Autor Thema: Irrationale Ablehnung neuer Editionen  (Gelesen 50327 mal)

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Offline Falcon

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #250 am: 5.02.2009 | 15:47 »
@Thalamus: Das Spielgefühl wollte ich in "Spielwelt" schon eingeschlossen haben.

eigentlich würde kein vernünftiger Autor ein Spiel bewusst komplizierter machen als nötig
« Letzte Änderung: 5.02.2009 | 20:15 von Maltese Falcon »
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Offline Boba Fett

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #251 am: 5.02.2009 | 15:51 »
Welches RPG hat nicht das Ziel eine Spielwelt möglichst einfach und effektiv in Regeln zu bannen?

Spiele wie Wushu und Primetime Adventures...

Und davon abgesehen sind "möglichst einfach" und "möglichst effektiv" ein sehr subjektiv auslegbares Kriterien, die auch im Widerspruch zueinander liegen können, so dass dann die Entscheidungen auch in "wir wollten es realistisch und deswegen ist es schweinekomplex geworden" rechtfertigen kann. Also nicht wirklich hinreichend als Anforderungsdefinition.
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #252 am: 5.02.2009 | 15:55 »
@Thalamus: Das Spielgefühl wollte ich in "Spielwelt" schon eingeschlossen haben.
Bei dem Punkt versagen aber eben viele Neuedition, weil das Spielgefühl eben geändert wird.

eigentlich würde kein vernünftiger Autor ein Designer bewusst komplizierter machen als nötig
Der Punkt ist, glaube ich, das die wenigsten Rollenspielautoren sich als "Spieldesigner" sehen. Die meisten RPGs werden IMHO immer noch "aus dem Bauch heraus" geschrieben. Man kann dazu stehen wie man will.
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Offline Drudenfusz

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #253 am: 5.02.2009 | 22:07 »
Und beim Rollenspiel werden ja eben die mechanismen geändert. Wenn eine neue Edition ganz ohne änderung des Spielgefühls daherkommt, wird sich auch kaum jemand finden, der dagegen rebelliert.
Natürlich wird auch dann rebeliert, besonders mit der Begründung das es nur Geldschneiderei sei (nebenbei, wer braucht eine neue Edition wenn sich nichts verändert?).
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Offline Dirk Remmecke

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #254 am: 7.02.2009 | 02:39 »
Zitat von: Thalamus Grondak link=topic=45580.msg873019.html#msg873019 date=1233843475

Und beim Rollenspiel werden ja eben die mechanismen geändert. Wenn eine neue Edition ganz ohne änderung des Spielgefühls daherkommt, wird sich auch kaum jemand finden, der dagegen rebelliert.

Natürlich wird auch dann rebeliert, besonders mit der Begründung das es nur Geldschneiderei sei (nebenbei, wer braucht eine neue Edition wenn sich nichts verändert?).

Ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der neue Editionen nicht nur geduldet oder schicksalsergeben hingenommen wurden, sondern heiß erwartet und diskutiert waren.

