Autor Thema: [Everway] Die weiße Maske und die Zukunft des Knochengartens  (Gelesen 1574 mal)

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Offline Joerg.D

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Jetzt spielen wir Everway, weil Martin mich nach einer Phase längeren leitens am Stück mal etwas entlasten will. Schon die Charaktererschaffung mal live bei einem Kenner des Systems und guten SL zu erleben ist eine echte Eröffnung gewesen. Ich hatte schon mal Everway gespielt, aber der SL war mies und hatte von dem System im nachhinein gesehen nur wenig Ahnung.

Wir haben von Martin eine hervorragende Einleitung zum System, der Stadt und eine anschließende Erklärung wie man mit den Karten arbeitet erhalten. Dann wurden die Karten auf den Tisch gelegt und wir konnten uns unsere Stärke (Virtue), Schwäche (Fault) und unserer Schicksal (Fate) wählen. Ich habe meine Karten aus dem Haufen gezogen und erhielt The King als Virtue, was für Autorität steht. Als Fault erhielt ich den Lion, der normalerweise für Stärke steht und nun also meine Schwäche darstellt. Ich bin also schwach (für was auch immer). Bei dem Schicksal habe ich dann wieder gezogen und musste erst einmal schlucken, denn ich habe Death gezogen. Martin beruhigte mich dann, das Death ja auch für einen Neuanfang steht.

Anschließend stand das Verteilen der Attribute an. Martin erklärte uns, das 3 das menschliche Mittelmaß sein und wofür die 4 Attribute benötigt würden. Da wir Sphärenreisende wären hätten wir 20 Punkte zum Verteilen. Ich verteilte ich meine Attribute entsprechend meiner ersten groben Charakteridee und packte 6 auf Air, 2 auf Fire, 4 auf Water und 3 auf Earth. Da ich Interesse an der Magie hatte gab mir Martin das Buch und ich konnte sehen, was ich für den jeweiligen Einsatz bekommen würde. Mit 5 Punkte die ich auf Magie packte war ich dort recht begabt.

Anschließend konnten wir unsere Karten ziehen, die uns mehr über unseren Charakter sagten. Timo und Katrin haben sich ihre Sachen entsprechend der Wünsche ausgesucht. Sie waren schon am Suchen in den Karten als Martin die Regeln erklärt hat, was ich persönlich nicht so dolle fand. Ich zog meine 5 Karten und ersetzte zwei Karten die ich nicht deuten konnte durch Neue.

Mit diesen 5 Karten ging dann die Fragerunde los. Jeder erzählte, was die Karten zu bedeuten hätten und wurde von seinen Mitspielern noch gefragt, was einzelne Elemente zu bedeuten hätten. So kamen wir extrem schnell zu sehr farbigen und tiefgründigen Charakteren.

Diese Charaktererschaffung rockt einfach.

Anschließend ging es auch mit dem Abenteuer los. Eine kurze Einführung die schön mit den Hintergründen verwoben war und uns zusammen brachte. Dann ging es zu mir in die Wohnung, dort tauschten wir uns kurz aus und sahen, das wir alle Suchende waren. (Wir sind alle auf der Suche nach Familie, Liebe oder Freunden) Ich hatte kurz vorher von einem Informanten den Tipp bekommen, dass meine verlorene Liebe in der Sphäre mit den Namen Knochengarten ist. Also bot ich den beiden anderen an, das wir dorthin zusammen reisen könnten und sie sich dort auch um ihre persönlichen Suchen kümmern könnten. Ein bisschen Auskundschaften des Weges zum Boot, ein, zwei Karten gezogen um etwas zu bestimmen wenn es wichtig oder knapp war und schon befanden wir uns bei der Insel auf der das Tor zum Knochengarten war.

Hier gab es einen ersten großen Cut und wir beendeten die Session um in 2 Wochen weiter zu spielen. Ich war hellauf begeistert von dem System und brannte auf den nächsten Spieltag.

Der nächste Tag begann auch super. Martin frischte die Beschreibung der Nekropole in der wir uns befanden mit tollen Beschreibungen neu auf und ich konnte mir das alles super vorstellen. Wir machten uns auf den Weg in eine Stadt die wir in der Ferne sahen und wurden von den Bewohnern weitsest gehend ignoriert, da sie uns für Geister hielten. Wie es der Zufall so will zog Martin dann eine gute Karte für uns und wir trafen einen Bauern der nicht so abergläubig war. Er erklärte uns, was in dieser Welt so das Problem wäre und ich prüfte mit meiner Magie ob ich unserem netten Gastgeber helfen konnte. Ich konnte nicht, denn die Karte die ich zog war der umgedrehte Bauer und somit schlecht. Es gab noch die üblichen Unterhaltungen mit den NSCs und untereinander und der Bauer klagte, das ihm seine Ware auf dem Weg zum Markt immer verfaulte. Ich versprach mich am nächsten Tag zu helfen und wir legten uns hin.

