@ Tobias D.OK, bei Fackeln, Nägeln und Munition kann ich noch erkennen, dass man die nur in begrenzter Zahl vorrätig hat und dies Verbrauchsgüter sind.
Bei einem Kletterseil könnte ich das auch noch halbwegs nachvollziehen, wenn es größtenteils abwärts geht. (Und selbst da gibt es Möglichkeiten, sich abzuseilen, ohne dass man das geliebte Seil zurücklassen muss.)
Aber beim Rest?
- Wie lange muss eine Reise dauern, dass der Zunder aufgebraucht wird? (mehrere Monate? Und will man da wirklich aufschreiben: "OK, ich habe gerade ein Feuer angezündet, jetzt habe ich nur noch Zunder für 286 mal Feuer anzünden"?)
- Wie lange dauert die Reise, dass der Feuerstein abgenutzt ist? Mehre Jahre?
Zur "ich habe nur noch die linke Sandale":
Ja, das kann durchaus passieren, dass einem durch einen dummen Zufall die rechte Sandale abhanden kommt.
Aber dieser Fall tritt so selten auf, dass ich es da für wesentlich effektiver halte, wenn sich in diesem Fall Spieler bzw. SL aufschreiben: "linke Sandale fehlt". (Denn, wenn man nur einen kleinen Bogen hat, fällt das auch sofort ins Auge. Wenn man dagegen auf einen Bogen, wo 100+ Einträge stehen, den Eintrag "rechte Sandale" durchstreift, dann wird das doch leicht übersehen.)
Ob der Metallschild nun verbeult ist oder nicht, hat eigentlich nichts mit Inventarlisten zu tun, sondern mit der Frage, ob man Abnutzung von Waffen&Rüstung behandelt oder nicht.
Bei den anderen Sachen sehe ich eigentlich nicht, wie sie im Laufe eines Abenteuers verschwinden sollten.
Eulenspiegel, ich kann dir überhaupt nicht zustimmen. Deine Vorstellung von Rollenspiel ist mir ehrlich gesagt überhaupt nichts. Wenn du würfeln willst, damit dein Charakter einen Gegenstand hat... dann untergräbst du doch die Verbindlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Spielwelt.
Du hattest aber nicht geschrieben: "Ich will eine Methode, mit der man die Nachvollziehbarkeit der Welt hinbekommt."
Du hattest geschrieben: "Ich will eine Methode, die dazu führt, das meine Spieler häufiger improvisieren."
Das sind zwei völlig verschiedene Ansätze.
Wenn jemand gerne improvisieren will, würde ich ihm völlig andere Techniken empfehlen als wenn jemand gerne eine konsistente Spielwelt hinbekommen will.
Das ist genau so, als wenn ich jemanden einen guten Hamburger empfehlen soll und anschließend beschwert sich die Person, dass der empfohlene Hamburger nichts für Vegetarier ist.
Da muss sich die Person schon vorher überlegen: Soll es ein guter Hamburger sein oder ein Hamburger für Vegetarier? Beides zusammen haut nunmal nicht hin.
(Ja, ich weiß: Gleich werden sich wieder die Vegetarier in diesem Forum beschweren. An diese Leute sei aber der Hinweis gerichtet: Ihr haltet vegetarische Hamburger nur deshalb für gut, weil ihr noch nie einen echten guten Hamburger gegessen habt.)Und ebenso, wie man sich entscheiden muss, ob man nun einen guten Hamburger oder einen vegetarischen Hamburger haben will, muss man sich nunmal entscheiden, ob man eine Technik haben will, mit der man die Improvisation der Spieler fördert oder mit der man die Nachvollziehbarkeit der Welt fördert.
(Disclaimer: Dieser Post sagt weder etwas über meine Essgewohnheiten noch über meine Rollenspiel-Vorlieben aus.)
Dann kannst du doch gleich jedem Charakter einen Batman-gürtel umschnallen. Ein Hai greift uns an? Schnell, würfel dir dein Hai-Abwehr-Spray zusammen! Wir müssen einen Dieb schnappen? Schnell, würfel dir dein Thief-Positioning-System zusammen! Wir müssen einen Abgrund überqueren? Schnell, würfel dir deine Instant-Brücke und etwas Wasser zusammen!
Wollen wir mal vergleichen:
Ausrüstungsliste:
- 3 Fackeln, Stahl, Feuerstein & Zunder
- 5 Dosen mit Hai-Abwehr-Spray
- Thief-Positioning System
- 3 Instant-Brücken und 3 Liter Wasser.
