Kritisiert wird hauptsächlich, dass es zig verschiedene, zum Teil hochspezialisierte Sozialskills/-talente gibt, man dann aber für häufig vorkommende Standard-Situationen (z.B. jemanden zu belügen oder zu überreden) auf Charisma-Proben zurückgreifen muss, weil es keine passenden Skills/Talente gibt. Unser Schwertmeister sagt schon: Warum sollte ich so spezialisierte Skills lernen, die ich dann doch nie einsetzen kann - und das bei Karma auf Charisma-Checks?
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Ich bin da nach anfänglicher Zustimmung inzwischen wieder ein wenig skeptischer, da das Sozialsystem in ED ziemlich komplex ist und die verschiedenen Fähigkeiten recht gut ineinander greifen. Zum Beispiel First Impression einsetzen, um die Attitude zu erhöhen, um so das Erlangen eines Favors wahrscheinlicher zu machen.
Hinter dem Ganzen steckt ein grundlegendes Problem, das in vielen Systemen auftritt:
Hast du für etwas alltägliches einen skill kommen Leute und fragen, warum man für sowas einen skill braucht. Hast Du keinen skill, kommen Leute und fragen, warum es keinen gibt.
Das liesse sich nur damit lösen, dass im System wirklich alles ein skill ist, und die meisten Systeme machen das nicht. Entweder kann man dann mit einer handvoll skills alles machen (siehe etwa D&D4E) oder man fällt auf allgemeine Fähigkeiten wie zurück (wie bei ED mit Attributsproben und Default Skills).
(Alles mit kreativem Rollenspiel abzuhandeln lasse ich jetzt mal aussen vor, weil das in dem Sinne keine Probleme aufwirft.)
Die ED Lösung ist eigentlich ziemlich gut, Problem ist nur, dass sie kaum wahrgenommen wird, weil alle nur auf Talente etc. schauen. Dabei sollen Talente eigentlich "das Aussergewöhnliche" darstellen, nicht "das Typische".
Dabei verweisen Talente durchaus auf die Interaktionsregeln, viele Spieler bevorzugen es aber, sie direkt zu benutzen.
Am Ende hast Du eine Situation, wo ein SL sagt:
"Ich erlaube unserem Troubadour, First Impression für Interaktion einzusetzen, und unserem Cavalryman sein Karma auf Charisma auch für Interaktion mit NPCs zu benutzen. Warum erhalten die keine Fähigkeiten, die Interaktion erleichtern?"
Wenn sie genau diese Fähigkeiten ja erhalten.
Das Problem ist also, dass etwas nicht benutzt wird, und deswegen ein Mangel wahrgenommen wird.
Und daran ist nicht der Spieler "schuld", sondern der SL. Denn wenn der keine Interaktionsproben verlangt, sondern die Sache anders regelt, fragt sich der Spieler, was er lernen kann, um seinen Charakter auf diesem Gebiet besser zu machen. Oder er fragt sich, warum sein Troubadour eigentlich für nichts gut ist mit seinen ganzen sozialen Fähigkeiten.
Meine Empfehlung also: Interaktionsregeln benutzen. Ich habe damit ziemlich gute Erfahrungen gemacht, und das System ist auch nicht übermäßig kompliziert. Es ist jedenfalls wesentlich einfacher, als wenn man da nun 5-30 Fertigkeiten mit jeweils eigenen Regeln für hätte, verlangt aber, wie immer bei ED, Augenmaß vom SL.
In einigen der neueren und noch kommenden EDC Bücher arbeiten wir ein wenig mehr mit den Interaktionsregeln und haben neue soziale Fähigkeiten, die sich gut von ohnen abgrenzen oder auf sie verweisen (weil die Darstellung des Systems von ED1 an doch etwas schwach war, was halt dazu führte, dass die Interaktionsregeln nicht wahrgenommen wurde).