Am nächsten Morgen stand ich auf und nach einen äußerst realistisch geschilderten miesen Essen machte ich meinen Zauber auf den Wagen des Bauern. Martin grinste fett, was mir den Schweiß auf die Stirn trieb und wir fuhren los in die Richtung der Stadt und des Marktes. An der Brücke wo sonst alles verfaulte bemerkten wir und der Bauer merkwürdige Veränderungen in dem Muster der Brücke, konnten uns aber keinen abschließenden Reim darauf machen. Die Ware auf den Wagen war nach der Brücke von noch besserer Qualität, da ich als Karte den Creator, der für das Wachstum stand gezogen hatte. Es gab wieder eine farbenfrohe Beschreibung der Gegend durch die wir reisten und dann einen Cut zur Stadt. Dort fielen uns in der Vorstadt viele Zeichnungen einer weißen Maske auf und Kinder die andere Kinder mit einer Maske auf jagten. Je näher wir dem Schoss kamen, desto gründlicher wurden die Grafittis entfernt.

Es gab noch eine schöne Beschreibung der Stadt inklusiver architektonischer Besonderheiten und wir nähten uns dem Palast. Eine merkwürdige Ruhe oder besser gesagt Lethargie rund um den Palast wurde aber trotz unseres Versuches nicht wirklich aufgeklärt.  Nach ein paar Gesprächen und einer Audienz bei der Königin in der wir ihre Tochter und den Sohn kennen lernten gab es eine Einladung für das abendliche Fest zugunsten des Vertrauten der Königin, der eine weiße Maske trug.

In der Ferne über dem See sahen wir eine geisterhafte Stadt, welche sich vor den Mond geschoben hatte. Von dort sollte die Rettung nahen, versprach die Königin. Wir suchten danach nach meiner verschollenen Liebe und bekamen allerlei merkwürdige Infos. Am Abend begaben wir uns auf das Fest und sahen, wie der Sohn der Königin diese bearbeitete, das auf dem Höhepunkt des alle ihre Masken abnehmen sollten. (Es war ein Maskenball zu Ehren des geheimnisvollen Ratgebers). Die Stadt auf dem See wurde indessen immer größer und wir sahen eine schwefelfarbene Wolke zu deren Füßen. Ich sorgte mit meiner Magie dafür, das die Wolke kurz weggeweht wurde und es war kurz eine Straße und ein Reiter zu sehen, der sich auf ihr bewegte.

Ich wurde von einer Frau angesprochen, die mit dem Prinzen gekommen war und sich wegen des merkwürdigen Besuchers sorgte. Auch ein Gespräch mit der Königin brachte keine Besserung. Wieder auf der Terrasse vereinbarten die Frau und ich, gemeinsam gegen den Mann mit der weißen Maske vorzugehen. Sie wirkte eine Illusion, das der Mond an seiner höchsten Stelle stehen würde. (Der Mann mit der Maske hatte für diesen Zeitpunkt eine Überraschung angekündigt) Alle Gäste nahmen die Masken ab und wir forderten den Mann mit der Maske auf dies auch zu tun. Der verhöhnte uns und deutete auf die Tür, wir würden alle bekommen, was wir verdienen. Es passierte nichts, denn die Stellung des Mondes war ja nur eine Illusion. Der Sohn der Königin versuchte den Mann mit der Maske zu erdolchen, doch der floh und sprang trotz meines Versuches ihn mit Magie zu hindern von der Terrasse. Unten kam nur eine Lederrüstung und eine Maske an. (Einige aufmerksame Augen sahen, das die Maske in der Luft hing)

Die Stadt und der Nebel entfernten sich wieder, obwohl der Reiter sich immer noch auf der Straße auf uns zu bewegte. Wir bekamen die Information, das meine Liebe etwas gegen das sterben des Landes unternehmen wollte und der Schlüssel dazu sich unter der Nekropole befinde.
Eine feurige Ansprache von mir verpuffte in der Wut der Königin und wir machten uns auf den Weg zur Nekropole.

Jetzt warte ich auf das nächste Mal.

Fazit: Das System rockt gewaltig und Martin hat einen echt guten Plott. Das ziehen der Karten in Krisensituationen hat sich immer gut angefühlt und die Geschichte wurde gut erzählt. Martin hat als SL sehr gute Charaktere parat gehabt und diese mit überzeugenden Motivationen versehen. Dennoch sehe ich ein paar kleine Probleme, an denen wir Spieler árbeiten müssen.
« Letzte Änderung: 20.01.2009 | 17:19 von Jörg.D »
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Offline Zornhau

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Die Charaktererschaffung bei Everway halte ich für die bezauberndste aller mir bekannten Rollenspiele.