  • Mitte der Achtziger, in der Frühzeit der (deutschen) Rollenspielszene, sind die Leute freiwillig von Basis-D&D auf das englische AD&D umgestiegen, so sehr war dessen Übersetzung herbeigesehnt.
  • Zwischen DSA, dem Ausbauset und der Zweiten Edition gab es auch eher Begeisterung als Murren.
  • Midgard hat sich mit der zweiten Edition eine mehr als kosmetische Änderung des Regelkerns (und eine professionelle Aufmachung) gegönnt, und ist mit der dritten Edition (und einer weiteren, D&D3 vorweg nehmenden Vereineinheitlichung des Würfelprinzips) im Sog von DSA (Klee war schließlich eine Schmidt-Tochter) in die Kaufhäuser gelangt.
  • MERS hat in der zweiten Edition eine (Trippelschitt-)Annäherung an den gespielten Hintergrund getan.
  • Die durch den Verlagswechsel (Hobby Products --> Citadel/Laurin) nötig gewordene Neuausgabe von Cthulhu hat inhaltlich kaum etwas geändert, hat aber durch die bessere Gestaltung und Lokalisierung CoC in Deutschland überhaupt erst den Weg geebnet (obwohl es da durchaus Geldschneiderei-Vorwürfe gab, aber weniger wegen der neuen Edition an sich, sondern wegen der Zweiteilung des Regelwerkes).
  • Bei den englischsprachigen Produkten ist Talislanta mit jeder Ausgabe besser geworden.
  • Ars Magica 3rd Edition hat das Spiel erst auf den Radar gebracht (und bei einigen alten Hasen durch die True Reason-Regel durchaus Kritik bekommen).
  • Bei Shadowrun zwischen 1 und 2 kann ich mich von meinem Blickwinkel hinter der Ladenkasse (einen anderen habe ich nicht, da ich in der SR-Szene keinen Fuß habe) an keine breite Front der Ablehnung erinnern.
  • Bei der World of Darkness war die Second Edition de facto erst die "richtige", während die erste (Softcover-) Fassung selbst von manchen Fans als öffentlicher Spieltest empfunden wurde (was entweder klaglos hingenommen oder kritisiert wurde; Pathfinder hat daraus gelernt und erklärt dieses Prinzip des aufwändigen Ashcans heute offen und sehr marketingwirksam zum Vorteil).


Vereinfacht kann man sagen, dass ein Spiel immer dann Gegenwind bekam, wenn es sich weit von seinem Regelkern oder Setting entfernt hat:
  • Cyberpunk --> Cybergeneration
  • Dragonlance AD&D --> SAGA (Fifth Age)
  • Star Wars d6 --> d20
  • Star Wars d20 --> SAGA (Proto-4e)
  • oWoD --> nWoD
  • D&D 3.x --> 4e
  • Traveller LBB/MegaTraveller --> Traveller: The New Era
  • Traveller LBB/MegaTraveller/Traveller: The New Era --> T4
    (Zwischen Traveller Classic und MegaTraveller gab es keinen Aufschrei, weil MT den Regelkern sinnvoll erweitert hat; und sowohl Mongoose Traveller als auch T5 werden als willkommene Rückkehr und Wiederverfügbarmachung des Nahezu-Ur-Travellers begrüßt; inwieweit GURPS Traveller und T20 akzeptiert wurden, weiß ich nicht - ich hatte nie das Gefühl, dass sie sich an die Traveller-Gemeinde wendeten, sondern das Setting für die Nutzer der jeweils anderen Systeme erschließen sollten.)

Das ist dann aber keine irrationale Ablehung der neuen Editionen, denn in all diesen Fällen hat sich das Spielgefühl gravierend gewandelt. In manchen Fällen ist es dabei weder besser noch schlechter, sondern schlicht anders (nWoD, 4e).

  • Ein Sonderfall war der Wechsel zwischen AD&D 2 und D&D 3. Hier hat ebenfalls ein erheblicher Einschnitt in den Regelkern stattgefunden (ein Einschnitt, der so stark war, dass man die Charaktere nur unter Problemen konvertieren konnte, was von OD&D zu Basic D&D, BECMI zu AD&D und AD&D 1 zu AD&D 2 sehr wohl möglich war), aber die Neuerungen wurden so exzellent rationalisiert und kommuniziert. während die Spielerschaft ebenfalls exzellent in den Test-(und Marketing!-)Prozess eingebunden wurde, dass ich nur meinen Hut vor Ryan Dancey ziehen kann.
    Als das Spiel erschien, war der Markt so gierig nach dem Ding, dass es nur erfolgreich sein konnte.
    Es half, dass a) die AD&D-Spielerschaft durch TSRs Verwässerung der Marke (Skills & Powers, Storygaming, tausend Kampagnenwelten und lieblose Module) eine wackelige Loyalität hatte, und b) die Third Edition ein wirklich gelungenes Regelwerk war, das alle "heiligen Kühe" (die 6 Attribute, Alzheimer-Magie, Armor Class, Character Classes, Levels, Hit Points) bewahrte und demzufolge mit Fug und Recht Dungeons & Dragons hieß. (Dass die Neuerungen mir zu weit gingen und das Spiel für mich kein D&D-Spielgefühl mehr boten, ist mein Problem. Objektiv muss ich zugestehen, dass es D&D ist.)

