E. nicht. Die Bezügen, die hier Eulenspiegel z.B. konstruiert hat, lassen sich - aus einem anderen Kulturkreis kommend - sicher auch auf andere historische Situationen anwenden. Die "Eigenschaften" sind derartig allgemein und auch das Bild, auf das z.B. Hitler und Stalin reduziert werden, dass solch ein Herstellen von Bezügen an sich völlig wertlos ist.
Zum Thema Rassismus: Es liegt in der Natur der Sache, dass eine S/W-Welt wie die von Mittelerde mit bestimmten rassistischen Momenten funktioniert. Aus heutiger Sicht lässt sich der Groll gegen Orken sicher als Rassismus interpretieren, als ein "Propagandabild". Aber das gibt's sicher auch bei anderen Werken. Und dazu muss der Autor auch kein Rassist sein. Wie gesagt, es liegt in der Natur der Sache ... und, soweit ich das bisher verstanden habe, wollte Tolkien ja auch so etwas wie einen Heldenepos, ein "großes Märchen" verfassen. Kein gesellschaftskritisches Paralleluniversum. Wenn er das gewollt hätte, hätte er womöglich versucht, dem Herrn Pratchett den Rang abzulaufen.
Arbo
