Seit Mitte letzten Jahres besitze ich ein
Amazon Kindle, und ich denke, daß solche Lesegeräte für elektronische Bücher mittel- und langfristig einen größeren Einfluss auf Rollenspielbücher und -verläge haben werden.
Leider ist das Kindle für die Darstellung von Rollenspielbüchern wenig geeignet, da es PDFs nicht darstellen kann. Es ist zwar möglich, PDFs mit kostenloser Software zu konvertieren, aber das Endresultat ist nicht immer gut. Reine Textabschnitte sind zwar im Allgemeinen in Ordnung, aber Tabellen werden nicht richtig umgesetzt, und komplexere Layouttricks werden auch nicht immer richtig erkannt. Zur Zeit gibt es nur ein Lesegerät, das PDFs in Originalgröße darstellen kann - das
iLiad, welches aber leider ziemlich teuer ist. Nächstes Jahr soll allerdings ein billigeres Gerät von
Plastic Logic herauskommen, was ich mir wahrscheinlich zulegen werde.
Das heisst allerdings nicht, daß das Kindle nutzlos für meine Rollenspielaktivitäten wäre. Ich habe ein paar Perl-skripte entwickelt, mit denen ich es geschafft habe, diverse Webseiten (vor allem Wikis) in Ebooks umzuwandeln, die vom Kindle gelesen werden können - inklusive funktionierender interner Hyperlinks. Neben der
TV Tropes Wiki habe ich das unter anderem mit der
Wiki meiner Kampagnenwelt gemacht. Dies ist für die Entwicklung dieser Welt sehr nützlich - ich kann sie überall mit hin schleppen, und mit der Tastatur des Kindles Kommentare einfügen, falls mir spontane Ideen kommen - und diese Ideen dann später genauer ins Wiki eintragen (ich mache mir damit auch Notizen in anderen Büchern, die ich auf dem Gerät habe - und inzwischen sind da über 150 einzelne Dokumente drauf...).
Aber das sind erst einmal Spielereien, die nicht wirklich im größeren Umfang übertragbar sind. Interessant wird das Ganze dann, wenn PDF-kompatible Lesegeräte erst einmal billig genug sind, um von der breiten Masse akzeptiert zu werden (sagen wir mal, so um die €100).
Dann werden solche Geräte auch unter Rollenspielern sehr populär werden. Klar, das Grundregelwerk kauft man sich lieber in der gedruckten Version, da man es häufiger am Tisch herumreicht. Aber mit solchen Geräten kann man getrost die meisten Quellenbücher auch in elektronischer Form kaufen. Meine gesammelten Exalted-Quellenbücher z.B. passen schon lange nicht mehr in meinen Rucksack...
Ein typisches Quellenbuch hat in PDF-Form einen Umfang von 10 MB oder weniger. Und es gibt bereits heute SD-Speicherkarten für 16 GB. Das heißt, das man in so ein Lesegerät leicht 1600 Rollenspielbücher packen könnte - und sowohl beim Rollenspiel als auch beim Urlaub könnte man sie immer mit dabei haben!
In den USA bieten fast alle Rollenspielverlage ihre Bücher auch in elektronischer Form an. Manche bringen inzwischen sogar die Mehrheit ihrer Veröffentlichungen als PDFs heraus (z.B. Steve Jackson Games). Ich beobachte die deutsche Rollenspielszene zwar nicht so genau, aber hier scheinen die deutschen Verlage etwas hinterher zu hinken (ich würde sehr gerne die deutschen Call of Cthulhu-Publikationen als PDFs haben...). Langfristig wird sich aber auch hier der Drang zu Ebooks verstärken.
Was meint Ihr dazu? Haben unter Euch auch einige vor, sich solche Lesegeräte zuzulegen (sobald sie in Deutschland erhältlich sind)?