    Alles Dinge, die 4e so weit von sich wirft, dass zum ersten Mal Fremdsysteme (The Arcanum, Palladium Fantasy, Midgard 1 - alle AD&D; Midgard 3/4 D&D 3.x) mehr Ähnlichkeit mit D&D haben als die aktuelle Regelversion. Von den OGL-Abarten und Retro-Klonen ganz zu schweigen.
    4e hat die Maßstäbe so sehr verschoben, dass sogar des Pundits F...tA! als legitime 4te Edition von D&D gelten könnte (die 6 Attribute, Character Classes, Levels, Hit Points...), trotz des komplett andersartigen Kampfsystems!

  • Ein weiterer Sonderfall scheint mir DSA zu sein, das mit seinen Spielern mitwächst und an Komplexität gewinnt und bei dem es keine Rolle zu spielen scheint, ob die neue Edition angenommen wird oder nicht. Mir sind etliche DSA-Spieler begegnet, die die vierte Edition zwar haben, aber ihre Charaktere und Kampagnen noch nicht umgestellt haben (und dies auch in absehbarer Zeit nicht vorhaben). Bei DSA scheinen mir Metaplot-Ereignisse eine ähnlich spaltendes Potenzial wie anderswo neue Regeleditionen zu haben, aber ich mag mich irren. Ich habe öfter gehört, dass in einigen Aventurien-Versionen die sieben Gezeichneten oder das Jahr des Feuers nicht metaplotkonform eingetreten sind (wobei die Chance gegeben ist, dass diese Leute dann auch bei DSA 3 geblieben sind).
    Auch wenn es noch Jahre dauert, bis es kommt: Ich bin sehr auf DSA 5 gespannt.

Als einzige wirklich irrationale Ablehnung einer neuen Edition habe ich erlebt:

  • BattleTech --> MechWarrior: Dark Age

Ja, das Plastikminiaturenspiel hat alles verändert und ver-"kiddified" - Regeln, Metaplot, Aussehen der Figuren, Zielgruppe.
Aber die alte Zielgruppe hatte ihr Spiel bereits im Stich gelassen. Die Umsätze an FASA-Quellenbüchern und Ral-Partha-Miniaturen waren so im Keller, dass eine Fortsetzung der Linie wirtschaftlich ü-ber-haupt keinen Sinn machte. Es gab keine Öffentlichkeit mehr, keine Turnierszene, das Spiel war (schein-)tot. Die drei echten Spieler und die tausend Ehemaligen hatten kein Recht, gegen WizKids aufzubrausen. Als Kunden waren sie an ihrem Spiel schon lange nicht mehr interessiert, sie hatten alles in ihrem Schrank, was sie brauchten, wozu sich also gegen eine neue Edition wehren?
Allerdings hat der "Affront" der Kiddie-Version die BattleTecher aus ihren Löchern geholt und mit einer "Jetzt-erst-recht"-Attitüde Classic BattleTech wiederbeleben lassen, ja, die aktuelle (Re-)Edition des Spiels überhaupt ermöglicht. (So hat sich der "Zorn der Gerechten" wenigstens gelohnt.)

Offline Greifenklaue

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #255 am: 7.02.2009 | 02:56 »
Ich ziehe meinen virtuellen Hut, sehr schön formuliert und... natürlich auch umfangreich und umfassend  :d
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #256 am: 7.02.2009 | 05:25 »
Was der Dirk sagt.

