Oh.oh.
Wachstumszwang gilt nur in einem System zwanghaft steigender Renditerwartungen. Vielleicht ist Dir aufgefallen, daß diese angeblich nach oben offene Spirale eben doch einen Endpunkt erreichen kann. Da hat man letzthin das eine oder andere mal in den Nachrichten mitbekommen, oder?
Gerade bei Rollenspielern ist der Endpunkt dank der Werbefaulheit der Verlage noch lange nicht erreicht, wohl aber die Konkurrenz stetig zunimmt. Außerdem dürfte Dir auch bewußt sein, daß WOTC gewinnorientiert arbeitet und aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs auf dem RPG-Markt unbedingt neue Kunden gewinnen muß, wenn das Unternehmen nicht die Sparte schließlich dicht macht (denn RPGs werfen nichts ab im Gegensatz zu Lizenzen für Computer-RPGs und Filmen).
Jetzt kommts: Das richtig dicke Geschäft mach ich mit den zahllosen Zusatzbänden, die ich verticken kann, und die ein System am Laufen halten. Stammkunden (Fanboys) kaufen (fast) alles mit meinem Logo.
Und genau hier gibt es irgendwann einen Endpunkt. Da wird dann jeder weitere Zusatzband als Beutelschneiderei empfunden und die Verkaufszahlen gehen zurück. Irgendwann ist ein RPG halt fertig und dann muß man mit der neuen Edition anfangen.
Wieviele Neukunden muß ich gewinnen, um einen Stammkunden zu erhalten, die bringen nämlich auf lange Sicht das Geld rein? 5 oder 10 oder mehr? Sagen wir mal ich konvertiere jeden 5. zum Rollenspiel, dann heißt das, wenn ich auch nur 10% meiner Fanbase vergraule (ich denke mal, das liegt höher), muß ich 50.000 Neukunden ansprechen....
Das mag bei vielen Produkten der Fall sein, aber bei RPGs sieht das etwas anders aus. Da wird quasi durch die vorige Gruppe vorgegeben, welches Produkt ein neuer SL sich kauft. Also Leute, die aus D&D-Runden kommen, kaufen D&D-Produkte.
Du kannst sowas nur machen - d.h. ein Produkt so umstellen, daß es potentiell Stammkunden verprellt -, wenn Du ein Quasi-Monopol hast, also dem Kunden quasi seine Produktauswahl diktieren kannst ("Klar können Sie sich die Farbe Ihres Autos aussuchen. Solange sie schwarz ist." (Henry Ford)). Mit der OGL hat WotC das Quasi-Monopol auf "D&D-artiges Rollenspiel" aber aufgegeben (das war der größte Schuß ins Knie seit langem), weswegen es jetzt ein Pathfinder gibt.
Ich halte die OGL für eine gute Idee. So kann man Mitspieler aus anderen Systemen zu D&D bringen.
Verkaufszahlen wird es eh kaum geben und wenn Paizo seine Karten gut spielt, dann vertickt WOTC einfach die Rollenspielsparte und macht weiter schön Umsatz über Lizenzen.