Redet doch nicht so viel über Detailregeln. Das, was DSA4 wirklich vorangebracht hat, waren die beschreibenden Vor- und Nachteile. DAS ist das große Plus von DSA4! Die Dinger verdienen mehr Raum und Platz auf dem Charakterbogen, denn sie definieren einen Charakter VIEL besser als alle die Talente und verschiedenen Zauber!
Oh oh oh, da würde ich SEHR aufpassen. Die Vor- und Nachteile sind gerade in Grund, warum DSA4 nicht so gelungen ist. Es fehlt hier jegliche Vergleichsgrundlage (Einhändigkeit gibt 10 GP, Schulden auch), es ist zu viel einfach in einen Topf geworfen worden und was das Hauptproblem ist, dass es dafür Punkte gibt. Wenn das so ist, muss der Nachteil auch beachtet werden, sonst ist das gegen die Regeln. Das macht es dem Meister aber zu ersten schwerer, denn früher konnte man einfach standartisiert sagen "Werf mal auf Totenangst" und zum anderen merkt man einfach, dass das nicht anständig designed worden ist.
Es ist in einem Rollenspielsystem wirklich schwierig Nachteile zu kreieren. Entweder macht man sie als taktisches Element (zB in Siebte See oder in The Shadow of Yesterday) für den Spieler in Eigenregie oder man Verzichtet gleich ganz auf irgendwelche Regeln dazu (wie DnD).
Aber wenn man der Vorstellung anhängt, die Nachteile müssen etwas abbilden und Regeln sein, dann funktioniert das nicht.
Anders gesagt: Ich kann mir Vor- und Nachteile auch geben, indem ich sie als Fluff behalte, mir zwar notiere ("mein Char ist arrogant"), aber sich daraus eben keine regeltechnische Wirkung ergibt. Dann beachte ich sie beim Spiel und dann zeichnen sie meinen Char auch wirklich aus.
DSA4 macht aber daraus Punktespender, die man auch noch für die teuren Professionen unbedingt braucht (weil alle nur gleich viele GP haben). Das Ergebnis ist, dass ca. 80 % aller Chars langweilige Punktenachteile haben (Schulden, Kurzsichtig, Körpergebundene Kraft,...), insbesondere Schulden sind überaus beliebt, bei einigen Professionen sogar Standard. Als zweites Resultat dieser Sache werden auch bevorzugt Nachteile gesucht, die möglichst wenig behindern (Vorurteile: Orks; Gesucht in Al'Anfa, wenn in Nordaventurien gespielt wird).
Und letztendlich ist das nun auch nicht sowas bahnbrechend neues.
Unsere DSA3 Gruppe hat es, ganz ohne DSA4 Nachteile geschafft (und wir waren damals sogar Anfänger) der Spielfigur einen Charakter zu verleihen. Da mochte der Krieger keine Echsen ganz von sich aus, der Novadi war stolz und brachte sich dadurch in Gefahr usw.
Das alles ging wunderbar über Fluff und dazu hat DSA auch immer ermutigt (erinnert euch an die "Die Rolle des..."-Texte).
---
Wirklich gut an DSA4 sind 3 Dinge:
- Unterteilung der Talente in Basis und Spezial. Der Ansatz ist zumindest gut, denn früher hatte man einfach zuviele negative Talente auf dem Bogen stehen. Zwar hat man bei den Spezialtalenten wieder die Kurve nicht gekriegt (Galanterie, Kapellmeister...), aber der Ansatz ist schon mal gut.
- Die Möglichkeit abzuleiten, insbesondere bei Kampftalenten interessant, damit der Schwertkämpfer bei einer Axt nicht total versagt.
- Endlich festgelegte Schwierigkeiten für die Talentprobe. Früher gab es keine Anhaltspunkte, was denn nun eine Klettern+5 Probe sein könnte und es herrschte Willkür. Die Proben wurden auch immer schwerer, je besser man wurde.