Lorom.

Kinshasa Beatboy

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #257 am: 7.02.2009 | 08:03 »
Ich ziehe meinen virtuellen Hut, sehr schön formuliert und... natürlich auch umfangreich und umfassend  :d

Ja, ich schließe mich an. Dirk bringt als neues Argument dankenswerterweise den Umstand, dass bei der Ablehnung neuer Editionen eine zeitliche Komponente wichtig zu sein scheint. Das könnte stimmen.

Die folgende, zentrale Aussage des Posts wird ansonsten vermutlich niemand hier bestreiten:
Das ist dann aber keine irrationale Ablehung der neuen Editionen, denn in all diesen Fällen hat sich das Spielgefühl gravierend gewandelt. In manchen Fällen ist es dabei weder besser noch schlechter, sondern schlicht anders (nWoD, 4e).

Allerdings halte ich die auf das Thema des Threads bezogene Aussage für ziemlichen Blödsinn. Die Ablehnung beispielsweise von D&D4 mag inhaltlich nämlich zwar gut begründbar sein, ist in der Form aber aus meiner Sicht in weiten Teilen vollkommen irrational. Wer das bezweifelt, hat die bisherige Diskussion nach meinem Eindruck entweder nicht verfolgt oder nicht verstanden.

Offline Greifenklaue

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #258 am: 7.02.2009 | 10:32 »
Zitat
Allerdings halte ich die auf das Thema des Threads bezogene Aussage für ziemlichen Blödsinn. Die Ablehnung beispielsweise von D&D4 mag inhaltlich nämlich zwar gut begründbar sein, ist in der Form aber aus meiner Sicht in weiten Teilen vollkommen irrational. Wer das bezweifelt, hat die bisherige Diskussion nach meinem Eindruck entweder nicht verfolgt oder nicht verstanden.
Beim heißen Diskutieren in den verschiedenen Threads ist mir mal wieder bewußt geworden (und habe auch an mehreren Stellen darauf hingewiesen), dass beide Fraktionen oft aneinander vorbei reden.

Der eine vermißt die Freiheit in DnD 4 (und meint _seine_ Freiheit), der andere sagt, dass es in DnD 4.0 für ihn endlich so frei zugeht wie noch nie (und meint auch _seine_ Freiheit). Und beides ist richtig.

Ich glaube, viel liegt daran, dass tatsächlich viel am geänderten Spielgefühl liegt. Für den Kritiker ist diese Kritik daran durchaus rational - auch oft schwer zu begründen wo nun genau der Causus Knacksus liegt, dem Befürworter erschließt sich dieses Argument nicht, empfindet es als irrational.

Da diese Argumente oft auch nicht rein sachlich sondern emotional geprägt sind, ist das ein noch besserer Grund sie als irrational zu empfinden.

(Mal so als neue These: Jede Irrationalität ist letztlich durch rationale Teilprozeße erklärbar...  ~;D)
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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #259 am: 7.02.2009 | 10:43 »
Ich kann nur von meier person sprechen.

Ablehnen tue ich eine neue edition nur dann, wenn sie keinen Mehrwert bietet.

Nehmen wir SR: Für mich waren in der 3.Edition die Regeln alles andere als gut, es gab viele Punkte die mich gewaltig gestört haben.
In der 4Edition wurde es wesentlich mehr so gemacht, wie ich es als gut empfand. Deshalb war für mich ein Mehrwert da.

Bei D&D4 sehe ich dies leider nicht so. Für alles was D&D will, empfand ich die 3.Edition als gut, die 4. bietet mir da nicht wirklich viele Verbesserungen die mich interessieren.