Regelpraxisfrage: Wie seid ihr beim Kartenziehen denn verfahren? - Normalerweise werden die gezogenen Karten ja vom Spielleiter interpretiert (zumindest nach den Regeln). Ich empfand aber die Interpretation durch die Spieler interessanter - außerdem wurden sie so aus der reinen "Zuhörerrolle" herausgeholt.

Offline Joerg.D

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Unterschiedlich.

Mal hat der Martin (der SL) die Karten gedeutet und uns die Karte gezeigt, mal hat er die Karte uns Spielern gezeigt und sie von uns deuten lassen. Er hat uns auch teilweise erlaubt die Karten selber zu ziehen eine lange Leine gelassen, was sie Deutung anging. In ein paar Fällen hat er die Karten auch gezogen und sich gar nicht groß geäußert.

Das fand ich sehr gut!

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Offline MSch

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Schöner Bericht, Jörg!

...
Regelpraxisfrage: Wie seid ihr beim Kartenziehen denn verfahren? - Normalerweise werden die gezogenen Karten ja vom Spielleiter interpretiert (zumindest nach den Regeln). Ich empfand aber die Interpretation durch die Spieler interessanter - außerdem wurden sie so aus der reinen "Zuhörerrolle" herausgeholt.

Ich (als SL) ziehe Karten, wenn die Plasibilitätsabwägung nicht eindeutig ist oder ich mich inspirieren lassen will. Die schaue ich mir in der Regel alleine an und erzähle weiter. Dann gibt es den Fall wo eine offene Klärung von nöten ist (Kampf z.B.) und da ziehe ich dann eigentlich offen und zeige die Karte und interpretiere das dann mit den Spielern zusammen. Bei manchen Aktionen (wenn es eher persönlich ist) darf halt auch der Spieler ziehen, das selber interpretieren und ich schildere dann das Ergebnis.

Das sture der SL zieht und erzählt dann was passiert ist mir zu öde. Außerdem vertraue ich meinen Spielern. Manchmal ist es aber auch einfach nur toll z.B. den Tod oder den Phoenix auf den Tisch zu legen und die Reaktionen der Spieler zu beobachten.

Problematisch würde es nur werden, wenn man z.B. das Fate eines Spielers offen zieht und der weiß, daß es jetzt beginnt für ihn um die Wurst zu gehen. Aber mit souveränen Spielern ist auch das kein Problem.


Ciao,

Martin

Offline Joerg.D

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Du könntest vielleicht noch ein paar Namen und so etwas ergänzen.
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Offline Zornhau

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Ich (als SL) ziehe Karten, wenn die Plasibilitätsabwägung nicht eindeutig ist oder ich mich inspirieren lassen will. Die schaue ich mir in der Regel alleine an und erzähle weiter.
Das mache ich auch so. - Oft auch zur Szenario-Generierung, um die wirkenden Kräfte und die Einflußfaktoren, sowie die Bewegung der jeweiligen Sphäre für mich selbst besser vorbereiten zu können. - Außerdem sind die Karten "Kristallisationskeime" für Ideen, die man ohne diese Initialzündung des Kartenziehens vielleicht nicht bekommen hätte.

Dann gibt es den Fall wo eine offene Klärung von nöten ist (Kampf z.B.) und da ziehe ich dann eigentlich offen und zeige die Karte und interpretiere das dann mit den Spielern zusammen.
Ich lasse den jeweils aktiven Spieler seine Karte in solchen Fällen immer selbst interpretieren (ggf. mit Veto-Recht, falls der Spieler es in meinen Augen überzieht - hier agiere ich als letzte Instanz der Plausibilität der jeweiligen Sphären-Gegebenheiten). Es ist oft so, daß die Spieler Karten weitaus negativer bzw. "dramatischer" für den eigenen Charakter interpretieren, als ich diese getan hätte. Somit bin ich mit dieser Vorgehensweise sehr zufrieden und lasse mich von den Interpretationen der Spieler gerne überraschen.

Das sture der SL zieht und erzählt dann was passiert ist mir zu öde.
Mir auch. Wäre aber RAW.

Problematisch würde es nur werden, wenn man z.B. das Fate eines Spielers offen zieht und der weiß, daß es jetzt beginnt für ihn um die Wurst zu gehen. Aber mit souveränen Spielern ist auch das kein Problem.
Sehe ich weniger problematisch. Man kann sich förmlich die dramatische Musik und die Nahaufnahme des Charakters vorstellen - jetzt geht es um sein Schicksal!

Ich habe übrigens die Vice/Virtue/Fate-Karten auch in meinen Engel-Runden verwendet. Geht bestens. (Das einzige, was mir bei Engel gegenüber Everway wirklich schmerzlich fehlt, sind die Quantitäten, die Everway mit den Elementen und deren Gewichtung bietet.)