- 1 Batman-Gürtel.
Talent Inventar: Würfel mit xW6. (x ist dabei die Höhe deines Talentes. 6en werden hochgewürfelt.)
Du brauchst folgende Mindestwürfe, um etwas zu haben:
- Stahl, Feuerstein&Zunder: MW 2
- Fackeln: MW 3
- Hai-Abwehr Spray: MW 6
- Thief Positioning System: MW 8
- Batman-Gürtel: MW 12
- Instant Brücke mit Wasser: MW 14
(Zu den Mindestwürfen: Ich bin mal von einem Superhelden RPG ausgegangen. Dort halte ich die obigen Werte durchaus für angebracht. Falls du in einem Low-Level RPG bist, würde ich dem Batman-Gürtel und der Instant-Brücke einen Mindestwurf von 50 geben oder gleich verbieten.)Bei einer Ausrüstungsliste hast du immer alles dabei. Wieso sollte man improvisieren, wenn man einen Batman-Gürtel aufgeschrieben hat? Dann benutzt man einfach den Batman-Gürtel und fertig ist?
Wenn du dagegen ein Zufallssystem benutzt, dann kann es passieren, dass du weder eine Fackel, noch einen Batman-Gürtel hast: Dann musst du in beiden Fällen improvisieren.
Das heißt, in Punkto Improvisation schlägt das Zufallssystem das Inventarsystem um Längen.
Falls es dir aber nicht um Improvisation sondern um Nachvollziehbarkeit der Welt geht:
Dort könnte man bestimmten Leuten auch Boni auf gewisse Sachen geben:
- Der Dieb hat einen Bonus +2 auf "Dietrichset".
- Batman hat einen Bonus +9 auf "Batman-Gürtel".
Damit ist es für einfache Superhelden immer noch recht unwahrscheinlich, einen Batman-Gürtel zu bekommen, aber Batman hat fast immer einen Batman-Gürtel. (Und falls mal der seltene Fall eintritt, dass Batman nur 1en und 2en mit seinem Würfelpool würfelt, dann ist halt der seltene Fall eingetreten, dass Batman seinen Gürtel zu Hause vergessen hat. - Finde ich jetzt nicht unrealistisch und bringt den Batman-Spieler dazu, auch mal zu improvisieren.)
Das Zufalls-Inventar ist in Punkto Nachvollziehbarkeit also nur minimal schlechter als die Ausrüstungsliste. (Und in punkto Improvisation übertrifft das Zufallsinventar die Ausrüstungsliste sogar um Längen.)
Nein. Improvisation und Einfallsreichtum entsteht dadurch, dass man als Charakter eine begrenzte Ressource zur Verfügung hat und irgendein Problem lösen muss, das einen davon abhält sein Ziel zu erreichen. Das ist die Beschränkung.
Richtig!
Aber wenn du alles auf deinem Ausrüstungszettel stehen hast, hast du de facto ja alles verfügbar, was du benötigst.
Wiegesagt: Haie stellen kein Problem da, wenn du auf deiner Ausrüstunsgliste "Anti-Hai Spray" stehen hast.
Improvisation entsteht doch erst in dem Augenblick, wo du nach deinem Anti-Hai Spray greifen willst und feststellst: "Verdammt, es ist nicht da. - Ich muss es irgendwo verloren haben." DANN entsteht erst Improvisation. Und die kannst du nunmal durch eine Zufallsliste wesentlich besser hinbekommen, als mit einer Ausrüstungsliste, wo sich jeder gleich 5mal Anti-Hai Spray aufschreibt.
Machen wir das gleiche mal im Low-Level bereich: Die eher klassisch angehauchte Abenteuergruppe steht vor einem Abgrund.
1. Fall: Die Gruppe spielt mit Ausrüstungslisten.
SL: "Ihr steht vor einem Abgrund."
Spieler1: "Ich habe hier auf meinem Bogen ein Seil aufgeschrieben. Ich befestige es an einen Felsvorsprung und seile mich vorsichtig hinab."
SL: "Du siehst hier nirgendwo einen Felsvorsprung."
Spieler1: "Macht nichts. Ich habe mir auch Hämmerchen und Heringe aufgeschrieben. Ich befestige einen Hering im Boden, das Seil am Hering und seile mich dann langsam ab."
LANGWEILIG! Ich kann keinerlei Improvisation erkennen.
2. Fall: Die Gruppe spielt mit Zufallsinventar.
SL: "Ihr steht vor einem Abgrund."