Offline Falcon

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #260 am: 7.02.2009 | 11:20 »
meiner Meinung nach sind es nicht die 6 Attribute und Alzheimer-Magie (muss ich mir merken ;) ), was D&D ausmacht.
Ernsthaft, wäre 4e original 3.5 aber nur mit 4 Attributen und schneller Regeneration (kurz rasten statt 8Stunden schlafen) um die wichtigsten Zauber wieder zu bekommen wäre es nach obiger Argumentation kein D&D mehr.
sorry, ich finde das kurzsichtig und armselig. So verbaut das reaktionäre Pa#$% den Designern natürlich jegliches Recht auf Innovation und Kreativität.
Solche Spieler hat D&D gar nicht verdient.

Wobei die Battletechspieler etwas geleistet haben was ich den 3.5 Nörglern im Leben nicht zutrauen würde. Das war eine große Sache. Zuerst sagten alle "die Firma ist tot? who cares, wir halten das Spiel selber am Leben", was auch geklappt hat. Aber die neue Spielversion DA hat den Stil ziemlich in den Dreck gezogen. Dark Age ist insofern eine Sonderolle, als das Spiel nicht im Kopf stattfindet. Man hat diese ekligen Comic-Plastikfiguren mit Marvelattitüde auf dem Tisch stehen und muss mit ihnen Spielen.
Da mussten die BTler einfach zeigen wie Schwergewichtstabletop aussieht.
Die Zinnfiguren waren immer das A und O an BT. Ich war froh, daß der hiesige Fantasyladen noch BT Figuren führte, die ich fleissig weiter gekauft habe. Auf der SPIEL sowieso.

die zeitliche Komponente könnte daher rühren, daß die alten Editionen einfach wirklich zu SCHLECHT waren, die Spieler hatten Probleme damit das zu spielen, was man ihnen versprach oder es zu schwer war mit den wenigen, abstrakten Regeln etwas zu machen.
Da wars natürlich klar, daß jeder neue Editionen herbeisehnte, die einem alles aus der Hand nahm (den Großteil den Dirk aufzählt geht mit erhöhter Komplexität einher). Ich habe immer noch das Gefühl, daß die Systeme ausnahmslos besser werden (mit viel Luft nach oben), allerdings geht man eher wieder den entschlackten, abstrakten Weg, damit kommen viele hilflose Rollenspieler nicht klar, vor allem, die, die eben vorher nach den komplexen geschriehen haben.
Aus dem Grund werden sich einfach Erzählspiele bei den alten Rollenspielern vermutlich auch nie durchsetzen.
Ausnahmen unter der Spielerschaft bestätigen natürlich die Regel.
« Letzte Änderung: 7.02.2009 | 11:27 von Maltese Falcon »
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Offline Dirk Remmecke

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #261 am: 9.02.2009 | 03:02 »
Ja, ich schließe mich an. Dirk bringt als neues Argument dankenswerterweise den Umstand, dass bei der Ablehnung neuer Editionen eine zeitliche Komponente wichtig zu sein scheint. Das könnte stimmen.

Allerdings halte ich die auf das Thema des Threads bezogene Aussage für ziemlichen Blödsinn. Die Ablehnung beispielsweise von D&D4 mag inhaltlich nämlich zwar gut begründbar sein, ist in der Form aber aus meiner Sicht in weiten Teilen vollkommen irrational. Wer das bezweifelt, hat die bisherige Diskussion nach meinem Eindruck entweder nicht verfolgt oder nicht verstanden.

Commandanté Donner (Greifenklaue?) hat es ganz treffend formuliert. Da die Ablehnung nicht nur auf einer begründbaren, rationalen Ebene passiert, sondern oft auch emotional verwurzelt ist (verletzter Stolz), kann sie sich in kindischem Auftreten ausdrücken.
Der irrationalen Ablehnung steht bisweilen auch ein irrationales Fanboitum gegenüber. Der Beißreflex geht in beide Richtungen.

meiner Meinung nach sind es nicht die 6 Attribute und Alzheimer-Magie (muss ich mir merken ;) ), was D&D ausmacht.
Ernsthaft, wäre 4e original 3.5 aber nur mit 4 Attributen und schneller Regeneration (kurz rasten statt 8Stunden schlafen) um die wichtigsten Zauber wieder zu bekommen wäre es nach obiger Argumentation kein D&D mehr.

