Macht das jetzt einen Unterschied, wenn der Würfel ohne Fehler im Material und keine Verschiebung des Schwerpunktes durch Unförmigkeit hat?
Das ist genau der Punkt. Bei einem idealen Würfel fallen alle Seiten mit gleicher Wahrscheinlichkeit, egal was auf ihnen draufsteht.
Bei einem nicht exakten Würfel ist das jedoch anders. Beim W6 versteht man das besser. Vor allem als man Würfel noch per Hand gefertigt hat, waren sie meistens entlang einer Achse deutlich kürzer als entlang der anderen. Deshalb ist der Schwerpunkt entlang dieser Achse tiefer und der Würfel fällt öfter auf die beiden Seiten, durch die diese Achse geht. Deshalb sind die Zahlen traditionell so gewählt, dass die gegenüberliegenden Zahlen die gleiche Summe haben. Dadurch verschiebt sich der Mittelwert nicht. Wenn die eins 10 % zu oft fällt, aber die sechs ebenso, dann ändert sich der Mittelwert des Würfels nicht. Die Verteilung der Zahlen ist verändert sich aber natürlich dennoch.
Beim W20 ist es ähnlich, nur dass hier, weil es mehr Achsen als Dimensionen gibt, immer gleich mehrere Zahlen wahrscheinlicher werden, wenn der Würfel entlang einer Achse verkürzt ist. Solange die gegenüberliegenden Zahlen immer noch die Summe 21 aufweisen, verschiebt es den Mittelwert nicht, aber es kann recht seltsame Wahrscheinlichkeitsverteilungen zur Folge haben (z. B. Ein Würfel, der meistens sehr hoch oder sehr niedrig wirft; oder einer, der immer sehr nahe am Mittelwert 10,5 bleibt). Die unterschiedliche Verteilung der Zahlen (bei Beibehalt der Summe 21), ändert also nur die Verteilung aber nicht den Mittelwert.
Das alles wäre nicht so dramatisch, wenn du mit DSA nicht gerade das System der gruselig komplexen Stochastik gewählt hättest. Da das Talentsystem so unoffensichtliche Wahrscheinlichkeiten hat, wirken sich unideale Würfel deutlich aus. (Nicht, dass mir das wichtig wäre. Schließlich bin ich Rollenspieler und kein Kasino.)
Ein extremes Beispiel wäre eine Talentprobe auf die Zahlenwerte 20/20/3 (Ich weiß, das geht nicht, die extremen Zahlen sollen nur das Problem deutlicher machen.). Je nach Talentwert lohnt sich ein unterschiedlicher Würfel. Hat man einen hohen Talentwert, sollte man für den 3er-Wert einen Würfel wählen, der bevorzugt um 10,5 fällt, denn die 20er schafft man eh und die TaP können dann fast immer ausreichen, um den 3er-Wurf auszugleichen. Hat man einen niedrigen Talentwert, dann werden bei einem solchen Würfel die 3er-Proben stets scheitern, weil man immer nahe an 10,5 bleibt und die TaP nie ausreichen. Dagegen lohnt sich dann ein Würfel, der meistens sehr extrem fällt. Die hohen Würfe wären eh zu hoch zum Ausgleichen gewesen, aber die Probe gelingt in jener Hälfte der Fälle, in der der Würfel außergewöhnlich niedrig wirft.
Also, liebe DSA-Fans, testwürfelt all eure W20 und sucht euch diejenigen raus, die am extremsten und die am ausgeglichensten werfen, und wählt sie nach Bedarf aus! (Und sagt euren SLs nicht, dass ihr diesen Tipp von mir habt.)