Spieler1: "Mal schaun, ob ich ein Seil dabei habe." *würfelt* "Ja, habe ich. Ich befestige es an einem felsvorsprung und Seile mich hinab."
SL: "Du siehst hier nirgendwo einen Felsvorsprung."
Spieler1: "OK, mal sehen ob ich ein Hämmerchen und Herringe dabei habe, um das Seil zu befestigen." *würfelt* "Mist, daneben. OK, dann müssen wir mal schauen, wie wir sonst noch hinunter kommen."
Die Frage ist, ob man es vorzieht diese Beschränkungen sich selbst aufzuerlegen ("Ich erwürfel mir eine alte Birkenstock-Sandale um den Vulkanausbruch zu stoppen! Damit bin ich dann total gezwungen zu improvisieren. Scheiße was bin ich ein toller Rollenspieler!") oder ob man diese Beschränkungen von "außen" auferlegt bekommt.
Die drei Techniken "Inventar aufschreiben", "Inventar auswürfeln" und "SL legt fest, was plausibel ist", unterscheiden sich in dieser Hinsicht ja nicht:
Alle drei Techniken sind "von außen auferlegt".
Wenn du in einem Rollenspiel vor einer Holztür stehst und den Schlüssel nicht hast, dann musst du dir halt was einfallen lassen wie du trotzdem durch kommst.
Also, wenn es das Haus eines Charakters ist, gehe ich automatisch davon aus, dass er den Schlüssel zu seinem eigenen Haus besitzt. Da lasse ich nicht drauf würfeln und da muss sich der Spieler auch nicht "Hausschlüssel zur eigenen Wohnung" auf das Papier schreiben.
Alles andere wäre Spielergängelung.
Und wenn die SCs vor einem fremden haus stehen, dann haben sie auch keinen Schlüssel. Da darf man weder drauf würfeln noch lasse ich zu, dass ein Spieler sagt: "Schau mal, ich habe 'Schlüssel zu fremden Wohnungen' auf meinem Charbogen stehen."
Hier macht es also keinen Unterschied, welche Technik ich verwende: Die Spieler haben den Schlüssel so oder so nicht.
Nehmen wir doch mal einen interessanteren Fall:
Die Leute stehen vor einer verschlossenen Tür und der Dieb(a) bzw. der Jäger (b) will das Schloss knacken. Die Frage ist nun, ob er einen Dietrich dabei hat.
Es gibt halt drei Techniken für "Beschränkung von außen":
1) Jeder hat das dabei, was für seinen Char plausibel ist.
2) Jeder hat das dabei, was auf seiner Ausrüstungsliste steht.
3) Jeder hat das dabei, was er im entsprechenden Augenblick erwürfelt.
Wollen wir uns dies drei Techniken in dieser konkreten Situation mal anschauen und nach Improvisation und nach Plausibilität untersuchen:
1a)
Dieb: "Ich öffne die Tür mit meinem Dietrich."
SL: "Ja, du bist Dieb und solltest einen Dietrich dabei haben."
Sehr plausibel, aber wenig Improvisation.
1b)
Jäger: "Ich öffne die Tür mit meinem Dietrich."
SL: "Nein, du bist Jäger und hast keinen Dietrich dabei."
Sehr plausibel und anschließend viel Improvisation (wie bekommen wir die Tür dann auf?)
2a)
Dieb: "Ich öffne die Tür mit meinem Dietrich."
SL: "Hast du dir denn einen Dietrich aufgeschrieben?"
Dieb: "Verdammt, ich wusste doch, dass ich etwas vergessen habe."
Jäger: "Hier, nehmt diesen Dietrich werter Dieb. Ich habe mir vorsorglich einen Dietrich aufgeschrieben, für den Fall, dass ihr euren vergesst."
Nicht sehr plausibel und auch keine Improvisation.
2b)
Jäger: "Ich öffne die Tür mit meinem Dietrich."
SL: "Hast du dir denn einen Dietrich aufgeschrieben?"
Jäger: "Ja klar. Das gehört doch zur Standard Abenteurer-Ausrüstung, die sich jeder aufschreiben sollte."
Nicht sehr plausibel und auch wenig Improvisation.
3)
Dieb/Jäger: "Ich öffne die Tür mit meinem Dietrich."
SL: "Hast du denn einen Dietrich?"
*Dieb/Jäger würfelt*
(Dieb schafft den Wurf mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als der Jäger.)
mittelmäßig plausibel und je nach Ausgang des Wurfes entweder viel oder wenig Improvisation.