Ich halte es doch für nötig, einen Hinweis nachzuschieben: Ich möchte die Bezeichnung "Alzheimer-Magie" auf keinen Fall als despektierlich verstanden wissen. Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen Menschen, die sich in der langen D&D-Geschichte nie an der Spruchmemorisierung gestört haben. Da ich aus der Brettspielecke kam, habe ich sie als Balance wahrendes Regulativ keinen Moment in Frage gestellt, und da ich außerdem die literarische Vorlage kannte, fand ich das Regulativ auch aufs wunderbarste in der gespielten Wirklichkeit begründet.

Quelle:
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Off Topic Kommentar:
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Die Diskussion der Mindestbedingungen, ab denen D&D noch D&D ist, ist ja schon so alt wie das Holmes- oder Moldvay-D&D. Da ist die Grenze sicherlich fließend. Eine Perlenschnur vieler kleiner Schritte mag eine legitime "Evolution" darstellen, selbst wenn zwischen dem Beginn und dem 10. Schritt nur noch wenig Ähnlichkeit besteht (wie zwischen White Box D&D und 4e).

Microlite 20 speckt D&D ab auf drei Attribute und hat ein Magiesystem, das Hit Points verbraucht. Die Stat Lines der Monster sehen immer noch nach D&D aus, tatsächlich kann man D&D-Abenteuer fast jeder Edition mit minimalen Anpassungen mit M20 spielen. Aber das System ist in der Tat kein D&D mehr (auch wegen anderer starker Vereinfachungen).
Es tut ja auch gar nicht so, als ob es D&D sei. Ich schätze es trotzdem so sehr, dass ich es ins Deutsche übersetzt habe und die Printversion verschenke.
Und zuletzt heißt es auch nicht D&D und wird nicht als solches vermarktet.

Ist Schach noch Schach, wenn man den Springer weglässt?
Ist Schach noch Schach, wenn der Springer seine Bewegungsweite würfelt?

Ist Battletech noch Battletech, wenn man es mit Heavy Gear-Figuren auf Heavy Gear-Spielplänen spielt?
Ist Battletech noch Battletech, wenn man es im Macross-Universum spielt? (Wenn die Figuren doch schon da geklaut wurden...)

Zitat
sorry, ich finde das kurzsichtig und armselig. So verbaut das reaktionäre Pa#$% den Designern natürlich jegliches Recht auf Innovation und Kreativität.
Solche Spieler hat D&D gar nicht verdient.

Richtig. D&D(4) hat solche Spieler wie mich nicht verdient, denn es hat nichts getan, sich um mich verdient zu machen. Es hat mich als Kunden nicht mehr umworben, es hat in Nachbars Garten geschielt, wo das Gras grüner und die Äpfel saftiger und der Boden ertragreicher ist.
Kein Problem damit. Aber dann soll es dazu stehen und nicht "ze game, it stays ze same" behaupten.

Manch anderer Verlag war ehrlicher und hat Paradigmen ändernde Versionssprünge unter anderem Namen veröffentlicht:
Hurlements (minimalistisches Prozentsystem mit drei Attributen) -> Chimères (WW-artiges Poolsystem mit w6)
RuneQuest (simulatorisches w100-Skill-System) -> Hero Wars (heroisches w20-Trait-System)


Was ich aber merkwürdig finde: Was unterscheidet das reaktionäre Pack der D&D-Traditionalisten von den Alt-Battletechern, die ihren Designern "jegliches Recht auf Innovation und Kreativität" absprachen und DA aus den gleichen Gründen und mit der gleichen Vehemenz ablehnten wie alte D&D-Hasen heute die Vierte Edition?

