@ Ranor:
Die Frage ist doch, über was wir hier eigentlich diskutieren? Richtig, über eine Analyse des deutschen Rollenspiel-Marktes. Und zum Markt gehören nun einmal die "großen" Verlage mit dazu.
Naja, der Unterton legt doch deutlich die Behauptung nahe, dass das Hobby Rollenspiel mit „dem Markt“ unterginge. Du selbst schreibst ja: „Und möchte einmal ganz ernsthaft in Frage stellen, dass die Rollenspiellandschaft in Deutschland heute genauso aussehen würde, wenn nicht damals durch Schmidt-Spiele DSA so populär geworden wäre“. Und sorry, das ist mir ein zu viel an „würde“ und „wäre. Wenn das ein Argument sein soll, kannst Du es so, wie es ist, in die Tonne kloppen. Mehr als metaphysisches Rumorakeln ist das nicht.
Aber gut, Du willst über „Markt“ reden?
Dann frage ich mal: Was ist denn „der Markt“? Mal abgesehen davon, dass es sich dabei um etwas sehr subjektiv Wahrgenommenes und Virtuelles handelt … rein abstrakt ist „der Markt“ das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage. Das sind jetzt erstmal mehr oder weniger ganz kommerzielle Kategorien, sprich: Es handelt sich um Rollenspiel
produkte. Und wenn „der Markt“ zu Grunde geht, dann heißt das NICHT, dass das Hobby zu Grunde geht, sondern nur, dass weniger Produkte gekauft werden.
Aber gehen wir noch einen Schritt weiter. „Nachfrage“ bedeutet eigentlich „kaufkräftige Interessen“, denn Leute, die kein Geld haben oder es gar nicht für sowas ausgeben wollen, nehmen nicht am Marktgeschehen teil. Insoweit unterstreicht das nochmals das eben Gesagte. Auf der anderen Seite bedeutet ein „Darniedergehen des Marktes“ aber auch, dass offenbar nicht genügend Interessenten vom Marktangebot angesprochen werden. Wird da vielleicht jemand an der potenziellen Nachfrage vorbeiproduziert haben? Hat da vielleicht jemand gar nicht nachhaltig (!) für Nachfrage gesorgt? Wenn jetzt das Gejammere los geht, könnte ich mich ganz zynisch darauf zurückziehen, dass es vielleicht die bisherigen „Nachfrager“ waren, die dadurch, dass sie jeden Mist gekauft haben, die Produktpaletten in ganz bestimmte Einbahnstraßen lenkten. Klar, wenn dann Käuferschicht „wegbricht“, aus welchen Gründe auch immer, und nichts da ist, was auf irgend eine Art und Weise andere oder neue Nachfrage anzieht … dann ist Ebbe.
Nur noch einmal: Warum soll deshalb das Hobby zu Grunde gehen? Klar, wenn Du keine Regeln mehr kaufen kannst, weil sie nicht mehr für den Markt produziert werden, wird sich das Rollenspiel in seiner Form sicher verändern. Aber erstens bedeutet das nicht „den Untergang“. Und zweitens wird es sich so oder so durch was auch immer verändern können. Allein die Entwicklungen in Sachen Computer und Musik lassen das Rollenspiel heute ganz anders aussehen als noch vor ein paar Jahren. Es gibt also auch ganz andere Einflüsse und Entwicklungspfade.
Außerdem scheint mir diese Jammerei über die schlechte Zukunft des Rollenspiels – des RollenspielMarktes – auch eine verkürzte Marktsicht, die z.B. die Entwicklungen in Sachen Internet total verpennt. Aber gut, dann wirst Du mir sicher kommen mit: Ja, es ist der DEUTSCHE Rollenspielmarkt gemeint.
Wenn du meinst. Ich kann nicht sehen, dass ich so eine Aussage getroffen hätte.
Aha, wie war das mit „So schön wie die ganzen unabhängigen kleinen Systeme auch sind, ohne die Großen ist Schicht im Schacht.“. Aber gut, das Gewäsch von gestern, gelle?
Aber es ist auch nicht komplett von "den Großen" unabhängig. Wie schon gesagt, ich bezweifle, dass noch sonderlich viele von den sowieso nicht sonderlich vielen RPG´lern übrig blieben, würde es "die Großen" nicht mehr geben.
Erstens ziehst Du hier selbst wieder den Schluss, der weg von der „reinen“ Marktbetrachtung führt. Zweitens ist alles irgendwie interdependent. Drittens ist das Hobby vor allem insoweit von „den Großen“ und damit vom Markt (!) abhängig, wie „die Szene“ zu unfähig, zu doof oder aus anderen Umständen heraus nicht in der Lage ist, selbst den A**** hoch zu bekommen. Deshalb hat Dein Argument schon etwas Tautologisches: Denn wenn diese RPGler sich vom Markt abhängig sehen, wird es natürlich (!) weniger von ihnen geben, falls „ihr Angebot“ verschwindet. Auf der anderen Seite ist es klar: Wenn ich nur diese inzestiösen Zustand beflügele, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese kleine Szene „degeneriert“. Nur, unser „Hobby“ besteht vielleicht auch noch aus anderen. Außerdem hat Ein richtig darauf hingewiesen, dass ein RPG faktisch eine „lebenslange“ Investition ist. Das bedeutet konkret: Ist ein Produkt erst einmal draussen, hängt „das Hobby“ nur noch vom eigenen Engagement ab, damit zu spielen. Warum sollte „der Markt“ dann noch eine so große Rolle für mein Rollenspiel spielen? Mein DSA4 wird doch nicht deshalb schlechter, weil sich ein – irgendwann in der Zukunft erscheinendes – DSA5 womöglich schlecht verkauft!
Wie gesagt, Deine Argumentation unterstellt, dass es die überwiegende Mehrzahl an SpielerInnen vom Markt abhängig sind. Mal abgesehen von Utensilien wie Würfel, die Du schlecht selbst machen kannst, halte ich das aber für eine sehr gewagte Spekulation. Jedenfalls wäre es ein ziemliches Armutszeugnis für jene SpielerInnenszene, wenn sie in dem Moment „aufgibt“, in dem es bestimmte Marktsegmente nicht mehr gibt. In dem Fall kann mensch auf solche SpielerInnen gut und gerne verzichten. Es mag sogar ganz gut sein, dass die dann weg sind.
Tot ist das Hobby deshalb aber noch lange nicht! Vielleicht ist es dann sogar lebendiger denn je!
Arbo