Zitat
Wobei die Battletechspieler etwas geleistet haben was ich den 3.5 Nörglern im Leben nicht zutrauen würde. Das war eine große Sache. Zuerst sagten alle "die Firma ist tot? who cares, wir halten das Spiel selber am Leben", was auch geklappt hat. Aber die neue Spielversion DA hat den Stil ziemlich in den Dreck gezogen. Dark Age ist insofern eine Sonderolle, als das Spiel nicht im Kopf stattfindet. Man hat diese ekligen Comic-Plastikfiguren mit Marvelattitüde auf dem Tisch stehen und muss mit ihnen Spielen

Na, faktisch haben die 3.5-Nörgler ihr Ziel doch sogar viel schneller erreicht als die Battletecher. Ihr kollektiver Aufschrei hat Paizo dazu ermutigt, D&D unter einem anderen Namen fortzusetzen. Für sie gibt es nicht einmal einen zeitlichen Bruch, eine Durststrecke, weil es weiterhin Abenteuer und Quellenbücher und nahtlos eine Version 3.75 gibt.

Wenn D&D 4 unter einem anderen Namen erschienen wäre, würde es gar kein so großes Aufheben geben.

Gedankenspiel:
Wäre Earthdawn unter dem Logo "AD&D Third Edition" erschienen, wäre es dann noch D&D gewesen? Gar zu fantastisch? Dabei hat FASA alles getan, um D&D-lern so viele Wiedererkennungswerte wie möglich zu geben. Es war kein Zufall, dass Earthdawn Attribute auf der Skala 3-18 verwendete (auch wenn diese Werte sofort in Die Steps umgerechnet und nie wieder benutzt wurden), dass das Magiesystem mit der Matrix ein Spruchmemorisierungssystem hatte, dass es alle vielflächigen Würfel benutzte, dass es Klassen und Erfahrungsstufen hatte, und der D&D-ismen mehr; ja, Earthdawn hat sich sogar die Mühe gemacht, die D&D-ismen in der Spielwelt zu verankern und rationale Erklärungen für sie zu finden -- und das, obwohl eine Fantasy-Version des Shadowrun-Systems viel mehr Sinn gemacht hätte, stellte ED doch die Vergangenheit von SR dar.
Sicherlich, Earthdawn funktioniert in entscheidenden Details völlig anders als AD&D, aber genau das werfen Kritiker der 4e ja auch vor. Für sie sind die Unterschiede zwischen 3.x und 4e so groß wie zwischen 2nd und Earthdawn. Tiefling -> T'Skrang, Eladrin -> Windling, Dragonborn -> Obsidianer, Points of Light -> Kaer

Hätte TSR damals "das Recht auf Innovation und Kreativität" gehabt, die FASA-Designer zu kaufen und ihre Arbeit als neues D&D zu veröffentlichen? Natürlich, und es wäre - so wie 4e heute - das einzig echte, offizielle D&D gewesen, und - jetzt schaffe ich die Kurve zu Beatboys eigentlichem Thema - die AD&D-Second-Edition-Fans wären in irrationale, wüste Beschimpfungen ausgebrochen, obwohl Earthdawn kein bisschen anders ausgesehen hätte als in der FASA-/SR-Realität.
In Wirklichkeit hat es nur die gemäßigte Palette der Reaktionen ausgelöst: Stirnrunzeln, Ignoranz oder Neugier, und es soll ja sogar AD&D-ler gegeben haben, die die Unterschiede im Kontrast zu D&D zu würdigen wussten und beides gespielt haben. Ohne Grabenkämpfe.

Spieler werden dann unflätig, rabiat und irrational, wenn "ihr" Verlag, dem sie die Treue halten wollen, ihnen die Tür vor der Nase zuschlägt und sagt: ihr zielgruppt nicht mehr.

Ist Battletech noch Battletech, wenn man statt auf Hexfeldern mit Maßbändern spielt und der Gesang von Lynn Minmay mehr Einfluss auf den Schlachtverlauf hat als Salven von Raketen?
« Letzte Änderung: 9.02.2009 | 13:17 von Dirk Remmecke »

Offline Wormys_Queue

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #262 am: 9.02.2009 | 11:14 »
Meine Frage nun: warum ist das so? Weshalb meldet sich in jedem D&D4-Thread irgendeine Pappnase und weist darauf hin, dass das System vollkommen scheiße ist? Wieso ist das auch bei Vampire, Shadowrun und DSA so?

Hab jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, vielleicht war das also schon dabei:

1. Angst vor dem Verlust möglicher Spielgelegenheiten: Neue Editionen führen nicht nur zu einem Aderlass, was die alten Spieler angeht, es führt auch dazu, dass der Nachwuchs für das eigene geliebte System auszutrocknen droht. Höhnische Sprüche von der anderen Seite nach dem Motto: In ein paar Monaten seid ihr Meckerpötte ja eh alle umgestiegen, sind sicher nicht dazu geeignet, diese Sorge zu entkräften.

2. gerade von Dirk Remmecke angesprochen: das Gefühl, aus der Zielgruppe ausgeschlossen worden zu sein. Speziell wenns nicht mal zugegeben wird. Es ist für mich ganz offensichtlich, das bei Editionswechseln gewisse alte Zöpfe ganz bewusst abgeschnitten wurden, auf die manche (z.B. ich) unglaublich viel Wert legen. Statt aber die echte Gründe darzulegen, warum man das gemacht hat, wird dann gerne die typische Karte gezogen, das alte schlechtzureden und von echter qualitativer Verbesserung zu reden, wo man eigentlich einfach nur etwas anders gemacht hat.

3. neigen Rollenspieler wie andere Menschen auch dazu, ihren Geschmack mit objektiver Qualität zu verwechseln. Um eine Aussage über die Qualitätsunterschiede zwischen z.B. D&D 3.5 und D&D 4E treffen zu können, müsste man erstmal festlegen, nach welchen Qualitätskriterien denn geurteilt werden soll. Bereits an diesem Punkt scheitern viele Diskussionen schon im Ansatz. Was auf beiden Seiten zum Gefühl führt, ständig missverstanden oder gar absichtlich missinterpretiert zu werden. Auch das ist der Diskussionskultur alles andere als zuträglich.

4. Fehlende Empathie auf beiden Seiten. Wenn sich ein zeitnotgeplagter 4E-SL darüber freut, dass die Monster viel leichter und schneller gebaut werden können, als das in 3.5 der Fall war, ist es eine saublöde Idee, damit zu konntern,  er sei ein schlechter SL, wenn er zu faul sei, sich diese Mühe zu machen.
  Umgekehrt rum ist es ebenso unklug, den Ärger der Altfans über bestimmte Veränderungen  am System (oder den Spielwelten), einfach mit Sätzen der Marke: "Das war doch eh Müll, gut dass es endlich weg ist." abzutun oder die Relevanz des jeweiligen Punktes abzustreiten.

aktuelles Bsp.: Vancianische Magie ist für mich tatsächlich ein Kernbestandteil von D&D und ihr Ende mit dafür verantwortlich, warum ich auf die 4E so wenig Lust habe. Ich kann durchaus nachvollziehen, wie es zu diesem Verzicht gekommen ist. Aber wenn ich dann hier im Thread dafür den Begriff "Alzheimer-Magie" lese, geht mir natürlich erst mal der Hut hoch. Ich hab die entsprechenden Posts nachgelesen, andere tun das vielleicht nicht, sondern schießen sofort zurück.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds - aktueller Beitrag: If I could turn back time

LöwenHerz

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Re: Irrationale Ablehnung neuer Editionen
« Antwort #263 am: 9.02.2009 | 21:14 »
Dirk Remmeke schreibt, was ich denke...  8]

Ablehnung gab es bei mir das erste Mal bei der DnD 4e... verständlicherweise  >;D